bewertet am 12.09.2024 um 09:54
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Beginnen wir mit der Regie, oder dem, was Irwin Allen unter einer Regie versteht. Das Problem, der Film hält sich stetig selbst auf und kommt zu keiner Zeit auch nur ansatzweise in die Pötte. Die Stars hocken überwiegend in irgendwelchen Laboren oder Büros, während draußen gemütlich unzählige sinnfreie Nebenhandlungen abgespult werden, die den Film weder bereichern noch in irgendeiner Art und Weise nach vorne bringen. Zwischendurch werden einzelne Überfälle des Schwarms eingestreut, der Film gleitet nicht, er eiert vor sich hin, ohne zu wissen, was genau er denn eigentlich sein möchte. Die permanente Bedrohung findet zumeist in Monologen oder Dialogen statt, verschwindet zwischendurch in Gänze, während wir ausgiebig gähnend den unzähligen Randnotizen beiwohnen, die eher an Werbepausen erinnern. Und so gelingt es dem Film zu keiner Zeit Spannung zu erzeugen, alles plätschert gemütlich vor sich hin, ist unglaublich vorhersehbar und glänzt zudem mit unzähligen Logiklöchern, bei denen einem in Teilen regelrecht die Haare zu Berge stehen. Hierzu einfach mal ein paar Beispiele.
Die ersten 20 Minuten bis zur Gewissheit, um was es sich überhaupt handelt, sind nur deshalb notwendig, weil es einem riesigen Bienenschwarm gelingt eine unterirdische Raketenbasis zu zerlegen, ohne dass auch nur ein einziges Tierchen bei diesem Angriff zu Schaden kommt oder zurückbleibt. Zudem stechen unsere Film-Bienen offensichtlich so geschickt, dass bei keinem der Opfer eine lokale Schwellung zu entdecken ist. Und so spekuliert man gezwungenermaßen wild hin und her, diskutiert über mögliche Ursachen und Zuständigkeiten und zerlegt nebenbei noch zwei Hubschrauber und deren Besatzung in die Bestandteile, völlig sinnlos und fern jeder noch so schlichten Logik.
Im Verlauf und mit dem Wissen, um was es sich handelt, evakuiert man eine Kleinstadt, lädt die Bewohner in einen Zug und lässt diesen fröhlich entgleisen, weil man offensichtlich vergessen hat zu erwähnen, dass geöffnete Fenster und ein Bienenschwarm eher kontraproduktiv sein könnten. Und warum schlichte Wagons während des Unglücks ausnahmslos großspurig explodieren, also abseits der Lokomotive, wird wohl auf Ewig das große Geheimnis des Drehbuchs bleiben.
Millionen von Bienen passen in einen recht übersichtlichen Baum, was dem Begriff Enge eine völlig neue Bedeutung verleiht, gestochene Betroffene sterben entweder sofort, ein wenig später, sehr viel später oder auch gar nicht, je nachdem, ob die betroffenen Rollen in der Folge noch benötigt werden. Die, die das Glück haben noch weiter mitspielen zu dürfen, sehen ausnahmslos eine übergroße Biene, die man mit ein wenig Hand-Gewirbel aus den Wahnvorstellungen eliminieren kann und Schulkinder, die insbesondere gerade erst ihre Eltern verloren haben, bauen fröhlich Molotow-Cocktails und bewerfen den bösen Baum, ohne Sinn und Verstand.
Wobei sich die Idee, dem Baum und somit dem Schwarm mit Feuer zu Leibe zu rücken, bei genauerer Betrachtung als nicht einmal schlecht erweist, zumindest aus Sicht der Kinder. Das amerikanische Militär allerdings hat zwar Jahre damit zugebracht den Dschungel in Vietnam mit Feuer oder Chemikalien zu roden, ein einzelner Baum in der Nähe einer Kleinstadt in den USA kommt aber auf gar keinen Fall infrage. Diese Lösung wäre für einen solch komplexen Film wohl einfach zu schlicht.
Das Highlight dieses Logik-Festivals allerdings ist die Evakuierung von Houston, die man zusehend fassungslos begleitet und die eigentlich eher an einen Slapstick-Film erinnert. Man erfährt dies überwiegend aus dem Radio, der Rest spielt in irgendeinem Bürogebäude, welches sich Hauptquartier nennt. Was in Houston selbst passiert, sehen wir zumeist auf einem kleinen Monitor, der Versuch die Bienen zu stoppen, scheitert krachend, während Michael Cane und Richard Widmark wichtige Unterhaltungen führen. Das Highlight dieses Highlights ist allerdings die Idee, ein Trüppchen auf die Beine zu stellen, welches Houston in Gänze mit Flammenwerfern dem Erdboden gleichmachen soll. Dieses zerlegt sich in der Folge geradezu drollig eher selbst, zerstört das eigene Hauptquartier, stolpert und poltert wild umher und scheitert am Ende so ganz nebenbei an der Tatsache, dass es ohnehin vermutlich 400 Jahre gedauert hätte, um wenigstens einen Stadtteil von Houston mit ein wenig Feuer zu versorgen.
Die eigentliche Lösung des gesamten Problems, nach unendlich mühsamer und sinnfreier Forschung in die falsche Richtung, offenbart sich am Ende eher zufällig, der Rest verläuft im Zeitraffer-Modus. Raus aus dem brennenden Hauptquartier, Augen zu und ab durch die Mitte, das umherirrende Flammenwerfer-Trüppchen wird gewissenhaft ignoriert, man trifft sich am Strand, legt einen ökologisch sinnvollen Ölteppich, lockt den Schwarm dorthin, fackelt das Ganze gründlich ab und schon ist der Spuk vorbei, Alaaf und Amen.
Kommen wir also zum durchaus beeindruckenden Star-Ensemble. Michael Cane betreibt Aufklärung und trifft wichtige Entscheidungen, die allesamt im Nichts enden. Richard Widmark poltert und krakeelt militärisch in die Landschaft, steht ansonsten aber eher im Weg herum, Henry Fonda hockt belanglos in einem Rollstuhl und verkündet permanente Fehlschläge, was seine Forschungsarbeit betrifft, Olivia de Havilland fährt Zug, solange der Zug halt fährt und die Rolle von Richard Chamberlain hätte man problemlos auch mit einem Schirmständer besetzen können.
Das Ergebnis meiner Sichtung habe ich ja schon zu Beginn verraten, enden wir also mit der Technik und der Umsetzung dieses Glanzstücks der Filmgeschichte. Die Langfassung ist genau eines, sie ist quälend lang. Fehlstellen zur Kinoversion werden in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln eingefügt, der Film zieht sich in dieser Version allerdings wie Kaugummi. Die Kinoversion ist somit wesentlich knackiger, scheitert letztendlich aber leider auch am Film selbst. Die HD-Umsetzung ist ansehbar, wurde weitestgehend von Verschmutzungen befreit, ein echtes HD-Feeling entsteht allerdings zu keiner Zeit. Über den Ton kann ich nur wenig sagen, das gibt meine Anlage nicht her.