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BD-Review #7: Pans Labyrinth

6. Dezember 2009
Jetzt, in der Adventszeit könnte man mal einen eher besinnlichen Film einlegen, denkt man. Aber Pans Labyrinth vom Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro stellt sich eher als interessanter Gegensatz zwischen sinnlich und brutal heraus...
 
 
 

Details:
 
Originaltitel El Laberinto del Fauno
Sprachen Spanisch (DTS-HD MA 5.1, PCM 5.1), Deutsch (DTS-HD MA 6.1, PCM 6.1)
Untertitel Deutsch
Bildformat 1080p 1.85:1
Altersfreigabe ab 16
Länge 119 Minuten
Extramaterial
  • Making Of (45 Minuten)
  • Trailer

 

Film (5/5):
 
In der Nachkriegszeit des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 sind die Truppen des Generals Franco immer noch damit beschäftigt, die in unübersichtlichen Regionen Nordspaniens versteckten Partisanengruppen aufzuspüren und zu vernichten. Das Mädchen Ofélia (wunderbar von der elfjährigen Ivana Baquero gespielt) zieht mit seiner hochschwangeren Mutter Carmen (Ariadna Gil) zu ihrem Stiefvater, dem genauso brutalen wie scharfsinnigen Hauptmann Vidal (Sergi López) von Francos Armee. Erschreckt von dessen Unbarmherzigkeit flüchtet Ofélia in eine Phantasiewelt, in der der mystische Waldgott Faun (Doug Jones) in ihr die sterblich gewordene Prinzessin Moana erkennt. Er stellt ihr mehrere Aufgaben, damit sie wieder als Unsterbliche in das unterirdische Reich ihres Vaters eingehen kann, die aber Ofélia mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontieren. Dabei wird die Distanz zwischen Wirklichkeit und Phantasiewelt immer größer. Während der Kampf zwischen den Francotreuen um den Hauptmann und den Rebellen sich weiter zuspitzt, muß sich auch Ofélia ihrer letzten schwersten Aufgabe stellen und das Blut eines Unschuldigen vergießen.
 
Del Toro hat nach eigenem Drehbuch einen wunderschönen Film geschaffen, der mit opulenten Bildern die Mystik des Waldes und seiner phantastischen Bewohner heraufbeschwört. Dies wirkt um so intensiver im Gegensatz zur rücksichtslosen Brutalität des Hauptmanns, der auch vor Folter und Mord von eigener Hand nicht zurückschreckt. Gleichzeitig sind die Bezüge und Wechselwirkungen zwischen Wirklichkeit und Ofélias Phantasiewelt immer deutlich erkennbar, wie etwa in der Szene, als Ofélia bei ihrer zweiten Aufgabe von den Früchten einer reichhaltigen Tafel nascht, was ihr vom Faun ausdrücklich verboten wurde. Ihr Hunger war aber nur deswegen so groß, weil sie zur Strafe, daß sie ihr neues Kleid im Wald vollkommen eingesaut hatte, ohne Abendessen ins Bett geschickt wurde. 
 
Für sechs Oscars nominiert, u.a. als bester ausländischer Film, ist Pans Labyrinth 2007 in drei Kategorien ausgezeichnet worden: beste Kamera, beste Austattung und beste Maske. Er lief zuerst im offiziellen Wettbewerb von Cannes 2006 und hat außerdem zahlreiche weitere Auszeichnungen eingeheimst. Zu Recht, diese Fantasiewelt del Toros ist vollständig in großartiger Weise durch Kulisse und Make-up eigens hergestellt worden, Computeranimationen sind nur dort zum Einsatz gekommen, wo es unumgänglich ist.
 
