Der chinesische Schauspieler und Kampfsportexperte Yang Sze, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bolo Yeung, dürfte Kampfsportfans weitestgehend bekannt sein. In über 100 Filmen trat der ehemalige Bodybuilder auf, wobei er zumeist auf die Rolle des Bösewichts geeicht war. So spielte er sowohl an der Seite von Bruce Lee in „Der Mann mit der Todeskralle“ und kämpfte in „Bloodsport“ gegen Jean-Claude Van Damme. Mit „Bolo – Vier Fäuste im wilden Osten“ legte das Multitalent im Jahr 1977 sein Regiedebüt vor und trat zudem auch in der Hauptrolle in Erscheinung. Der Film, bei dem es sich um eine Art Kung-Fu-Comedy handelt, wird nun erstmals in deutscher Sprache von Cinestrange Extreme in drei verschiedenen, jeweils limitierten und nummerierten Mediabooks auf den Markt gebracht, welche den Film auf DVD und Blu-ray Disc beinhalten. Kurz vor Weihnachten wird dann die Keep Case Version nachgelegt. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Seite der Blu-ray Disc ausnimmt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Die zwei Ex-Knackis Bolo und Ma werden aufgrund von absurden Umständen plötzlich zu den Gesetzeshütern eines kleinen Dorfes in der Provinz. Darüber hinaus suchen sie noch nach verstecktem Gold und legen sich mit trotteligen Gangstern sowie einer aggressiven Puffmutter an. Doch das ist nur die Spitze des Kampfkunst-Eisbergs, denn es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Prügelknaben, die es darauf abgesehen haben, das neue Leben von Bolo und Ma möglichst schnell zu beenden. Aus diesem Grund herrscht im Dorf bald schon ein ziemliches Chaos, bei dem sich Handkantenschläge und Lachsalven abwechseln! (Pressetext Cinestrange)
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Inhaltlich hat das Regiedebüt des Kampfsportprofis nicht viel zu bieten, aber wenn der Film Spaß macht, lässt sich gerne darüber hinwegsehen. Im Grunde genommen geht es um zwei gutherzige Halunken, wie sie in dieser Zeit auch sehr erfolgreich von Bud Spencer und Terence Hill in zahlreichen Filmen dargestellt wurden, die in einer kleinen Ortschaft mit viel Körpereinsatz und flotten Sprüchen für Ruhe und Ordnung sorgen, und unter den Bösewichten Ohrfeigen, beziehungsweise Handkantenschläge verteilen. Die Kampfszenen sind dabei natürlich gänzlich anders als bei den italienischen Produktionen, wobei eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Leider sind die Kampfszenen nicht so gut choreografiert, wie man sich das wünschen würde; Viele Schläge gehen sichtbar deutlich neben das Ziel und zahlreiche Schnitte mit Anschlussfehlern verhindern ebenfalls einen flüssigen Ablauf der Actionsequenzen.
Dass der Film ganz offensichtlich nach dem bekannten Strickmuster entstanden ist, schlägt sich auch in der deutschen Synchronisation nieder, die sich an den kultigen Schnodderdeutsch-Synchros von Rainer Brandt orientiert, dabei aber eine unbarmherzige Bruchlandung hinlegt (mehr dazu in der Tonbewertung). Die darstellerischen Leistungen sind sehr durchwachsen und ausnahmslos übertrieben, was jedoch durchaus der Tatsache geschuldet sein kann, dass es sich hierbei um eine asiatische Produktion aus den 1970ern handelt, wo diese Art der Schauspielerei gang und gäbe war. Auch Effekte wie aus Ohren und Nase quellender Dampf, alberne Slapstickeinlagen und übertriebenes Grimmassieren machen deutlich, dass es sich hier nicht um ein ernstzunehmendes Drama oder einen knallharten Thriller handelt, sondern um eine Komödie. In der Summe ist das Ganze allerdings nur schwer zu ertragen, aber wenn man einen Männerabend mit Bier und Spaß plant, könnte dieser Film genau das Richtige sein, um die Party zu starten und mal „was neues“ auf dem Bildschirm zu haben.
