Perfect Sense Blu-ray Review
Filme mit apokalyptischen Endzeitszenarien gibt es zuhauf und sie
erfreuen sich seit jeher großer Beliebtheit. Sei es, dass Roland
Emmerich in
2012 gleich die ganze Welt in
Schutt und Asche legt, Will Smith in
I am
Legend durch ein leergefegtes New York streift
oder Kate Winslet in
Contagion mit einer weltweit
grassierenden Epidemie kämpft; wenn die Welt, bzw. die Menschheit
untergeht, freut sich der Zuschauer. Dass man dieses Thema auch
anders angehen kann beweist Regisseur David Mackenzie
(
Young Adam,
Toy
Boy) in seinem neusten Film
Perfect
Sense, in dem zwar altbekannte Muster zu erkennen sind,
aber die Handlung mit einer Liebesgeschichte verwoben wird.
Story
Grossansicht
Die Epidemiologin Susan entdeckt bei einem Patienten eine seltsame
noch unbekannte Krankheit, welche nicht nur sämtliche Emotionen,
sondern auch alle Sinne verlieren lässt. Innerhalb kürzester Zeit
treffen immer mehr Meldungen von neuen Infizierten in weiteren
Ländern auf. Während die Epidemie immer mehr voranschreitet, lernt
Susan den Koch Michael kennen und verliebt sich in ihn. Doch wie
lange kann ihre Liebe bestehen, bis die Krankheit auch sie
befällt?
Gleich zu Beginn wird klar, dass es sich bei
Perfect
Sense um keinen regulären apokalyptischen Film handelt,
sondern der Plot vielmehr im romantischen Drama mit poetischer, gar
philosophischer Note anzusiedeln ist. Doch auch wenn den
Herzensangelegenheiten viel Raum gewidmet wird, ist die Handlung
keineswegs schnulzig. Der ernste Aspekt verliert dennoch nicht an
Bedeutung, sondern ist ständig präsent. Geschickt hat Regisseur
Mackenzie die fünf Phasen des Menschen, die dieser bei der
Gewissheit zu Sterben (wie von der schweizerisch-amerikanischen
Begründerin der Sterbeforschung Elisabeth Kübler-Ross begründet)
durchläuft, in die Geschichte mit eingeflochten: Verdrängung, Wut,
Verhandlung, Depression, Akzeptanz. Diese werden anschaulich
dargestellt, sei es auf persönlicher Ebene der Protagonisten, als
auch aus globaler Sicht. Immer wieder werden Zwischenspiele aus
aller Welt mit eingebunden, womit auch die Pandemie weiterhin nicht
verharmlost wird, sondern dramatisch an Bedrohung gewinnt.
Die Bedeutung der Sinne wie auch deren Verlust wird sehr gut
geschildert und dargestellt. Wichtig hierbei ist die
schauspielerische Leistung des Casts. Vor allem die beiden
Hauptdarsteller Ewan McGregor (
Der
Ghostwriter,
Haywire) und Eva Green
(
Dark
Shadows,
Königreich der
Himmel), die den Großteil der Handlung
einnehmen, leisten sich keine Patzer, sondern agieren stets
glaubwürdig und authentisch. Nicht unerwähnenswert ist ebenso die
Darstellung von McGregors altem Trainspotting Kollegen Ewen Bremner
(
Ein Schatz zum
Verlieben), der dem in nichts nachsteht, wie
auch Connie Nielsen (
Battle in
Seattle,
Gladiator), welche Susans
Schwester Jenny verkörpert.
Grossansicht
Der Film lebt stark von den dargestellten emotionalen, aber auch
visuellen Kontrasten. Einerseits ist ein roter Faden in Bezug auf
die Aufrechterhaltung von Hoffnung stets vorhanden. Nach dem Motto
"Das Leben geht weiter" trotzt die Welt jeglichem Leid. Doch sind
ebenso auch Angst, Paranoia, Panik und Hass präsent, mit vereinzelt
postapokalyptischen Szenarien. Bei all dem bleibt
Perfect
Sense ein Film der Hoffnung macht, denn das Wesentliche
ist die Liebe.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
Wie so mancher Film der letzten Zeit wurde auch
Perfect
Sense mit digitalen Kameras aufgenommen. Das Resultat
liegt auf der Hand: In perfekt ausgeleuchteten Szenen herrscht eine
optimale Schärfe, die einen hohen Detailgrad und auch gute
Plastizität (bei der Ebbe in der Bucht) besitzt. In einigen
dunkleren Szenen macht sich dafür wie von einigen nicht analogen
Aufnahmen leider gewohnt auch ein deutliches Rauschen bemerkbar,
das wenigstens in der Minderheit bleibt. Als Stilmittel wurden die
Farben zum Großteil entsättigt, was der Darstellung eine triste
Atmosphäre verleiht, die ausgezeichnet zur Stimmung der Handlung
passt. Der Kontrast ist gut eingestellt, aber verbesserungsfähig.