 
Bild (4,5/5):
 
Der 2006 produzierte Film ist wunderbar fotografiert worden: die meist sehr erdigen Farben treten sehr akzentuiert auf, die Schärfe läßt etwa die Tiefe des Schachts, der zum Reich des Fauns führt, richtig erfühlen. Auch die Szenen, in denen Vidals Männer die Partisanen im Wald verfolgen, gewinnen durch den präzisen Transfer auf Blu-ray. Das wird auch unterstützt duch die voyeuristische Kameraführung, bei der sich die Kamera oft um die handelnden Personen herum bewegt. Allerdings erreicht die Qualität nicht ganz das absolute Referenzniveau, weswegen ich auch einen halben Punkt abziehe.
 
 
Ton (4/5):
 
Ähnlich verhält es sich mit der Tonqualität: sauber abgemischt, läßt einen der Surroundcharakter viele Tonquellen entsprechend verorten. So ist das Fahrgeräusch eines links unten ins Bild kommenden Autos auch anfangs hinten links zu vernehmen, bis es in der Bildmitte angekommen und der Sound entsprechend mitgewandert ist. So macht Surround Spaß, auch wenn es man bei diesem Film nicht in dem Maße erwarten würde. Wie fast immer habe ich aber den Film mit der Original-Tonspur gesehen, diesmal also den spanischen 5.1-Sound. Die deutsche Synchronfassung ist als 6.1 abgemischt, Kommentare hierzu von anderen erwünscht...
 
Untertitel sind leider nur in Deutsch verfügbar. Hier hätte ich mir auch spanische Untertitel gewünscht, obwohl man zur Ehrenrettung der Schauspieler sagen muß, daß sie allesamt sehr deutlich gesprochen haben und ich nur aufgrund meiner nur rudimentär vorhandenen Spanischkenntnisse (auch) auf deutsche Untertitel zwingend angewiesen bin. 
 
 
Extras (3,5/5):
 
Neben dem obligatorischen Trailer ist ein 45-minütiges Making Of beigepackt, das gut strukturiert in Interviews nicht nur den Regisseur und die wichtigen Schauspieler zu Wort kommen läßt, sondern auch die Verantwortlichen der Abteilungen, die einen Löwenanteil an der optischen Wirkung dieses Films haben: Kulissen und Make-up. Für die Vorbereitung des gesichtslosen Mannes, der wie auch der Faun von Doug Jones gespielt wird, müssen sich vier Leute fünf Stunden ins Zeug legen. Auch die Ganzkörperkostümierung des Faun, bei der keine einzige Stelle des Körpers sichtbar ist - nicht einmal die Augen! - stellte ganz neue Anforderungen. Ein sehr kurzweiliger wie informativer Blick hinter die Kulissen dieses herrlichen Films. Zwar wieder mal in Standardqualität sind aber hier auch Untertitel verfügbar. 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Ein Film, für den del Toro sehr lange Anlauf genommen hat und der als wirklich großer Wurf daherkommt. Optisch überaus beeindruckend (manchmal an Peter Greenaway erinnernd) taugt er auch zum mehrmaligen Gucken. Die Altersfreigabe ist übrigens absolut gerechtfertigt, beide Welten kommen mit sehr starken, teils brutalen Szenen, die eine Freigabe ab 12 auf jeden Fall zu Recht ausschließen.


 
Trailer (englisch):
 

 
 
Obwohl ich die Bücher gelesen und die Filme bereits auf DVD und HD-DVD gesehen hatte, dachte ich mir, wenn ich sie tatsächlich noch ein weiteres Mal auf Blu-ray anschaffe, dann nur als "Ultimate Edition". Und keine günstigen Steels oder massiv heruntergesetzte Normalausgaben haben das (glücklicherweise) verhindern können.


