Dieses Mediabook stellt leider meinen größten Fehlkauf der letzten Wochen dar. Aber erstmal zu den technischen Aspekten:
Verpackung:
Das Mediabook ist wirklich sehr schön geworden. Das Cover ist sehr freizügig und hart geraten, was den Fans aber sicher eher gefällt als abstößt. Der Buch-Anteil ist sehr informativ geraten, es gibt einen schönen Informationstext über die Filmographie und Biographie Ittenbachs selbst als auch einen großen Zensur-Teil, der mit Unterstützung von der Website Schnittberichte.com die Schnitte der deutschen Verkaufsfassung aufzeigt. Die Aufmachung stellt vollkommen zufrieden und einen echten Hingucker im Regal dar!
Bild:
Im Vergleich zu den vorherigen Produktionen von Ittenbach ist hier schon eine deutliche Steigerung erkennbar. Im Gegensatz zu den anderen Bewertungen hier fand ich das Bild erstaunlich gut - Man sieht dem Film natürlich sofort an, dass es sich hier immer noch um eine Amateur-Produktion handelt, viele Close-Ups können aber doch mit sehr guter Schärfe aufwarten. Absolut gesehen reicht es trotzdem nur für 3 Punkte, da viele Aufnahmen stark verrauscht sind und der für solche Produktionen typische Soap-Effekt leider viel Film-Flair nimmt. Vor dem Hintergrund des Budgets und Genres kann man aber eigentlich sehr zufrieden mit der bildtechnischen Umsetzung sein.
Ton:
Hier kann ich leider nur von einer Enttäuschung berichten: Die Umgebungsgeräusche sind oft viel zu laut abgemischt, sodass die Stimmen oft schwer verständlich sind. In einigen Szenen tritt der Raumhall zu laut hervor, in anderen sind Störgeräusche in Form von Rauschen so laut, dass es anstrengend wird, sich auf die Stimmen zu konzentrieren. Höhepunkte kann die Tonspur auch keine aufweisen, wuchtige Effekte fehlen komplett. Da kann man leider nichts schönreden, hier wäre sicher mehr drin gewesen.
Film:
Ich habe bis jetzt eigentlich alle Ittenbach-Filme verfolgt und wusste somit also, worauf ich mich hier einlasse. Seine Filme waren schon immer sehr klar dem Splatter-Genre zuzuordnen, die Handlung rückt also gewollt in den Hintergrund, es geht eigentlich nur um die Gestaltung der Gewaltorgien und somit der Effekte. Diese sind auch, wie immer, sehr beeindruckend umgesetzt. Gerade, wenn man bedenkt, dass es sich hier immer noch um Handarbeit und nicht um CGI handelt, muss man Ittenbach nach wie vor zugestehen, dass er sich seinen Filmen mit Hingabe und Mühe widmet. Das hat für mich bei seinem meisten anderen Filmen eigentlich auch immer funktioniert, ich wurde gut unterhalten. Das Problem, das bei "No Reason" nun aber auftritt, ist die Tatsache, dass anscheinend versucht wird, doch mehr Wert auf Handlung und eventuell sogar tieferen Sinn zu legen. Das ist unter den gegebenen Voraussetzungen aber fast schon zum Scheitern prädestiniert: Die schauspielerischen Leistungen sind gefühlt nochmal deutlich schlechter als in den direkten Vorgänger-Werken, die Anzahl der Dialog-Szenen ist aber merkbar angestiegen. So passiert in den ersten 25 Minuten des sowieso nur 74 Minuten langen Films erstmal gar nichts, ich tat mich dabei sehr schwer, den dümmlichen und aufgesetzten Dialog-Szenen zu folgen. Die Erzähl-Struktur ist dabei so schwach, dass man wirklich Schwierigkeiten hat, dem Geschehen zu folgen bzw. einen Sinn darin zu erkennen. Die Gore-Szenen, die dem langen Auftakt folgen, sind erwartungsgemäß hart und gut ausgearbeitet, entsprechen also den Erwartungen, die man an einen Ittenbach-Film hat. Doch auch hier wird zwischendurch verzweifelt versucht, dem Ganzen künstlich Sinn und Anspruch aufzudrücken. Die Auflösung oder der Twist, wenn man das denn so nennen kann, ist lächerlich vorhersehbar und wurde woanders schon zig mal besser abgekupfert. Bei all diesen neuen Elementen versagt der Film leider auf ganzer Linie und trübt den Gesamteindruck doch sehr stark.
Zusammenfassend möchte ich hier also sagen, dass Ittenbach wohl versucht hat, seinen Splatter-Werken mehr Handlung und Sinn einzuflößen, was aber sowohl bei der Idee an sich, vor allem aber an der schauspielerischen und erzähl-technischen Umsetzung komplett scheitert und den Film so insgesamt stark abwertet. Für mich war der Film insgesamt so schlecht, dass ihn sogar das wirklich sehr toll gemachte Mediabook nicht retten kann und ich es wieder aus meiner Sammlung entfernen werde. Sehr schade!
bewertet am 08.03.12 um 17:37