Mit
Cold Blood - Kein Ausweg, keine Gnade wagt der
deutsche Regisseur Stefan Ruzowitzky (Anatomie 1 + 2) den Sprung
ins internationale Kino, nachdem er in seiner Heimat bereits
Bekanntheit erlangte. Zumindest bei der Kinoauswertung war der Film
ein gewaltiger Flop, denn bei einem geringen Budget von gerade mal
6 Millionen US-Dollar konnten an den Kinokassen nicht einmal
600.000 US-Dollar wieder eingespielt werden.
Story
Addison (E. Bana) und seine Schwester Liza (O. Wilde) fliehen nach
einem Casino-Raub vor der Polizei, müssen aber nach einem Unfall,
ihre Flucht zu Fuß und obendrein getrennt voneinander fortsetzen.
Zur gleichen Zeit wird Jay (C. Hunnam), wegen guter Führung,
vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. In einem Diner trifft er auf
Liza und freundet sich mit ihr an. Derweil hängt sich die angehende
FBI Agentin Hannah (K. Mara) an die Fersen der Kriminellen, muss
sich dabei aber gegen ihren Vater Becker (T. Williams), den Sheriff
der Gemeinde, durchsetzen. Die Spur von Addison, der mordend durchs
Land zieht ist leicht zu folgen, aber noch ahnt niemand, wohin
dessen Suche führt.
Wie bereits die Storybeschreibung erahnen lässt ist
Cold
Blood - Kein Ausweg, keine Gnade sehr vielschichtig
ausgefallen und das ist noch positiv ausgedrückt. Vor allem gegen
Ende ist die Handlung zu überladen. Ruzowitzky mutet sich und dem
Publikum zu viel zu und schießt über das Ziel hinaus. Manche
Aspekte werden nur halbherzig fortgesetzt oder gehen komplett
unter. So muss man sich auf zu viele Charaktere gleichzeitig
konzentrieren, so dass es verwirrend erscheint, wenn dann manche
davon eine lange Zeit nicht mehr zu sehen sind. Die vielen
zufälligen Begegnungen lassen den Thriller immer mehr in Richtung
Drama driften. Der guten Spannung tut dies immerhin keinen Abbruch,
wobei doch einige Szenen schlicht langweilig sind. Bei den im
Bonusmaterial enthaltenen Interview mit dem Regisseur wird
deutlich, was die ursprüngliche Idee war. Der Arbeitstitel des
Filmes lautete „Kin“ – auf Deutsch Verwandtschaft – und bei näherem
Blick fällt auf, dass in jeder der drei Handlungsstränge ein
Protagonist mit jemandem aus seiner Familie hadert.
Von der Intention her vielleicht kein schlechter Gedanke, doch das
nur mittelprächtige Drehbuch-Debut von Zach Dean lässt nicht mehr
zu, da nicht jede Handlung schlüssig erscheint und nicht jeder
Dialog sinnig ist. Für den ersten Wurf ganz ok, aber so mancher
erfahrene Script-Schreiber hätte da mehr herausholen können. So
bleibt dem Zuschauer die immerhin guten schauspielerische
Darbietung der prominenten Besetzung. Vor allem Eric Bana (Wer ist
Hanna?) legt als Addison eine tolle Leistung hin. Olivia Wilde
(
Cowboys & Aliens) erweist sich
da als ebenbürtig, hätte aber aus ihrer Rolle mitunter mehr
herausholen können. Charlie Hunnam (
Sons of Anarchy), Kris
Kristofferson (
Mein Freund der Delfin), Sissy
Spacek (
The Help) sowie Kate Mara
(
Shooter) verkörpern ihre Rollen
ebenfalls glaubwürdig und natürlich, so dass der Zuschauer
zumindest diesbezüglich ausgezeichnet unterhalten wird.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
Für einen aktuellen Film ist das Bild zwar immer noch absolut
Blu-ray würdig, liegt aber noch weit hinter der Höchstnote. Gedreht
wurde sowohl mit 35mm als auch Digital Kameras. Die Darstellung ist
grundsätzlich sehr detailreich, was auf den ersten Blick positiv
auffällt. Doch mit der Zeit gesellen sich einige negative Aspekte,
wie gröberes Filmkorn oder weichere Abschnitte dazu, die den
Sehgenuss merklich trüben. Abgesehen davon sind die Farben trotz
einer recht kühlen Farbpalette natürlich bei gut eingestelltem,
aber vereinzelt leichtem Kontrast. Der Schwarzwert ist kräftig,
aber durch den unausgewogenen Kontrast stellenweise so stark, dass
es bei der Durchzeichnung hapert und Details verschluckt werden.
Das tritt zwar nur selten auf, reicht aber um Einwirkungen auf die
Bewertung auszuüben. Die Kompressionsspuren sind zwar stellenweise
erkennbar, bleiben aber zum Großteil unauffällig.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio
5.1
Der Ton präsentiert sich besser als das Bild. Sowohl der deutschen
als auch der englischen Sprache wurden verlustfreie DTS-HD Master
Audio 5.1 Spuren spendiert. Die Abmischung erweist sich als
ausgeglichen und natürlich. Vor allem bei den zahlreichen
Außenaufnahmen bläst der Wind aus sämtlichen Lautsprechern und
sorgt somit für eine authentische räumliche Klangkulisse. Einige
gute direktionale Effekte komplettieren den positiven Eindruck des
Surround Bereichs. Der Score von Marco Beltrami (Todeszug nach
Yuma) fügt sich da hervorragend in das Gesamtgefüge ein. Die Bässe
verhalten sich zwar oftmals unauffällig, da die Szene nichts
anderes hergibt. Doch hin und wieder wird der Subwoofer ordentlich
gefordert. Die Dialoge sind jederzeit ausgezeichnet zu
verstehen.
Ausstattung
Das Bonusmaterial ist sehr übersichtlich ausgefallen wurde aber
wenigstens komplett hochauflösend auf die Blu-ray gepackt.
Sämtliche Extras sind deutsch untertitelt, wobei das Interview mit
Stefan Ruzowitzky sogar direkt in seiner Heimatsprache geführt
wurde und am meisten zusätzliche Informationen zum Film liefert.
Die beiden kurzen Making of Beiträge sind recht kurz ausgefallen.
Die beiden zusätzlichen Meinungen von Eric Bana und Ruzowitzky,
sowie Trailer zum Film wie auch weiteren Produktionen runden das
Angebot ab.
Fazit
Auf der technischen Seite wird solide Kost geboten. Beim Bild
müssen einerseits einige Abstriche hingenommen werden, andererseits
befinden sich Detailgrad und Farbdarstellung auf einem hohen
Niveau. Der Ton legt noch einen drauf und trumpft vor allem mit
einer räumlichen Klangkulisse und einer ausgewogenen Abmischung.
Das Bonusmaterial ist besserer Standard und nicht sehr umfangreich
ausgefallen. Den ersten Schritt auf internationales Terrain hätte
sich Stefan Ruzowitzky besser durch den Kopf gehen lassen sollen.
Cold Blood - Kein Ausweg, keine Gnade ist eine
solide, aber unterm Strich noch unausgegorene Mischung aus Drama
und Thriller, bei dem die schauspielerische Leistung am meisten
überzeugt. Bestenfalls für Fans der Schauspieler geeignet.
(sah)
Story 6
Bildqualität 8
Tonqualität 9
Ausstattung 4
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
1