Details:
 
Originaltitel Harry Potter and the Philosopher's Stone
Sprachen Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DD 5.1), Französisch (DD 5.1), Italienisch (DD 5.1), Spanisch (DD 5.1), Niederländisch (DD 5.1), Flämisch (DD 5.1)
Untertitel Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte, Französisch, Italienisch, Italienisch für Hörgeschädigte, Spanisch, Niederländisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 2.40:1
Altersfreigabe ab 12
Länge
  • 152 Minuten (Kinofassung)
  • 159 Minuten (erweiterte Fassung)
Extramaterial
Disc 1
  • "In-Movie Experience" der Kinofassung mit Regisseur Chris Columbus
  • BD-Live
Disc 2
  • Einleitung von Daniel Radcliffe
  • Die Entstehung von Harry Potters Welt, Teil 1: Der Zauber beginnt (62 Minuten)
  • Harry Potters Welt (TV-Sendung 2001)
  • 7 gelöschte Szenen (in der erweiterten Fassung einmontiert)
  • Teaser, zwei Trailer und 15 TV-Spots
Disc 3 (DVD)
  • Tour durch Hogwarts
Beilagen
  • 48-seitiger Fotoband "Die Entstehung von Harry Potters Welt" (Hardcover)
  • Umschlag mit zwei großformatigen Sammelkarten und eine holographischen Karte im Scheckkartenformat


Film (4,5/5):
 
Der Waisenjunge Harry Potter (Daniel Radcliffe), der bei ungeliebten Verwandten aufwächst, erfährt an seinem elften Geburtstag, daß er ein Zauberer ist. Weil er als Baby einem Angriff von dem größten bösen Zauberer Lord Voldemort als bislang einziger bis auf eine blitzförmige Narbe an der Stirn überlebte, ist er in der Welt der Zauberer überall bekannt. Er tritt ein in die renommierte "Hogwarts School of Witchcraft und Wizardry" und erlebt dort mit seinen neuen Freunden Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermione Granger (Emma Watson) magische Abenteuer, bis Harry seinem Todfeind gegenüber steht.
 
Aber was erzähle ich nur allzu Bekanntes? Der Film ist jedenfalls eine wirklich wunderbare Umsetzung des ersten von sieben Harry Potter-Büchern von Joanne Rowling, die Besetzung ist durch die Bank weg hervorragend. Nicht nur die drei Protagonisten verkörpern trotz ihrer Unkenntnisse ihre Figuren überzeugend, auch viele aus der ersten Reihe britischer Schauspieler wie John Hurt als Zauberstabverkäufer Ollivander oder gerade auch Alan Rickman als Professor Snape brillieren. Dazu kommen die hervorragenden Kulissen nicht nur des Schlosses Hogwarts mit seinen vielen Türmen, beweglichen Treppen und der Großen Halle, sondern auch etwa der Diagon Alley (Winkelgasse), die Einkaufsmeile schlechthin im magischen London, auf der jedes Geschäft die Geschichte aus vielen Jahrhunderten atmet (Ollivander etwa verkauft schon seit 382 v.Chr. seine Zauberstäbe).
 
Die Buchtreue war zentrales Motiv bei der Erstellung des Drehbuchs und nur selten weicht man mehr als unbedingt nötig von der Vorlage ab. Bei den letzten Prüfungen in den Katakomben von Hogwarts sind z.B. zwei ausgelassen worden, die auch in der erweiterten Fassung nicht vorkommen. Aber wer die Bücher wie ich vorher gelesen hat, ist beeindruckt von der Genauigkeit und Detailversessenheit, mit der Regisseur Chris Columbus und seine Crew diese magische Welt erschaffen haben. Eine Welt, die uns Muggels (Nicht-Magier) ein ums andere Mal verblüfft und die Lust macht auf die kommenden sieben Filme über weitere sechs Schuljahre Harrys in Hogwarts.
 
 
Bild (3,5/5):
 
Insgesamt ein sehr ordentliches Bild, wenn es auch nie auf Referenzniveau ist. Andere Rezensenten haben im Vergleich zu früheren Blu-ray-Ausgaben ganz leichte Verbesserungen erkennen können, etwa in der Farbnuancierung und dem Schwarzwert. Ich dagegen müßte lügen, wenn ich behaupten würde, selbst zur Fassung auf HD-DVD wirklich nennenswerte Unterschiede sehen zu können. 
 
