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Brazil

Gestartet: 05 Feb 2012 16:29 - 9 Antworten


Veröffentlichung:
03.02.2012
Laufzeit:
143 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 05 Feb 2012 16:29

Kuro77

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Brazil (CineProject) Blu-ray Review


Nur wenige Regisseure erlangen im Verlauf ihrer Karriere Kultstatus. Einer der Wenigen, die diesen höchst inoffiziellen Ehrentitel für sich in Anspruch nehmen können, ist sicherlich der eingebürgerte Brite Terry Gilliam. Zu Beginn seiner Laufbahn inszenierte Gilliam als Teil der Komikertruppe Monty Python die drei grandiosen Kinofilme Die Ritter der Kokosnuss, Das Leben des Brian und Der Sinn des Lebens. Dass sein überragendes Talent für skurrile und ungewöhnliche Geschichten nicht zwangsläufig mit kommerziellem Erfolg einhergeht, musste der heute 71jährige in den Jahren seiner Tätigkeit mehrfach erfahren. Auch bei diversen Produzenten genießt er keine Lobby. So galt er unter anderem als Wunschkandidat von J. K. Rowling, als es darum ging, den Regiestuhl des ersten Harry Potter Films zu besetzen, was jedoch am Veto der Geldgeber scheiterte. Kaum auszudenken, in welche Sphären der Individualist den Zauberlehrling gehoben hätte. Von Gilliam in seiner reinsten Form gibt es dafür in der im Jahr 1985 inszenierten Satire Brazil mehr als genug zu sehen.


Story:

Irgendwo und irgendwann in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft geht der einfache Büroangestellte Sam Lowry seinem monotonen Tagwerk im Ministerium für Information nach. Das Ministerium ist ein beispielloser bürokratischer Apparat, der alles und jeden in dieser gleichgeschalteten Gesellschaft verwaltet. Um seinem grauen Alltag wenigstens zeitweise zu entkommen, flüchtet sich Sam in eine Traumwelt, in der er als strahlender Held eine feengleiche Schönheit vor dem Bösen beschützt. Doch die Realität holt ihn schneller wieder ein, als ihm lieb ist. Durch einen ebenso banalen wie folgenschweren Fehler im System, kommt es bei einer Verhaftung zu einer tragischen Verwechslung. Statt des Guerilla-Heizungsmonteurs Tuttle, wird der unbescholtene Bürger Buttle einkassiert. Um seinem Chef unangenehmen Papierkram zu ersparen, erklärt sich Sam bereit, die Angelegenheit mit bürokratischen Winkelzügen aus der Welt zu schaffen. Dadurch gerät Sam jedoch in ein unglaubliches Abenteuer.

Wenn es darum geht, eine Top 10 der verkanntesten Meisterwerke der Filmgeschichte zu erstellen, würde Terry Gilliams Brazil ohne Zweifel einen Platz ganz weit vorne ergattern. Zu allererst bietet der Film eine intelligente und hintergründige Story. Die dystopische Welt, die hier entworfen wird, ist so reichhaltig gestaltet und wohl durchdacht, dass es nicht schwerfällt, sie als Allegorie an unsere eigene Gesellschaft zu begreifen. Der Mensch als Individuum wird vom herrschenden bürokratischen Apparat völlig vereinnahmt und als kleines Zahnrad in die große Maschinerie eingegliedert. Persönliche Freiheiten und das Recht auf Selbstverwirklichung sind faktisch nicht vorhanden. Alles ist genormt und nur existent, wenn es durch ein Formular belegt wird. Diese trostlose Welt wird visuell enorm eindrucksvoll umgesetzt. Gilliams Faible für verspielte Apparaturen im retro-futuristischen Design kommt hier voll zur Geltung. Der Tagesablauf der Menschen ist bis ins Kleinste durchtechnisiert, doch nichts funktioniert wie es soll. Allgemeiner Verfall macht sich breit. Parallelen zu George Orwells Zukunftsvision 1984 sind unverkennbar. Natürlich standen zur Verwirklichung der aufwändigen visuellen Effekte und Bauten noch keine Computer zur Verfügung, so dass hier alles noch „analog“ umgesetzt wird. Mit Modellen und Kameratricks gehen die Effektspezialisten hier an die Grenzen des technisch machbaren.

