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Als die beiden Comic-Künstler Kevin Eastman und Peter Laird im Jahr 1984 ihren ersten Comic über die von ihnen als Gegenentwurf und Parodie gängiger Superheldenklischees gedachten "Teenage Mutant Ninja Turtles" auf den Markt brachten, hätten sie sich wohl kaum träumen lassen, dass rund 40 Jahre später ein enormes Franchise, bestehend aus zahlreichen Zeichentrick- und Animationsserien, mehrerer Live-Action-Kinofilme und einer enormen Spielzeug-Toyline auf der Grundlage des eigentlich recht grindigen Underground-Comics existieren würde. Mit “Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem” erscheint nun der aktuellste Animationsfilm der vier grünen Helden auf Blu-ray Disc und 4k-UHD Scheibe, die sowohl im Keep Case, als auch in Form eines limitierten Steelbooks von Paramount Home Entertainment im Vertrieb von Universal Pictures Home Entertainment auf den Markt gebracht wird. Was der Film zu bieten hat und wie sich die Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Die Turtles sind abgeschirmt von der menschlichen Welt unter der Obhut ihres Lehrmeisters Splinter aufgewachsen. Jetzt, wo sie alt genug sind, versuchen sie durch Heldentaten auf sich aufmerksam zu machen, um die Herzen der New Yorker zu erobern und zugleich als normale Teenager akzeptiert zu werden. Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin April O'Neil versuchen sie ein berüchtigtes Verbrechersyndikat zu bekämpfen, doch dann lässt der übermächtige Gegner plötzlich eine Armee von Mutanten auf sie los...
Mit “Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem” präsentiert uns Regisseur Jeff Rowe eine neue Origin-Story über die vier Kampfschildkröten und mixt dabei Altbekanntes mit Neuem. Geschrieben wurde das Ganze unter anderem von Seth Rogen und Evan Goldberg, womit schon mal von vorneherein klar sein müsste, dass der Film zahlreiche Gags und teils übertrieben Action beinhalten würde, und Beides gibt es tatsächlich im Überfluss. Dabei bekommen es die Turtles nicht nur mit menschlischen Feinden zu tun (und müssen hie und da auch ordentlich Schläge einstecken), sondern geraten vor allen mit Mutanten in allen Formen und Größen aneinander, während sie sich mit anderen anfreunden und gerade zum Ende hin geht es actionmäßig ordentlich ab und es hagelt Filmzitate. Man könnte sagen, dass diese neuen Turtles für eine neue Generation gemacht wären, aber gleichermaßen spricht der Film vor allem die älteren Generationen an, die entweder mit der 1980er-Jahre Zeichentrickserie oder vielleicht sogar mit den Original-Comics aufgewachsen sind.
Gerade letzteres, also die Originalcomics, hatten indessen einen nicht zu übersehenden Einfluss auf den Animationsstil, der im Gegensatz zu früheren Adaptionen sehr kantig, dreckig und zuweilen unfertig erscheint, dem Film aber einen unverwechselbaren und passenden Look verpasst, der den Zuschauer, sofern er sich erst einmal daran gewöhnt hat, voll und ganz in seinen Bann schlägt. Gerade Details wirken häufig wie “hingekritzelt” während die Farbeübergänge gewollt stufig aussehen. Dadurch entsteht ein interessantes Design, das, obschon es sich um eine 3D-Animation handelt, fast wie gezeichnet aussieht. Die Story weicht derweil von der ursprünglichen Entstehungsgeschichte ab, wobei diese auch immer wieder neu definiert wurde. Neu ist, dass die Turtles hier quasi am Anfang ihrer “Karriere” stehen und ihre ersten Schritte in die Menschenwelt wagen. Besonders schön ist, dass die Turtles hier auch ihrem Namen endsprechend als Teenager charakterisiert werden, die noch ihren Weg finden müssen und sich gnadenlos selbst überschätzen - quasi eine Art “Coming-Of-Age-Superheldenfilm, der viele Tücken des Alltags bereithält und gleichermaßen das Thema des “Fish out of Water” bedient. Im Grunde genommen sind die Turtles Fremde in einer Fremden Welt, in der sich zurechtfinden und für Anerkennung kämpfen müssen. Auch die Reporterin April O’Neil, die zu einer guten Freundin der Turtles werden wird, steht hier noch am Anfang ihrer Laufbahn als Reporterin und arbeitet für eine Schülerzeitung. Dafür verzichtet der Film auf legendäre Feinde wie den Shredder oder Vertraute wie Casey Jones. Dafür gibt es eine Vielzahl an coolen, teilweise bekannten Mutanten, die für reichlich Action und Science-Fiction-Elemente sorgen.
Bildqualität
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Anmerkung der Redaktion:
Leider wurde der Redaktion nur eine lose 4K Ultra HD-Scheibe zur Verfügung gestellt, weshalb an dieser Stelle die Bewertung der Full HD-Fassung entfallen muss.
