Blog von Cineast aka Filmnerd

Beitragsansicht Beitragsansicht
Anzahl pro Seite  
Sortierung: chronologisch | alphabetisch | Aufrufen | Kommentaren | Danke |

 
(REDAKTIONELLER HINWEIS zum Konsum des Blogs:
Zunächst sei daran erinnert, dass dies der 2. Teil des Blogs ist, weshalb ich bitten darf zunächst den hier zu findenden 1. Blog zu lesen:

https://bluray-disc.de/blulife/blog/cineast-aka-filmnerd/17258-evil-dead-vs-evil-dead-part-i

Wer mag, der kann zum Blog musikalisch "passendes" konsumieren - hier empfiehlt sich irgendwie Mutoids "Necronomicon" - welches allerdings mit Samples aus "Army of Darkness" aufwartet, aber wir wollen mal nicht zu kleinlich sein :-). Eine Warnung insoweit - man sollte hierfür Gabba ein wenig "aufgeschlossen" sein :-):

http://www.youtube.com/watch?v=XMpqQH0YCGA

Wem dies musikalisch zu sperrig ist, dem sei zum Konsum des Blogs "Darkness Falls" von Solitary Experiments empfohlen, welches eingängig ist - und einen stimmungstechnisch passenden Text bietet :-):

http://www.frequency.com/video/solitary-experiments-darkness-falls/24684176 

Hierneben sei angemerkt, dass ich diesen Blog als einen Blog konzipiert hatte - allerdings so viel textlich hierzu zu verlautbaren hatte, dass ich die Zeichenbeschränkung gesprengt habe - deshalb die Aufteilung auf 2. Blogs, die sich aber als Einheit verstehen.

Ob des Umfangs des Textes blieb auch praktisch kein nennenswerter Raum für Bebilderung - ich hoffe, Ihr könnt hierüber hinwegsehen :-))

 
Zum „Remake“:
 
Wie der geneigte Leser bemerken wird, ist das Wörtchen Remake hier in Anführungszeichen gesetzt worden, denn ein klassisches Remake stellt die Neuinterpretation aus dem Jahre 2013, die jetzt besprochen werden soll, nicht dar – und, um dies gleich vorwegzunehmen, das ist auch gut so! :-)
 
Tatsächlich war die Idee, dass EVIL DEAD-Franchise gleichsam in die Neuzeit zu „transportieren“ unter den Fans überaus kritisch diskutiert worden – insbesondere, als sich herauskristallisierte, dass Mr. Campbell nicht als Ash dabei sein sollte, sondern man insoweit „neue Wege“ beschreiten wollte – ein „heißes Eisen“, denn Bruce ist nun einmal derart mit der Reihe „verwachsen“, dass man hier einfach ein Scheitern erwartete – eine Annahme, die sich, auch das sei schon mal vorweggenommen, nicht erhärtete, im Gegenteil :-)!
 
Eingedenk der Vorbehalte der harten Fangemeinde, war es sicher ein richtiger und wichtiger Impuls, dass sich hier die Produzenten des Originals, bestehend aus Tapert, Raimi und Campbell, hinter das Projekt stellten und selbiges betreuten – dies wirkte doch deutlich „beruhigend“ auf die Fangemeinde.
 
Und in der Tat lässt sich sagen, dass die „Neubelebung“ viel Positives in sich trägt – wenngleich diese für meinen Geschmack eben bereits denklogisch nicht mehr die Innovationskraft des Originals erreicht.
 
Soweit es nun um EVIL DEAD 2013 geht, fällt zunächst einmal auf, dass der Film sichtbar (und natürlich denklogisch) anderen Sehgewohnheiten zu entsprechen sucht, als dies noch beim Original der Fall war.
 
EVIL DEAD 2013 geht „mit der Zeit“ und rekurriert nicht mehr explizit, wie dereinst das Original, auf die „großen klassischen Genrefilme“ sondern folgt modernen Erzählstrukturen.
 
Dies zeigt sich bereits an der Eröffnung des Filmes.
 
Während im Original sehr langsam auf die eigentliche Thematik „hingearbeitet“ und ruhig und bedächtig eingeführt wird, eröffnet EVIL DEAD 2013, ganz im Stil der „neuen Zeit“, mit einem „Paukenschlag“! Wir werden hier direkt ins Geschehen geworfen und haben Teil an der „Vernichtung“ einer Besessenen in „der“ Hütte, womit gleichzeitig auch unmissverständlich die „Marschrichtung“ vorgegeben wird.
 
