BD-Review #15: The Fountain
6. August 2010Wer will schon gerne sterben? In “The Fountain” zeigt Regisseur Darren Aronofsky erstaunlich unterschiedliche Ansätze, wie man sich dieser Frage stellen kann, obwohl doch alle auf der gleichen mythischen Grundlage beruhen.
Details:
Sprachen | Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DTS HD MA 5.1) |
Untertitel | Deutsch |
Bildformat | 1080p HD-Widescreen, 1.85:1 |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Länge | 97 Minuten |
Extramaterial |
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Film (5/5):
16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.
21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu besiegen.
26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach Antworten auf die letzten Fragen.
Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen Zeitwechseln - keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet, auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). In der Überzeugung, daß der Tod letztlich auch nur eine Krankheit sei, forscht Tommy fieberhaft nach Mitteln, um seine Frau vom Tumor zu befreien und darüber hinaus auch den Tod zu besiegen. Izzi begegnet ihrem Schicksal anders: Durch ihre Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um die Welt zu erschaffen und aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den Maya.
Genau diesen Baum sucht Konquistador Thomas fünf Jahrhunderte früher und begegnet auf seiner Suche dem Bewahrer eines großen Geheimnisses. Antworten auf die Fragen, die sich um dieses Geheimnis ranken, sucht auch der zukünftige Tom, der sich in einem durchsichtigen, "ökosphärischen" Raumschiff auf der Reise nach Xibalba befindet, ein Nebel um einen sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird naturgemäß nicht beantwortet.
Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden, denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben) begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein typisches Stilmittel dieses Regisseurs.
Die schauspielerischen Leistungen sind zudem exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr gut gelungen ist.
Bild (3,5/5):
Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen Charakter mancher Szenen paßt. Das wird deutlich etwa in den Einstellungen, in denen Konquistador Tomas sich aus dem dunkleren Säulengang des Palastes heraus auf seine Königin zubewegt, die in hellem Licht und glänzender Kleidung erscheint. Auch in vielen Szenen aus der Zukunft läßt sich dies beobachten, wenn Toms Raumschiff dem Nebel entgegenstrebt. Nur in den dunkleren Passagen des Films, so zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die Mayas, vermißt man wirklich ein schärferes Bild, hier gehen Details wie etwa das Gehölz am Boden verloren, was auch den eher schlechten Schwarzwert illustriert. Hier ein entsprechender nicht-skalierter Bildausschnitt:
Ton (3,5/5):
In diesem nicht gerade actionlastigen Film wird an Surroundeffekten gespart, alle Dialoge sind allerdings sehr gut aufgelöst und verständlich. Zudem fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint Mansell komponiert) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei beim Vorgänger „Requiem for a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente, diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band Mogwai.
Die deutsche Synchronisation klingt etwas flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt. Schade, denn bei diesem eher kryptischen Machwerk hätte man den Beteiligten gerne zugehört.
Extras (4/5):
Umfangreiches Material erwartet alle Neugierigen. In mehreren Interviews und dem Making of erfährt man etwa mehr darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor Aronofskys Haus campiert hätte. Spezielle Erwähnung findet auch das Wie und Warum der verwendeten Lichttechnik. Ein viertelstündiger Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein, sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen, unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten beschränkt sich das Bonusmaterial mit Ausnahme des Kinotrailers wieder mal auf die Standardauflösung. Aber selbst mit den zahlreichen Extras werden die offenen Fragen des Zuschauers nicht gelöst. Das lag jedoch auch wohl kaum in der Absicht Aronofskys.
Eigentlich keine Erwähnung finden sollte das "Angebot" von Kinowelt via BD-Live. Das ist nicht wirklich deren Ernst, oder? Siehe hier:
BD-Kaufbewertung (***/***):
Eigentlich ein eher "europäischer" Film, mit dem sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen Betrachtungen. Die Altersfreigabe ist hingegen Augenwischerei: Selbst mit 16 Jahren ist nicht jeder soweit, diesen Film erfassen zu können.
Diese Ausgabe auf Blu-ray ist insgesamt ein gutes reichhaltiges Paket, auch wenn man bei Sprachen und Untertitel eher geknausert hat. Bild- und Tonqualität gehen in Ordnung, denn dies ist kein Blockbuster und viele visuelle Effekte sind gewollt.
Trailer (HD):
Therefore, the Lord God banished Adam and Eve from the Garden of Eden and placed a flaming sword to protect the tree of life.
Genesis 3,24
Vorschau (und Rückblick): Metropolis 1927/2010
8. Februar 2010Update: Transit Film hat mir gegenüber auf Anfrage bestätigt, daß diese neue Metropolis-Fassung auf DVD und Blu-ray veröffentlicht werden wird. Der Zeitpunkt ist aber noch ungewiß. (10.02.2010)
Details:
Jahr | 1927 / 2010 |
Zwischentitel | Deutsch |
Bildformat | 1,33:1 |
Ton | Orchestereinspielung nach der Originalpartitur von Gottfried Huppertz |
Altersfreigabe | ab 12 (Fassung von 2001), 1927 übrigens nicht jugendfrei |
Länge |
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Film (5/5):
Das Metropolis des Jahres 2026 wird beherrscht von einer begüterten Oberschicht, angeführt von Joh Fredersen (Alfred Abel), der im "Neuen Turm Babel" lebt und von dort die Stadt kontrolliert. Dagegen muß die Arbeiterschaft im Untergrund der Stadt hausen und unter erbärmlichen Bedingungen Zehnstundenschichten schieben. Freder (Gustav Fröhlich), der Sohn Fredersens, lernt die Arbeiterin Maria (Brigitte Helm) kennen, die versucht, die Arbeiter auf die Ankunft eines Mittlers zwischen Hirn (Führungselite) und Händen (Arbeiterschaft) vorzubereiten. Fredersen erkennt die Bedeutung Marias und läßt von dem genialen Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) die Mensch-Maschine Maria (ebenfalls Brigitte Helm) konstruieren, die die Arbeiter in seinem Sinne manipulieren soll. Rotwang hat aber eigene Motive: Um sich dafür zu rächen, daß Fredersen ihm seine Frau Hel genommen hatte, läßt er seine Konstruktion die Arbeiter aufhetzen, die schließlich die gigantische Herz-Maschine im Zentrum der Stadt vernichtet. Die Energieversorgung bricht zusammen und die unterirdischen Wohnungen der Arbeiter werden überflutet...
