Mit seinem Kultfilm
"Düstere Legenden" gelang dem Absolventen der Melbourne Swinburne Film School 1998 ein viel beachteter Erfolg. Nach diesem Genreklassiker erscheint mit
"Long Weekend" nun ein weiterer Film von Jamie Blanks in Deutschland auf Blu-ray Disc. Anlässlich dieses Releases freuen wir uns, Ihnen ein Interview mit dem australischen Regisseur vorstellen zu können.
Was war für Sie der Anlass, dieses Remake des Films zu machen?
Ich bin ein Fan des Originalfilms und als Everett DeRoche (Drehbuchautor des Originals, Anm. d. Red.) und ich
"Storm Warning" zusammen gemacht haben, erwähnte ich die Idee, mit ihm ein Remake zu machen. Ich dachte, dass die Ideen des Originalfilms heute wichtiger als noch vor 30 Jahren waren, wegen dem andauernden durch die Menschen verursachtem Schaden ruinieren wir den Planeten. Letztendlich werden wir einen furchtbaren Preis dafür zahlen müssen.
Der erste Film war ein bisschen undeutlich und wurde nur von wenigen Leuten meiner Generation gesehen. Ich wusste, dass die Story es wert war, neu erzählt zu werden, außerdem war ich aufgeregt, wieder mit Everett zusammen zu arbeiten, weil wir so gute Freunde geworden sind. Es scheint so, dass es der perfekte Zeitpunkt ist, um die Geschichte einer neuen Generation erneut zu erzählen.
Ist es nicht eine Ehre für Sie, das Remake eines australischen Films machen zu können?
Nun, soweit ich weiß, ist es das erste direkte Remake eines australischen Films. Ich wollte es sehr respektvoll machen und den wunderbaren Sinn für diese Mehrdeutigkeit und Ungewissheit erhalten, den der Originalfilm besaß. Ich fühlte, dass es falsch gewesen wäre, zu weit von der Story abzuweichen und wollte gar nicht mehr als die Story in einem anderen Stil erzählen. Ich wollte zudem unbedingt die Charakterisierung des Paares, das uns durch die Story führt, vertiefen. Der Originalfilm präsentierte sie gewissermaßen sehr in Schwarz und Weiß, ich suchte nach Grauschattierungen in ihren Charakteren um sie als reale, fehlerhafte Menschen darzustellen. Ich bin sehr glücklich derjenige zu sein, der dieses Remake gemacht hat.
Nach dem Erfolg von "Düstere Legenden", war es für Sie schwer, noch etwas besser zu machen?
"Düstere Legenden" war ein Genreerfolg und passte zu seinem Zielpublikum. Das ist leichter zu erreichen, wenn man ein Majorstudio im Rücken hat, das den Film weltweit und wirksam vermarktet, um das Publikum zu erreichen. Es ist schwerer, wenn man einen Independentfilm mit kleinerem Budget produziert. "Düstere Legenden" war weit weg von einem perfekten Film und ich wusste, dass es viele Gebiete gab, auf denen ich mich als Filmemacher verbessern konnte. Ich war gerade mal 26 Jahre als ich diesen Film gemacht habe und habe seitdem viel über das Leben und das Filmemachen gelernt. Ich wäre in diesem Alter nicht bereit gewesen, "Long Weekend" zu machen. Es war also etwas, das warten musste, bis ich reifer war.
Ich war begeistert davon, einige Filme außerhalb des Hollywood-Systems zu machen, weil fast alle meiner Genrefavoriten unabhängig produziert wurden. Das war auch der Antrieb, Storm Warning und Long Weekend zu machen.
Wie verlief denn die Zusammenarbeit mit den beiden Hauptdarstellern, die ja ebenfalls schon in erfolgreichen Filmen mitgespielt haben?
Mit Jim und Claudia zu arbeiten war eines der Highlights meiner Karriere. Sie sind entzückende Menschen und sehr talentierte Schauspieler, die viel Leidenschaft und Energie in das Projekt gesteckt haben. Ich liebte jede Minute, die wir zusammen verbrachten – es war eine freudige Zusammenarbeit für mich – die beste, die ich je hatte. Wir hatten alle die gleiche Vorstellung des Films und sie beide genossen die Zusammenarbeit als eine große Sache. Wir sind während des Drehs alle sehr gute Freunde geworden und bleiben es bis heute. Ich würde sehr gerne in Zukunft wieder mit ihnen zusammenarbeiten – je früher, desto besser wenn man mich fragt.
