John Goodson arbeitet seit 1988 bei ILM und wurde als erstes als Modellbauer bei dem von Leonard Nimoy inszenierten
Body Wars, der 1989 herauskam, eingesetzt. Seitdem konnte er Erfahrungen bei Produktionen wie
Stirb Langsam 2,
Mission Impossible,
STAR WARS Episode I - Die dunkle Bedrohung,
Deep Impact,
Planet der Affen,
Krieg der Welten und
Transformers sammeln. Heute ist er vor allem als Viewpaint Artist tätig; den Beruf stellen wir Ihnen am Ende unseres Interviews vor.
Bill George ist schon ein alter Hase im Geschäft und durfte ein paar Jahre eher als John Goodson anfangen. 1981 kam er zum ILM-Team und eines seiner ersten Projekte war Ridley Scotts
Blade Runner. Danach folgten Filme wie
STAR WARS Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter,
Caddyshack II, aber auch
Die Reise ins Ich, für den er 1988 einen Academy Award einheimste. Im Jahr 2002 hat ihm Regisseur Steven Spielberg den beliebten Alien E.T. anvertraut, um seine Animationen für die 20th Anniversary Edition digital zu erweitern. Zusätzlich war er als Visual Effects Supervisor bei
Twilight,
Fluch der Karibik 2 und
Ich bin Nummer vier tätig.
Wir konnten mit den beiden auf dem Big Screen Event in London sprechen
(wir berichteten) und haben einige interessante Dinge bezüglich ihrer Arbeit und der bevorstehenden Veröffentlichung der Blu-ray Disc herausgefunden.
Waren Sie an den Blu-ray Discs beteiligt und haben irgendwelche Änderungen vorgenommen?
Bill George: Das ist eine Frage, die viele Leute stellen. Wird es die Original Trilogie sein oder doch die Special Editions. Und es werden die Special Editions. Das Problem ist, wenn du zwei Versionen eines Films auf der Disc hast, musst du unweigerlich die Streams weiter komprimieren, damit alles passt. Daher wird lediglich ein Film untergebracht, um das beste Ergebnis zu bekommen.
Denken Sie, dass zu viele CGI-Effekte in den letzten drei Filmen zu sehen sind und diese die Story vielleicht überschatten?
Bill George: Eins der interessanten Dinge an der ganzen Saga ist die technologische Revolution, die mit Hilfe der Visual Effects erreicht wurde. Beim ersten Film wurde eine vom Computer gesteuerte Kamera verwendet und damit hatte man ganz neue Freiheiten und es konnten wunderschöne Aufnahmen gemacht werden und das war zu der Zeit fantastisch. Und dann schaut man auf Episode III, bei dem fast alles aus CGI besteht. In "die dunkle Bedrohung" hat sich das wunderbar in die Umgebung eingefügt. Es gab über 1.200 Visual Effects, 365 waren dahingegen im original STAR WARS. Aber nichtsdestotrotz, neben dem ganzen CGI, haben wir auch jede Menge Arbeit in die Miniaturen gesteckt.
John Goodson: Zeitweise haben über 40 Leute beim Modellbau gearbeitet. Wir haben die Modelle für die Podracer nachgebaut, die Raumschiffe und Umgebungen oder die Podrace-Arena, die 40 Fuß groß war (Anm. der Redaktion: etwa 12 Meter). Es waren wirklich große Miniaturen.
Bill George: Und da gab es für mich eine Art Aha-Effekt. Als ich bemerkt habe, dass die Visual Effects immer wichtiger werden und einen großen Teil bei der Produktion für sich beanspruchen. Und was Regisseure wirklich an Visual Effects lieben ist, dass man sie dazu nutzen kann, um Dinge zu optimieren und zu verändern. Und George ist wirklich großartig darin. Dann sagt er: "Ok, ich mag ihren Ausdruck, dann nehmt Take 7 und seinen aus Take 5 und fügt beide zusammen, dann bekommt ihr das beste Ergebnis".
Die STAR WARS Complete Edition wird zig Stunden an Bonusmaterial beinhalten. Fehlt vielleicht dennoch etwas?
Bill George: Das ist das letzte Mal, dass man überhaupt etwas kaufen muss (lacht). Nein wirklich. Man bekommt alles. Man bekommt die sechs Filme und das ganze Bonusmaterial. Vierzig Stunden an Unterhaltung, was will man mehr?
Ist da etwas, das Ihnen beim Bonusmaterial wirklich am Herzen liegt?
Bill George: Einige Dinge, die wir bereits im Vorfeld in der Präsentation gesehen haben (Anm. der Redaktion:
siehe Video). Man kann sich die Modelle ganz genau und detailgetreu ansehen und viele Sachen begutachten, die nicht im Film, aber Teil des Entstehungsprozesses waren. Und man bekommt diese wirklich guten Ansichten auf die Modelle und kann sie um 360° drehen.
John Goodson: Diese detaillierten Ansichten gab es wirklich noch nie und auf der Blu-ray kommen sie sehr gut zur Geltung. Es ist erstaunlich was man alles erkennen kann. Und bei den Modellen, die wir selbst gebaut haben, wie das Schlachtschiff, dachte ich nur: "Mein Gott, was habe ich mir dabei gedacht?" Also für die Leute, die sich für jedes noch so kleine Detail bei STAR WARS interessieren, die haben vierzig Stunden an Material, das sie ansehen können. Es gibt Behind the Scenes, die man niemals zuvor gesehen hat und in Kombination mit den Filmen in High Definition hat man das perfekte Paket.