Bild 4k UHD
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Die 4k-UHD Scheibe gibt das Bild im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 in Dolby Vision mit HDR10 wieder und schaut phänomenal gut aus – allerdings muss man sich an den kantigen, teilweise etwas groben, fast schon als “Dreckig” zu bezeichnenden Animationsstil erst einmal gewöhnen, und genau dieses Stilmittel macht eine objektive Bewertung auch einigermaßen kompliziert. Fakt ist, dass die Schärfe hervorragend ausgefallen ist, die Farben kräftig sind und der Kontrast ebenfalls optimal eingestellt ist. Wir bekommen strahlend, grelle Neonfarben ebenso zu sehen wie Tiefes, sauberes Schwarz, und das Bild wirkt, bei allen eingesetzten Verfremdungen, sehr lebendig und fast zum Greifen plastisch. Aufgrund des Animationsstils wirken einige Bewegungen allerdings etwas abgehackt, und die Farben gehen mitunter stufig ineinander über, aber hierbei handelt es sich nicht etwa um Kompressionsartefakte oder ähnliches, sondern um einen gewollten Look, der objektiv betrachtet die volle Punktzahl mehr als verdient hat.
Tonqualität
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Leider wurde der deutsche Ton, so wie die zahlreichen anderen fremdsprachgigen Tonspuren (siehe Übersichtsseite) “nur” in Dolby Digital 5.1 vorliegen, dürfen sich O-Ton-Fans über einen verlustfreien 3D-Ton in Dolby Atmos (mit Dolby TrueHD 7.1 Kern) freuen. Der deutsche Ton ist hingegen auch nicht übel und sorgt bei entsprechender Lautstärke für eine ordentliche akustische Untermalung. Der knallige Soundtrack mit zahlreichen bekannten, teilweise neu arrangierten Songs sorgt in Kombination mit dem Score von Trend Reznor und Atticus Ross für eine wunderbar stimmige Untermalung voller Highlights die ins Ohr gehen. Die Surroundeffekte punkten mit einer hohen Dynamik und einer treffsicheren Direktionalität, der Bass dröhnt beizeiten ordentlich und die Dialoge sind dennoch jederzeit glasklar verständlich. Kurzum: Die deutsche Tonspur holt alles aus den sich bietenden Möglichkeiten der Tonspur heraus – allerdings sind diese leider ein wenig begrenzt. Wie sehr, das wird klar, wenn wir zum Originalton herüberschalten, und der Sound einen förmlich aus den Schuhen bläst. Dennoch ist auch die deutsche Tonspur besser als erwartet. Die deutsche Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch von Marius Clarén und Simon Hauschild unter der Regie von Marius Clarén Björn Schalla und Manuel Straube bei der lyundo-SDI Group Germany GmbH in Berlin und ist nicht nur äußerst gelungen, sondern auch hochkarätig besetzt. Über den vier Schildkröten hören wir David Kunze, Ben Hadad, JeromE Weinert und Nando Schmitz, und jeder der vier Sprecher macht seine Sache wirklich ausgezeichnet. Für Jackie Chan in der Rolle des Splinter erklingt bei uns Stefan Gossler, und für Ayo Edebiri spricht hierzulande Gabrielle Pietermann die Rolle der April O’Neill. In weiteren Rollen geben sich unter anderem Tobias Kluckert, Dennis Schmidt-Foß, Sven Fechtner und Ranja Bonalana die Ehre.
Ausstattung
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Der Bonussektor ist laut Angaben des Publishers auf Blu-ray Disc und UHD identisch und besteht aus drei kurzen Features, die allesamt auch als Werbefilme durchgehen und sich den Figuren, den Intentionen der Filmemacher und dem Animationsstil befassen. Besonders interessant ist hier, warum die Turtles erstmals so gezeigt werden wie sie gezeigt werden, nämlich weil es sich dabei um Teenager handelt – ein Aspekt, der in den meisten vorherigen Adaptionen mehr oder weniger vernachlässigt wurde. Besonders interessant für Nachwuchszeichner ist indessen das Feature, in dem der Zuschauer ausführlich erläutert bekommt, wie man einen Turtle zeichnet. Schritt für Schritt entsteht hier eine Zeichnung von Leo, wobei die beiden Künstler im Detail erklären, wie man dabei vorgeht.
Fazit
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Die technische Seite der 4k-UHD-Disc punktet mit einem hervorragenden, über jeden Zweifel erhabenen Bild und einem soliden deutschen Ton, der so lange gut klingt, bis man zum großartigen englischen Originalton schaltet. Wer der englischen Sprache also mächtig ist oder mit Untertiteln Vorlieb nehmen kann, der sollte sich den Film am besten im Original anschauen, auch wenn der deutsche Ton deutlich besser klingt als man es erwarten würde. Das Bonusmaterial ist leider etwas zu übersichtlich und spärlich, so dass die Gesamtwertung ein wenig abfällt. Der Film selbst bietet actionreiche, witzige Unterhaltung mit einer leicht veränderten, alternativen Origin-Story unserer vier Helden, die hier noch recht junge (Teenager eben) dargestellt werden und ihren Weg erst noch finden müssen. Für die ganz jungen Zuschauer ist “Mutant Mayhem” dennoch nicht geeignet, dafür kommen Erwachsene Zuschauer, die mit den Turtles aufgewachsen sind, auf ihre Kosten – obwohl der Film für diese Zielgruppe schon fast etwas zu seicht ausgefallen ist.
(Michael Speier)
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