Nicht jeder wird sich noch an die Zeiten erinnern, in denen der Katastrophenfilm „Der tödliche Schwarm“ im Samstagabendprogramm ausgestrahlt wurde. Heutzutage ist diese Filmikone trotz einer beeindruckenden Besetzung (Michael Caine, Richard Widmark, Katharine Ross, Olivia de Havilland, Richard Chamberlain, Henry Fonda und viele mehr) leider weitgehend von der Bildfläche verschwunden. Möglicherweise hängt das mit der etwas trashigen Story zusammen, in der ein paar Wissenschaftler, unterstützt von US-Militärs, sich Millionen von „Killerbienen“ stellen müssen. Zudem ist rückblickend ein solches Horrorszenario schwer mit der heutigen Wertschätzung eines Nutztiers zu vereinbaren, das einen so erheblichen Einfluss auf die Biodiversität hat. Dennoch hat „Der tödliche Schwarm“ seinen Platz als Kultfilm in der Filmographie von Regisseur Irwin Allen (Die Höllenfahrt der Poseidon, Flammendes Inferno). Als „Creature Feature“ erscheint der Streifen nun erstmals nicht nur in Full HD, sondern auch in beiden vorhandenen Versionen: der Kinofassung (116:02 Minuten) und der Langfassung (155:05 Minuten), die zuvor nur auf Laserdisc erhältlich war. Wenn das mal nicht vielversprechend ist. Dann schauen wir uns dieses 2-BD-Set im folgenden Beitrag doch mal genauer an.
Story
Hochgiftige und äußerst aggressive Killerbienen haben dem US-Bundessstaat Texas den Krieg erklärt. Angehörige einer Militärbasis unweit von Houston zählen zu den ersten Opfern. Städte und Dörfer werden evakuiert. Züge entgleisen. Es herrscht Chaos und Verzweiflung. Eine Handvoll Wissenschaftler versucht unter der Leitung des Insektenforschers Brad Crane, die nationale Katastrophe zu verhindern ... (Pressetext Plaion Pictures)
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In den Kinosälen der 70er Jahre zeichnete sich ein klarer Hollywood-Trend ab: Der Katastrophenfilm erreichte seinen Höhepunkt. Irwin Allen gilt in diesem Zusammenhang zweifellos als einer der bedeutendsten Regisseure. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (mit Gene Hackman und Ernest Borgnine) sowie „Flammendes Inferno“ (mit Steve McQueen, Paul Newman, Fred Astaire, Faye Dunaway und William Holden). Auch in „Der tödliche Schwarm“ gelingt es dem Ausnahme-Regisseur erneut, einen der beeindruckendsten Casts seiner Zeit um sich zu versammeln (Michael Caine, Richard Widmark, Katharine Ross, Olivia de Havilland, Richard Chamberlain, Henry Fonda und viele mehr). Diesmal geht es um Millionen afrikanischer Killerbienen, die von Südamerika in die Vereinigten Staaten eindringen. Diese Neozoen sind natürlich nicht nur problematisch für die heimischen Honigbienen, sondern auch äußerst aggressiv und hochgiftig.
Man muss sich vorstellen, mit welcher Akribie Irwin Allen diesen Film inszeniert hat, um diese beeindruckenden Bilder auf die Leinwand zu bringen. Es ist wichtig zu bedenken, dass der Film in einer Zeit entstand, in der CGI-Effekte nur rudimentär vorhanden waren und die gezeigten Bienenszenen nicht einfach am Computer generiert werden konnten. Bei der Produktion kamen offenbar über 130 Millionen Bienen zum Einsatz, in einzelnen Szenen sogar bis zu 22 Millionen gleichzeitig. Das gesamte Filmteam drehte (auch aus Versicherungsgründen) vollständig in Schutzkleidung, und dennoch wurde anscheinend jeder am Set mindestens einmal gestochen. Diese Umstände steigern auch die schauspielerische Leistung der Darsteller erheblich, wenn man sich vor Augen führt, dass sie von einer Crew in Schutzkleidung gefilmt wurden, während sie von Bienen umschwirrt wurden und panisch um sich schlagend ihre Position in der Mise-en-scène einnahmen. Doch nicht nur das Schauspiel, auch die gesamte Koordination dieses Projektes muss eine enorme Herausforderung gewesen sein. Praktisch jede noch so kleine Szene wurde genauestens geplant und exzessiv geprobt, um perfekt zu funktionieren, wenn die insektoiden Statisten zum Einsatz kamen. Nicht ohne Grund hatte Irwin Allen den Ruf, der am besten organisierte Filmemacher überhaupt zu sein. Dies zeigt sich übrigens auch später im Film. Beispielsweise sind die Szenen mit den Flammenwerfern im Gebäude in Houston auch für heutige Verhältnisse unglaublich beeindruckend inszeniert!