Wenngleich diese Eröffnung längst nicht den Charme des Originals hat, trifft selbige und zieht sofort „die Daumenschrauben“ an. Insoweit gänzlich anders, als das Original – und gleichwohl interessant, wenngleich ich persönlich das liebevoll zurückhaltende „Hinleiten“ dann doch etwas vermissen, was aber „Jammern auf sehr hohem Niveau“ gleichkommt.
 
Überhaupt ist das Reboot in Vielem inhaltlich clever angelegt. Unter dem Postulat der veränderten Besetzung sowie der veränderten Zeitebene gegenüber dem Original (EVIL DEAD 2013 spielt schließlich heute :-)) drängt sich eben die Frage auf, weshalb es mehrere Jugendliche eben in diese abgelegene Hütte „verschlägt“. Erfrischend und eben clever ist dabei, dass man hier nicht schlicht beim Original „abkupfert“ und gleiche Motive anführt – zumal dies der Glaubwürdigkeit wohl auch abträglich gewesen wäre.
 
Nein, hier wird darauf abgestellt, dass „das Ash-Pendant“ Mia :-) einen kalten Entzug durchführen will und sich hierzu eben mit den weiteren Protagonisten in diese abgeschiedene Hütte zurückzieht – ein sehr kluges Drehbuchmoment, wie ich finde, denn dieser Aspekt, macht zum einen nachvollziehbar, warum man sich in die abgelegene Hütte begibt – und zum anderen bietet die Entzugssituation Mias wunderbare „Spielmöglichkeiten“, die der Film dann auch geschickt aufgreift. So wird Mias spätere „Besessenheit“ von den anderen dahingehen (fehl)interpretiert, dass diese eben mit Ihrem Entzug zu tun habe – ein Aspekt, der wiederum glaubhaft und nachvollziehbar macht, dass die Anderen trotz der Veränderung Mias vor Ort bleiben. Dieses clevere Drehbuchmoment hilft also deutlich und nachhaltig, dem Film inhaltliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, was mir ausnehmend gut gefiel!
 
Wo wir schon beim Leben des Drehbuchs sind … als sehr gelungen empfand ich die eingebauten Reminiszenzen in Bezug auf das Original – so sehen wird hinterm Haus das leicht überwucherte 1973er Oldsmobile Delta 88 aus dem Original, wer auf die Bilder an der Pinwand achtet, mag „alte Bekannte“ entdecken etc. – diese hintergründigen und clever eingesetzten Anspielungen, die dezent platziert worden, ohne sich zwingend anzubiedernd empfand ich als großartig – und gleichzeitig „dient“ man hier dem Fan, der natürlich Bezüge zum Original hergestellt wissen will. Auch hier vermag ich lediglich Lob auszusprechen.
 
Dies gilt dabei auch für die Art der Inszenierung, denn der Film ist insgesamt sehr schön bebildert und besticht durch geschickte Farbwahl und Einstellungsfindung – was ich grundsätzlich sehr mag. Allerdings, so gelungen die Inszenierung auch ist, den Charme und die Innovation des Originals lässt diese vermissen, denn derart innovative Kamerafahrten und Einstellungen, wie sie uns im Original noch „zu Hauf“ begegnen, finden sich hier nicht – hier wirkt die Inszenierung schlichtweg „glatter“, was an sich nicht zu kritisieren ist – nur eben, für meinen persönlichen Geschmack, mit dem Original nicht mithält, wenngleich dies sicherlich den heutigen Sehgewohnheiten weit mehr angepasst ist.
 
Dabei muss ich allerdings auch sagen, dass mir die Visualisierung im Reboot teils sehr gut gefallen hat. Wenn am Schluss der Blutregen einsetzt, begründet dies einen „magischen Moment“, wie man solche im Kino nur selten erlebt – wunderbar ist dabei, wie man das Fallen einzelner Tropfen zeigt, die dann zum Regenguss zunehmen – sehr stimmungsvoll und eben, trotz der vorstehend aufgezeigten Vorbehalte, sehr überzeugend.
 
Das ich persönliche gleichwohl die „Qualität der Kamerafahrten“ des Originals im Remake ein wenig vermisse, liegt aber auch in einer weiteren, inhaltlich gänzlich anderen Herangehensweise des Reboots begründet.
 
In EVIL DEAD 2013 ist das Böse nichts gänzlich Abstraktes – anders als im Original sehen wir selbiges nicht aus der Ego-Perspektive sondern es wird eher Personalisiert.
 
