Geschrieben: 05 Mai 2013 09:07
Django
unchained
Bei vielen Filmen werden diese
bereits vorab mit Vorschusslorbeeren überhäuft, so dass die
Erwartungshaltung des Zuschauers ins unermessliche steigt. Wird
dann das Werk noch obendrein mit einigen Auszeichnungen wie den
Oscar Awards bedacht, wird umgehend von einem vermeintlichen
Klassiker ausgegangen, der gar nicht schlecht sein kann. Aufgrund
dessen ist bei so manch einem die Ernüchterung nach dem ersten Mal
Anschauen groß und Enttäuschung macht sich breit. So wurde auch
Django unchained von Quentin Tarantino bereits
vielfach in den Himmel gelobt, erntet aber darüber hinaus ebenso
negative Kritiken.
Story
Der Kopfgeldjäger und ehemalige
Zahnarzt Dr. King Schultz (C. Waltz) befreit in den Südstaaten den
Sklaven Django (J. Foxx). Die beide gehen einen Deal ein: Django
hilft Schultz die die drei Brittle Brothers zu identifizieren. Im
Gegenzug soll der Kopfgeldjäger den ehemaligen Leibeigenen dabei
unterstützen seine entführte Frau Broomhilda (K. Washington) aus
den Fängen des fiesen Plantagenbesitzers Calvin Candie (L.
DiCaprio) zu befreien.
Es ist keine Seltenheit, dass
Tarantino mit seinen Filmen polarisiert. Bereits bei
Reservoir Dogs beschreitet er eigene Wege und
Werke wie Pulp Fiction oder Kill
Bill erfreuen sich zwar großer Beliebtheit, sind aber
dennoch meilenweit vom Mainstream entfernt.
Somit war im Vorhinein klar, dass
der amerikanische Filmemacher mit Django unchained
sich zwar am klassischen Spaghetti Western orientiert, dabei jedoch
diesen nach eigener Sicht interpretiert. Da ist es nichts
Außergewöhnliches wenn als Hintergrundmusik plötzlich Hip Hop zu
hören ist oder sogenannte Mandingo Kämpfe eingeführt werden. Da
scheint das Thema Sklaverei in einem Western gar nicht so fremd,
wenngleich wenn es diese Kombination in der Form bislang noch nicht
gab. Dabei gibt der Titel bereits den Genremix vor („unchained“ –
auf deutsch übersetzt „entfesselt“), auch wenn dieser mitunter
doppeldeutig verstanden werden kann. So ist der Protagonist nicht
nur seine Ketten der Sklaverei los, sondern gleichfalls entfesselt
auf einem Rachefeldzug seine geliebte Frau aus der Gefangenschaft
des schmierigen Candie zu befreien. Allerdings versteht der
Jackie Brown Regisseur, der in dem Film selbst
eine kleine Nebenrolle übernimmt, all diese Elemente hervorragend
mit einzubinden und dennoch eine hohe Authentizität zu wahren, was
nicht nur aufgrund der tollen Kostüme und Kulissen
gelingt.
Die lange Spielzeit mag vielleicht
manchen Zuschauer abschrecken, aber der Western in 3 Akten (da in
der Handlung zusammenhängend und aufeinander aufbauen 3 Geschichten
erzählt werden) bleibt dennoch kurzweilig. Die ein oder andere
Szene hätte mitunter „eventuell“ kürzer ausfallen können, das ist
allerdings Ansichtssache.
Quentin Tarantino hat für diese
Produktion eine Menge alter und neuer Stars um sich gescharrt.
Jamie Foxx als Django Freeman ist einfach nur wunderbar. Das ist
aber noch steigerungsfähig mit seinem Kompagnon: Denn Christoph
Waltz hat seinen zweiten Academy Award für seine Rolle des Dr. King
Schultz wahrlich verdient, da er seine Figur unnachahmlich seinen
Stempel aufgedrückt hat. Ebenfalls vorzüglich in den Nebenrollen
Leonardo DiCaprio, Kerry Washington und Samuel L. Jackson
(wunderbar verbittert als Stephen). In der weiteren Besetzung sind
ebenfalls Don Johnson, James Remar, Tom Savini, James Russo, Jonah
Hill und sogar Original Django Franco Nero in einem Cameo zu sehen.
Nicht zu vergessen, die Langzeitgefährten Zoe Bell, James Parks,
Michael Parks, Michael Bowen.
Anmerkung:
Die FSK hatte bei Prüfung dieses
Films wohl einen guten Tag, denn bei einer Altersfreigabe von 16
Jahren ist die dargestellte Gewalt sehr explizit und mitunter
brutal.
