Die Traumwelten Tim Burtons 1 - Setdesigner Rick Heinrichs
Willkommen zu meinem ersten Opfer in der Reihe "Hinter den Kulissen". Da die Filme von Tim Burton viele interessante Aspekte gerade hinsichtlich optischer Präsentation, aber auch im Bezug auf skurrile Charaktere und Geschichten, sowie meist unglaubliche märchenhafte und atmosphärische musikalische Kompositionen aufbieten, wird sich der erste Schwung dieser Blogreihe mit der ein oder anderen Schlüsselfigur des burtonschen Schaffenswerks beschäftigen.
Rick Heinrichs Oscar für "Edward Scissorhands"
Den Anfang macht der renommierte Setdesigner Rick Heinrichs, der aber neben seinen geschätzten Arbeiten an den Burtonfilmen der 80er und 90er Jahre noch deutlich mehr bemerkenswerte Werke vorzuweisen hat.
Doch was ist eigentlich die Arbeit eines Setdesigners oder Art Directors?
Das Berufbild des Setdesigners
Der Setdesigner einer Filmproduktion ist der hauptverantwortliche Mitarbeiter des Produktionsteams für den Bereich Konzeptionsphase, Set-, Kulissenbau, Entwurf, Planung, Fertigung, sowie Finanzierung dieser Bereiche und somit der Department Chef der Designabteilung in Bezug auf das Szenenbild. Interessant erscheint der Hintergrund, dass der Art Director hier offenbar die gleichen Funktionen wahrnimmt, der Titel des Setdesigners aber nur nach Genehmigung durch die Art Directors Guild und ausdrücklichem Antrag der zuständigen Produzenten verwendet werden darf.
Der Hintergrund liegt wohl im historischen Ursprung der Berufsbezeichnung, denn der erste in den Filmkredits aufgeführte und so benannte Set-Designer war seiner Zeit William Cameron Menzies, der diese Auszeichnung als Dank für seine außergewöhnliche Arbeit für "Vom Winde verweht" (1939) erhielt.
Der Setdesigner hat also neben den Conceptartists und den Handwerkern für den Kulissenbau alle anderen für das Bühnenbild verantwortlichen Departments unter sich und untersteht in künstlerischer Hinsicht ausschließlich dem Regisseur selbst. Dies macht Heinrichs also zu einem der wichtigsten Mitarbeiter Tim Burtons der letzten 30 Jahre und wohl auch zu so etwas wie seiner rechten Hand.
Rick Heinrichs Karriere
Rick Heinrichs hat im Bereich der Designarbeiten einen wohl ehrwürdigen Ruf. Nicht einmal weil der visionäre "Träumer" bereits Anfang der 1980er Jahre für den Disney-Konzern arbeitete ist er in Fachkreisen als Könner bekannt, sondern die aus seiner Anstellung beim Mickey Mouse Unternehmen resultierende Bekanntschaft zum damals ebenfalls bei Disney tätigen Meisterregisseur Tim Burton, mit dem er auch nach der gemeinsamen Disney-Zeit eng zusammenarbeitete.
Dabei ist er vor allem für seine Arbeiten als Produktionsdesigner bekannt, hat jedoch im Laufe der Zeit auch andere Tätigkeiten bei diversen Filmprojekten ausgeführt. So war er nicht nur als Stop-Motion-Animateur von Burtons Hansel and Gretel (1982) tätig, sondern bei diesem auch als Produzent, war beteiligter Produzent des Burton-Klassikers "Frankenweenie (1984) und Verantwortlicher der Animationseffekte bei "Pee-wee´s großes Abenteuer" (1985) und noch während ihrer gemeinsamen Disneyzeit zusammen mit Burton verantwortlich für Design, Story und Regie beim Kurzfilm "Vincent" (1982), an dem auch Edgar Allen Poe-Kultschauspieler Vincent Price beteiligt war.
Der Kurzfilm wurde später im Rahmen der Special Edition von "A Nightmare before Christmas" öffentlich zugänglich gemacht und zeigt auch kurz eine frühe Version des Nightmare-Hauptcharakters Jack Skellington.
"Vincent" (1982)
"Frankenweenie" (1984)
Dabei sollte seine größte Schaffensphase aus der auch heute die Essenz seines Rufs destilliert wird erst 1988 mit seiner Arbeit als konsultierender Berater der visuellen Effekte des Burton-Durchbruchs "Beetlejuice" beginnen.
Auch an den Burton Werken "Edward mit den Scherenhänden" (1990, Produktionsdesign), für den er mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, "Batman Returns" (1992 als Art Director), "A Nightmare before Christmas" (1993 als visueller Berater), "Sleepy Hollow" (1999 als Produktionsdesigner) und "Planet der Affen" (2001 ebenfalls als Produktionsdesigner) hatte er entsprechend mitgewirkt und ist aufgrund der Häufigkeit seiner Zusammenarbeit mit dem Meister der skurrilen Fantasy eng mit dem Namen Tim Burton verbunden und dies nicht zuletzt, da die Burton-Filme mit seiner kreativen Beteiligung noch heute den Ruf des Regisseurs fundamentieren.
Heinrichs Spezialgebiete sind Design im Allgemeinen aber auch die Handhabung unterschiedlicher Animationstechniken, weshalb er gerade auch bei fantastischen Settings ein gern gesehener Kollaborateur ist.
Neben seinen Arbeiten für Tim Burton hat Heinrichs auch weitere hervorragende und hoch angesehene Werke bereichert. Neben Spezial Effekten bei der 1986 entstandenen Serie "Alfred Hitchcock Presents:", arbeitete er als Set Designer an "Ghostbusters 2" (1989), "Joe gegen den Vulkan" (1990), "Der König der Fischer" (1991), als Art Director an "Last Action Hero" (1993) und in seiner derzeitig am häufigsten Tätigkeit als Produktionsdesigner an erfolgreichen und beliebten Filmen wie "Fargo" (1996), "The Big Lebowski" (1998), Ang Lees Comicverfilmung "Hulk" (2003), "Lemony Snicket" (2004) der im Design und Setting deutliche parallelen zu früheren Burton-Produktionen aufweist, "Fluch der Karibik 2 und 3" (2006 und 2007), sowie dem Anfang des Jahres im Kino gelaufenen "The Wolfman" (2010).
"Lemony Snicket" (2004)
Der Meister bei der Arbeit "Hulk" (2003)
Doch Rick Heinrichs hat sich seit dem nicht auf die faule Haut gelegt und arbeitet derzeit ebenfalls als Produktionsdesigner an Marvels "Captain America: The First Avenger", der 2011 weltweit in die Kinos kommen wird.
Filmographie (Auszug)
- Vincent (1982)
- Hansel and Gretel (1982)
- Frankenweenie (1984)
- Pee-Wees großes Abenteuer (1985)
- Beetlejuice (1988)
- Ghostbusters 2 (1989)
- Joe gegen den Vulkan (1990)
- Edward mit den Scherenhänden (1990)
- Der König der Fischer (1991)
- Batman Returns (1992)
- Last Action Hero (1993)
- A Nightmare before Christmas (1993)
- Fargo (1996)
- The Big Lebowski (1998)
- Sleepy Hollow (1999)
- Planet der Affen (2001)
- Hulk (2003)
- Lemony Snicket (2004)
- Fluch der Karibik 2 (2006)
- Fluch der Karibik 3 (2007)
- The Wolfman (2010)
- Captain America: The First Avenger (2011)
Ob und wann sich die Wege der beiden alt gedienten Kollegen Heinrichs und Burton erneut kreuzen ist derzeit nicht bekannt, doch auszuschließen ist es bei diesem Lebenslauf wohl kaum und erscheint auch wenig wünschenswert, wenn man bedenkt, dass Burtons Stil zu großen Teilen durch seine eigensinnige Designwahl bestimmt wird, an der Mr. Heinrichs offensichtlich keinen zu geringen Anteil hat.
Ebenfalls bestechend sind jedoch auch Masken und Kostümdesigns besagter Burton-Produktionen wofür der Meister weitere kreative Spezialisten um sich scharrt. Doch dazu mehr im nächsten Teil von "Hinter den Kulissen".
In diesem Sinne euer Schlumpfmaster
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Production_Designer
http://en.wikipedia.org/wiki/Rick_Heinrichs
http://www.imdb.com/name/nm0374511/
Bilderquellen:
http://progresscityusa.com/tag/rick-heinrichs/
http://www.nathanschroeder.net/gal01index.shtml
http://www.ziyue.com/box/oscar/RickHeinrichsB.jpg
http://eldestandonly.com/2009/04/26/inspirations-production-design/
http://www.imdb.com/media/rm3112081664/nm0374511?slideshow=1
http://new.taringa.net/posts/info/857588/Megapost-Tim-Burton.html
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Kommentare
Toller Blog, verdammt interessant, weil ich von all\' dem noch nie was gehört habe, außer, dass Setdesigner ein Beruf ist und das das wohl irgendwas mit den Kulissen zu tun hat. Man lernt halt immer wieder was neues. :)
Dankeschön. =)
Wann ich zum nächsten Blog zu diesem Thema komme, weiß ich allerdings noch nicht genau! Aber hoffentlich innerhalb der nächsten Woche!
vielen Dank für diesen interessanten Beitrag! Ich liebe die Filme von Tim Burton, klar dass man dann auch seine Mitstreiter nicht vergessen darf. Keep Blogging ;)
Viele Grüße,
Oli
Leider habe ich es gestern nicht mehr geschafft mit den Bildern - heute abend habe ich aber die notwendige Zeit und der Blog wird dann soweit final stehen.
Nach der derzeitigen Planung werden sich noch 4 weitere Blogs mit Burtons Traumwelten beschäftigen, kommt aber natürlich auch drauf an, in wie fern ich Material dazu finde. Könnten auch nur drei werden, aber man wird sehen.
Liebe Grüße, Jasperman
Und dann hab ich noch eine Änderung vorgenommen und die Berufsbeschreibung vor den Werdegang Heinrichs gestellt. Denke so macht es einfach mehr Sinn! :p