Der Film erhält dadurch eine enorme visuelle Wucht, die ihresgleichen sucht. Zeitweise lenkt dieser optische Overkill ein wenig von der Handlung ab, da man das Gesehene erst einmal verarbeiten muss. Gleichzeitig bezieht der Film dadurch natürlich einen großen Teil seiner fast schon hypnotischen Wirkung. Sowohl thematisch, als auch visuell ist das alles keine leichte Kost, die rein gar nichts mit konventionellem Hollywoodkino gemein hat. Ein gewisses Maß an Bereitschaft zum Mitdenken sollte der Zuschauer schon mitbringen. Dafür wird man allerdings mit einer tiefgründigen, absurd komischen und vor allem unglaublich unterhaltsamen Geschichte belohnt, die noch lange nachwirkt.


Bildqualität:
  • Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung 1080p

  • allgemeine Schärfe und Detailzeichnung nur selten HD-würdig

  • blasse Farben

  • schwache Kontrastwerte

  • teilweise deutliches Rauschen

  • Verschmutzungen auf dem Bildmaster erkennbar

  • keine Plastizität

  • Schwarzwert wird kaum gefordert

  • Einsatz von Rauschfiltern durchgängig erkennbar

Leider hat sich Fox nicht die Mühe gemacht, ein restauriertes Bildmaster zu erstellen. Nur selten übersteigt die Bildqualität DVD-Niveau.


Tonqualität:
  • Deutsch Dolby Digital 2.0 Surround

  • Dialoge gut verständlich

  • gutes Stereopanorama

  • in lauten Passagen schrill und plärrig

  • oft sind Zischlaute hörbar

  • wenig dynamisch

  • lediglich diffuse Surroundeffekte

  • keine differenzierte Räumlichkeit

  • Subwoofer wird zu keiner Zeit gefordert

Auch bei der Tonspur ist Magerkost angesagt. Das Alter des Films wird hier leider besonders deutlich. Der Film klingt altbacken und stellt das heimische Surroundsystem zu keiner Zeit auf eine harte Probe.


Ausstattung:
  • Featurette: Was ist Brazil? (HD, 4:3, ca. 29 Minuten)

  • Kinotrailer (HD)

Das kurze Making-Of „Was ist Brazil?“ ist bereits von der alten DVD bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Vintage Produktion aus der Entstehungszeit des Films. Interessant ist, dass viele Mitwerkende auf die Titel gebende Frage selbst keine befriedigende Antwort wissen. Darüber hinaus gewährt das Feature Einblicke in die Entstehung der Spezialeffekte, sowie die schwere Geburt des Drehbuchs.


Fazit:

Aus technischer Sicht fehlte bei 20th Century Fox hier eindeutig der Wille, ein zeitgemäßes Produkt abzuliefern. Bild und Ton erfüllen keine aktuellen Standards. Nur selten ist ein Mehrwert gegenüber der DVD erkennbar. Auch die Zusatzausstattung enttäuscht. Neu produzierte Extras sucht man vergeblich. Mit Brazil erschuf Regisseur Terry Gilliam eine der eindrucksvollsten Dystopien der Filmgeschichte. Wer Schwierigkeiten hat, sich eine Mischung aus Franz Kafka, George Orwell und Monty Python vorzustellen, ist bei diesem Unikum der Kinohistorie genau richtig. Der Film beeindruckt sowohl durch seine tiefgründige und facettenreiche Handlung, als auch durch eine fantastische visuelle Umsetzung. Für ein breites Publikum taugte der Film zwar im Jahr 1985 schon nicht, was allerdings nichts über seine Qualitäten aussagt. Wer mal wieder Lust auf etwas Besonderes hat, sollte sich Brazil nicht entgehen lassen.