 
Ton (4/5):
 
Ich fand den Originalton in der 5.1-HD-Abmischung recht gut, auch wenn ich mir manchmal etwas mehr Trennschärfe zwischen den Kanälen gewünscht hätte. Leider sind die anderen Tonspuren nur in Dolby Digital 5.1, was ich bei dieser ultimativen Ausgabe wirklich etwas schade finde. Gucken ja schließlich nicht alle im Original... 
 
 
Extras (5/5):
 
Das herausragende Merkmal dieser Ausgabe sind sowohl die ansprechende Verpackung als auch das Bonusmaterial, das einer "ultimativen" Fassung würdig ist.
 
Auf der ersten Disc kann man neben der Kinofassung und der um sieben Minuten erweiterten Version auch die "In-Movie Experience" abrufen. Während ich normalerweise keine reine Audiokommentierung eines Films ertragen kann, macht diese Art des Kommentars dagegen richtig Spaß: Mit Hilfe des PiP-Merkmals (Bild in Bild) werden punktuell der Kommentar des Regisseurs Chris Columbus, Bildergalerien oder die jeweilige Storyboardvorlage eingeblendet. Positiv vor allem, daß man mit der rechten Pfeiltaste gleich zum nächsten Kommentar vorgehen kann und nicht gezwungen ist, den ganzen Film deswegen nochmal zu sehen.
 
Die zweite Disc ist voll mit Hintergrundmaterial, von denen einiges aber schon auf anderen Blu-ray-Ausgaben zu sehen war. Neu ist jedenfalls eine kurze Einleitung von Daniel Radcliffe zur Ultimate Edition und der gut einstündige Film "Die Entstehung von Harry Potters Welt". Konzipiert ist dieser als erster von sieben (oder acht?) Teilen, die unterschiedliche Aspekte der gesamten Serie beleuchten. Im ersten Teil (Untertitel "Der Zauber beginnt") entspricht es jedoch mehr einem gut gemachten Making Of, denn es geht um die Erschaffung der magischen Welt von Harry Potter, mit Beiträgen nicht nur zur sicher sehr anspruchsvollen Regiearbeit mit bis zu 300 Kindern (allein die Vorstellung...!), sondern auch zum Bau der großartigen Kulissen und dem Bestreben, möglichst wenig auf Computeranimation zurückgreifen zu wollen. Die Briefflut am Anfang des Films ist demnach real: mit einer speziellen Vorrichtung wurden die vielen Dutzend Briefe durch den Kamin geschossen. Oder die Hunderte von Kerzen in der Großen Halle von Hogwarts, die tatsächlich alle an einzelnen unsichtbaren Drähten aufgehangen wurden! Auch die Teufelsschnüre gegen Ende wurden manuell bewegt und sind real. Dagegen sind etwa der dreiköpfige Fluffy oder der Troll notgedrungen animiert.
 
Die gelöschten sieben Szenen sind genau die, welche in der erweiterten Fassung im Unterschied zur Kinofassung einmontiert wurden. Auf schnittberichte.com lassen sich die Szenen im einzelnen nachlesen.
 
Die dritte Disc ist im DVD-Format und enthält in altmodischer Weise eine Tour zu verschiedenen Plätzen auf Hogwarts. Man kann ein wenig virtuell durch die Winkelgasse schlendern oder die verschiedenen Klassenräume wandern. Bei Prof. Snape kann man bei entsprechenden Kenntnissen über diverse Tränke sich zum letzten Ort der Handlung durchkämpfen, als "Belohnung" winken dann einige Filmausschnitte. Die altmodische Machart kommt nicht zuletzt daher, daß genau dieses Material bereits als Bonus bei der ursprünglichen DVD-Ausgabe vorhanden war.
 
