Blog von tanqueray

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Kurze Vorrede, da dies meine erste Rezension als Blogeintrag ist: Ich werde mich eher auf Filme konzentrieren, die etwas abseits vom Mainstream liegen oder sonstwo im Ausland herausgekommen sind und hier (vielleicht) gar nicht oder erst viel später herauskommen werden. Bei der Bewertung halte ich mich an Chrisors Punkteschema; ich hoffe mal, daß er trotzdem weiterbloggt, nachdem die Flutung von BluLife mit vielen, hmm, Nicht-Originalbeiträgen vernünftigerweise zurückgegangen ist. An dieser Stelle auch meinen Dank an viele Eindrücke, die ich durch das Lesen seines Blogs gewonnen habe. Ersetzen will ich Dich nicht, Chrisor, nur ergänzen

Die Milleniums-Trilogie von Stieg Larsson ist ja überall ein Bestseller geworden und die Verfilmung des ersten Teils ist nun vor knapp zwei Wochen auch in deutschen Kinos angelaufen. Die Veröffentlichung von DVD und Blu-Ray in Deutschland ist erst für den 30. April 2010 vorgesehen. Nachdem ich vor kurzem die Bücher verschlungen hatte und sah, daß es zumindest den ersten Teil bereits in Schweden zu kaufen gibt, mußte ich zuschlagen und mir den hochgelobten Film selber ansehen.

Wie das Buch wurde der Film in Deutschland "Verblendung" getauft, während er im Original "Män som hatar kvinnor" (Männer, die Frauen hassen) heißt. Eine typisch "nordische" Ausgabe, nur mit der Originalsprache Schwedisch versehen und untertitelt in den wichtigeren skandinavischen Sprachen. Schwedischkenntnisse sind also Pflicht bei dieser Fassung.



Details

Sprachen: Schwedisch (DTS HD MA 5.1 sowie Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Bildformat: 1080p HD Widescreen 2.53:1
Länge: 153 Minuten
Extras:
  • Trailer von "Flickan som lekte med elden"
  • "Teaser" von "Luftslottet som sprängdes"


Film (4/5):

Das Drehbuch hält sich eng an Larssons Vorlage, strafft zugleich aber die Handlung, ohne daß der Film deswegen weniger nachvollziehbar wäre. Beispielsweise wird der im Buch ausführlich geschilderte lange Aufenthalt von Michael Blomkvist und Lisbeth Salander in dessen Sommerhaus überhaupt nicht erwähnt. Auch das Verhältnis zwischen der Chefredakteurin der Zeitschrift Millenium, Erika Berger und Blomkvist, kommt nicht zur Sprache. Statt dessen konzentriert sich die Handlung im wesentlichen auf das abgelegene Örtchen Hederstad, in dem Blomkvist seine Recherchen mit Hilfe von Lisbeth vorantreibt und in dem es dann auch zu dem spannungsgeladenen Finale kommt. Heraus gekommen ist ein hochklassiger Thriller, der deutlich über dem Niveau von Verfilmungen schwedischer Krimis wie von Mankell oder dem der Krimiserie Beck liegt. In den zweieinhalb Stunden kommt nie Langeweile auf, es ist eine der Romanvorlage wirklich würdige Verfilmung. Auch wenn einige Spötter meinen, das liege nur daran, daß man einen dänischen Regisseur (Niels Arden Oplev) verpflichtet hatte...

Bild (3,5/5):

Das Bild ist sicher nicht auf Referenzniveau, aber zeigt gerade in den vorhandenen Landschaftsaufnahmen die Möglichkeiten des Blu-Ray-Formats. Die Schärfe ist gut, was bei Charakteren wie der kantigen und unnahbaren Lisbeth Salander sehr gut herüberkommt, ist aber insgesamt nicht atemberaubend; Filmkorn ist nur selten zu sehen. In jedem Fall aber eindeutig über DVD-Niveau.


