Geschrieben: 25 Apr 2013 15:53
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Einleitung:
Es gibt diese Dream-Teams, die sich einfach perfekt ergänzen und
bei denen man weiß, da wird das Endergebnis erfolgversprechend.
Seien es Steven Spielberg und Tom Hanks, Martin Scorsese und Robert
DeNiro oder eben, wie in diesem Fall, Sam Raimi und Bruce Campbell.
Alles fing 1981 mit der kleinen Hütte im Wald an, die von Dämonen
heimgesucht wurde.
In Amerika ist übrigens vor kurzem das Remake des Ersten Teils in
den Kinos angelaufen, und zwar mit einschlagendem und (nicht ganz)
überraschendem Erfolg. „The Evil Dead“, in Deutschland unter „Tanz
der Teufel“ bekannt, bildete sozusagen den Ausgangspunkt dieser
Freund- und Partnerschaft, die bis heute anhält. 6 Jahre später
folgte dann der zweite Teil der Tanz-der-Teufel-Trilogie, bei der
es sich im Prinzip eher um eine Neuinterpretation des ersten Teils
handelte. Allerdings gab es dennoch einige markante Unterschiede,
die bereits den Weg für den dritten Teil ebneten. Zum einen kam
eine ganz gehörige Portion Humor und Ironie dazu, die den Film
unter der Ladentheke zu einem echten Geheimtipp und Kultfilm
heranreifen ließ. Und zum anderen landet der Held Ash am Ende mit
nur einer Hand im Mittelalter. Und schon befinden wir uns bei dem
vorläufigen Abschluss und absoluten Höhepunkt der Trilogie: Die
Armee der Finsternis.
Film (8/10):
Ash, den einhändigen Supermarktverkäufer und Helden-Wider-Willen
hat es ins Mittelalter verschlagen. Allerdings wird er in Ketten zu
einer Burg gebracht, wo er den üblen Dämonen geopfert werden soll,
die das Land in Unheil und Chaos stürzen, woran er natürlich nicht
ganz unschuldig ist. Glücklicherweise erkennt ein weiser Zauberer
in Ash den „Prophezeiten, der vom Himmel fiel“, und rettet ihn in
letzter Sekunde, indem er ihm seine Kettensäge übergibt.
Der Grube entstiegen macht Ash unmissverständlich klar, dass er
möglichst schnell nach Hause möchte. Dafür muss er allerdings erst
in den verwunschenen Wald und das Necronomicon, das Buch des Todes,
finden. Dabei stellt er sich so dumm an, dass er die titelgebende
Armee der Finsternis erweckt.
Die Frage ist, was macht diesen Film, der im Grunde genommen nichts
weiter als ein B-Picture ist, so besonders? Ist es Ash, der
absolute Anti-Held, mit dem wir uns so gut identifizieren können,
obwohl er sogar zu dumm ist, sich drei Worte zu merken, das Ganze
aber mit viel Glück und Bauernschläue (und natürlich seiner
Kettensäge) doch noch mehr oder weniger unbeschadet übersteht? Sind
es die längst überholten, aber dennoch einzigartigen und grandiosen
Stopp-Motion-Effekte, mit denen die Gummimonster zum Leben erweckt
wurden? Ist es der umwerfende Soundtrack von Danny Elfman, dem
Haus- und Hofkomponisten von Tim Burton? Fest steht jedenfalls,
dass ARMEE DER FINSTERNIS ein kunterbuntes Trash-Paket ist, in dem
keine einzige Zutat fehlt.