Kurzbewertungen:

Sory: 10/10
Bild: 5/10
Ton: 4/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Brazil Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)
#2
Geschrieben: 06 Feb 2012 13:20

Breiti

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Einer meiner absoluten Lieblingsfilme, die schlechte Qualität der Umsetzung und die karge Ausstattung verbietet eigentlich einen Kauf; zumal ich berteits die gute DVD habe. Danke fürs Review
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#3
Geschrieben: 06 Feb 2012 14:47

Jason-X

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tolles Review
schade nur, dass die Qualität so mies ist :(
#4
Geschrieben: 09 Feb 2012 14:33

Gast

Mal eben schnell auf BD geklatscht ..leider
Bei dem Film steht natürlich die Story im vordergrund ,aber er hätte halt auch optisch und akustisch eine menge potenzial gehabt ..das wird uns leider verborgen bleiben.

folgende mail an Fox ; kann es sein das euch bei der Umsetzung von Brazil ein Fehler unterlaufen ist ?
antwort ; Fehler ? wir machen keine Fehler ! ...
#5
Geschrieben: 09 Feb 2012 21:02

Klopfer391

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schade das die BD so schlecht umgesetzt wurde. dann werde ich wohl bei der FOX DVD und der CRITERION DVD bleiben. :confused:
#6
Geschrieben: 11 Feb 2012 09:35

Nighteyes

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Danke für das Review.

Ich werde vom diesem Release die Finger lassen. Und von Universals US-Version ebenfalls. Immerhin ist es absolut denkbar, dass Criterion auch noch eine BD herausbringt. AFAIK hat Universal ihnen die Lizenz für Nordamerika gelassen. Würde allerdings neben guten Englischkenntnissen auch einen Code-A-fähigen Player erfordern.
#7
Geschrieben: 14 Feb 2012 16:00

Globox

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Hatte bisher noch nichts von "Brazil" gehört, aber dein tolles Review hat mein Interesse geweckt. ;) Schade, dass die technische Umsetzung so schlecht ist. Aber da ich nicht im Besitz der DVD bin und eine Neuveröffentlichung in naher Zukunft wohl eher unwahrscheinlich ist, werde ich mir BD bestimmt demnächst zulegen.

Oder vielleicht spendiert Criterion dem Film mal irgendwann ein BD Upgrade…
#8
Geschrieben: 15 Feb 2012 00:40

Schweizi

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Die Blu Ray kommt hier viel zu schlecht weg.
Der Film ist nun mal nicht für Hochglanz gedacht.

In HD ist das gerade durchschnitt was man zu sehen kriegt.
Aber die DVD wird klar abgehängt auf grossen Diagonalen.
Ein Umstieg von DVD zu BD lohnt also auf alle Fälle.

Hier übrigens noch ein Vergleich zwischen deutscher Blu Ray und US Blu Ray:
http://www.caps-a-holic.com/hd_vergleiche/comparison.php?cID=869#auswahl

Bis auf Kontrast/Farben beide praktisch identisch.
Die US scheidet aber schon wegen der falschen Filmfassung aus.
#9
Geschrieben: 15 Feb 2012 02:40

VincentVinyl

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Kontrast und Farben sind jeweils bei US und DE aber schon drastisch unterschiedlich, man beachte nur die Hauttöne: Dt. Fassung sehr "kalte" Farben und US eher ein warmer, wesentlich natürlicherer Ton.

Interessant wäre, welche Fassung nun näher an Gilliams Wunschvorstellung ist. Subjektiv sieht mir die US-Fassung auf den Vergleichsbildern besser aus, weil die dt. Fassung zu hell und unterkühlt wirkt.

Abseits davon: Super Review, ich habe Brazil, wie ich zu meiner Scham gestehen muss, bisher immer versäumt und wollte mir eigentlich die BD anschaffen. Angesichts der mauen Bildqualität warte ich aber, bis sie mal sehr günstig zu haben ist.
Geschrieben: 15 Feb 2012 08:23

Schlumpfmaster

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Habe den Film vor Jahren zufällig mal im Fernsehen gesehen und kannte ihn bis dahin auch nicht.

Der Film gehört eigentlich in meine Sammlung, zudem ich ein heißer Verehrer von Terry Gilliams Arbeit bin.

Die Technik hört sich aber leider höchst durchschnittlich an.

Dennoch ziehe ich den Kauf in Erwägung, denn immerhin habe ich es bislang versäumt, mir dieses Kultwerk auf DVD zuzulegen.


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