Reiche Oberschicht baut sich ein eigenes Refugium, um sich von der armen Masse abzukoppeln und im Luxus zu schwelgen. Dieses Prinzip ist wahrlich nicht neu. Filme wie Metropolis, Dark Planet und Immortal haben diese Oberschicht – Unterschicht Thematik schon abgearbeitet, auch die Tribute von Panem Reihe steht ganz im Zeichen vom Kampf zwischen Arm und Reich. District 9 Regisseur Neill Bloomkamp kreiert mit seinem zweiten Film „Elysium“ nun ein ganz ähnliches Szenario.
Wir schreiben das Jahr 2154. Die Erde ist überbevölkert und die Ressourcen sind aufgebraucht. Krankheiten und Gewalt sind an der Tagesordnung. Im Weltall existiert allerdings eine Konklave der Reichen und Mächtigen in Form einer riesigen Raumstation, genannt Elysium. Die Reichen und Privilegierten können sich mit Hilfe von hoch entwickelten medizinischen Geräten jederzeit selbst heilen, egal welche Krankheit vorliegt. Desöfteren versuchen Menschen von der Erde aus nach Elysium zu gelangen, was jedoch von Verteidigungsministerin Delacourt, gespielt von Jodie Foster, verhindert werden kann.
Max DeCosta, gespielt von Matt Damon, arbeitet auf der Erde in einer Roboterfabrik. Aufgrund eines Unfalls wird er während seiner Arbeit radioaktiv verstrahlt und hat noch fünf Tage zu leben. Die Maschinen auf Elysium sind also seine einzige Rettung. Zu diesem Zweck stellt er sich in den Dienst des Rebellen Spider, der als Gegenleistung die Daten eines Privilegierten fordert, der öfter die Erde besucht. Gemeint ist DeCostas Arbeitgeber John Carlyle, dargestellt von William Fichtner. Verhindert werden soll das Ganze von einem Söldner namens Kruger, der im Dienst von Delacourt steht, da sie ihm als Erfolgsprämie die Rückkehr nach Elysium verspricht.
Der Grundkonflikt des Filmes wird also schnell deutlich. Die minder Privilegierten versuchen in das Territorium der Privilegierten einzudringen. Das kommt einem irgendwie bekannt vor. Neill Bloomkamp hat sich von einem Grenzaufenthalt zwischen Mexiko und den USA inspirieren lassen, bei dem er und sein Freund mitten in den mexikanischen Slums ausgesetzt wurden. Das Leid auf der einen und der Überfluss auf der anderen Seite haben ihn nachhaltig geprägt, berichtet er. In seinem ersten Werk „District 9“ war der Konflikt ebenfalls vorhanden, da jedoch umgekehrt. Das Thema ist dem Zuschauer also schon weitestgehend geläufig, jetzt wird es Zeit über die Umsetzung zu sprechen.
Bloomkamp erfindet das Genre mit Elysium nicht wirklich neu, sondern mixt Altbewehrtes mit ein paar neuen Ideen. Der Handlungsverlauf lässt leider zu fast keinem Zeitpunkt Spannung aufkommen. Die Handlung steuert unwillkürlich auf ein Ende hin, dass dem Zuschauer schon ab der Hälfte des Filmes klar wird. Wenn die Handlung schon nicht viel hergibt sollten wenigstens die Charaktere interessant gezeichnet sein, doch auch hier reißt „Elysium“ wahrlich keine Bäume aus. Die Figuren sind zu sehr auf schwarz weiß getrimmt, um sie wirklich ernst zu nehmen. Zwar sind die Darstellerleistungen souverän, aber eine wirkliche emotionale Bindung an eine Figur will sich nicht einstellen. Einzig der Rebell Spider sorgt mit seiner etwas wirren Art für ein paar kleine Schmunzler, er wirkt weitaus authentischer als Max DeCosta. Woran Elysium allerdings wirklich krankt, lässt sich mit einem Blick auf die Filmlänge erklären. Mit 109 Minuten ist der Film deutlich zu kurz geraten, da er viele Sachen einfach als gegeben darstellt und desöfteren zu unlogischen Szenen tendiert. Beispielsweise wird nicht erklärt, wie es zur Entstehung von Elysium kam oder wie die medizinischen Gerätschaften dort funktionieren.
Zur Logik der Handlung ein kurzes Beispiel: Elysium ist das Paradies im All. Alle wollen dort leben. Der Logik nach müsste Elysium also über ein ausgeklügeltes System an Verteidigungsanlagen besitzen, um mögliche illegale Besucher von Erde abzuwehren. Diese fehlen allerdings oder sind nur rudimentär vorhanden.
Als Zuschauer wird man wahrscheinlich vom Filmplakat zum Besuch des Films animiert. Trägt Matt Damon doch dort ein technisch anmutendes Exosskellet mit einem Gehirnchip. Dumm nur, dass fast 80% seiner Gegner die gleichen Cyborgerweiterungen haben, die auch noch besser sind. Das macht DeCosta nur zu einem weiteren Rebell ohne wirkliche spezielle Kräfte.
Ein Pluspunkt den der Film verzeichnen kann, sind die spektakulären Bilder. Die Raumstation Elysium sieht fantastisch aus und die Actionszenen sind sehr gelungen. Es sind die kleinen neuen Aspekte, wie die Cyborgerweiterungen, das Aussehen der Raumstation und die Dystopie an sich, die Elysium dann doch zu einem ganz passablen Film machen. Wer keine hohen Ansprüche an die Handlung hat und Brüche in der Logik hinnimmt, der kann ruhig einen Blick auf Elysium riskieren. Wer einen grandiosen und bombastischen Science Fiction /Dystopie Thriller mit subtiler Botschaft erwartet und auf Handlung abseits von 0815 steht, der kann Elysium bedenkenlos liegenlassen.
bewertet am 25.03.14 um 14:27