Tenet:
Wenn man sich einen Nolan Film ansieht, weiss man so langsam worauf man sich einlässt. Ich mag den Begriff Mindfuck nicht wirklich. Besonders nicht bei Streifen aus dem Hause Nolan. Der Begriff Mindfuck wird den intelligenten Plots seiner Filme einfach nicht gerecht. Ein anderes Wort fällt mir bei Tenet allerdings nicht ein. Selten hat mir der Kopf so geraucht, auf eine gute Art und Weise, wie bei Nolans neustem Werk. Da wird unsere Vorstellungen von der Zeit, die linear verläuft, kurzerhand ad absurdum geführt. Wenn sich die Charaktere vorwärts bewegen, aber irgendwie auch rückwärts, die Umgebung abläuft als würde man eine VHS zurückspulen, kann schon der ein oder andere Schwall Rauch aus den Ohren steigen. Visuell ist das ganze natürlich wieder, typisch von Nolan, aller erste Sahne. Sehr viel handgemachte Effekte, ohne viel CGI Schnick Schnack, lassen einem das ein oder andere Mal, die Kinnlade runterfallen. Zum optischen Part gesellt sich ein bis ins Mark dringender Score, der dieses mal zwar nicht von Hans Zimmer komponiert wurde, aber nicht weniger wuchtig und genial über die Lautsprecher brettert. Tenet ist Nolans kompliziertester Film. Das ist für mich Fakt. Jedoch auch der erste, aber kleine Kritikpunkt. Wenn er bei Filmen wie Inception, Prestige oder Interstellar, die Balance das ganze noch zu verstehen, perfekt hält, schlittert Tenet an der Grenze eines riesigen Fragezeichens vorbei. Zwar wird einem im Laufe des Films einiges klar und wird stimmig, aber die ein oder andere Frage bleibt dennoch offen. Auch wenn es wieder die herrlichen Nolan "Ahaaaaaa" Momente gibt, merkt man trotzdem, dass sein Bruder Jonathan das Drehbuch nicht geschrieben hat, sondern Christopher selbst. Damit kommen wir zu meinem größten Kritikpunkt. Wie in Interstellar oder Inception, fehlt mir die Emotionale Erdung. Die Bindung zu den Charakteren, die einem den Film fühlen lassen. Bei solch komplizierten Stoff wie Tenet, ist dies einfach notwendig, um die menschliche Komponente abzubekommen. Tenet ist in dieser Hinsicht etwas kühl geraten. Schon bei Dunkirk hat nur Nolan selbst das Drehbuch geschrieben, aber dort war die Geschichte an sich emotional und reisst den Zuschauer mit. Tenet hat auch eine persönliche und emotionale Komponente, aber diese bezieht sich nicht direkt auf den Hauptcharakter und ist nicht so gut ausgereift wie z.B. die Beziehung von Cooper zu seinen Kindern in Interstellar, die einem zu Tränen rührt. Somit hat man nach Tenet auf jeden Fall gelernt dass ein vollkommener Nolan Film nur komplett funktioniert, wenn Christopher und Jonathan zusammenarbeiten. Aber all das ist Kritik auf hohem Niveau. Denn Tenet ist von Minute 1 bis 150 durch und durch ein Erlebnis sondergleichen, wenn auch streckenweise sehr sperrig und kompliziert. Der ein oder andere benutzt sicherlich das Wort "Verzettelt". So weit gehe ich bei Tenet aber nicht. Bei Nolan kann ich genau diese Punkte sogar irgendwie genießen. 5 von 5 Punkte, oder - 5 bis + 5 Punkte, bzw + 5 bis - 5 Punkte......ja genau xD
Kurz noch zum Steelbook selbst. Sicherlich kein Steel des Jahres, aber auch kein lieblos auf den Markt geschmissenes Produkt. Für 30€ hätte ich mir eventuell noch eine Prägung gewünscht, aber ich wurde schon wesentlich mehr enttäuscht, als bei diesem Steelbook. Zudem passt es perfekt in meine Nolan Steelbook Sammlung. Nur Following fehlt noch als Steelbook, oder zumindestens schon mal überhaupt als Blu-ray.
Bild und Ton sind keine Referenz, aber machen absolut Spaß.
bewertet am 21.12.20 um 01:26