Sie haben uns diese Szene mit dem AT-ATs gezeigt
(siehe Video). Wird es eine bestimmte Sektion mit diesen Szenen geben?
Bill George: Nein, die müsst ihr finden (lacht). Es gibt da viele berühmte Szenen, wie beispielsweise diese eine Szene, wo sich ein Stormtrooper den Kopf stößt. Der Stormtrooper ist etwas entfernt und man sieht es kaum, wenn man nicht genau hinschaut, aber diese Szene existiert. Und ich habe mich gewundert, dass man die Szene zur Veröffentlichung der Special Edition nicht entfernt hat.
Aber solche Szenen wollen die Fans. Wir haben am Tag darauf Bionic Woman gesehen und haben festgestellt, dass sie in einer Szene noch ein ganz anderes Shirt, als bei der Szene davor trug. Aber damals hatten sie gar keine Vorstellung davon, dass die Leute irgendwann einmal die Filme Zuhause haben werden und durch jedes einzelne Bild gehen. Und bei STAR WARS ist es dasselbe. Man hat die Filme gemacht, um sie im Kino zu zeigen. Und dass diese Filme so vielen Menschen sehr viel bedeuten macht mich stolz.
War das ein reibungsloser Übergang vom Modellbauer zum Viewpaint Artist?*
John Goodson: Ob das ein reibungsloser Übergang war? Nein (lacht). Nein, es wurde eher zu einem Existenzproblem. Entweder du gehst "digital" oder suchst dir etwas anderes. Also gaben sie mir einen Monat Zeit, um zu lernen und haben mich in STAR WARS gesteckt. Ich musste jeden Tag aufs Neue herausfinden, wie das und jenes funktioniert. Aber ab einem bestimmten Punkt habe ich realisiert, dass ich einfach nur meinen Kaffee jeden Morgen brauche und meine Datei lade, an der ich gerade arbeite und meine volle Konzentration hineinstecke. Da hab ich realisiert: "Ok, damit kannst du leben". Und jetzt denke ich gar nicht mehr daran. Jetzt habe ich einen oder zwei Computer gleichzeitig laufen und gucke diese Aufnahme an oder gucke auf das Teil und arbeite daran. Jetzt ist alles viel natürlicher. Wenn man daran arbeitet, merkt man erst, dass man am Computer im Grunde genau das macht, was man auch sonst getan hat. Und manche Dinge lassen sich einfach besser am Computer bewerkstelligen, als direkt am Modell. Es ist einfach ein neues Werkzeug. Aber wenn man kein Auge dafür hat, dann ist auch ein Computer vollkommen nutzlos. Daher denke ich, dass man das Ganze auf dem traditionellen Wege erlenen und auf den Computer übertragen sollte.
Was halten Sie von der Idee, dass die Filme in 3D konvertiert werden? Sind Sie in das Projekt involviert?
Bill George: Nun, ich denke, wenn Filme in 3D gezeigt werden sollten, dann STAR WARS. Da sich die Filme durch die reichhaltigen Umgebungen dazu einfach anbieten. Und ich denke, dass das gut werden wird.
John Goodson: Eine Konvertierung kann wirklich beeindruckend sein und diese Konvertierung wurde von John Law beaufsichtigt und ich kann Ihnen versichern, diese Konvertierung wird so gut sein, wie sie nur sein kann.
Wo liegen die größten Probleme und Herausforderungen bei einem Film?
Bill George: Jedes Projekt hat seine Herausforderungen. Und das Budget ist mit Sicherheit eine davon. Wir stehen immer unter Druck und uns steht kein uneingeschränktes Budget zur Verfügung. Ich denke die Filme, die den Durchbruch geschafft haben, hatten wirklich gute Ideen und eine solide Story. Für gewöhnlich liegt es am Regisseur, der eine Vision hat. Wenn der Regisseur sein bestes gibt und wir seine Vision unterstützen, kommt das bestmögliche Ergebnis dabei heraus. Und wir mögen diese Herausforderung. Wenn jemand mit einem Projekt kommt, versuchen wir immer etwas Neues, Einzigartiges und Verschiedenartiges zu bieten. Niemand möchte ein- und dasselbe immer und immer wieder sehen.
Vielen Dank für das Interview!
*Viewpaint Artist
Ursprünglich wurde diese Methode für Steven Spielbergs Jurassic Park entworfen. ViewPaint lässt die Profis die Farben und Texturen direkt auf die Oberfläche eines Computermodells übertragen. Damals wurde das indirekt gemacht - auf einem abstrakten und abgeflachten Modell oder mit Hilfe von komplizierten, mathematischen Funktionen. Während sich diese Techniken vor allem bei starren Modellen eignen, wird ViewPaint speziell bei Kreaturen genutzt, bei denen komplexe Texturen und Farben genutzt werden. Diese Methode erlaubt es ILM, extrem realistische Kreaturen zu kreieren.
Mittlerweile ist ViewPaint ein fester Bestandteil des "Creature Animation System" von ILM und wird in nahezu jeder Produktion, an der ILM beteiligt ist, verwendet.
(mw)