Mit Kosten von damals fünf Millionen Reichsmark war Metropolis bis dahin der teuerste Film der Kinogeschichte und hat die Ufa fast in den Ruin getrieben. An 310 Tagen und in 60 Nächten wurde gedreht, 36.000 Statisten wirkten mit und 200.000 Kostüme wurden angefertigt. Metropolis glänzt mit Spezialeffekten, die die Grenzen des Machbaren nach Meinung vieler weiter hinaus geschoben haben als es danach irgendein Film vermochte, einschließlich Avatar. Die gleichermaßen penible wie rücksichtslose Regiearbeit von Fritz Lang führte zusammen mit dem Drehbuch seiner damaligen zweiten Frau Thea von Harbou zu einem wundervoll fotographierten Monument des expressionistischen Stummfilms, der aufgrund seiner ausgeprägten Gestik und Mimik heutige Zuschauer anfangs vielleicht etwas befremdet. Der Einfluß von Metropolis auf den Science Fiction-Film kann gar nicht überbetont werden, der Film war wahrlich stilbildend (man sehe sich danach nur mal die Kulissen von Blade Runner an!).
Update: Nach dieser ausnahmsweise wirklich historischen Aufführung kann man sich als Kinoliebhaber über eine wiederauferstandene Filmlegende freuen. Die wieder einmontierten Szenen ergänzen die vormals zerstückelten Handlungsstränge und erlauben endlich ein Verständnis des gesamten Films. So kommt etwa "Der Schmale", Detektiv im Dienst von Joh Fredersen (super gespielt von Fritz Rasp), zur vollen Geltung - auch der Tausch von Freder mit dem Arbeiter 11811 ist jetzt sehr viel klarer. Zudem erscheint die Begleitung durch die kongenial komponierte Musik von Huppertz tatsächlich als integraler Bestandteil des Films und unterstützt das Bildmaterial höchst eindrucksvoll. Man mag ein wenig einer heutzutage verlorenen Kunst hinterhertrauern wollen... Gut, daß es Metropolis (fast) wieder so gibt, wie Fritz Lang ihn konzipiert hat! (15.02.2010)
Bild:
Die bisher letzte Restaurierung von 2001 hat eine sehr hohe Qualität - hierfür wurden Filmfragmente der ursprünglichen 35mm-Fassung aus der ganzen Welt zusammengetragen und neu montiert. Diese Fassung der auf der 2003 erschienenen DVD ist jedenfalls angesichts von Alter und Zustand der Filmrollen mehr als erstaunlich.
Die Version, die jetzt am Freitag zu sehen sein wird, ist eine knappe halbe Stunde länger. Das zusätzliche Material ist in einem extrem schlechten Zustand gewesen, da es sich um eine 16mm-Kopie handelt, die zudem erst nach Jahrzehnten angefertigt wurde und in einem kleinen argentinischen Filmmuseum vor sich hinstaubte. Die digitale Neumontage des Films erfolgte nun anhand der Originalpartitur der Musik von Gottfried Huppertz, der sich zahlreiche Notizen zu den jeweiligen Filmabschnitten gemacht hatte. Die hinzumontierten Teile sind deutlich an ihrem schlechten Ausgangszustand zu erkennen, dafür sind nun aber eben Handlungsstränge wieder sichtbar, die 83 Jahre verborgen blieben, denn unmittelbar nach der Premiere wurde der Film um ein Drittel gekürzt, um ihn besser gerade in den USA verkaufen zu können. Einige Minuten fehlen trotzdem noch, denn die in Argentinien gefundene Kopie hatte so viele Filmrisse, Ölflecken und andere Verunreinigungen, daß diese restaurierte Fassung ca. 200 m kürzer ist als die ursprüngliche Premierenfassung.
Ton:
Ich gehe mal davon aus, daß die neue Einspielung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin auf dem Stand der Technik stattfinden wird. Jedenfalls kann man nun endlich die werkgetreue musikalische Begleitung genießen. - Ganz im Gegensatz zu der in den 80er Jahren von Giorgio Moroder zusammengestrickten Version, die keine 90 Minuten des Films mehr übrig ließ und dessen Musik für einen Negativpreis bei den Razzie Awards nominiert wurde.
Arte-Angebot:
Die Präsentation am Freitag beginnt bereits um 20.15 Uhr, der Film selbst startet eine halbe Stunde später. Danach wird noch die 52-minütige Dokumentation "Die Reise nach Metropolis" gezeigt. Im letzten Jahr produziert, zeigt sie die extrem schwierige Restauration dieses Monumentalfilms und auch warum Metropolis so einzigartig ist.
Wer wie ich zu spät gekommen ist, um sich Karten für eine der beiden Aufführungen in Berlin und Frankfurt zu besorgen, der sollte sich Freitag abend frei nehmen und sich den Klassiker (fast) ungekürzt zu Gemüte führen. Und wer Arte HD empfangen kann, möge bitte hier kommentieren, ob tatsächlich eine hochaufgelöste Fassung gezeigt wurde.
Trailer:
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