Außerdem gibt es einen BD-Live-Bereich, der allerdings außer einem Gruß des Darstellers von Draco Malfoy (Tom Felton) als einzige Attraktion den Zugang zum "Community Screening" von Teilen des siebten Films beinhaltet, was an zwei Terminen im Dezember gezeigt wurde. Ansonsten herrscht große Ödnis bei Warner BD-Live.
 
Verpackt ist das Ganze in einem überaus ansehnlichen ausklappbaren Schuber mit zusätzlicher Schutzhülle mit Reliefprägung. Ein Büchlein im Querformat (Hardcover!) enthält viele Fotos zum Thema "Die Entstehung von Harry Potters Welt" sowie Portraitkarten runden das außergewöhnliche und hochwertige Angebot ab.
 
Bis auf den Lapsus mit dem alten DVD-Bonusmaterial, worauf man auch hätte verzichten können oder es sonst mit Blu-ray-Mitteln (ist ja 'ne Java-Plattform) hätte richtig aufpeppen sollen, ist das Extramaterial satte 6 von 5 Punkten wert...
 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Natürlich, wer Harry Potter schon auf Blu-ray stehen hat, wird nicht notwendigerweise zu dieser Ausgabe greifen wollen. Auch das tolle Extramaterial rechtfertigt diese, äh, Viertverwertung des Materials meiner Meinung nicht. Wer aber noch keine Blu-ray-Version hat, der sollte diese und nur diese kaufen (oder eine 8er-Box nur mit den Filmen, wenn diese dereinst rauskommt).
 
 
Trailer (deutsch, HD):

 
 
Dieser Text ist eine leicht überarbeitete Fassung meines Beitrags zum Review Contest 2010.


“Death is a disease” – “Death is the road to awe”

Wer will schon gerne sterben? In “The Fountain” zeigt Regisseur Darren Aronofsky erstaunlich unterschiedliche Ansätze, wie man sich dieser Frage stellen kann, obwohl doch alle auf der gleichen mythischen Grundlage beruhen.


Details:

Sprachen Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DTS HD MA 5.1)
Untertitel Deutsch
Bildformat 1080p HD-Widescreen, 1.85:1
Altersfreigabe ab 12 Jahren
Länge 97 Minuten
Extramaterial
  • Making of The Fountain: Tod und Wiedergeburt (64 Min., SD)
  • Behind The Story (Interview von H. Jackman durch R. Weisz, 13 Min., SD)
  • Interviews mit H. Jackman, R. Weisz, E. Burstyn und D. Aronofsky (10 Min., SD)
  • Storyboard-Film-Vergleich (15 Min., SD)
  • Special Effects (8 Min., SD)
  • Life in Space (5 Min., SD)
  • Filmmusik (10 Tracks, unterlegt mit originalem Bildmaterial in HD)
  • Kinotrailer (in HD)
  • TV-Spots (in SD)
  • Bildschirmschoner Makrophotographie
  • Fotogalerie
  • Trailershow (u.a. für die Aronofsky-Filme "Pi" und "The Wrestler")



Film (5/5):

16. Jahrhundert: Der Konquistador Tomas sucht im Auftrag seiner Königin bei den Maya nach dem Elixier der Unsterblichkeit vom Baum des Lebens.

21. Jahrhundert: Der Neurowissenschaftler Tommy Creo kämpft um das Leben seiner an einem Hirntumor erkrankten Frau Izzi. Er forscht fieberhaft an einem Heilmittel, um den Krebs zu besiegen.

26. Jahrhundert: Tom befindet sich in einer transzendenten Sphäre zwischen Raum und Zeit, auf der Suche nach Antworten auf die letzten Fragen.