Bildqualität
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Das körnige Bild lässt sich nur schwer beschreiben, da nicht ganz ersichtlich ist, was man hier damit gemacht hat. Zum einen ist die Schärfe durchgehend gut bis sehr gut und offenbart in einigen Szenen auch haufenweise kleinerer Details. Auch die Farben sind schön kräftig und strahlend, allerdings kommt es immer wieder zu Farbschwankungen, die vermuten lassen, dass das Bild aus mehreren unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt wurde. Der Bildstand ist sehr ruhig, allerdings zeigen sich über die gesamte Lauflänge Beschädigungen wie Lauflinien, Kratzer und Verschmutzungen – und zwar in einem Ausmaß, wie es bei den Grindhouse-Filmen von Tarantino und Rodrigues zu sehen war. Dort waren die Beschädigungen allerdings künstlich herbeigeführt und sollten den Eindruck eines Bahnhofskinofilms vermitteln – und es ist gut möglich, dass auch hier in dieser Art vorgegangen wurde, denn für echte Beschädigungen ist das Bild zu ruhig und zu gut. Da aber nichts derartiges bekannt ist, muss an dieser Stelle davon ausgegangen werden, dass das Bild tatsächlich so aussah, was zu der geringen Wertung führt, die objektiv betrachtet eigentlich nicht so schlecht ist, wie die Punkte es vermuten lassen. Wenn man mit den Kratzern leben kann, oder diese sogar mag, da sie das Gefühl des Films authentischer machen, kann man ruhig von einer soliden 8- oder sogar fast schon 9-Punkte Wertung ausgehen.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung vor, wobei es sich auch bei der englischen Version um eine Synchronfassungen handeln dürfte, denn die Lippensynchronität ist hier nur äußerst selten gegeben. Während der englische Ton, welcher ausgesprochen mies ist und die Dialoge kaum verständlich wiedergibt, in dts-HD Master 2.0 vorliegt, bekommen wir die deutsche Synchronfassung mit einer 5.1 Abmischung geboten, wobei dies eher Augenwischerei ist. Die deutsche Synchronfassung ist brandneu und wurde offenbar eigens für diese Veröffentlichung angefertigt, klingt allerdings so, als wäre sie von irgendwelchen Hobbysprechern mit einem Discounter-Mikrofon in einer Gartenhütte aufgenommen worden. Die Dialoge sind hier zwar besser verständlich als in der englischen Version, allerdings klingt der gesamte Ton ausgesprochen blechern. Surroundeffekte gibt es keine, die Musik klingt teilweise äußerst unangenehm und die Dialoge sind unharmonisch abgemischt, so dass die eine Stimme extrem leise, die andere übertrieben laut klingt – während beide Charaktere sich quasi nebeneinanderstehend unterhalten. Bei einigen Dialogen hat man den Eindruck, dass sie aus einer komplett anderen Quelle stammen, und dass am Anfang und Ende eines Satzes die Lautstärke ein- und ausblendet ist auch keine Seltenheit. Auch in puncto Synchronität passt sich die deutsche Fassung der englischen Version an – soll heißen, dass es auch hier eher eine Seltenheit ist, wenn die Dialoge passend zu den Lippenbewegungen erklingen. In manchen Fällen bewegen sich die Lippen lange bevor oder nachdem Dialoge zu hören sind, während andere Dialoge erklingen, ohne dass irgendwer etwas gesagt hat. Das Gleiche gilt für Soundeffekte wie Schläge oder Zischen, welche willkürlich erklingen und mit dem Bild nicht wirklich in Zusammenhang stehen.
Der Film ist ganz im Stile von Rainer Brandts kultigen Schnodderdeutsch-Synchronisationen gehalten, worauf auch auf dem Backcover deutlich hingewiesen wird. Allerdings lässt sich Kult nicht erzwingen, wie diese Synchronisation zeigt, denn dumme Sprüche und Kalauer sind das Eine, aber ein passender Einsatz das Andere, und darauf wurde hier verzichtet. Wahllos werden „Schenkelklopfer“ rausgehauen, ohne dass diese in irgendeiner Art und Weise zur Szene passen würden. Und wenn dann auch noch bekannte Sprüche wie der „Gruß aus Solingen“ oder der „Schamottriese“ wiederholt werden, dann ist das nicht kultig, sondern regt eher zum Fremdscham an. Die Auswahl der Synchronsprecher ist dabei ebenfalls ein Fall für sich. Die beiden Hauptcharaktere, die auch gut als asiatische Pendants zu Bud Spencer und Terence Hill durchgehen könnten, wurden mit Sprechern besetzt, die große Ähnlichkeit mit Thomas Danneberg und Wolfgang Hess aufweisen, wodurch zusätzlich der Eindruck einer schlechten Kopie entsteht. Auch die übrigen Sprecher erinnern ein wenig an bekannte Stimmen wie Gerd Duwner und Klaus Miedel – allerdings handelt es sich auch hier um schlechte Kopien. Andere Figuren weisen Dialekte auf, die offenbar witzig sein sollen, es aber nicht sind. Die deutschen Untertitel orientieren sich indessen am deutschen Ton, heißt, dass sämtliche Kalauer auch in Textform enthalten sind. Daher lässt sich nicht nachvollziehen, wie werkgetreu der Film synchronisiert wurde, es ist aber anzunehmen, dass man hier nur bedingt Wert auf eine akkurate Übersetzung gelegt hat. Englische Untertitel gibt es keine.
Ausstattung
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Im Bonusmaterial findet sich im Grunde genommen nur ein einziges Feature, wenn man von der Bildergalerie und dem Trailer zum Film absieht. Dabei handelt es sich um ein Interview, beziehungsweise eine Art Podiumsdiskussion, mit Regisseur und Hauptdarsteller Bolo Yeung, welches anlässlich der Movie Days im Jahr 2012 aufgezeichnet wurde. Das Interview wurde in englischer Sprache geführt und wurde mit deutschen Untertiteln versehen.
Fazit
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Das Regiedebüt von Bolo Yeung wird von Cinestrange Extreme in einer schwer zu bewertenden Blu-ray Version veröffentlicht. Der Film selbst ist sicherlich Geschmackssache, aber die Darbietung desselben ist äußerst schwer einzuschätzen und lässt sich nicht pauschal bewerten. Das Bild ist einerseits hervorragend gut, dann aber mit zahlreichen Beschädigungen und Fehlern gestraft, bei denen nicht klar ist, ob es sich hierbei um gewollte „Grindhouse“-Effekte oder eine schlampige Restauration handelt. Der Ton, der erstmals in deutscher Sprache vorliegt, klingt unterirdisch und die Synchronisation klingt wie das Freizeitprojekt einer Gruppe untalentierter Rainer Brandt-Fans – oder aber, als hätte man mittels K.I. eine Brandteske Synchronisation angefertigt, die obendrein die Stimmen von Thomas Danneberg und Wolfgang Hess imitieren soll. Das Bonusmaterial ist auch eher übersichtlich, aber bei einem Film wie diesem kann man eigentlich froh sein, dass überhaupt etwas geboten wird. Für einen feuchtfröhlichen Männerabend könnte „Bolo – Vier Fäuste im wilden Osten“ genau das richtige sein. Für einen entspannten und gemütlichen Fernsehabend hingegen eher nicht.
(Michael Speier)
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