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Robert Downey Jr. schafft den Sprung vom Superhelden (Iron Man) zum Superhirn ohne Probleme, mit seiner entspannten Art und seinen originellen Marotten. Der Reboot des ehrwürdigen Meisterdetektivs gelang Ritchie ganz gut. Ohne seine typischen, auf Hochglanz und maximale visuelle Wirkung polierter Stil, wie man es aus "Bube, Dame, König, grAs" oder "Snatch - Schweine und Diamanten" kennt, besonders hätte leiden müssen. So ist die Zeit vielleicht eine andere und es gibt auch nicht so viele Gewaltexzesse, wegen der jugendfreundlichen Altersfreigabe. Doch Ritchies kraftvolle und humoristische Londoner Gangster-Punk-Flair ist dennoch unverkennbar. Nach einem Drehbuch von Anthony Peckham (Invictus), Simon Kinberg (Mr. & Mrs. Smith) und Michael Robert Johnson haben Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes samt getreuem Sidekick Dr. Watson (der in Gestalt von Jude Law eine im Vergleich zu früheren Leinwandinkarnationen der zumeist beleibten Figur eine unverkennbare Schönheitsspritze verpasst bekommen hat) einen komplizierten Fall zu lösen, der mehrere Morde, schwarze Magie, eine geheimnisvolle Bruderschaft, mysteriöse wissenschaftliche Errungenschaften und einen möglichen Terroranschlag auf das britische Parlament involviert. Den spektakulären Auftakt bildet eine dem Rest des Films angemessene, Martial-Arts-angereicherte Auseinandersetzung, bei der Holmes und Watson ein Menschenopfer bei einer schwarzen Messe vereiteln. Dies führt zur Verhaftung und späteren Hinrichtung von Lord Blackwood (Mark Strong aus "RocknRolla" stark als Bösewicht mit unverkennbarem Herrenmenschen-Touch). Doch wie er Holmes zuvor ankündigte, steht der verwegene Okkultist von den Toten wieder auf und begeht weitere trickreiche und scheinbar magische Morde. Eine zusätzliche Komplikation ergibt sich, als Irene Adler (Rachel McAdams aus "Die Frau des Zeitreisenden"), eine ausgefuchste Kriminelle und alte Flamme Holmes, im Auftrag eines schleierhaften Unbekannten ebenfalls auf den Plan tritt. Doch ein Genie wie Holmes behält den Durchblick, selbst wenn es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint.
Die Spur führt durch die besten Häuser, vorrangig aber die verdreckte Unterwelt des industriellen London Ende des 19. Jahrhunderts, das mit fabelhaften Sets zum Leben erweckt wurde. Auch die Kostüme tragen hervorragend dazu bei, bei allem Bemühen um zeitgemäße Unterhaltung die damalige Epoche heraufzubeschwören. Der eindringliche Score von Hans Zimmer bietet die passende Klanguntermalung für das kurzweilige Krimiabenteuer, bei dem sich solide Spannung und aufwändige Action die Waage halten. Als größter Pluspunkt erweist sich jedoch Downey Jr., der die Titelrolle des exzentrischen Superdetektivs facettenreich zu realisieren versteht - er ist tatsächlich ein Holmes, wie man ihn so noch nie zuvor auf der Leinwand gesehen hat. Zudem verbindet ihn mit Law eine ausgezeichnete Buddy-Chemie, worauf auch eine gute Portion des Humors beruht - man merkt, dass es sich um eine Produktion von Joel Silver handelt, der in diesem Bereich vor mehr als 20 Jahren mit "Lethal Weapon" unschätzbare Basisarbeit geleistet hat, die sich auch jetzt wieder auszahlt. Es bedarf nicht des scharfen Verstands eines Sherlock Holmes, um zu wissen, dass eine neue Blockbuster-Franchise garantiert ist.
bewertet am 27.12.11 um 06:36