Wir haben die ultimativen Locations – eine Windmühle in der es
spukt, einen verwunschenen Friedhof, einen düsteren Wald – und
alles ist so herrlich übertrieben und klischeebeladen in Szene
gesetzt, dass dem geneigten Trash-Fan das Herz aufgeht. Der
Vollmond steht übergroß am Himmel, wenn Ash das Holzkreuz in den
Boden rammt, und natürlich zucken im gleichen Moment Blitze über
den Himmel. Herrlich! Das alles ist so kunstvoll, ja fast schon
comicartig in Szene gesetzt, dass man dem Film nicht einen Moment
böse sein kann, wenn die Effekte mal wieder als solche zu erkennen
sind. Wir wissen – das muss so sein! Hauptdarsteller Bruce Campbell
erledigt den Rest. Besser hat er nie gespielt, weder vor- noch
nachher. Man merkt richtig, wie viel Spaß ihm seine Paraderolle als
Kettensägen schwingender Kultheld hat, und dass die Chemie zwischen
Regisseur und Hauptdarsteller einfach stimmt. Dabei stolpert und
kalauert er sich in bester Stummfilmmanier durch das Geschehen, und
hat dabei immer, aber wirklich immer, einen lockeren Spruch auf den
Lippen. Groovy!
Den Film gibt es entweder in der Einzel-Disc-Version, die dann
ausschließlich den Director‘s Cut, die längste Filmfassung des
Titels, enthält. Was zunächst einmal gut klingt, ist relativ
schnell ernüchternd. Zwar ist der DC die längste Version, das
bedeutet aber nicht, dass alle Szenen enthalten sind. Vor allem das
Ende der bekannten deutschen Kinoversion wurde komplett durch ein
anderes ersetzt, wobei man das ursprüngliche Ende (mit dem
Supermarkt) auf der Scheibe vergeblich sucht. Außerdem gibt es
sämtliche neuen Szenen lediglich in der unsynchronisierten
englischen Sprachfassung mit deutschen Untertiteln.
Wer mehr zu investieren bereits ist, der sollte einen Blick auf die
Ultimate Edition werfen.
Hier sind sowohl der oben aufgeführte Director‘s Cut enthalten, als
auch die europäische und die US-Kinofassung, sowie die TV-Version,
diese allerdings lediglich auf DVD und im Bildseitenverhältnis 4:3.
Des Weiteren ist die TV-Fassung von ausgesprochen schlechter
Qualität und liegt nicht in deutscher Sprache vor. Vermutlich
findet sie sich auch deswegen auf der Bonus-DVD. Der
Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Ultimate Edition
neben den beiden Blu-Rays mit den einzelnen Filmversionen selbige
auch noch zusätzlich auf 3 DVDs beiliegen hat. Die vierte DVD
enthält dann oben erwähnte TV-Version und ein paar Extras.
Besonders negativ fällt auf, dass Disc Nummer 2 zwar die
europäische und die US-Kinoversion enthält, aber möchte man
zwischen den beiden wechseln, dann benötigt der Player erst einmal
einen Neustart. Hat man sich im Auswahlmenü für eine Version
entschieden, kann man im Menü des Films nicht die andere Version
anwählen.
Bild (4/10):
- Auflösung 1,85:1 (16:9 Vollbild)
- Farben etwas verwaschen
- Grobkörnig
- Unbereinigtes Bild
Das Bild der einzelnen Filmversionen ist, schlicht gesagt, eine
Frechheit! Das, was Koch Media uns da unter dem Titel „Ultimate“
verkauft, ist nur geringfügig besser als die bereits erhältliche
DVD. Die Schärfe wurde zwar in gut ausgeleuchteten Nahaufnahmen
schön hochgerechnet, dafür sind die meisten restlichen Szenen
einfach nur unscharf und verwaschen. Darüber hinaus bekommt man
sämtliche Filmfehlern zu sehen, die man sich nur vorstellen kann.
Filmkorn, Schmutzpartikel, Risse, Flimmern, die gesamte Palette ist
hier vertreten. All die Kleinigkeiten, die Tarantino und Rodriguez
in ihr Grindhouse-Projekt nachträglich eingefügt haben, bekommt man
hier von Haus aus dazu. Das mag zwar bei dieser Art von Film den
Charme ausmachen, da es sich dabei aber nicht, wie beim
Grindhouse-Projekt um gewollte Stilmittel, sondern schlichtweg um
unerwünschte Verschmutzungen handelt, ist das einfach nur ein
Störfaktor, der einen fast schon vergessen lässt, eine Blu-Ray zu
sehen.