Ton (3/5):

Mit meiner Mini-Surround-Anlage kann ich nur begrenzt gute Aussagen machen. Die Abmischung hat jedenfalls nicht das Zeug, um vorne zu landen. Hier und da läßt sich der Sound im hinteren Bereich verorten, bleibt aber meist homogen, ohne jedoch irgendwie dumpf oder muffig zu klingen. Man hätte mehr draus machen können, so daß ich es persönlich als ordentlichen Durchschnitt einordne.

Extras (1/5):

Für einen Kassenschlager und Film dieser Güte darf man wirklich mehr erwarten. Weder eine Kommentarspur (die ich allerdings eh höchst selten verfolge) noch sonstige über den reinen Film hinausgehende Extras sind zu finden. Lediglich der Trailer für den zweiten Teil "Flickan som lekte med elden" (dt. Titel: "Verdammnis"), seit Ende September im schwedischen Kino, und die ersten Bilder aus dem dritten und vorerst letzten Teil "Luftslottet som sprängdes" (dt. Titel: "Vergebung") als "Teaser" sind von dem dürren Menu aus erreichbar. Das Angebot somit genauso karg wie durchschnittliche skandinavische Krimi-DVDs etwa aus der Beck-Reihe, eigentlich indiskutabel.

BD-Kaufbewertung: (**/***)

Weil der Film einfach sehr gut ist, bekommt er letztendlich zwei Sterne, von der technischen Umsetzung und dem Umfang der Blu-Ray tendiere ich eher zu einem Stern. Wer nicht eine Sammelleidenschaft für skandinavische Krimiverfilmungen hegt, kann sich den Film auch ruhig erst mal ausleihen. Ich hoffe, daß für die deutsche Ausgabe noch ein wenig mehr geboten wird, Details gibt es allerdings noch nicht.


Trailer:

Trailer für die deutsche Fassung des Films:




Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
So, jetzt, da in Deutschland immerhin schon der zweite Teil der Verfilmung von Stieg Larssons Millenium-Trilogie im Kino angelaufen ist, wurde in Schweden bereits der dritte und letzte Teil auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Gespannt, ob das Qualitätspendel eher in Richtung sehr guter erster oder aber mäßiger zweiter Teil ausschlägt, wanderte die Scheibe gleich in meinen Mini...
 
 
 

Details:
 
Sprachen Schwedisch (DTS HD MA 5.1 sowie Dolby Digital 5.1)
Untertitel Schwedisch für Hörgeschädigte, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.77:1
Altersfreigabe Schweden/D empfohlen ab 15 / noch keine FSK-Bewertung
Länge 147 Minuten
Extramaterial
  • Trailer von "Män som hatar kvinnor"
  • Trailer von "Flickan som lekte med elden"
 
 
Film (3,5/5):
 
Nach dem Kopfschuß liegt Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im Krankenhaus, während um sie herum die mysteriöse Zalachenko-Gruppe innerhalb der Geheimpolizei (Säpo) zum letzten Schlag ausholt und die Vergangenheit mit aller Macht begraben will. Doch Milleniums-Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) arbeitet Lisbeths Vergangenheit auf und will sie publizieren, um die Zalachenko-Gruppe auffliegen zu lassen und Lisbeth in ihrem Mordprozeß zu unterstützen. Mehrere Gruppen beschatten und jagen sich, bevor im Gerichtssaal die eigentliche Abrechnung erfolgen kann...
 
Wie schon beim zweiten Teil wurde auch diesmal wieder Daniel Alfredsson mit der Regie beauftragt. Das Drehbuch von Ulf Ryberg geht ganz gut mit der Vorlage um, die nicht ganz einfach filmisch umzusetzen ist. Dies zeigt sich gerade an der hochspannenden Gerichtsverhandlung, die im Film einen recht zügigen Verlauf nimmt und dramaturgisch geschickt dem Höhepunkt, quasi der Umkehrung der Anklage, entgegenstrebt. Im Buch nimmt dieser Teil einen sehr viel längeren Teil ein und ist gespickt mit Dialogen und Verhören, deren Argumentationen faszinierend sind und in ihrer Vielschichtigkeit so gar nicht im Film darstellbar wäre. Ein Lob an dieser Stelle, allerdings auch ein Wort der Kritik, denn die Entfremdung zwischen Milleniums-Herausgeberin Erika Berger und ihrem Freund und Geliebten Blomkvist ist anders motiviert: in der Vorlage nahm sie das Angebot an, als Chefredakteurin bei der großen etablierten Zeitung Svenska Morgon-Posten zu arbeiten. Nun gut, Ryberg hat sie einfach bei Millenium belassen. Erstaunlicherweise fiel auch die Affäre von Mikael und der attraktiven Säpo-Angestellten Monica Figuerola unter den Tisch.
 
Nachdem der zweite Teil etwas langatmig und spannungsarm geraten war, steigt das Niveau in diesem Film doch wieder an, wenn auch die Klasse des ersten Teils nicht erreicht wird (aber den hatte ja auch ein Däne gedreht...) Über die Leistung der Schauspieler kann man wieder geteilter Meinung sein. Während Noomi Rapace (Nachname übrigens französisch auszusprechen) wieder einmal brilliert und mit minimalem Minenspiel eine erstaunliche Bandbreite an Gefühlsregungen auszudrücken vermag - soweit es ihre Figur Salander denn gestattet - agiert Michael Nyqvist wieder unter seinen Möglichkeiten.
 
 
Bild (3,5/5):
 
Die Bildqualität ist ähnlich der im zweiten Teil. Außenaufnahmen zeigen hier oft wahrnehmbares Filmkorn, wohingegen in Innenbereichen meist eine gute Schärfe vorliegt. Die Differenzierung im Grau-/Schwarzbereich hätte meiner Meinung nach besser ausfallen können, was sich aber nicht sehr nachteilig auswirkt.
 
 
Ton (4/5):
 
Der Ton kommt klar und sauber herüber, mit gut verständlichen Dialogen. Da dieser Teil nicht so actionlastig ist, wird der Surroundeffekt nicht groß ausgenutzt. Das Finale in der heruntergekommenen Ziegelfabrik zeigt aber, daß es auch anders geht. Hier sind Bild und Ton gleichermaßen knackig, was einen wieder versöhnt.
 
Wie schon bei den anderen Teilen ist auch diesmal die Bestückung mit Ton- und Untertitelspuren erwartungsgemäß unterirdisch. Es bleibt beim schwedischen Originalton, zusammen mit Untertiteln in den gängigen skandinavischen Sprachen. Schwedischkenntnisse sind also leider Pflicht oder man wartet bis, ja bis wahrscheinlich zum Herbst auf eine deutsche Ausgabe.


 
Extras (1/5):
 
Ich hatte ja schon mal angemerkt, daß man bei dieser Filmreihe nicht wirklich auf herausragendes Bonusmaterial hoffen kann. Tatsächlich speckt man noch weiter ab: lediglich die Trailer zu den ersten beiden Filmen sind vorhanden und werden als Exklusivmaterial! (ja, mit Ausrufezeichen!) angepriesen. Eindeutig kein europäisches Niveau.
 
 
BD-Kaufbewertung: (**/***)
 
Schwierig, liegt wirklich zwischen den beiden anderen Filmen. Tendiere hier aber doch zu zwei Sternen, auch wenn der Film nicht ganz auf dem Niveau wie der ebenfalls mit zwei Sternen bewertete erste Teil liegt. Wer warten kann, dem empfiehlt sich eine hoffentlich später erscheinende Millenium-Box. Wer nicht an der Trilogie als solche interessiert ist, der kann sich auch jetzt schon den ersten Teil (Verblendung) besorgen. Den gibt es ja tatsächlich seit einem Monat auch in Deutschland schon zu kaufen.
 

Trailer:

HD-Trailer (schwedisch):



HD-Trailer (deutsch):




Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
„Du fragst, ob du mir meine Bücher schicken sollst? - Lieber, ich bitte dich um Gottes willen, laß sie mir vom Halse! Ich will nicht mehr geleitet, ermuntert, angefeuert sein, braust dieses Herz doch genug aus sich selbst; ich brauche Wiegengesang und den habe ich in seiner Fülle gefunden in meinem Homer.“
Johann Wolfgang Goethe, „Die Leiden des jungen Werther“
 
So läßt unser Dichterfürst seinen jugendlichen Helden von der Sprachgewandtheit des Homer schwärmen. Ob dieser genauso von der Verfilmung à la Hollywood angetan wäre und alle anderen blau zu lasernden Scheiben zurückweisen würde? Lang genug ist der Film ja und könnte irgendwie sicher alle 24 Gesänge der Ilias abdecken. Nun, wir werden es niemals erfahren. Aber als Spätgeborener und mit den neuen Medien innigst Verbundener kann ich im Gegensatz zum verehrten Helden der teutonischen Sprache den Vergleich anstellen und sehen, was mindestens zweieinhalbtausend Jahre der Rezeption bei dem in Hollywood werkelnden Deutschen Wolfgang Petersen angestellt haben. Immerhin hatte er anders als ich Homer auch im Original gelesen und sollte daher mit der Materie bestens vertraut sein.
 
 
 

Details:
 
Sprachen Englisch (Dolby TrueHD 5.1 sowie Dolby Digital 5.1), Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch (alle Dolby Digital 5.1)
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Niederländisch, Polnisch sowie Deutsch und Italienisch jeweils für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD Widescreen 2.40:1
Altersfreigabe freigegeben ab 16
Länge 196 Minuten (Director's Cut)
Extramaterial
  • Troja im Rückblick: Ein Vorwort von Wolfgang Petersen (in HD)
  • Troja im Fokus: Was ist erforderlich, um ein Epos zu drehen?
  • Im Eifer des Gefechts: Die mitreißenden Action-Sequenzen des Films
  • Von Ruinen zur Realität: Die Entwicklung des Produktions-Designs
  • Troja: Eine Odyssee der Effekte: Das Geheimnis hinter den Spezialeffekten
  • Der Angriff auf Troja: Vorbereitungen für eine Leinwand-Belagerung
  • Wasserski mit einem griechischen Kriegsschiff
  • Trailer
     
 
 
Film (3,5/5):
 
Nun, den Handlungsgegenstand der Ilias der Leserschaft zu erzählen, hieße ja, Eulen nach Athen zu tragen. Aber, um sich nicht wie die Hexameterflut der Vorlage einzig und allein auf die Belagerung Trojas zu beschränken, schließt der Film eben die Vorgeschichte mit ein (wie der trojanische Prinz Paris die überaus hübsche Helena, ihres Zeichens zugleich Tochter des spartanischen Königs Menelaos, raubt und somit den Anlaß zum zehnjährigen Gemetzel gibt) wie auch die Schilderung des Odysseus' List, mittels eines großen und bauchigen Pferdes einigen nichtklaustrophobischen Kriegern unerlaubten Zutritt zur trefflich gesicherten Stadt zu verschaffen. Beide Ereignisse werden also im Film geschildert und runden so das Schlachtenepos vorne und hinten ab. Ich erwähnte ja schon, der Film ist lang genug...
 
Aber o, Ihr Götter! In den vielen vergangenen Jahrhunderten muß Euer Einfluß doch wirklich geschwunden sein! Denn was müssen meine entzündeten Augen (der Film ist wirklich lang) da sehen? Außer der rituellen Pfütze Wein, mit der sich die Beteiligten beim Trinkspruch routinemäßig Eures Wohlwollens versichern (es wird nicht nur viel gekämpft, auch viel getrunken...), ist Euer Wirken kaum noch sichtbar. Natürlich findet dies nur hinter den Kulissen statt, aber im homerischen Original sind die von Euch Göttern geleiteten Aktionen wenigstens noch klar zu erkennen! Bei Petersens Troja darf nur der alte Priamos wirklich seinen Glauben an die göttliche Vorsehung zeigen und wirkt dadurch so isoliert und altmodisch wie heutzutage nur noch ein älteres Kirchenoberhaupt deutscher Provenienz.
 
