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Meine neue Blogreihe ist da, diesmal geht's nicht nur um den Italowestern sondern um das gesamte Euro-Kino! Viel Vergnügen mit einem Blog, den ich schon lange geplant habe:

 

Die Achtziger, bisher hab ich noch fast nichts über dieses Jahrzehnt geschrieben, war es doch ein eher trauriges für europäische Kultfilme: Terence Hill und Bud Spencer beendeten nach dem grandiosen "Vier Fäuste gegen Rio" und einem weiteren unbedeutenden Beiwerk in Miami ihre Zusammenarbeit; gleiches galt für Das Wahrzeichen Dänemarks - Die Olsenbande. Beide Kombinationen versuchten in den 90ern ein Comeback und beide scheiterten (was bei Terence Hills Regieversuch jedoch deutlich tiefere Wunden hinterließ als bei den einfach nur VIEL ZU alten Olsens). Auch Louis de Funès starb bereits in den frühen 1980ern.

 

Trotzdem war es noch kein schlechtes Jahrzehnt für den europäischen Film. Gründe sind wohl die starken Deutschen: Kinski und Herzog produzieren Filme von recht beeindruckender Art, Dieter Hallervorden überträgt Nonstop Nonsens erfolgreich auf die große Leinwand und Otto Waalkes kann dies mit seinen Streifen sogar noch toppen. Mit "Das Boot" gelingt auch endlich ein deutscher Kriegsfilm über den 2. Weltkrieg, der wirklich unterhält und nicht bloß belehrt und traurig macht.

 

Diesmal waren es aber auch andere Mächte, die selbst einmal im Rampenlicht stehen wollten. Unsere legendären Synchronsprech-Schwergewichter. Mit Hauptdarsteller Lewis Collins und der Hilfe von zu diesem Zeitpunkt sicherlich günstigen Schauspielern wie Ernest Borgnine oder Lee Van Cleef schuf Regisseur Antonio Margheriti (Italowestern Veteran der zweiten Reihe) den unschwer als Abklatsch zu erkennenden "Geheimcode: Wildgänse", für  welchen sogar Klaus Kinski verpflichtet werden konnte (wahrscheinlich, weil dieser mit ihm bereits im Italowestern kooperierte).

 

Hinter diesen ehemals, oder zu jener Zeit immer noch großen Namen platzierten sich dann Bruce Willis, Sly Stallone, Pierce Brosnan, oder Harrison Ford bzw. eigentlich deren deutsche Sprechapparate, namentlich Manfred Lehmann, Thomas Danneberg, Frank Glaubrecht und Wolfgang Pampel.

 

Dies war nun also die explosive Mischung für wunderbares deutsch-italienisches B-Film Kino der besonderen Art. So bat Erwin C. Dietrich, schweizer Filmproduzent der eher mit schmuddeligem in Verbindung gebracht werden könnte, 1984 zum ersten eigenen Söldnerabenteuer - in dem Lewis Collins und seine Truppe von deutschen Synchronikonen das erste Mal den Dschungel unsicher machten:

 

Story ist kaum vorhanden, Cpt. Wesley (Collins) und seine Truppe, die Wildgänse jagen im Dschungel Südostasiens Drogenschmuggler, jagen dabei Züge, Depots, Konvois und so weiter in die Luft. Hier und da stirbt dann einer aus der Bande. Als größerer Name stößt Lee Van Cleef als Heli-Pilot zur Truppe, nebenbei hat der Auftraggeber der Wildgänse in der Nähe noch zwei weitere Leute positioniert, und zwar Ernest Borgnine und Klaus Kinski. Übrigens, einer der beiden wird sich als Verräter entpuppen - welcher, wird aber nicht verraten, dürfte allerdings auch nicht so schwer zu erraten sein...

 

Wirklich gut wird die Sache eigentlich nie, allerdings ein launiger 80er Jahre Soundtrack, jede Menge Tote, Explosionen so weit das Auge reicht und das tolle Ensemble machen einfach Spaß. Vor allem die Endszene mit Kinski im Ballerrausch ist einfach nur kultig (ist auch die einzige Szene, die so wirkt, als hätte er Bock dazu). Dazu Margheritis Faible für das Zerstören von Miniatursets und fertig ist Euro-Action der besonderen Art. Allerdings sind es die Sprecher, die nun einmal vor die Kamera treten, denen man den Spaß jederzeit anmerkt.

 

Fazit I: Wer Kinski, Lee Van Cleef, Lewis Collins und deutsche Synchronsprecher mag, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten - wobei lustigerweise für diese Masse an hochkarätigen Sprechern, die Dialoge ziemlich unwürdig waren (angeblich war für die deutsche Fassung sogar Arne Elsholtz höchstpersönlich zuständig!). Wer damit nichts anfangen kann, bleibt bei Rambo 2. Einen zweiten "Die Wildgänse kommen" sollte man aber auch nicht erwarten!

 

Im zweiten Teil der lose zusammenhängenden Trilogie sehen wir viel ähnliches: Collins als Obersöldner, Kinski als... Kinski, Danneberg und einige andere Sprecher als weitere Söldner, aber "Kommando Leopard" hat auch einige andere Facetten, so ist der Film nicht mehr nur Dschungel-Ballerei, sondern wird leicht politisch, so versuchen die Leoparden diesmal den Präsidenten einer Bananenrepublik zu stürzen, dessen wichtigster Vertrauter, Kinski ist. Und Manfred Lehmann ist diesmal als Missionar dabei.