Ton (5/10):
- Deutsch DTS HDMA 2.0
- Deutsch DTS DD 2.0
- Englisch DTS HDMA 2.0
- Englisch DTS DD 2.0
Der englische Originalton geht noch soweit in Ordnung, bietet
stellenweise einen ganz vernünftigen Raumklang, der Subwoofer
bleibt jedoch stumm. Die Musik, einige wenige Soundeffekte und die
Schlacht am Ende kommen ganz gut rüber, und im Original hat Ash
einige andere Sprüche auf den Lippen als im Deutschen. Die
altertümliche Sprache steht hier in noch größerem Kontrast zu Ash’s
Ausdrucksweise. Wer den Film jedoch auf Deutsch betrachten möchte,
wird eine ähnlich herbe Enttäuschung einstecken müssen wie beim
Bild.
Der deutsche Ton liegt nämlich lediglich in Stereo vor, was umso
schlimmer ist, weil eine bereits seit Jahren auf dem Markt
erhältliche DVD des Titels über eine deutsche 5.1. Dolby Digital
Spur verfügt. Raumklang ist in keiner Szene gegeben, dafür sind die
Dialoge klar und sauber verständlich, und auch Danny Elfmanns
Soundtrack kommt gut zur Geltung. Aber hier wäre deutlich mehr drin
gewesen.
Extras (6/10):
- Creating the deadites (21 Minuten 29)
- Making-Of-Feature (4 Minuten 40)
- Interviews mit Sam Raimi, Bruce Campbell und Tobert Toppert (4
Minuten 50)
- Behind the scenes (4 Minuten 30)
- 4 Entfallene Scenen (13 Minuten 19)
- Evil Dead Tribute (1 Minute 22)
Die Single-Disc-Edition verfügt lediglich über eine kleine
Bildergalerie mit internationalen Postern und Video/DVD Covern.
Dazu gibt es noch den Kinotrailer in deutscher und englischer
Sprache, allerdings in einer Bildqualität, die einen sehnsüchtig an
die gute, alte VHS-Zeit denken lässt. Von Extras sollte man in
diesem Zusammenhang lieber nicht sprechen. Zum DC gibt es einen
Audiokommentar mit den Gebrüdern Raimi und Hauptdarsteller Bruce
Campbell, unglücklicherweise ohne deutsche Untertitel.
Die wesentlich besser ausgestatte Ultimate Edition verfügt
zusätzlich über einige Featurettes, die allesamt eher bescheiden
ausfallen.
Bei „Creating the deadites“ kommen KNB EFX Mitarbeiter Greg
Nicotero und Howard Berger zu Wort, und zeigen uns, wie die
Kreaturen entstanden sind. Zusätzlich gibt es auch noch einige
Konzeptzeichnungen zu bewundern.
Die Interviews mit Raimi, Campbell und Toppert gab es auszugsweise
schon in dem Making-Of-Feature zu sehen, das sich weniger als ein
Making-Of, denn als überlanger Promo-Trailer herausstellt.
Zumindest die entfallenen Szenen, die es sowohl im Originalton als
auch mit Kommentar gibt, bieten etwas Neues, wenn auch nicht sehr
viel.
Fazit:
Es ist völlig unverständlich, was Koch Media da mit diesem lang
erwarteten Highlight des B-Picture und Trash-Films angestellt hat.
Lieblos auf die Scheibe(n) gepresst, mangelhafte Bild- und
Tonqualität, ein paar Extras - Finito. Dem Film, der sicherlich zum
Besten gehört, was es im Trash-Sektor zu sehen gibt, wird diese
Ultimate Edition kaum gerecht. Eine knappe Stunde Bonusmaterial
sollte nicht das Ultimum sein.
Nichts desto trotz ist die Ultimate Edition ihr Geld wert, schon
alleine weil jede einzelne Version dieses Films enthalten ist. Den
separat erhältlichen Director‘s Cut hingegen sollte man meiden,
weil er nicht einmal das bekannte Ende der deutschen Kinoversion
enthält. (ms)