Besonders deutlich wird dies gen Ende, als Mia sich mit „Evil-Mia“ auseinandersetzen muss. Wo im Original das Böse abstrakt daherkommt, wird ihm hier ein Gesicht verliehen – eine Spiegelung Mias visualisiert das Böse.
 
Dies hat Gutes wie Schlechtes in sich, wie ich finde – Gutes, da man sich hierüber wiederum deutlich vom Original absetzt – Schlechtes, da der „Zauber“ den das Original noch durch dieses „nicht greifbare, sphärische“ Böse schuf, hier schlichtweg fehlt, denn selbiges ist hier „greifbar“ eben in der Spiegelung von Mia.
 
Dies macht EVIL DEAD 2013 mitnichten weniger gelungen, aber als Fan des Originals stößt einem kurz dieser Aspekt etwas auf, wenngleich dies für sich, auf lediglich EVIL DEAD 2013 bezogen, vollkommen in Ordnung geht.
 
Hierbei sei auch angemerkt, dass bei EVIL DEAD 2013 Vieles eben konkreter, als im Original wird. So erhalten wir im „Remake“ weiter reichenden Einblick ins Necronomicon und erfahren, wie man die Besessenen denn verbindlich tötet. Generell wird der „Hintergrund“ mehr beleuchtet, was sicher ganz interessant ist, aber eben auch „entzaubert“. Was früher nur „wage“ und gerade deshalb so angsteinflößend war, wird im Reboot erklärbarer, rationaler – hier empfand ich das Original im direkten Vergleich als gelungener und nachhaltiger – wenngleich dies im Reboot für sich genommen vollkommen konsequent und stimmig ist.
 
Ein ganz wesentlicher Faktor für einen Film, der auf einen so beinharten Erstling reflektiert, ist natürlich, dass auch der Härtegrad des Filmes sich am Erstling messen lassen muss, heißt: auch von einem entsprechenden Reboot wird selbstredend eine entsprechende Härte erwartet.
Und diese Erwartungshaltung „bedient“ EVIL DEAD 2013 vollauf, denn der Film bietet reichlich Gore, der allerdings, wie bereits im Erstling, nie zum Selbstzweck verkommt, sondern immer „handlungstragend“ ist. Dabei sind die Goreeffekte nicht nur drastisch/explizit sondern auch handgemacht, was dem auch dem Reboot innewohnenden Retroaspekt bei Anlehnung an eben solch einen Klassiker des Genres eben gerecht zu werden sucht, was insoweit vollauf gelingt – das „Fanherz“ wird hier vollauf zufrieden gestellt.
 
Allerdings darf ich für mich anmerken, dass die optische Präsentation der Besessenen zwar gelungen ist und auch und gerade visuell überzeugt – gleichwohl sich aber nicht so nachhaltig präsentiert, wie noch im Original, soll heißen: ich persönlich finde die Makeup-Effekte in Bezug auf die Charakterisierung als „Besessenen“ im Original rein visuell überzeugenden – aber das ist reine Geschmacksfrage und wertet das Reboot in keiner Weise ab.
 
Ein besonders überzeugender „Drehbuchmoment“ bei EVIL DEAD 2013 ist der Umstand, dass man hier als „Held“ eine Frau in Form von Mia präsentiert. Zum Einen hätte sich wohl kaum ein adäquater und vor allem fanseitig akzeptierbarer „Campbell-Ersatz“ finden lassen, weshalb ein „Weggang“ vom Charakter des Ash nur logisch und sinnvoll war. Zum anderen dokumentiert die Wahl einer Frau als „Heldin“ des Streifens „die neue Zeit“ und passt sich wunderbar der veränderten Zeitebene an.
 
Dabei ist gerade die Wahl von Jane Levy als Mia wirklich zu loben, denn selbige präsentiert sich darstellerisch wirklich exzellent und vermag den Spagat zwischen Drogenentzugsgequälte, Besessenheitsopfer und Heldin glaubhaft zu transportieren. Das Fanherz vermisst gleichwohl Mr. Campbell – aber lässt man Bruce, der der Reihe eben so sehr nachhaltig seinen Stempel aufgedrückt hat, außen vor, muss man wirklich feststellen, dass Jane Levy eine absolut überzeugende Wahl für den Hauptcharakter war und ist, wodurch EVIL DEAD 2013 zusätzlich positiv „abgerundet“ wird.
 
Zu loben ist auch der Score und dessen Einsatz im Reboot, denn zum Einen überzeugt dieser klanglich und zum Anderen ist selbiger stets passend und effektiv eingesetzt worden.
 
Jedweden Anflug von Komik, der sich im Original noch finden lies, sucht man im Remake im Übrigen vergebens – allerdings führt dies dazu, dass sich das Remake als absolut konsequenter Genrefilm präsentiert, was selbigem sehr gut zu Gesicht steht, wenngleich gegenüber dem Original hiermit eben auch eine weitere „Ebene“ fehlt :-).
 
Besonders bemerkenswert – und ich denke, an der Stelle kann ich ob der Omnipräsenz dieses Faktes ruhig ein wenig spoilern :-) – ist der Umstand, dass das Fanboyherz mit einer Szene nach den Schlusscredits nochmals vollauf zufrieden gestellt wird, indem hier kurz Bruce eingeblendet wird, dem es obliegt, nur „sein“ Wörtchen „GROOVY!“ loszuwerden. Dies kann man anbiedernd finden – oder aber cool – ich gehöre zu letzterer Gruppe :-)!
Dabei ist noch zu bemerken, dass dieser Mini-Cameo von Bruce wohl auch nicht von ungefähr kommt, denn mittlerweile steht fest, dass es eine weitere Fortsetzung der Originalreihe geben wird, mit Sam Raimi als Regisseur und Drehbuchautor + Bruce als Ash! Raimi soll insoweit bereits fleißig am Drehbuch schreiben – vor dem Hintergrund dieser Prämisse macht der Cameo von Bruce gar noch doppelt „Sinn“, zumal es auch Bestrebungen geben soll, denn in einem weiteren Film die Originalreihe mit dem Reboot, welches auch mindestens einen weiteren Ableger erhalten soll, zu verbinden.
Es wird spannend bleiben, wie es insoweit weitergeht – passend war der clever gesetzte Cameo von Bruce im Reboot damit aber in jedem Fall!
 
Insgesamt lässt sich festhalten, dass EVIL DEAD 2013 eine harter, überraschend kompromissloser und in das „Evil Dead Universum“ sich überzeugend einfügender Film ist, der, soweit man ihn denn als Remake bezeichnen will und kann, als eines der besten Genreremakes überhaupt gelten kann und muss.
 
Dessen ungeachtet wird die Brillianz und Innovativität des Erstlings nicht erreicht – konnte aber auch schlichtweg nicht erreicht werden, denn EVIL DEAD ist ein Stück Filmkunst und Filmgeschichte, welches eigentlich längst einen Platz im Museum of Modern Art neben „Texas Chainsaw Massacre“ verdient hätte.
 
Wer einen der beiden Filme wirklich noch nicht gesehen haben sollte, sollte dringend mal einen Blick riskieren!
Wer die Filme kennt, sollte sie ruhig noch mal sehen – und gerade jetzt ist doch, wie Eingangs erwähnt, ein „guter Zeitpunkt“ dafür :-).
 
In diesem Sinne
 
 
(F)ROHES FEST ALLERSEITS!
 
 
PS: Ich hoffe, dieser „kleine Exkurs“ hat Euch zusagen können. Anregungen, Ergänzungen oder Kritik bitte in den Kommentaren loswerden, denn was wäre ein Blog ohne Feedback :-)!


(REDAKTIONELLER HINWEIS zum Konsum des Blogs:
Wer mag, der kann zum Blog musikalisch "passendes" konsumieren - hier empfiehlt sich irgendwie Mutoids "Necronomicon" - welches allerdings mit Samples aus "Army of Darkness" aufwartet, aber wir wollen mal nicht zu kleinlich sein :-). Eine Warnung insoweit - man sollte hierfür Gabba ein wenig "aufgeschlossen" sein :-):

http://www.youtube.com/watch?v=XMpqQH0YCGA

Wem dies musikalisch zu sperrig ist, dem sei zum Konsum des Blogs "Darkness Falls" von Solitary Experiments empfohlen, welches eingängig ist - und einen stimmungstechnisch passenden Text bietet :-):

http://www.frequency.com/video/solitary-experiments-darkness-falls/24684176 

Hierneben sei angemerkt, dass ich diesen Blog als einen Blog konzipiert hatte - allerdings so viel textlich hierzu zu verlautbaren hatte, dass ich die Zeichenbeschränkung gesprengt habe - deshalb die Aufteilung auf 2. Blogs, die sich aber als Einheit verstehen.

Ob des Umfangs des Textes blieb auch praktisch kein nennenswerter Raum für Bebilderung - ich hoffe, Ihr könnt hierüber hinwegsehen :-))

Hallo, geneigte Blog- und Genreinteressierter!
Hallo und Willkommen in einem weiteren 18ner Blog!
 
 
Vor geraumer Zeit hatte ich hier über meine Statusangabe angekündigt, einen Vergleichsblog zwischen Sam Raimis Original „EVIL DEAD“ (merke: IMMER Großschreiben :-)) und dem letztjährigen Remake, wenn man es denn als solches bezeichnen will, zu Veröffentlichung bringen zu wollen.
 
Seither wurde es „still“ um dieses Vorhaben – und selbst die Statusangabe wurde recht bald insoweit gelöscht, was schlicht darin begründet lag, dass hier nicht genügend Zeit vorhanden war, um hier gebührend zu fabulieren.
 
Nun gilt es aber derartige Ankündigungen nicht einfach „verpuffen“ zu lassen – vielmehr müssen irgendwann auch Taten her – und deshalb also dann doch noch dieser Blog!
 
Ein solcher Blog passt natürlich wunderbar in die besinnliche Vorweihnachtszeit – in Zeiten der weihnachtlichen Harmonie liegt doch nichts näher, als sich einer „Schlachtplatte“ wie dem EVIL DEAD-Franchise zu widmen. Ironie? – Nun ja, bedenkt man, welche Ausmaße der vorweihnachtliche „Irrsinn“ mittlerweile erreicht, nur bedingt (wer sich derzeit mal versehentlich in die Innenstädte begibt, wird wissen was ich meine… :-)).
 
Und das Bild vom vorweihnachtlichen Überlebenskampf anlässlich des gesellschaftlichen Zwanges zum Konsum eingedenk des Beschenkungspostulats soll eine „wunderbare“ Überleitung zu meinem eigentlichen Thema darstellen – in diesem Sinne, Lieber Leser:
 
 
JOIN US!
 
Zum Original:
 
Eins muss ganz klar vorweg gesagt werden, wenn es um EVIL DEAD geht – ich kann hierzu nicht wirklich objektiv sein. Wie könnte ich dies auch, bei einem Film, der mich praktisch mein gesamtes „Filmleben“ begleitet und mich von jeher extremst geprägt hat.
 
EVIL DEAD hat nachhaltig Eindruck bei mir hinterlassen, ist praktisch nicht mehr hinweg zu denken. Folglich kann ich hier eben nicht neutral, objekt an diesen Film „herangehen“.
 
Allerdings zeigen die „Herrschaaren“ der Fans des Filmes, dass ich damit wohl nicht ganz alleine stehe – selbst Mr. Stephen King hatte bekanntlich dereinst den Film als „originellsten Horrorfilm des Jahres“ bezeichnet.
 
Die Einschätzung des Genreliteraten wahr aber offenkundig nicht weitreichend genug, denn EVIL DEAD avancierte zum Kultfilm, was sicherlich in vielen verschiedenen Faktoren begründet liegt, aber in jedem Falle zurecht erfolgte!
 
Schließlich hat EVIL DEAD das Genrekino und die Popkultur ganz wesentlich beeinflusst – so sehr, dass selbst andere große Genrefilme wie Cravens „Nightmare on Elm Street“ dem Film huldigen („Hail to the King, Baby!“ :-)). Im Falle von „Nightmare“ sei insoweit nur daran erinnert, welch Film Nancy dort im Fernsehen begutachtet …
 
Dabei gelingt es teilweise durch Einbindung von EVIL DEAD in andere Filme, völlig überraschende Subtexte zu begründen – man denke nur an den meisterlichen „Donnie Darko“ und an den dortigen Kinobesuch – was sich dort vor dem Hintergrund des im dortigen Kino gezeigten EVIL DEAD abspielt, begründet eine ganz spezielle, andersartige, aber gleichwohl nachhaltige Wirkung …
 
Aber ich schweife ab – EVIL DEAD hatte und hat hierzulande natürlich das „Problem“ der akuten Gewaltdarstellung, der essentieller Teil des Films ist – und gleichzeitig deren „Achillesferse“ was die deutschen Zensurbehörden angeht. Ich will hier nicht mit der Zensurgeschichte langweilen – wenngleich so manches bahnbrechendes Urteil im Zusammenhang mit gerade diesem Film erging und sich v.a. spannend liest, wie sich meine Berufskollegen mit dem Film auseinandergesetzt und v.a. die dort maßgeblichen Szenen beschrieben haben – wer mag, sollte sich die frei einsehbaren entsprechenden Urteile mal zu Gemüte führen :-).
 
Der Aspekt der Indizierung hat allerdings in jedem Falle mit zur Popularität des Filmes beigetragen, denn kaum etwas übt stärke „Magnetwirkung“ auf den geneigten Genrefan aus, als eben indizierte Film – die „Frucht des verbotenen Baumes“ ist schließlich immer die am besten schmeckende :-).
 
So bin ich selbst seinerzeit wohl auch aus eben diesem Grunde „an den Film geraten“.
 
Unmittelbar nach der Wende (zuvor wäre an den Bezug des Filmes ohnehin nicht zu denken gewesen :-)) grassierte, ähnlich den Geschehnissen in „The Ring“, bei uns eine „urbane Legende“, nach der  es einen Film mit dem schmissigen Titel „Tanz der Teufel“ gäbe, der „so hart ist, dass sich ganz Viele schon deswegen umgebracht haben – und darum ist der auch verboten!“ (mehr oder minder ein Originalzitat der Äußerungen, die uns zugetragen wurden :-)).
 
Es gingen auch mehrere Raubkopien VHS-Bänder (ja, so was gabs damals noch :-)) in Umlauf, auf denen besagter Film befindlich sein sollte – selbst ist es mir nie gelungen, eins davon zur Eigenen Verwendung zu bekommen – aber ich durfte mal „mitgucken“ – und ich kann Euch sagen, dass für einen noch nicht sehr „goreerfahrenen“ 14-Jährigen der Konsum von EVIL DEAD wirklich ein einschneidendes Erlebnis ist bzw. war.
 
Dies mal als kleiner „Schlenker“ dazu, wie ich erstmalig in Kontakt mit dem Film kam.
 
Aber – ist es allein diese kultisch/mystische, dieser Nimbus des Verbotenen, der EVIL DEAD derart besonders macht? – Nein, da ist noch weit mehr :-)!
 
Das Original ist schließlich so etwas wie ein Hybride aus dem bis dato geltenden „klassischen Horrorfilm“ und dem „neuzeitlichen Genrefilm“ – insoweit jedenfalls, als dem Original eine gewisse Zweiteilung innewohnt. So wird während des ersten Teiles des Films behäbig auf die Goreorgie „hingearbeitet“. Man lässt sich Zeit – für Charakterpräsentation wie für „Stimmungsmache“ – und gerade in Bezug auf den letztgenannten Gesichtspunkt finden sich hier viele Reminiszenzen zu Genrefilmen „alter Schule“. Viele Einstellungen in diesem ersten Abschnitt des Filmes wirken vorangegangenen, mehr auf Atmosphäre gerichteten Genrefilmen entlehnt – man denke nur an den „wabernden Nebel“.
Bis hierhin funktioniert der Film weitestgehend psychologisch und kommt ohne jedwede explizite Darstellungen aus – und insoweit ließe sich dieser 1. Teil des Films wie eine Hommage an die „gute alte Zeit des Genrefilm“ verstehen.
 
Mit diesem Konzept wird dann aber schlagartig und konsequent gebrochen! Der 2. Teil des Films funktioniert weniger hintergründig, ist vielmehr geradezu plakativ und wie ein Schlag in die Magengrube – teilweise eine richtige „Schlachtplatte“, ohne aber – und das halte ich für einen ganz wichtigen Aspekt – den Bezug zur Stimmungswirkung und –erzeugung zu verlieren!
 
Diese Zweigespaltenheit des Filmes und damit die gleichzeitige Verbindung von „Gothichorror“ mit „Pop-Art-Horror“ ist für meinen Geschmack einzigartig und absolut bemerkenswert – und sicher ein wesentlicher Faktor, der die Bedeutung des Filmes ausmacht, zumal sich hier die verschiedenen „Lager“ der Genrefans so oder so wieder finden können.
 
Dabei kommt nun noch die überaus (zumindest für die damalige Zeit) innovative Visualisierung des Dargebotenen hinzu. Damit meine ich jetzt nicht die eingedenk des Minibudgets überaus gelungenen, handgemachten Effekte – ich meine die Kameraführung und die besondere Nutzung derselben.
 
Dies wird besonders deutlich an der Visualisierung des Bösen – die praktisch nicht stattfindet, denn wir, die Zuschauer, „sind“ das Böse, da wir das insoweitige Geschehen aus der „Ego-Perspektive“ des Bösen erleben, was besonders nachhaltig wird, da „wir“ uns rasend schnell vorwärts durch den Wald und die Hütte bewegen und zudem „wir“ hierbei ganze Bäume spalten – visuell absolut berauschend und clever zugleich, denn dies bindet den Zuschauer extrem mit ein. Man ist nicht „nur“ Betrachtender, man ist Teil des Bösen – und das hat immer wieder ganz besondere Sogwirkung!
 