Kompressionsspuren sind nur sehr schwer zu erkennen und sind nur
selten auffällig. Die wunderbare Kameraarbeit von Giles Nuttgens
sollte nicht unberücksichtigt bleiben
Tonqualität
Grossansicht
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Wo beim Bild noch einige Abstriche gemacht werden mussten, kann
dies der Ton wieder ausgleichen. Die verlustfreie und natürliche
Abmischung wartet mit einer ausgezeichneten Dynamik. Die
unaufdringlichen Bässe sind druckvoll und präzise. Ebenso werden
häufig sämtliche Lautsprecher mit einbezogen. Wenn vorhanden
punkten die Surroundeffekte mit einer hervorragenden
Direktionalität, wie beispielsweise im Restaurant von Michael, wo
man sich inmitten des Geschehens wähnt. Zwar wären einige Einsätze
der hinteren Lautsprecher erfreulich gewesen, aber bei einem Film
dieses Genres ist man derartiges gewohnt. Dafür entschädigt ein
hervorragender Soundtrack von Max Richter, der passende
musikalische Untermalungen für die Szenen gezaubert hat. Die
Dialoge sind jederzeit sehr gut verständlich. Die englische Spur
klingt kaum besser, lediglich ein wenig lebendiger.
Ausstattung
Die Ausstattung sieht stark nach „notdürftig zusammen geschustert“
aus. Während das ca. viertelstündige Interview mit Regisseur David
Mackenzie (in SD) noch professionell vor einem Hintergrund gefilmt
wurde, hat man Hauptdarstellerin Eva Green auf dem roten Teppich
überfallen und ihr binnen knapp drei Minuten (in SD) einige
Antworten zum Film abgerungen. Das Making of „A modern Love Story“
(6:36 min in SD) erscheint ebenso zusammen gewürfelt: Neben einigen
regulären Interviews und Blicken hinter die Kulissen, gibt
Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson seine Kommentare via Webcam ab,
während Hauptdarsteller Ewan McGregor lediglich per Telefon seine
Aussagen tätigt. Mal was anderes. Neben dem Original Kinotrailer
zum Film sowie Trailern zu weiteren Produktionen (beide in HD),
gibt es noch eine BD-Live Funktion. Ein Wendecover ist darüber
hinaus ebenso vorhanden.
Fazit
Der Transfer auf die Blu-ray ist nur bedingt geglückt. Das Bild
wurde zwar mit digitalen Kameras aufgezeichnet, hat aber
stellenweise Probleme mit Bildrauschen, was allerdings durch
stimmungsvolle Farben und eine herausragende Schärfe wieder
wettgemacht wird. Dazu trägt auch der formidable Ton bei, der
einerseits eher dialoglastig ausgefallen ist, aber andererseits mit
auffallender Direktionalität und toller Dynamik punkten kann. Die
Extras wurden hingegen eher notdürftig zusammengetragen, erfüllen
aber ihren Zweck dennoch ganz passabel.
Grossansicht
Wer von einem gewöhnlichen, effektgeladenen Endzeit Thriller
ausgeht, sollte lieber die Finger von
Perfect
Sense lassen, denn der Untergang der Menschheit wird in
diesem Fall auf nahezu poetische Weise zelebriert. Das soll jedoch
kein Grund sein, diesen Film komplett zu meiden, denn der Genremix,
bei dem der romantische und vor allem der darstellerische Aspekt
stark im Vordergrund stehen, weiß dennoch zu gefallen. (sah)
Story: 9/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 4/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic DMP
BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat