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[ Bestanden als Bundessieger ][ AdL 04 ]
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Da geht man zur schriftlichen Prüfung und denkt sich nach den 4 Teilen
"Ach du Scheiße, das war wohl nichts ..."
und einen Monat später bringt man am selben Ort noch seine 6 praktischen Teile hinter sich und resümiert nur noch:
"JETZT bin ich definitiv durchgefallen..."
Doch zurück zum Anfang: Im September 2010 beschloss ich eine zweite Ausbildung im Betrieb bei meinem Vater anzufangen und wollte künftig Menschen das Hören wieder ermöglichen: Hörgeräteakustik-Branche halt dich fest, ich komme.
Am ersten Tag der Ausbildung wurde darüber gewitzelt, dass wenn man richtig gut ist, man sogar als Bundessieger ausgezeichnet werden kann. Gehört und vorgenommen! Doch im Laufe der Ausbildung stellte sich heraus, dass ich nur eins kann: Bundessieger in der Hörgeräteakustik-Prüfung werden ODER die 3 Filialen mit Hilfe der ersten Ausbildung (Mediengestalter) werbetechnisch nach vorne zu bringen. Der Entschluss war einfach, vom Bundessieger kann ich mir nichts kaufen und daher hieß es fortan die Prüfung lediglich zu bestehen und den Umsatz weiter nach vorne zu bringen.
Bundessieger adé ...
Nun kam der 7. Berufsschulblock, in dem ich auch als Verkürzer am Ende meine 4 schriftlichen Teile ablegen musste (i.d.R. besucht man 8 Berufsschulblöcke in Lübeck und beendet seine Ausbildung nach 3 Jahren im Sommer) - die Devise: nur BESTEHEN!
Doch es kam alles ganz anders, als erwartet - nach dem ersten schriftlichen Teil (Sperrfach, d.h. mindestens 50 % müssen erreicht werden um zu Bestehen) dachte ich schon, dass ich definitiv raus bin - ich wusste einiges, aber ich hatte auch tiefgreifende Fragen, bei denen ich nicht sicher war, diese richtig beantwortet zu haben - das Gefühl anfangs war richtig mies, legte sich aber mit jedem Tag, dass es eigentlich ü50% sein müssen.
Teil 2, 3 und 4 lief ähnlich schlecht oder gut, doch hier war es nicht so schlimm, da ich in allen restlichen Teile insgesamt nur 50 % benötigte um zu Bestehen - da ich ein Ass in Akustik war und immer noch bin, sollte das also das geringste Problem sein.
Doch jetzt kam noch der Brocken, es war der 18. Januar diesen Jahres und ich reiste zur praktischen Prüfung wieder in Lübeck an. Im Gegenzug bei der Berichtsheft-Abgabe erhielt ich den Umschlag, dass ich nicht zur mündlichen Prüfung antreten muss: im Klartext, entweder hatte ich schriftlich bestanden oder ich war so schlecht, dass selbst die mündliche nichts mehr bringt. Da ich mir aber relativ sicher war, dass ich nicht alles falsch gemacht hatte, war mir klar, dass ich schriftlich schon mal fertig bin ;)
Am nächsten Morgen stand mir also die erste praktische Prüfung bevor: easy going - ein Hörgerät mit Hilfe der Messbox einstellen - das war einfach und nach 20 min war der Tag auch schon für mich gelaufen. So könnten alle Teile laufen und ich ging mit einem guten Gefühl den nächsten Prüfungsteilen entgegen.
Da Sonntag auch in der Prüfungszeit Ruhetag ist, wurde ich erst wieder Montag Mittag gefordert: Löten - wieder ein einfacher Gang und auch hier lief alles reibungslos! Bis hierhin war noch alles gut, doch der Dienstag sollte alles ändern.
Dienstag Morgen war ich ungeöhnlich doll aufgeregt, wobei doch eines meiner Paradedisziplinen auf meinem Prüfungszeitplan stand: Audiometrie (Hörtest etc. pp.) - der erste Teil lief auch sorgenfrei und ich bin sauber durchmarschiert, doch dann passierte mir der erste Schnitzer: ich erkläre die Problematik noch richtig und machte praktisch dann das komplette Gegenteil - was zum Geier war hier plötzlich los. Mein Blutdruck raste und ich lernte mich selbst neu kennen. Sowas hatte ich noch nie erlebt!
Mittwoch Morgen: Fräsen - mein absoluter Hass richtete sich die komplette Ausbildung lang auf diesen Teil. Nur noch wenige Betriebe fräsen heute noch selbst und schicken ihre Ohrabformungen eigentlich in die Labore, dass dort die Ohrstücke lasergefertigt werden - so natürlich auch bei uns, aber in der Prüfung muss man es dennoch beherrschen. Was half mir, mich ruhig zu verhalten, Adrenalin bei Seite zu schieben und ein ordentliches Ohrstück zu fräsen? Na sicher doch, ich fuhr mit dem Theme von Rocky zur Prüfung, hörte mir diesen dann sogar noch 2-3 Mal im Auto entspannt an und ging dann frohen Mutes zum Hassteil. Nach 50 min stand für mich fest: das lief gar nicht so schlecht wie gedacht - doch das Ergebnis am Samstag zeigte mir, dass ich auch hier wohl doch richtig aufgeregt war und einiges falsch gemacht hatte.
Donnerstag Mittag: Ohrabformung - auch hier hatte ich eigentlich "easy going" vor, doch mein Adrenalinspiegel hätte jede Messskala gesprengt. Seit Dienstag Morgen stieg die Anspannung von Prüfung zu Prüfung an und ich wurde zunehmend nervöser. So auch hier und ich hatte eigentlich recht akzeptable Ohrabformungen durchgeführt, aber wie das Ergebnis am Ende der Woche zeigte, war ich hier wohl auch vollends neben der Spur.
Nur noch ein Prüfungsteil und das ist bei allen Prüflingen der blanke Horror: Beratungs- und Anpassungsgespräch. Man macht es tagtäglich, aber die Nerven liegen mittlerweile so blank, dass ich selbst mich nur noch auf allen vieren wagte voranzubewegen. Nur noch 30 min trennten mich von dem befreienden Eieruhrpiepen und dem Gedanken: jetzt hast du alle Teile abgelegt und kannst nur noch warten, dass dir am Samstag Vormittag ein Gesellenbrief mit akzeptablen Ergebnissen vorgelegt wird.
Doch die 30 Minuten wollten erstmal rum gebracht werden.
"Schönen guten Tag Frau Zabel (fiktiver Name vom Fall, den ich gezogen habe), mein Name ist Dennis *piep* und ich möchte Ihnen heute das Thema Hörgeräte näher bringen und mit Ihnen zusammen die ersten Geräte aussuchen, die Sie dann ab nächster Woche Probetragen dürfen ..."
STILLE ... ticktackticktack ... die Sekunden verrinnen und in meinem Kopf war absolute Leere. Die Gedanken kreisten um das gestrige Gespräch mit meinen Zimmerkollegen, dass ich eigentlich rechnerisch nur noch durchfallen kann, wenn es mir die Sprache verschlägt und ich keinen Ton mehr raus bekomme.
Die Prüferin und auch die Protokollantin starrten mich mit riesigen Augen an.
"SAG WAS, IRGENDWAS, LOS DU DEPP, SAG JETZT WAS!"
Meine Gedanken kamen geschlagene 45 Sekunden später wieder und ich durchbrach die unendlich lang gefühlte Stille mit den Worten:
"Ach du scheiße ..."
Dann hat es noch ca. 15 Sekunden gedauert und ich hatte wieder alles sortiert im Kopf. Ich habe die Menschen immer belächelt, wenn die mir erzählt haben, dass sie ein Blackout hatten und dachte mir immer: sowas wird dir nie passieren. Pustekuchen - das war die schlimmste Erfahrung, die ich bis jetzt machen musste.
Nach den kompletten 30 Minuten war der Spuk dann zu Ende ;)
Samstag Morgen wurde ich dann endlich erlöst, nachdem ich zusehen musste, wie vor mir 30 Leute in den Raum zitiert wurden, teilweise freudestrahlend und lachend oder auch weinend und agressiv den Raum wieder verließen. Die Luft vor dem Raum war so angespannt, dass man dort sicherlich mit einem Voltmeter Spannung im 2 stelligen Bereich hätte messen können. Als dann das Mädel neben mir einfach anfing zu heulen, obwohl die noch gar nicht im Raum drin war, war ich doch endlich froh, dass mein Name fiel und ich endlich wusste, ob es gereicht hat oder nicht.
BESTANDEN - nicht wirklich gut, aber ich hatte bestanden. Endlich fiel der komplette Druck von mir ab und ich war endlich nach 8 Tagen absoluter Anspannung frei! Die ernüchternde Entscheidung zur Freisprechung nur im Hemd zu gehen, war auch schnell getroffen, weil mit Theorie 3+ und Praxis 4 werde ich sicherlich nicht geehrt und auf die Bühne zitiert.
FALSCH gedacht, wie sich später herausstellte: ich hatte noch meinen Vater vor der Freisprechung angerufen, dass ich bestanden hatte und auch sicherlich kein Bundessieger bin, aber nach der Freisprechung musste ich ihn glatt noch mal anrufen und alles widerlegen. Ich hatte zwar noch immer bestanden, aber bin der schriftliche Bundessieger der Gesellenprüfung Winter 2013 - ein irres Gefühl, wenn man weiß, dass man von 254 Prüflingen der Beste ist ^^
Oder wie meine Frau sagte: mit einer 3+ bist du eher der Schlauste von den Dummen.
Aber eine Durchfallquote von 27 % sollte eigentlich auch für den Schwierigkeit der Prüfungen stehen - und diese ist meistens im Sommer bei 850-880 Prüflingen ähnlich oder noch schlechter.
Was anfangs durch einen Spaß entstand, dann irgendwann bei Seite geschoben wurde, ist nun doch rein zufällig wahr geworden: Bundessieger, auch wenn nur im schriftlichen Teil.
Nun steht der Meisterschule im März nichts mehr im Wege und eines ist sicher, bei den Prüfungen habe ich dieses Mal Bachblüten mit im Gepäck!
Bis dahin werde ich jetzt erst mal wieder regelmäßig arbeiten, ohne ständig nach Lübeck zu müssen und endlich auch wieder regelmäßig hier meinen Senf zu jeglichem "Scheiß" abgeben ;)
Welcome back 2 bluray-disc.de ^^ JUCHU!
--> zurück zur Brück'!
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