Die andere Seite der Medaille ist, dass trotz der hervorragenden Inszenierung und des sensationellen Casts die Story für heutige Verhältnisse doch recht trashig erscheint. Tatsächlich wurde damals eine afrikanische Bienenvariante in Südamerika, die etwas aggressiver war als die hiesige Honigbiene, von den Medien reißerisch als „Killerbienen“ bezeichnet. Mit „aggressiver“ ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass das Nest nicht nur von einigen Arbeitsbienen, sondern von dem ganzen Schwarm gegen Feinde verteidigt wird. Auch die Befürchtung, dass eine biologische Invasion dieser Bienen in die Vereinigten Staaten zur Verdrängung heimischer Bienenarten führen könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Wenn man „Der tödliche Schwarm“ heute anschaut, im Bewusstsein, dass Bienen als Nutztiere den wahrscheinlich größten Einfluss auf die Biodiversität unserer Ökosysteme haben, erscheint dieser Tierhorror doch etwas grotesk. Immerhin handelt es sich hier nicht um eine Tierhorror-Satire à la „Black Sheep“. Wenn man all das jedoch beiseite lässt und den Film als ein Stück Hollywoodgeschichte betrachtet, bleibt „Der tödliche Schwarm“ faszinierend. Der Nostalgiefaktor ist in jedem Fall hoch. Besonders hervorzuheben ist, dass der Film nun nicht nur in der Kinofassung (116:02 Minuten), sondern auch in der Langfassung (155:05 Minuten) veröffentlicht wird, die zuvor nur auf Laserdisc erhältlich war. Allerdings sind die erweiterten bzw. neuen Szenen auf Englisch mit deutschen Untertiteln eingefügt worden, sodass es gerade für die Langfassung sinnvoll sein könnte, den Film im englischen Originalton zu sehen. Die zusätzlichen Szenen der Extended Version sind für die Handlung nicht weiter relevant. Es gibt teils mehr Dialoge zwischen Crane und Helena, um deren Beziehung zu vertiefen, und ein kleiner Nebenhandlungsstrang einer schwangeren Frau ist integriert. Diese Erweiterungen können jedoch den Spannungsbogen eher beeinträchtigen. Die besagten Szenen mit den Flammenwerfern erhalten in der Langfassung allerdings etwas mehr Leinwandzeit, was wiederum ein Highlight des Films darstellt. Für Fans ist die Extended Version daher wahrscheinlich dennoch allein schon ein „Muss“.
Bildqualität
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„Der tödliche Schwarm“ wurde für die Creature Feature Collection #10 auf zwei BD-50 GB-Discs gepresst und wird im originalen Kinoformat 2.35:1 bei einer Auflösung von 1920x1080p präsentiert. Die Zeitangaben in diesem Abschnitt beziehen sich auf die Langfassung des Films.
Der 2K-Scan von „Der tödliche Schwarm“ wurde vermutlich von einem Interpositiv durchgeführt, und das restaurierte Bild ist wirklich beeindruckend. Das Endergebnis ist außerordentlich.
Trotz des Alters des Films sind keinerlei Artefakte, Verschmutzungen oder ähnliche Mängel erkennbar. Alles wurde offensichtlich in mühevoller Kleinarbeit entfernt. Gleich zu Beginn fällt Filmkorn auf, das jedoch, abgesehen von der initialen Darstellung des Himmels in der Titelsequenz, durchweg angenehm wirkt. Es fällt auf, dass die Opening Credits im Vergleich zum Rest des Films bildtechnisch etwas abfallen. Ab 3:20 Minuten verbessert sich die Bildqualität jedoch merklich und bewegt sich fortan auf einem sehr hohen Niveau. Das Bild ist gestochen scharf. Bereits in den Anfangsszenen ist im Fahrstuhl eine Anzeigetafel mit der Beschriftung der einzelnen Stockwerke glasklar zu erkennen. Auch im weiteren Verlauf beeindruckt das Bild mit enormer Detailtiefe. Der Anzug von Bürgermeister Tuttle zeigt beispielsweise bei 67:47 Minuten ein sehr feines Karomuster, die Textilstruktur ist deutlich erkennbar. Zudem sind immer wieder reale Bienenschwärme zu sehen, bei denen nun tatsächlich jeder noch so kleine Bienenstatist in Full HD zur Geltung kommt, wie zum Beispiel bei 72:45 Minuten, als sich die Bienen auf Olivia de Havillands Fenster niederlassen. Für diejenigen, die den Film von früher kennen, stellt sich hier mehrfach ein echter Wow-Effekt ein. Die Kontraste sind ebenfalls hervorragend. Besonders in den Außenaufnahmen bei Sonnenlicht wird dies immer wieder deutlich (z.B. bei 70:50 Minuten) oder bei kleinen Details wie den Lichtreflexionen auf dem Wählscheibentelefon bei 68:50 Minuten. Der prägnanteste Eindruck entsteht jedoch bei den Szenen mit den Flammenwerfern, die sich gegen Ende hin gleißend durch den Nachthimmel schneiden. Zwar könnte der Schwarzwert noch etwas satter sein, aber für eine Blu-ray und einen Film dieses Alters ist die Bildqualität absolut ausgezeichnet. In den Außenaufnahmen fallen zudem intensive Farben auf, wie die vielen bunten Zelte im Stadtpark (ca. 71:00 Minuten) oder die etlichen knallroten Warnleuchten, die immer wieder im Film zu sehen sind.
Am meisten beeindruckt jedoch die Slow Motion Szene bei 75:55 Minuten, in der ein Fußgänger den Bienen zum Opfer fällt. Hier kommen fantastische Kontraste, ausgezeichnete Farben und enorm viele Details zur Geltung. Es ist jede einzelne Biene zu erkennen, ebenso wie die feine Holzmaserung des Strommasts am Bildrand; kaum zu glauben, dass es sich um einen Film aus dem Jahr 1973 handelt. Dieses liebevoll restaurierte Bild ist für eine Blu-ray einfach nur erstklassig.
Tonqualität
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„Der tödliche Schwarm“ wird sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch in den unkomprimierten Tonformaten LPCM 2.0 präsentiert. Gleich vorweg sei gesagt, dass trotz Ihres Alters die deutsche Synchronisation nicht nur artefaktfrei ist, sondern auch äußerst angenehm und natürlich klingt. Die Dialoge sind zu jedem Zeitpunkt klar verständlich. Darüber hinaus kommt der großartige Soundtrack von Jerry Goldsmith hervorragend zur Geltung. Schon in den Opening Credits, als das Militär in Schutzanzügen in den Air-Force-Stützpunkt eindringt, erzeugt die Handschrift des Altmeisters, der für die musikalische Untermalung von Klassikern wie „Poltergeist“, „Alien“, „Gremlins“ oder „Star Trek: The Motion Picture“ verantwortlich war, eine nostalgische Gänsehautstimmung. Der Score steigert zudem die Spannung dieses Klassikers erheblich.
Der englische Originalton unterscheidet sich nur wenig von der deutschen Tonspur, jedoch sind die Dialoge im Original besser in die Umgebungsgeräusche eingebettet und klingen dadurch noch einmal natürlicher beziehungsweise besser. Hier hat das Original ein wenig die Nase vorn. Für Fans von Originalversionen ist es daher empfehlenswert, gerade die Langfassung direkt auf Englisch zu genießen.
Ausstattung
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- „Der tödliche Schwarm-Kinofassung“ (116:02 Minuten)
- „Der tödliche Schwarm-Langfassung (155:05 Minuten)
- Hinter den Kulissen (22:12 Minuten)
- Interview mit Regisseur Irwin Allen (SD Qualität; 7:53 Minuten)
- Bildgalerien (jeweils auf Disk 1 & 2)
Die hohe Bewertung der Boni resultiert aus der gemeinsamen Veröffentlichung der Kinofassung und der Langfassung von „Der tödliche Schwarm“ (auf zwei Blu-ray Discs). Natürlich wird in der längeren Filmversion die deutsche Synchronisation in den eingefügten oder erweiterten Szenen durch den englischen Originalton unterbrochen und mit deutschen Untertiteln ergänzt. Für Fans des Films ist diese erweiterte Schnittfassung, die zuvor nur kurzzeitig als Laserdisc erhältlich war, dennoch eine kleine Offenbarung. Wie bereits in der Rezension erwähnt, sind die zusätzlichen Szenen für die Handlung des Films zwar prinzipiell verzichtbar, bieten aber in Sachen Fanservice einiges. Die restlichen Extras setzen sich wie folgt zusammen: Es gibt ein Interview mit dem Regisseur Irwin Allen, das in unterdurchschnittlicher SD-Qualität vorliegt. Vor dem Interview wird jedoch durch eine Einblendung um Verständnis gebeten, da das Ausgangsmaterial minderwertig war, man das Material aber dennoch dem Publikum nicht vorenthalten wollte. Außerdem gibt es einen interessanten „Hinter den Kulissen“-Beitrag, der veranschaulicht, welche Herausforderung es war, einen Blockbuster mit Einsatz von Millionen Bienen zu planen. Zuletzt befinden sich auf beiden Blu-ray Discs Bildgalerien.
Fazit
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"Der tödliche Schwarm" ist ein zeitloser Klassiker, der lange Zeit nahezu vollständig von der Bildfläche verschwunden war. Zuschauer, die den Film zum ersten Mal sehen, könnten ihn möglicherweise aufgrund der aus heutiger Sicht etwas grotesken Handlung als trashig empfinden. Dennoch hat der Kampf von Michael Caine, Henry Fonda, Richard Widmark, Katharine Ross, Olivia de Havilland und Richard Chamberlain gegen einen Schwarm afrikanischer „Killerbienen“ seinen ganz eigenen Charme. Pure Nostalgie kommt vor allem dann auf, wenn der großartige Soundtrack des Altmeisters Jerry Goldsmith erklingt. Dieser entfaltet seine Wirkung ausgezeichnet in den unkomprimierten LPCM 2.0-Tonformaten (Deutsch und Englisch). Die Dialoge klingen klar, artefaktfrei und authentisch.
Die Bildqualität ist eine Wucht. Die hohe Bewertung erfolgt unter dem Gesichtspunkt mit welcher Liebe dieses alte Master restaurierte wurde. Fans, die den Film nach Jahren wiedersehen, werden begeistert sein.
Die Extras sind ebenfalls erstklassig. Neben einem Interview mit dem Regisseur und einem "Hinter den Kulissen"-Beitrag findet sich auf einer der beiden BD Disks (zusätzlich zur Kinofassung) die lange verschollene Langfassung des Films. Die zusätzlichen und erweiterten Szenen sind allerdings im Originalton mit deutschen Untertiteln eingefügt.
Alles in allem ist diese Veröffentlichung eine Liebeserklärung an einen alten (wenn auch etwas trashigen) Klassiker der 70er Jahre, von dem Fans und Sammler noch lange schwärmen werden.
(Nicolai Haertel)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung QLED (QE65Q9FNA)
Player: Panasonic DP-UB424
AVR: Pioneer VSX-s520D
Front-Lautsprecher: Teufel CL 300 FCR
Center-Lautsprecher: Teufel 300 C
Surround-Lautsprecher: Teufel CL 3ßß FR
Subwoofer: Teufel US-6110/1