Bild
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung
1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,40:1
Das Bild liegt im Original
Kinoformat 2,40:1 vor. Wie nicht anders zu erwarten ist die
Darstellung bis auf wenige Ausnahmen wirklich hervorragend
ausgefallen. Dabei gelten die üblichen Spielerein und Stilmittel
von Tarantino und seinem Stammkameramann Robert Richardson
selbstverständlich nicht als Beeinträchtigungen. Im Gegenteil, denn
die Farbfilter (beispielsweise der monochrome und wachsige Anstrich
bei Rückblenden) oder bewusste Unschärfen verleihen dem Film die
typische dreckige Atmosphäre. Die Farben sind in Berücksichtigung
der Filter natürlich und kräftig. Der Kontrast ist nur minimal
erhöht eingestellt, führt aber nicht zu Überstrahlungen. Der
Schwarzwert ist hingegen tadellos bei solider Durchzeichnung. Die
Schärfe springt besonders angenehm ins Auge und gibt viele
Feinheiten preis. In der Steppe kann mitunter nahezu jedes Sandkorn
gezählt werden. Kompressionsspuren sind nicht
aufgefallen.
Ton
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1,
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Türkisch Dolby Digital
5.1
Der Ton liegt in beiden Sprachen
verlustfrei in DTS HD Master Audio 5.1 vor. Die Abmischung erweist
sich als sehr klar und natürlich bei umfangreicher Dynamik. Dennoch
bleiben die Dialoge jederzeit deutlich zu verstehen und gehen auch
nicht im lauteren Getöse unter. Die Basswiedergabe ist stellenweise
zwar etwas zurückhaltend, entlockt dem Subwoofer aber dennoch
solide Frequenzen aus dem Tieftonbereich. Auffallend ist darüber
hinaus ebenfalls die ausgewogene räumliche Klangkulisse.
Pistolenschüsse hallen aus sämtlichen Lautsprechern. Dank
zahlreicher Surroundeffekte und toller Direktionalität wird der
Zuschauer akustisch sehr gut mit in das Geschehen
einbezogen.
Obendrein präsentiert Tarantino
dem Zuschauer einen erneut eigenwilligen und abwechslungsreichen
Soundtrack, der dem 08/15 Publikum sicherlich nicht zu 100%
gefällt, den Fans jedoch keine Überraschung darstellt.
Ausstattung:
-
In Erinnerung an J. Michael
Riva: Das Szenenbild von Django Unchained (HD; 12:50
min.)
-
Die Kostüme von Sharen
Davis (HD; 12:03 min.)
-
Neuerfindung des Spaghetti Westerns: Die
Pferde und Stunts in Django Unchained (HD; 13:46
min.)
-
20 Jahre in der Mache: Die
Tarantino XX Blu-ray™ Kollektion (HD; 1:25
min.)
-
Django Unchained Soundtrack
(HD; 0:22 min.)
Das Bonusmaterial ist nicht
sonderlich umfangreich ausgefallen. Immerhin liegen sämtliche
Extras komplett in HD vor. Schön ist die Hommage an den
Szenenbilddesigner J. Michael Riva in Form eines Featurettes, das
einige letzten Aufnahmen mit ihm enthält. Darüber hinaus gibt es
noch Beiträge zu den Stunts sowie den Kostümen im Film.
Umfangreiche Fremdwerbung für die Tarantino XX Blu-ray™ Kollektion
sowie den Soundtrack runden das Gesamtangebot ab.
Fazit:
Auch wenn sich beim Film selbst
die Geschmäcker scheiden, bei der Technik ist die Erkenntnis
eindeutig. Das Bild inklusive aller beabsichtigter Stilmittel ist
nahezu perfekt ausgefallen und verfehlt nur aufgrund einigen
weicheren Passagen die Höchstnote. Der Ton bietet eine umfangreiche
Dynamik mit guten Surroundeffekten und außerordentlich kräftigen
Bässen. Die Extras sind solider Standard, mehr aber auch
nicht.
Es empfiehlt sich definitiv
Django unchained ohne jegliche Erwartungen sowie
Vergleiche mit den Tarantino Vorwerken anzuschauen. An und für sich
drückt der Filmemacher seiner neusten Arbeit seinen Stempel auf und
präsentiert einen Western, wie man es von ihm erwarten würde:
Leicht abgedreht, aber dennoch authentisch mit einem Gespür für
Kurzweile und ausgezeichnete Unterhaltung. (sah)
Story 9
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 4
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
1
Geschrieben: 05 Mai 2013 09:19
Gesperrt
Blu-ray Profi
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Top Review wie immer :thumb:
Kanns kaum noch abwarten mal wieder nen gescheiten Film
anzuschauen.
ENCOM
Geschrieben: 05 Mai 2013 09:26
Blu-ray Sammler
Aktivität:
Danke dir Jason-X
Freu mich schon sehr auf den Film, und wenn dann noch wie von dir
beschrieben, Bild und Ton fast Referenz sind, steht einem schönen
Heimkinoabend nichts im Weg
Geschrieben: 05 Mai 2013 09:28
Gesperrt
Blu-ray Papst
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Steelbooks:
72
Mediabooks:
6
Bedankte sich 1689 mal.
Erhielt 2303 Danke für 1529 Beiträge
TheRuhlander ...
Sehr schönes Review!
