Während in unseren Nachbarländern immer mehr Sender in HD auf
Sendung gehen, stellt die ProSiebenSat.1 Gruppe ihre beiden
HDTV-Sender ein.
Eine
Heise.de vorliegende
Pressemitteilung nennt als Grund für die Abschaltung zunächst die
von ProSiebenSat.1 angestrebte Umstellung des Programms auf das
16:9 Format. Allerdings zeigt man sich bei der Sender-Gruppe auch
enttäuscht über die HDTV-Verbreitung in Deutschland. Demnach
verfügen bisher nur ca. 150.000 Fernsehhaushalte über einen
HDTV-Receiver. Des Weiteren wird die Gruppe voraussichtlich ab 2010
mit einem eigenen dritten Transponder über neue Kapazitäten für
Ausstrahlungen in HD verfügen
Nach dem Aus für die beiden HD-Sender von ProSiebenSat.1 gibt es in
Deutschland mit AnixeHD noch einen HDTV-Sender im Free-TV und die
beiden Premiere HD-Kanäle im Pay-TV. Im Juli wird dann
wahrscheinlich der deutsche HD-Sender von des
öffentlich-rechtlichen, französisch-deutschen Senders ARTE an den
Start gehen.
Die Einstellungen von ProSieben- und Sat.1-HD sind ein schwerer
Rückschlag für HDTV in Deutschland. Auch wenn sich die Gruppe jetzt
auf die längst überfällige Umstellung auf 16:9 konzentrieren will,
ist die Hauptursache für den HD-Stop doch eher in der geringen
Verbreitung von HDTV-Receivern in deutschen Haushalten zu suchen.
Hier zeigt sich, dass es für den Konsumenten mehr bedarf, um in ein
solches Gerät über 100 EUR zu investieren, als drei Free- und zwei
Pay-TV-Sender, die in HD ausstrahlen. Die weitere Verbreitung der
notwendigen Receiver wird erst gelingen, wenn eine kritische Masse
an Sendern vorhanden ist.
In Deutschland wird, dies wahrscheinlich erst dann der Fall sein,
wenn ARD und ZDF mit ihrer HD-Ausstrahlung beginnen. Aber offenbar
hat man bei den Öffentlich-rechtlichen Angst davor die höheren
Kosten und damit verbundenen Optionen - höhere Rundfunkgebühren
oder Einsparungen in anderen Bereichen - für das Vorantreiben einer
technischen Innovation rechtfertigen zu müssen, die zunächst nur
von einer Minderheit* genutzt werden kann.
Auch die Werbe-finanzierten Privat-Sender dürften als
Technik-Pioniere ausfallen. Hier wird nur erneuert, wenn es sich
rechnet und dafür sind 150.000 potentielle Zuschauer mit wenig
Aussicht auf einen starken Anstieg im Jahr 2008 einfach zu
wenig.
In Deutschland muss daher offenbar erst die Verbreitung von
HD-fähigen Fernsehern ein bestimmtes kritisches Niveau erreichen,
bevor die TV-Sender dazu bereit sind, auch die entsprechenden
Inhalte zu liefern. Hier erwartet der Branchenverband BITKOM, dass
2009 in ca. 30% aller TV-Haushalte eine HD-fähiger Fernseher stehen
wird, erst für 2010 soll diese Zahl auf 47% steigen.
Wenn man bedenkt wie lange die deutschen TV-Sender dafür gebraucht
haben, bis sie sich an das neue 16:9-Format herangetraut haben, ist
es eigentlich nicht verwunderlich, wie scheu man mit dem Thema HDTV
umgeht. Ähnlich wie die ersten Besitzer eines 16:9 Fernsehers
werden auch die heutigen Eigentümer eines HD-Fernsehers wohl noch
mindestens bis 2010 größtenteils mit einem TV-Bild unterhalb ihrer
Möglichkeiten leben müssen.
* 2008 werden voraussichtlich 17% aller TV-Haushalte in Deutschland
ein HD-taugliches TV-Display besitzen; Quelle: BITKOM
„Wenn wir bedenken, daß wir alle verrückt
sind, ist das Leben erklärt.“
(Mark Twain)
אלוהים שלי הוא שופט