In der Aufbereitung nach Hollywood-Manier allerdings sind die kleineren und größeren Helden schließlich Männer der Tat, und zwar der ganz und gar eigenen. Das gilt auch für die beiden wichtigsten Antagonisten, Hektor auf trojanischer Seite, sowie der Halbgott Achille(u)s auf der Seite der Achäer (also der Griechen). Gerade Achilles ist ja der personifizierte Held schlechthin, der, zwar eigenwillig und durchaus nicht immer dem kommandierenden König Agamemnon wohlgesonnen, den Achäern immer wieder durch schier übermenschliche Taten Mut und Kraft gibt. Brad Pitt spielt ihn, und wenn man ihn wie ich gerade erst in "Burn After Reading" als unterbelichteten Fitnesstrainer erlebt (und genossen) hat, dann fällt es einem doch schwer, ihn als antiken Superheld schlechthin zu sehen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Achilles in seiner strahlenden Rüstung dümmliche Bewegungen zu imaginärer dümmlicher Stampfmusik machen. Aber nein, das ist nicht fair, nein, das nehme ich zurück... nur, es steht hier schon... na ja, kann man nichts machen.
 
Aber im Ernst, diese von Petersen inszenierten Helden wirken manchmal so gewollt heroisch, daß sie schon etwas gestelzt ihre Taten vollbringen. Nun gut, der Reigen der Handlungen ist einigermaßen vollständig nach Vorlage umgesetzt, zumindest was die Aktionen und Geschehnisse um die Menschen (und Halbgötter) angeht. Was alles Apollon und Athene, Zeus, der donnernde Wolkenversammler und Blitzeschleuderer, Eris, die Göttin der Zwietracht, und Achilles' Mutter Thetis auf Götterseite getrieben haben, das hat der Drehbuchschreiber (David Benioff) geflissentlich unter den Tisch fallen lassen. Es sollte ein weltlicher Film werden, in dem weltliche Dollar eingespielt werden, da kann man die nach Schlachtenblut lechzenden Zuschauer nicht zu sehr mit einem Pantheon von Göttern und Halbgöttern verwirren, kommen die monotheistisch geprägten Zuschauer ja gar nicht mehr zurecht.
 
Nun, Schlachtenblut sieht man, und zwar nicht zu knapp; das steht schließlich im Einklang mit der überaus bildreichen Sprache des Originals (wenn das Buch heute erscheinen würde, gäbe es sicher einen Skandal und es würde als Killer-Buch neben Killer-Spielen auf dem Index landen, weil es angeblich gewaltverherrlichend sei und die Leser zu Mord und Totschlag anstiften würde... - hat eigentlich irgendeiner der verwirrten Amokschützen unserer Gegenwart Homer gelesen...?) 
 
Meine Skepsis gegenüber diesem Film hatte sich somit durchaus bis zu gewissem Grad bestätigt, aber andererseits geht das Ganze doch recht flott vonstatten, man erkennt immer wieder Handlungsstränge aus der Vorlage, und fiebert irgendwie dann doch der finalen Eroberung Trojas durch die Griechen, Verzeihung Achäer, entgegen. Auch bei über drei Stunden Laufzeit bestand nie wirklich die Gefahr, in einen Privatsender zu zappen oder hinwegzudämmern.
 
