Schalten wir heute das TV-Gerät ein, so werden wir praktisch
überflutet von unterschiedlichen Programmen, Sendungen und Filmen.
Die Väter des modernen Kinos sind die Gebrüder Lumière, welche 1892
den ersten Cinématographen konstruierten. Mit diesem Gerät war es
möglich, kurze Szenen zu filmen, auf Film zu bannen und
gleichzeitig das Aufgenommene wiederzugeben, beziehungsweise die
Informationen zu kopieren. Maximal eine Minute, also nur kurze
Sketche, konnten am Stück gedreht werden. Der Pionier, der zum
ersten Mal eine fiktive Geschichte auf Filmrolle verewigte, war der
Franzose George Méliès. Eines seiner wichtigsten Werke wird nun auf
Blu-ray veröffentlicht.
Story
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Die führenden Astronomen sind in hellem Aufruhr. Tumultartige
Zustände beherrschen den großen Saal. Der Vorsitzende Professor
Barbenfouillis stellt einen neuen wagemutigen Plan vor. Das Ziel
ist eine Reise zum Mond. Dabei soll eine riesige Kanone eine Kapsel
zusammen mit ihren Passagieren auf den hellen Himmelskörper
zwischen den Sternen schießen. Zwar wird im ersten Moment keine
Einigung erzielt. Im Endeffekt stehen jedoch alle Anwesenden dem
Plan aufgeschlossen gegenüber, und die Arbeiten beginnen. Nach der
Fertigstellung besteigen die mutigen Männer die Kapsel und werden
nach einer kurzen Parade ihrem Schicksal überlassen. Die Reise
beginnt.
Die Reise zum Mond ist mit seinen 110 Jahren ein
waschechter Oldie und wohl mit großer Sicherheit der älteste jemals
auf Blu-ray gepresste Film. Dabei nimmt das Werk eine ganz
besondere Position in der Filmgeschichte ein. In so gut wie jeder
aktuellen Produktion sind sie zu finden: Spezialeffekte.
Transformers,
Avatar oder auch
Star
Trek, sie alle bedienen sich dieser „Zusätze“,
die für uns heute ganz alltäglich sind. Doch nicht so vor 100
Jahren. Damals steckte das gesamte Filmgeschäft noch nicht einmal
in den Kinderschuhen. Diese Aneinanderreihung von Bildern, die dank
einer Kurbel sowie einer Lampe auf Wände geworfen wurden, und
tatsächlich Bewegungen darstellten, galt im vorvorigen Jahrhundert
mehr als Zauberei oder bestenfalls als Spielerei. Und doch sah ein
Visionär, was dank dieser Technik alles möglich wurde. Er wollte
nicht „nur“ Kurzaufnahmen ganz alltäglicher Vorgänge auf
Filmstreifen bannen. Nein, in seinem Kopf rotierten fiktive und
phantastische Geschichten, die dank dieser Erfindung dem Publikum
präsentiert werden konnte. Und mit diversen Effekten zusätzlich
aufgepeppt wurden. Insofern ist
Die Reise zum Mond
der UrUrUrgroßvater heutiger CGI-Schlachten und signalisierte den
Beginn einer neuen Epoche. Die Geschichte selbst besitzt nicht nur
komödiantische Züge, sondern ist auch gespickt mit einer herrlichen
Naivität, die natürlich auch Rückschlüsse auf die damalige Epoche
zulassen.
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In dieser Zeit wurden auch phantastische Geschichten wie „Von der
Erde zum Mond“ / „Reise um den Mond“ von Jules Verne, oder „Die
ersten Menschen auf dem Mond“ von H.G. Wells auf Papier gebracht.
Neben einer Schwarzweiß Fassung ist auch eine handkolorierte
Version auf der Blu-ray vorhanden. Letztere besticht durch eine
grelle Farbgebung, die teilweise schon psychedelische Züge annimmt.
Dazu wurde von der französischen Elektro-Band Air ein neuer
Soundtrack komponiert, der zu den Bildern wie die Faust aufs Auge
passt.
Die Reise zum Mond besteht insgesamt aus
13.375 Einzelbildern. Das Filmmaterial war in einem sehr schlechten
Zustand. Selbst einzelne Bilder waren in dutzende Fragmente
zerstückelt. Dafür ist das Endergebnis wirklich hervorragend
gelungen. Zwar ist der erste Sci-Fi Film lediglich 15 Minuten lang,
diese jedoch symbolisieren ein ganz besonderes Stück
Geschichte.