Dabei ist dies auch im psychologischen Sinne überaus clever gewählt. Schließlich vermittelt sich die Bedrohungslage eingedenk des Nicht-Sichtbaren noch weitaus stärker, als würde man dieses darstellen. Das Nicht-Zeigen des Bösen macht dieses nicht Greifbar, eher beliebig und allgegenwärtig – mit geradezu hypnotischer Wirkung beim Zuschauer!
 
Soll also heißen – stilistisch hat Raimi von Idee und Umsetzung insoweit etwas ganz besonderes geschaffen!
 
Und dies gilt über die Darstellung des Bösen hinaus – wirklich bemerkenswert und herausragend sind die Kamerafahrten im Allgemeinen, was für die visuelle Präsentation innerhalb der Hütte ganz besonders gilt. Hier wird auf die Ausstattung derselben spontan gezoomed, zurückgezogen. Der Blickwinkel wird verfremdet, die Perspektiven wirken völlig atypisch – die visuelle Darstellung ist derart abnorm gegenüber „üblichen“ Sehgewohnheiten, dass dies zusätzlich extrem in den Bann zieht.
 
Dies dient im Übrigen auch wunderbar der Visualisierung des zunehmenden Irrsinns des Hauptprotagonisten, auf den nachfolgend noch besonders eingegangen werden wird :-).
Denn das Irrsinn insoweit angelegt ist und rational betrachtet auch droht, liegt nahe für den Betrachter, eingedenk dessen, was der Hauptprotagonist alles erdulden muss. Raimi begnügt sich aber nicht damit, uns das „vermuten“ zu lassen – er „peitscht“ es uns ein und macht uns dies „spürbar“, eben durch die vorbehandelten Stilmittel. Was wirklich ein ganz besonderes Erlebnis ist.
 
Der Film ist insoweit eine echte Tour De Force, zumal, und das muss natürlich auch herausgestellt werden, die Goreeffekte, die in der 2. Filmhälfte gleichsam omnipräsent sind, wirklich absolut überzeugend wirken und den Zusehenden abermals binden.
 
Dazu passt der eigentlich nur rudimentär angelegte „mythische Unterbau“, der sich über das Tonband und das Necronomicon vermittelt – wobei gerade besagtes Buch zu fesseln vermag.
Gleichwohl verschwendet Raimi nur bedingt Zeit, hier auf mythisches näher einzugehen. Dies wird nur „angerissen“, bestenfalls „gestreift“ – was aber keineswegs schlecht ist – im Gegenteil! So bleibt schließlich vieles „im Dunklen“, was letztlich die Bedrohung für den Zuschauer nur noch mehr erhöht!
 
EVIL DEAD ist dabei in jeder Hinsicht kompromisslos – fast hat man das Gefühl Tapert, Raimi und Campbell sei es darum gegangen, jedwedes Hollywoodmuster zu vermeiden – ebenso wie jedwede Anbiederung beim Publikum.
 
So wird die Geschichte konsequent erzählt – ohne Rücksicht auf die Protagonisten und auch und gerade den Betrachtenden!
 
Letzteres zeigt sich besonders am Ende des Filmes, welches folgerichtig alles andere als auch nur im Entferntesten ein Happy End ist – vielmehr ist das Ende konsequent, konsequent böse!
 
Der Film ist keineswegs lebensbejahend – ganz im Gegenteil. Gerade das Ende unterstreicht dies nachhaltig. EVIL DEAD ist vielmehr hoffnungslos – und in gewisser Weise mag sich hier metaphorisch die in der letzten Konsequenz bestehende Hoffnungslosigkeit unseres Daseins offenbaren.
 
Dies ist aber keineswegs ein Kritikpunkt, ganz im Gegenteil ! EVIL DEAD ist eben ein Genrefilm, der nunmehr von der Grundanlage dazu da ist, harte Wahrheiten zu transportieren und sich nicht uniform zu geben – dies gelingt hier exzellent und deckt sich umfassend mit den diversen, hoffentlich beschriebenen Wirkmechanismen des Filmes.
 