 
Bild (4/5):
 
Im Gegensatz zur Handlung ist das Bild durchaus nicht antik. Schlachtenszenen mit den in gleißendem Sonnenlicht scheinenden Rüstungen und ihren entschlossen dreinblickenden Trägern sind wunderbar detailreich und schärfer als manches Schwert, das dort geschwungen wird. Das gilt gerade für die Massenszenen, wenn etwa Tausende und Abertausende sich auf den Weg zur Stadt machen. Doch nachts sind alle Katzen grau und in der Dunkelheit geht leider manches Detail verloren. Der nächtliche Angriff auf die am Ufer lagernden Achäer ist dank mangelndem Kontrast alles andere als eine Augenweide und weckt ungute Assoziationen an Dunkelfilme wie "Berlin Alexanderplatz". Da das Getümmel normalerweise aber tagsüber stattfindet, fällt das letztendlich nicht so sehr ins Gewicht und man kann sicher sein, daß Troja noch nie so lebensecht und scharf inszeniert wurde. Heinrich Schliemann hätte sich seine Augen gerieben vor Verwunderung.
 
 
Ton (4/5):
 
Dazu paßt der Ton: das Kampfgetümmel einer Schlacht lädt ja geradezu ein, die Möglichkeiten der Mehrkanalwiedergabe auszureizen. Entsprechend brachial donnert der Schlachten Lärm aus den Lautsprechern. Etwas überbetont wirkt es in diesen Szenen, aber paßt damit ganz gut zum Duktus des gesamten Films. Dialoge kommen klar und sauber, wiewohl das flüssige Parlieren der Akteure im damals nicht sonderlich verbreiteten Englisch gerade bei solchen Filmen immer ein wenig verwirrt, aber nicht jeder hat nun mal die Passion eines Mel Gibson, gnadenlose Authentizität umzusetzen.
 
Insgesamt eine prima Soundkulisse, die zu gefallen weiß, zumindest in der englischen TrueHD-Fassung. Wie immer beziehe ich mich auf die Originaltonspur, denn der deutsche Ton, so hört man, fällt gegenüber dem Original etwas ab, was wohl auch dem einfachen Dolby Digital 5.1 geschuldet ist. Positiv aber die lange Liste der Sprachfassungen und Untertitel, hier hat man auch schon weit weniger Auswahl gehabt.
 
 
Extras (4/5):
 
Man muß sich ja vor Augen halten, daß auch bei sehr langen Filmen trotzdem immer noch genügend Platz auf einer Blu-ray bleibt, so daß ein Hersteller eigentlich keine Ausrede hat, wenn er bei Werken wie Troja (oder auch Avatar...) auf Extras verzichtet oder nur eine Alibibeigabe liefert. Deswegen ist es doch erfreulich und bemerkenswert, daß man hier einiges investiert hat und jede Menge Wissens- und Sehenswertes auf die Scheibe gepackt hat. Besonders interessant etwa die Geschichte von Brad Pitt, der in einer der ersten Zweikampfszenen als Achilles sich gleich beim Sprung am Fuß verletzt und längere Zeit ausfiel. Es wird aber nicht erwähnt, ob es die Ferse war, die in Mitleidenschaft gezogen wurde. Jedenfalls muß man das Bemühen von Herrn Pitt, sich so authentisch in die Rolle einzufinden, doch anerkennen.
Auch eine Reihe Interviews gibt es, die ich diesmal ausgelassen habe und einiges von dem Material ist sogar unüblicherweise in HD dabei. Damit darf ich hier auch vier von fünf Punkten vergeben.
 
 
BD-Kaufbewertung: (**/***)
 
Für drei Sterne reicht es bei mir trotzdem nicht ganz, denn zu den wirklich guten und großen Filmen kann man Troja einfach nicht zählen. Und als Literaturverfilmung laß ich Petersens Werk auch nicht durchgehen. Das Angebot dieser Blu-ray ist aber gut; eine ordentliche Ausgabe. Zwar erscheint Ende Mai eine "Premium Collection", aber die scheint bis auf ein reichlich bebildertes Beiheft keine weiteren Extras zu beinhalten (vom Preis natürlich abgesehen). Wer wie ich Troja für unter acht Euro ergattert hat, kann nun gar nichts dabei falsch machen und holt sich das antike Drama auch ohne Götterwirken in die gute Stube.


Trailer (1080p HD, englisch):

 

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