Bildqualität
Technik: Schwarz/Weiß Fassung: MPEG2/SD Qualität 720x576 /
Farbfassung MPEG4/AVC, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,33:1
– 16:9
Die Bewertung eines über 100 Jahre alten Films ist nicht einfach
und schon gar nicht mit anderen Werken vergleichbar, schließlich
wagt man sich hier wirklich auf ein Terrain vor, welches den
absoluten Beginn der Bewegtbildaufnahme darstellt. Die Schwarzweiß
Fassung ist lediglich in SD Qualität vorhanden und weißt relativ
viele senkrechte Streifen auf. Des Weiteren ist auch die Schärfe
und Durchzeichnung (soweit man hier davon sprechen kann) auf einem
doch eher niedrigen Niveau angesiedelt. Der Kontrast ist eher flau.
Die kolorierte und komplett restaurierte Fassung sieht hingegen
deutlich besser aus. Die Detailzeichnung ist gut geworden,
Gesichter und Minenspiel der Darsteller sind gut erkennbar.
Natürlich sind immer wieder Bildfehler zu sehen. Im Rahmen der
Möglichkeiten sind diese jedoch in Ordnung. Ebenso positiv zu
werten ist das wirklich gut stabilisierte Bild, aufgrund dessen man
auch bei der Benutzung großer Diagonalen nicht seekrank wird. Die
Farben sind sehr knallig und schrill, passen jedoch sehr gut zur
Geschichte und generell zum verrückten Schauspiel. Insgesamt eine
sehr gute Restaurierung dieses zeitlosen Klassikers.
Tonqualität
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Technik: Schwarz/Weiß Fassung: dts 2.0, Farbfassung: dts-HD MA 2.0
Leider ist die Neuvertonung der Band Air nur bei der Farbfassung
vorhanden. Die klassische Klavieruntermalung wiederrum nur für die
Schwarzweiß Version. Trotz der qualitativen Bildunterschiede sollte
man in jedem Fall beide Versionen ansehen, schließlich vermittelt
die komplett unterschiedliche Musikrichtung der gesamten Geschichte
eine völlig andere Betrachtungsweise. Zum Glück sind beide
Versionen frei von Rauschen oder Knacksen und sehr gut
ausbalanciert. Die Neuvertonung weist eine bessere Dynamik auf und
ist natürlich deutlich voluminöser. Das Klavierspiel hingegen wirkt
mehr zierlich und flott, es fehlt jedoch etwas die Fülle des Tons.
Alles in allem, zwei sehr gute Vorstellungen ohne grobe
Schnitzer.
Ausstattung
An Extras ist lediglich ein Making Of (inklusive deutscher
Untertitel) vorhanden. Darin werden nicht nur Details zum
Remastering erörtert, sondern auch ein recht umfassender Lebenslauf
von George Méliès, inklusive Ausschnitte einiger seiner Werke.
Leider wurde nicht das gesamte Bonusmaterial der US-Version
übernommen.
Fazit
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Technisch ist dieser „speziellen“ Veröffentlichung absolut keinen
Vorwurf zu machen. Das Bild sieht für das Alter wirklich exzellent
aus. Wobei die Bewertung in keinem Kontext zu anderen Reviews
steht. Leider wurde die Schwarzweiß Fassung nicht ebenso
restauriert. Auch tonal ist alles im grünen Bereich und hinterlässt
einen überaus positiven Eindruck.
Die Reise zum
Mond ist ein ganz besonderer Film, der das Grundfundament
für alle weiteren Produktionen bis zum heutigen Tag legte. Er ist
somit ein Stück Kulturgeschichte und verdient daher auch einen ganz
besonderen Platz in den Filmregalen. Trotz der kurzen Laufzeit
empfiehlt sich ein wiederholtes Ansehen, wodurch der Blick auf die
Geschichte teilweise auch abgeändert wird, beziehungsweise neue
Interpretationen zulässt. TOP – Kaufempfehlung!
Story 10/10
Bild 8/10
Ton 9/10
Extras 5/10
Overall 9/10
Testgeräte
Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
Boxen: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620
FCR (SB), Teufel M5500 SW (Sub)
Mediacenter: HTPC