Wie du im Fazit sagst, auch ich glaube es ist wichtig den Film ohne
bestimmte Erwartungen zu schauen. Und man solltest ein bisschen
"schmerzfrei" sein was den Gewaltgrad angeht.
(Die FSK16-Freigabe hat mich überrascht).
Ach ja, weil mir das Fazit so gut gefällt - ein Buchstabe fehlt.
;)
EDIT: >> Dann lieber so: aufgrund einiger weicherer Passagen
Geschrieben: 05 Mai 2013 09:32
Serientäter
Blu-ray Junkie
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seit 15.04.2009
Sony KD-65XD9305
Benq W1070
Microsoft Xbox One X
Blu-ray Filme:
PS 4 Spiele:
X1 Spiele:
Steelbooks:
27
Mediabooks:
1
Bedankte sich 1402 mal.
Erhielt 2037 Danke für 1299 Beiträge
fred82 neue Heimkinobilder sind online.
Danke Sascha, wie immer ein top Bericht von dir:D Freu mich schon,
wenn der Film endlich in meine Sammlung wandert.
Viele Grüße, Adrian
XBox DOne (The D is silent)
Geschrieben: 05 Mai 2013 10:16
Super Review, das wie ich finde einmal mehr bestens erklärt was gut
und nicht gut war. Ich schrieb schon mal das Jason in etwa den
gleichen Geschmack hat wie ich. Kann die Blu-ray kaum erwarten. Da
ich die Steel verpasst habe, wird es wohl das Digipak von Müller
mit Soundtrack sein, womit meine Bewertung im gesamten höher
ausfallen wird, aufgrund der Ausstattung.
Was mir bisher aber unbegreiflich ist, ist die Tatsache, dass man
hier dem Titel gemäß nicht genügend Varianten anbietet. Das Steel
gab es ja nur begrenzt (Cede ausverkauft, Mediamarkt wird's haben),
die Digipak Variante beim Müller und sonst so gut wie nur die
Amaray. Und die ist dem Titel nicht würdig.
Super Film, der typisch Tarantino aufgrund einer simplen
Storybasis, die gut ins Detail ausgearbeitet und umgesetzt wurde,
extrem viel rausholt - neben Erzählung, aufgrund der Längen oft
auch eine Spur Realismus, dann wieder gemischt mit Fiktion, tollem
Wortwitz, guten Darstellern (alle überragend, größte Überraschung
gesamt für mich Foxx - während Waltz und DiCaprio auf einem üblich
sehr hohen Level spielen), einer wirklich ordentlichen Prise
Brutalität und einem tollen breiten Soundtrack, von dem mir das
Final-Lied nicht mehr aus dem Kopf geht und irgendwie viele als
Klingelton haben.
Ich fand Inglorious Basterds auch sehr sehr gut, aber Django
gefällt mir persönlich insgesamt noch einen Ticken besser. Die 165
Min. waren sehr angenehm zu gucken ohne wirkliche Längen.
Geschrieben: 05 Mai 2013 10:36
Serientäter
Blu-ray Junkie
Aktivität:
super review. freue mich auch sehr auf den film. habe mir aber
jetzt fassung bestellt kann mir bei diesen ganzen tonspuren wenn
sie den auch drauf sein sollten, kaum vorstellen das da nicht
irgendwo an der datenrate von bild oder ton geschraubt werden
musste...
Deutsch DTS-HD MA 5.1
Englisch DTS-HD MA 5.1
Englisch (Hörfilmfassung) DD 5.1
Katalanisch DD 5.1
Spanisch DTS-HD MA 5.1
Türkisch DD 5.1
I know only one thing. When I sleep, I know no
fear, no trouble, no bliss. Blessing on him who invented sleep. The
common coin that purchases all things, the balance that levels
shepherd and king, fool and wise man. There is only one bad thing
about sound sleep. They say it closely resembles death. -
Andrei Tarkovsky, Solaris
Geschrieben: 05 Mai 2013 12:10
Grandioses Review Sascha :thumb:
Deine Reviews sind mit einer der Besten. Lese sie immer wieder
gerne. Ich war zweimal im Kino und es wurde nie langweiliger. Zwar
hatte der Film einige Längen, aber die waren nicht so
schlimm.
Schade, das es nicht mehr Extras auf die Disc geschafft haben.
Geschrieben: 05 Mai 2013 12:16
Blu-ray Papst
Aktivität:
Forenposts: 12.897
Clubposts: 330
seit 22.11.2008
Sony KDL-49X8505B
JVC DLA-X3
Sony PlayStation 4
Blu-ray Filme:
PS 3 Spiele:
PS 4 Spiele:
Steelbooks:
39
Mediabooks:
10
Bedankte sich 1098 mal.
Erhielt 1439 Danke für 1137 Beiträge
Perspektivlos Test your Luck
Klasse Review! Danke schön :thumb:
Film ist der Hammer und kommt bei mir in die Quentin Ecke^^
Geschrieben: 05 Mai 2013 18:09
Diener des Lichts
Blu-ray Profi
Aktivität:
Tolles Review! Warte schon sehensüchtigst auf die BD!