 

Der Film steht seinem Vorgänger jedoch in einer Sache nach: es fehlen die Zugpferde. Bis auf Collins und Kinski ist keiner der großen Namen mehr dabei, des weiteren sterben bereits am Anfang einige wichtige Figuren und Lehmann ist als Geistlicher, Pazifist. Collins muss also die Last dieses Filmes fast alleine auf seinen Schultern stemmen, sodass diese Szenen fehlen, in denen man einfach mal den Altstars (wie Lee Van Cleef) huldigt.

 

Margheriti überhob sich leider auch an manchen Spezialeffekten, so sahen eine Flugzeugexplosion oder ein brechender Staudamm noch ganz gut aus, die Mischung aus Realszenen und Modelleisenbahn war dann aber zu viel des Guten.

 

Diesmal muss ich jedoch auch nochmal konkret auf die Synchronisierung zu sprechen kommen. Da Thomas Danneberg diesmal nur eine kleinere Rolle hat und der Film sowieso komplett nachsynchronisiert wurde, hat man ihn diesmal direkt den Hauptdarsteller Lewis Collins sprechen lassen. Danneberg wurde hingegen von Rainer Brandt gesprochen, was eine skurrile Sache war, schließlich hat Brandt in seinen Schnodder-Werken die Rollen, die er zunächst selbst sprach, innerhalb der 70er Jahren, fast komplett Danneberg übergeben (Franco Nero, George Hilton...). Im ersten Teil wurde Collins übrigens von Eddie Murphy Stimme Randolf Kronberg gesprochen.

 

Fazit II: Beim zweiten Mal fasziniert das Ganze leider nicht mehr so ganz, allerdings versucht der Film erwachsener zu sein als sein Vorgänger, dies gelingt allerdings nur bedingt. Kinski beim wie wild durch die Gegend ballern zuzusehen, ist allerdings auch beim zweiten Mal noch eine tolle Sache.

 

Aller guten Dinge sind drei, dachte sich wohl auch Erwin C. Dietrich, und so brachte seine Ascot Elite 1988 "Der Commander" heraus. Dieses mal ist man wieder deutlich näher am ersten Teil, wieder gibt es Dschungel-Action, Lee Van Cleef wurde wieder belebt und hat hier seinen letzten Auftritt im europäischen Kino, denn er starb bereits 1989. Außerdem wurde Donald Pleasence an Bord geholt, der jedoch auch schon Jahre älter war als L. V. Cleef.

 

Jedoch war Kinski nicht mehr dabei, der größte Verlust. Gleichzeitig wurde die Story abstruser, so wurde um Manfred Lehmann dieses Mal eine bescheuerte Doppelgänger-Geschichte gesponnen. Der Verlust des wichtigen Gegenspielers, wurde diesmal also mit einem deutlich komplizierteren Plot als in Teil eins, kompensiert. Schade ist, dass nach der Einleitung eine dreiviertel Stunde lang nur gequasselt wurde, bis endlich wieder geballert wurde. Zum Teil spielt die Handlung dieses mal übrigens in Berlin.



Diesmal wurden die Synchronsprecher wieder besser und zahlreicher eingebunden. Manne Lehmann war wieder unter den Söldnern, Frank Glaubrecht hatte wesentlich mehr zu tun als zuvor und auch De Niros Sprecher Christian Brückner mischt diesmal ein wenig mit. Margheriti oder auch Anthony M. Dawson, wie er sich nannte, hatte sich diesmal die ganz großen Modellexplosionen verkniffen, dennoch waren nicht alle Effekte unbedingt perfekt.

 

Machen wir es kurz für Fazit III: Der erste Teil ging durch Margheritis Gulaschkanone, wurde neu ausgewurstet, ist aber eben nur noch die Kopie eines mehr oder minder als Kopie angelegten deutsch-italienischen B-Filmes. Kaum der Rede wert.  

 

Man sah den Filmen vor allem eines an: Manfred Lehmann, Thomas Danneberg und Konsorten hatten es satt, immer nur im Synchronstudio zu hocken und den Sly Stallones oder Kurt Russels dieser Welt nur ihre Stimme zu leihen. Vor allem Lehmann war ein absolut cooler Söldner, den ich gern öfter in solchen Rollen gesehen hätte. In irgendeinem Film-Forum hat mal jemand gesagt, man hätte Lehmann in den 80ern locker zum deutschen Actionstar aufbauen können, wie die deutschen Produzenten jedoch so sind, wird Potential verschleudert wo es nur geht. Schade eigentlich, ein deutsches Actionkino hätte Standorte wie Babelsberg sicherlich zu viel größerem Ruhm in der Welt verholfen... Perlen vor die Säue.

 

Alle drei Filme wurden von Ascot Elite übrigens vor kurzem auf Blu-Ray herausgebracht. Obwohl Kameramann Peter Baumgartner die Restaurierung überwacht hat, finde ich das Bild der Scheiben zum Teil recht mau, allerdings stelle ich mir die Drehbedingungen auf den Philippinen auch nicht gerade rosig vor. "Der Commander" hat allerdings das mit Abstand beste Bild der Reihe, hier hab ich eigentlich gar nichts zu meckern, gute Schärfe und wenige Verunreinigungen, sehr schön.

 

Wer noch immer nicht genug bekommen hat von diesem wunderbaren Euro-Kult, der kann sich auch einmal an "Die Rückkehr der Wildgänse" wagen, in dem von der hier aufgeführten Besetzung immerhin noch Manfred Lehmann mitmacht. Regisseur Fabrizio De Angelis lässt aber auf nichts gutes schließen...

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoplakate oder Cover.


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