bewertet am 11.04.2021 um 10:56
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Mittlerweile dürfte sich das etwas anders verhalten, aber wer kannte noch vor einigen Jahren „Das Dschungelbuch“ nicht? Der Kinderbuch-Klassiker von Rudyard Kipling gehört nach wie vor zu den meist gelesenen Kinderbüchern, und Walt Disneys lose auf den Erzählungen Kiplings basierende Verfilmung von 1967 ist noch immer der Kinofilm, der bisher die höchste Zuschauerzahl in Deutschland erreichte. Welchen Dschungel Kipling da aber beschrieb soll für immer ein Rätsel bleiben, denn neben den afrikanischen Elefanten (den mit den großem Ohren) und allerlei anderem Getier, das man ausschließlich in Afrika vorfindet spielt auch ein Tiger aus Asien eine gewichtige Rolle. Ist wohl zusammen mit dem Gigantopithecus aus einem Zoo ausgebrochen.. Egal.
Jon Favreau („Iron Man“) inszenierte mit seiner Version die nunmehr fünfte filmische Auswertung (die sechste, wenn man „Das Dschungelbuch 2“ mitzählt) und legte sein Werk bei Weitem nicht so kindgerecht an wie in den gezeichneten Vorgängern. Im Gegenteil: die neueste Verfilmung geriet über weite Strecken ziemlich düster; und besonders die heimtückische Schlange Kaa und der wirklich furchterregende, bösartige Tiger Shir Khan sind nicht nur sehr beeindruckend, sondern können Kinder auch ängstigen. Hier sei gesagt, dass diese Neuinterpretation des Stoffes für kleine und kleinste Kinder ungeeignet ist: nach dem Genuss des Filmes dürften Eltern von zu kleinen Kindern einige Nächte ihre liebe Not haben, die Kleinen zum Schlafen zu bringen.
Neben der recht innovativen und erfrischend wenig kindlich gehaltenen Variation des allseits bekannten Stoffes haben die Macher die filmische Umsetzung vor allem visuell auf eine Weise gepimpt, dass dem Zuschauer nicht selten der Mund offen stehen bleibt. Jede einzelne Einstellung strotzt nur so vor allerlei liebevoll am Computer generierter Details, und besonders sämtliche Einzelheiten in Haar- und Federkleid, aber auch in der Fauna des Dschungels verblüffen immer wieder aufs Neue in ihrer Detailvielfalt. Besonders beeindruckend geriet die Mimik aller Tiere, die per Facial Capture eingefangen und dann auf die Gesichter der Tiere übertragen wurde. So wird jede gesprochene Dialogzeile durch die per mimischer Veränderungen übertragenen Emotionen absolut natürlich wirkend transportiert.
Audiovisuell ist die Scheibe ein Sahnestückchen, die sich zumindest zu Demo-Zwecken in jeder Sammlung befinden sollte. Von Disneys Blu-rays ist man Topqualität ohnehin gewöhnt; aber „Das Dschungelbuch“ sticht dennoch hervor: der Film ist ausschließlich am Rechner und vor Blue- und Greenscreens entstanden, also im Prinzip ein animierter Film. Das sieht man der Bildqualität auch an: hier gibt es absolut nichts zu bemängeln. Die Schärfe ist enorm, und jede noch so klitzekleine Kleinigkeit bleibt auch im entferntesten Hintergrund noch perfekt scharf abgebildet. Kontrast und Schwarzwert sind optimal, und die Plastizität ist außerordentlich. „Das Dschungelbuch“ erinnert mit seiner Bildschärfe ein wenig an den ebenfalls mit grandioser Bildqualität ausgestatteten „Dschungel-Film“ „King Kong“ von Peter Jackson, ohne dessen teils übertrieben wirkende, künstliche Schärfewerte zu erzielen.
Die UHD legt da noch ein paar Schippen drauf, aber nur wenige. Im direkten Vergleich zum 4 Jahre später entstandenen „König der Löwen“ ist die Bildqualität marginal schlechter, was sich vor allem in der Tiefenschärfe bemerkbar macht: da ist die UHD von „The Lion King“ recht deutlich besser. Hier jedoch von „schlechterer“ Bildqualität zu sprechen ist Jammern auf allerhöchstem Niveau. Die Schärfe, der Kontrast, der Schwarzwert und vor allem die enorme Plastizität, die 3D tatsächlich obsolet macht: alles herausragend. Nur eben die Tiefenschärfe könnte höher sein; aber für die Höchstwertung langt es dennoch locker. Die Technik hat da in den drei Jahren keinen Quantensprung, aber immerhin einen Quäntchensprung gemacht.
„Das Dschungelbuch“ wartet zwar mit auf dem Papier verlustbehaftetem HD-Sound auf, dieser Verlust ist in Natura jedoch kaum hörbar. Der Film strotzt nur so vor Umgebungsgeräuschen, die besonders bei der Szene mit der Riesenschlange Kaa beeindrucken: deren hypnotische Stimme kreist permanent um den Zuschauer. Stimmen und direktionale Effekte sind eindeutig nicht nur in Richtung, sondern auch in Höhe lokalisierbar. Während der Büffel-Szene wird dem Subwoofer alles abverlangt, und die Dynamik untermalt krachend die Effekte. Ein klasse Track.
Die Boni liegen ausschließlich auf der 2D-Scheibe vor. Die Extras habe ich (noch) nicht angesehen und vergebe zunächst mal einen Mittelwert. Die Scheibe kommt in einem schicken, geprägten Pappschuber.
Mein persönliches Fazit: Jon Favreaus „Das Dschungelbuch“ ist eine zeitgemäße Neuinterpretation des alten Stoffes, dem zwar ein wenig der Charme des Klassikers von Disney abgeht; dies aber durch seine bombastische visuelle Umsetzung mehr als wett macht. Es dürfte auch nicht Favreaus Intention gewesen sein, einen reinen Kinder-Feelgood-Film in Szene zu setzen, dazu gibt es schon (dankenswerterweise) nur zwei disney-typische Gesangseinlagen. Allzu kleine Kinder sollte man den Film aber nicht anschauen lassen; 7 bis 8 Jahre alt sollten die Kids schon sein. Ab diesem Alter ist „Das Dschungelbuch“ sprichwörtlich für Jung und Alt geeignet und wird ob seiner Optik auch Jung und Alt begeistern. Hinzu kommt, dass „Das Dschungelbuch“ als Scheibe für die Demonstration der Leistungsfähigkeit der eigenen Anlage perfekt geeignet ist.