Drei Zeitalter, miteinander verwoben, erzählt aus der Perspektive eines Mannes, Tomas/Tommy/Tom (gespielt von Hugh Jackman). Vielschichtig, sich überlagernd, mit ständigen Zeitwechseln - keine leichte Kost, die uns Aronofsky da zumutet, auch wenn sie in wunderschönen Bildern verpackt ist. Vordergründig die ergreifende Geschichte einer großen Liebe in der Gegenwart, die zwischen Tommy und seiner krebskranken Frau Izzi (Rachel Weisz). In der Überzeugung, daß der Tod letztlich auch nur eine Krankheit sei, forscht Tommy fieberhaft nach Mitteln, um seine Frau vom Tumor zu befreien und darüber hinaus auch den Tod zu besiegen. Izzi begegnet ihrem Schicksal anders: Durch ihre Beschäftigung mit der Maya-Kultur weiß sie, daß der Tod dort als Schöpfungsmythos begriffen wird: der Urvater hat sich geopfert, um die Welt zu erschaffen und aus ihm sprießt der Baum des Lebens – „Der Tod ist der Weg zur Ehrfurcht“ heißt es bei den Maya.

Genau diesen Baum sucht Konquistador Thomas fünf Jahrhunderte früher und begegnet auf seiner Suche dem Bewahrer eines großen Geheimnisses. Antworten auf die Fragen, die sich um dieses Geheimnis ranken, sucht auch der zukünftige Tom, der sich in einem durchsichtigen, "ökosphärischen" Raumschiff auf der Reise nach Xibalba befindet, ein Nebel um einen sterbenden Stern. Xibalba, so nannten die Maya ihre Unterwelt, der Ort, an dem ihre Seelen wiedergeboren werden. In dieser lichtduchfluteten Sphäre verschwimmen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Aronofsky läßt uns im Unklaren, ob es wirklich ein Zeitreisender ist, dem wir in gleicher körperlicher Gestalt über 1000 Jahre hinweg begegnen oder aber drei verschiedene Teile der gleichen Person. Etwas Konquistadorenhaftes findet sich in jeder Personifizierung, wie auch deren Streben nach Unsterblichkeit. Aber ob dies dann ein ewiges Leben im Diesseits ist oder die Unsterblichkeit sich erst im Tod offenbart, wird naturgemäß nicht beantwortet.

Sich grundlegenden Fragen des Menschseins auf filmische Weise so nähern zu können, ohne auf die Ebene des Kitsch abzugleiten, ist eine der großen Leistungen von "The Fountain". Er ist nicht zu Unrecht schon mit Kubricks 2001 verglichen worden, denn neben der philosophischen Themenstellung erinnert auch die Bildsprache an den Altmeister. Auf dieser Reise von der Dunkelheit zum Licht (analog: von der Sterblichkeit zum ewigen Leben) begleitet Aronofsky uns mit durchkomponierten Bildern von großer Kraft und Schönheit. In der Art und Weise, wie Erzählebenen in Wort und Bild zusammenfließen und sich überlagern, ist es aber doch ein typisches Stilmittel dieses Regisseurs.

Die schauspielerischen Leistungen sind zudem exzellent: Hugh Jackman und Rachel Weisz verkörpern je drei Charaktere, die doch letztendlich Facetten jeweils einer Persönlichkeit sind. Eine schwierige Gratwanderung, die aber sehr gut gelungen ist.


Bild (3,5/5):

Ein knackscharfes Bild zu erzeugen war offensichtlich weder bei der Regie noch beim Transfer auf Blu-ray höchstes Ziel. Leichte Körnung zieht sich durch den ganzen Film und manche Stellen wirken aufgrund der weichen Ausleuchtung geradezu verwaschen – was aber beabsichtigt ist und gut zum traumartigen Charakter mancher Szenen paßt. Das wird deutlich etwa in den Einstellungen, in denen Konquistador Tomas sich aus dem dunkleren Säulengang des Palastes heraus auf seine Königin zubewegt, die in hellem Licht und glänzender Kleidung erscheint. Auch in vielen Szenen aus der Zukunft läßt sich dies beobachten, wenn Toms Raumschiff dem Nebel entgegenstrebt. Nur in den dunkleren Passagen des Films, so zu Beginn beim Kampf der Konquistadoren gegen die Mayas, vermißt man wirklich ein schärferes Bild, hier gehen Details wie etwa das Gehölz am Boden verloren, was auch den eher schlechten Schwarzwert illustriert. Hier ein entsprechender nicht-skalierter Bildausschnitt:




Ton (3,5/5):

In diesem nicht gerade actionlastigen Film wird an Surroundeffekten gespart, alle Dialoge sind allerdings sehr gut aufgelöst und verständlich. Zudem fügt sich die Musik wunderbar ein, der Soundtrack (wieder von Clint Mansell komponiert) ist eine eigene Rezension wert. Wie schon bei beim Vorgänger „Requiem for a Dream“ setzt hier das weltbekannte Kronos Quartet Akzente, diesmal in Zusammenarbeit mit der schottischen Band Mogwai.

Die deutsche Synchronisation klingt etwas flacher, aber akzeptabel. Nicht hinnehmbar ist ein peinlicher Patzer, denn eine Stelle ist falsch synchronisiert: Statt „Baum des Lebens“ wird „Baum der Erkenntnis“ verwendet (43. Minute). Mit den Sprachspuren Deutsch und Englisch sowie deutschen Untertiteln beschränkt sich diese Ausgabe aufs Allernötigste. Auch die sonst allgegenwärtige Kommentierung des Films fehlt. Schade, denn bei diesem eher kryptischen Machwerk hätte man den Beteiligten gerne zugehört.


Extras (4/5):

Umfangreiches Material erwartet alle Neugierigen. In mehreren Interviews und dem Making of erfährt man etwa mehr darüber, warum es den Film beinahe nicht gegeben hätte oder daß Hugh Jackman für diese Rolle auch wochenlang vor Aronofskys Haus campiert hätte. Spezielle Erwähnung findet auch das Wie und Warum der verwendeten Lichttechnik. Ein viertelstündiger Storyboard-Film-Vergleich bezieht nicht nur Skizzen mit ein, sondern interessanterweise auch texturlose CG-Animationen. Außerdem lassen sich größere Teile der Filmmusik konzentriert genießen, unterlegt mit dem passenden Bildmaterial in HD-Auflösung. Ansonsten beschränkt sich das Bonusmaterial mit Ausnahme des Kinotrailers wieder mal auf die Standardauflösung. Aber selbst mit den zahlreichen Extras werden die offenen Fragen des Zuschauers nicht gelöst. Das lag jedoch auch wohl kaum in der Absicht Aronofskys.
Eigentlich keine Erwähnung finden sollte das "Angebot" von Kinowelt via BD-Live. Das ist nicht wirklich deren Ernst, oder? Siehe hier:




BD-Kaufbewertung (***/***):

Eigentlich ein eher "europäischer" Film, mit dem sicher nicht alle zurechtkommen werden. Thematik, Komplexität sowie ständiges Vor- und Zurückblenden fordern den Zuschauer heraus und laden gleichzeitig zum mehrmaligen Sehen ein. Belohnt wird man mit einem stimmigen Werk, voll visionärer Kraft und tiefgründigen Betrachtungen. Die Altersfreigabe ist hingegen Augenwischerei: Selbst mit 16 Jahren ist nicht jeder soweit, diesen Film erfassen zu können.
Diese Ausgabe auf Blu-ray ist insgesamt ein gutes reichhaltiges Paket, auch wenn man bei Sprachen und Untertitel eher geknausert hat. Bild- und Tonqualität gehen in Ordnung, denn dies ist kein Blockbuster und viele visuelle Effekte sind gewollt.


Trailer (HD):





Therefore, the Lord God banished Adam and Eve from the Garden of Eden and placed a flaming sword to protect the tree of life.

Genesis 3,24

 

Woran Aronofskys Weltbild mich erinnerte...

 

 

 

 

 

 

 

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