Und dann gibt es da noch einen ganz wesentlichen Faktor, der gerade das Original zu eben diesem Kultfilm werden ließ, der er nun mal ist – die Rede ist von der Besetzung!
Und obgleich diese generell für einen B-Film sehr gut gewählt wurde, wird doch überdeutlich, dass eben der Hauptprotagonist mit Namen ASH aka Mr. BRUCE CAMPBELL den Film ganz wesentlich trägt!
 
Ich will hier gar nicht in einige riesige Lobhudelei zu Bruce verfallen, denn als erklärter Fan des „größten B-Movie-Schauspielers aller Zeiten“ ist doch klar, dass ich hier nur Lobesworte finden würde :-).
 
Allerdings ist Mr. Campbell einfach eine ideale Besetzung für den Part des Ash, denn diese Figur eingedenk der durchlebten Situation glaubhaft darstellen zu können – dazu muss man schon was können :-).
 
Dabei mag es hilfreich gewesen sein, dass Campbell seinerzeit noch unbedarft war, denn gerade im Erstling hat Ash teils auch etwas sehr Fragiles, was die Figur uns Konsumenten noch näher bringt. Die Coolness der Folgeteile ist hier nur aufblitzend – und das ist auch gut so, denn ein „menschlich getroffener“ Ash statt der späteren coolen Sau trifft den Kern des abgrundtief bösen Erstlings weit besser – und passt eben auch besser zu dem hoffnungslosen Ende des Erstlings!
Mr. Campbell kann dabei schon in diesem frühen Film offenbaren, welch ausgeprägtes schauspielerisches Potential in ihm ruht.
 
Die Wirkung des Filmes wird im Übrigen auch nachhaltig durch den Einsatz des Scores unterstrichen, welcher sich sehr zurückhaltend gibt. Dies ist allerdings auch zu loben, denn so wird man eben vornehmlich visuell gefesselt – und das ist es doch, worauf EVIL DEAD primär abzielt!
 
Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass das Original in der Summe all der vorbehandelten Faktoren, die mitnichten den Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sich als etwas Besonderes darstellt – als ein Film, bei dem zwar Goreszenen ganz erheblich zum Stil gehören, aber letztlich primär dazu dienen, konsequent eine gewisse Stimmung zu transportieren – eine Stimmung, die im Erstling eben extrem pessimistisch ist und vielleicht deshalb den Film so nachhaltig macht. Da wird es auch glaubhaft, was damals über den Film erzählt wurde – denn das dieser für manch labilen Anlass zur letztlichen Selbsttötung gewesen sein könnte, ist eingedenk der Macht und der visuellen beeindruckend inszenierten „abgeschiedenen Apokalypse“ des Filmes, durchaus nachzuvollziehen.
 
Dem Vorstehenden tut es dabei nicht einmal Abbruch, dass selbst in diesem düsteren Werk gelegentlich der in der Folge im Franchise immer stärker herausbrechende „Humoraspekt“ hervorblitzt. Schließlich mag auch im Erstling gelegentlich etwas Amüsantes offenbart werden – hierdurch wird die Grundstimmung bemerkenswerter Weise jedoch zu keiner Zeit erschüttert, was sehr viel Fingerspitzengefühl beweist!
 
TANZ DER TEUFEL hat mich also absolut vereinnahmt – und wird meiner unmaßgeblichen Meinung nach, immer den Nimbus als einer der wichtigsten Genrefilme innehaben – einfach, weil er dies aus den vorbenannten Gründen ist!
 
Nur eines lässt das Original vermissen – ein angemessenes UNCUT-BD-RELEASE :-)!
 
Derartiges hat dagegen der als Remake deklarierte letztjährige EVIL DEAD-Film erfahren – wieder eine „traumhafte Überleitung“ – oder? :-)
 
Insoweit darf oder muss ich dann ob der Zeichenbeschränkung auf den 2. Blog hierzu verweisen - bis gleich, beim 2. Blog!
 

Top Angebote

Cineast aka Filmnerd
GEPRÜFTES MITGLIED
FSK 18
Aktivität
Forenbeiträge11.712
Kommentare18.950
Blogbeiträge25
Clubposts340
Bewertungen1
avatar-img
Mein Avatar

Kategorien

(22)
(1)

Kommentare

von feivel 
am Das Original ist …
am Verdammt, Sebastian, …
von Kodijak 
am So... wieder zurück …
am Guten Abend @***FILMNE…

Blogs von Freunden

t0bs7ar
cheesy
COOGAN
Merlot
cpu lord
Charlys Tante
Hitty
Dr. Rock
Joern.Pomplitz
Der Blog von Cineast aka Filmnerd wurde 4.399x besucht.