Wie kam es dazu, Claudia Karvan und James Caviezel als Hauptdarsteller zu besetzen?
Ich war seit langer Zeit Fan der beiden und sehr beeindruckt von ihrer Arbeit. Sie waren beide meine erste Wahl für die Rollen und ich war sehr glücklich, dass sie den Film mit mir machen wollten. Ich habe mir sie einfach in den Rollen vorgestellt und wusste, dass sie die Charaktere zum Leben erwecken konnten wie ich es mir vorgestellt habe. Sie beide sind sehr intelligente Leute, die diese Charaktere ehrlich spielen konnten.
Während des gesamten Films fühlt der Zuschauer die Spannung und Gefahr, die das Paar erfährt. Wie haben Sie das erreicht?
Ich habe versucht, etwas der unheilvollen Furcht in der Umgebung einzufangen, die die natürliche Schönheit der Region, in der wir drehten, untermauerte. Natur kann sehr schön aber auch sehr tödlich sein, ein falscher Schritt und es kann alles vorbei sein. Besonders die australische Landschaft kann sehr bedrohlich und tödlich sein – es ist diese fantastische Isolation, die es so gruselig macht. Es ist leicht möglich, dass man eine Stunde von der Zivilisation weg und schon total von der Gesellschaft isoliert ist. Hier draußen bist du voll auf die Gnade der Elemente angewiesen. Ich denke, das ist es, was Everetts Drehbuch sagen sollte und was ich versucht habe, auf den Bildschirm zu übertragen.
Es gibt so viele tödliche Reptilien und Kreaturen, die mit uns entweder im Ozean oder auf dem Festland in diesem Land leben. Wir haben in haiverseuchten Wassern und langem Gras gedreht, in dem wir tödliche Tigerschlangen unter unserem Equipment entdeckt haben. Es gab also viele Fälle, in denen das Leben unsere Kunst nachgeahmt hat und die gesamte Crew war sehr bedacht um Mutter Natur, genau wie unser Paar im Film es werden wird.
Ist sich das Paar der Scheidung vor Antritt der Reise bewusst? Was denken Sie über das Paar?
Es gibt offensichtlich ernste Beziehungsprobleme, die das Paar im Film hat. Zu Anfang zeigen wir absichtlich nicht das ganze Ausmaß dieser Aspekte. In diesem Punkt ist der Film sehr nah am Original. Meiner Ansicht nach sind es zwei Menschen, die niemals wirklich zueinander gehört haben, wenn sie sich wirklich geliebt haben, tun sie es nicht mehr. Ihre Beziehung ist so vergiftet und schädlich geworden, beide sind voller Selbstsucht, Wut und Schmerz, dass sie nicht nur ihre Umwelt zerstören, sondern vor allem sich gegenseitig.
Ihre Unfähigkeit mit der Natur zu leben spiegelt ihre Unfähigkeit wieder, weiter miteinander zu leben. Letzten Endes sind sie beide für ihr Schicksal verantwortlich. Ich habe den Film niemals so gesehen, dass die Natur sich in ihr Leben einmischt, man kann ihn so interpretieren, aber vor allem über die beiden Figuren, die sich diese Dinge antun.
Kann man „Long Weekend“ auch als Warnung sehen, die Natur in Zukunft weiter zu beschützen?
Ich hoffe, er bewirkt, dass die Menschen zweimal über die Konsequenzen ihrer Handlungen gegenüber Mutter Natur und der Nachfolgegenerationen, die diesen Planeten bewohnen werden,
nachdenken. Die Idee ist, dass Gier, Selbstsucht und Nichtbeachtung dazu führen werden, dass wir die Umwelt und andere Menschen schädigen, das wird letztlich zu unserer Selbstzerstörung führen. Heute ist das allen bekannt, aber als der Originalfilm 1977 veröffentlicht wurde, haben das die Zuschauer nicht alles verstanden.
Wer kann sich am Ende des Films als Gewinner sehen?
Bestimmt nicht Peter oder Carla. Ich überlasse es dem Publikum, das zu entscheiden
Ist der Tod des Paares die Rache der Natur?
Es ist entweder die Rache der Natur oder die Krönung der Handlungen der Leute. Wenn man es näher betrachtet, ist es nichts Natürliches, dass sie umbringt. Beide werden von Menschenhand oder von menschlichen Mitteln getötet. Sie haben sich selbst in die Situationen gebracht, die zu ihren Tod führen – Mutter Natur hat nur ihr Ding durchgezogen.
Vielen Dank für das Interview, Mr. Blanks.
(or)