So, habe heute den Film gesichtet. Mein Fazit: Ein
durchschnittlicher Film, den man eigentlich schwer hassen aber auch
genau so schwer lieben kann.
Interessant finde ich, dass der Ärger der Marvel-Fans über Ultron
nicht deutlich größer war. Den hat man hier zu einem absoluten
Hampelmann gemacht, der niemals wirklich bedrohlich wirkt und
optisch arg an die Transformers-Filme von Bay erinnert. Na ja,
eigentlich nicht nur optisch, sondern auch in seinen sehr flachen
Sprüchen. Sobald Ultron auftaucht und den Mund aufmacht, kommt es
einem vor als hätte Bay die Regie übernommen. Schade, dass man das
nicht von der handwerklich soliden aber unspektakulären Action
behaupten kann. Jene ist ziemlich bieder gefilmt und ich habe mich
ein ums andere Mal erwischt, dass ich aus Langeweile mal mein
Smartphone zückte. Am besten kommt hier noch der Anfang weg -
ausgerechnet die Anfangsszene stimmte mich nämlich erst richtig gut
auf den Film ein. Leider erreicht die Action aber nie wieder das
Niveau.
Positiv ist zu vermelden: Derbe Fremdschäm-Momente, wie sie noch
Teil 1 hatte, bleiben aus:Wo in Teil 1 Agent Coulson noch nun
dummen Spruch beim Sterben ablassen musste oder Hulk mit "Puny
god!" gegenüber Loki zum Dorftrottel verkam bzw. Loki zu ner
Anime-Figur wurde, gibt es hier als Tiefpunkt relativ früh eine
Szene in der sich die Avengers drüber streiten, we Thors Hammer
hochieven könnte. Das wirkt wie eine Selbstparodie und tat mit
richtigggehend weh. Zum Glück ist dieser peinliche Moment im Film
der einzige seiner Art.
Ansonsten gibt es viel Kawumm und eine sehr rudimentäre Story, die
noch eine Ecke blasser ist als in Teil 1. Von den Charakteren
bekommt keiner ansatzweise Profil, weswegen ein wohl dramatisch
gedachter Moment eher öde ist:
SPOILER! Inhalt
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Als Quicksilver draufgang, war mein erster
Gedanke: "Puh, zum Glück muss ich diesen miesen, falschen
russischen Akzent nun nicht mehr hören!" Der Charakter hatte
keinerlei Persönlichkeit, insofern war er mir herzlich wurst.
Olsons Fake-Akzent ist auch ne arge Lachnummer, aber das fällt nur
im O-Ton auf und war keine gute Idee. Allgemein merkt man dabei
auch Age of Ultron wie schon Teil 1 an, dass Whedon für mich
einfach ein TV-Regisseur bleibt. Trotz hohem Budget fühlt sich Age
of Ultron wie die aufgpeppte Folge einer TV-Serie an. Es gibt zu
wenig in sich geschlossenen Spannungsbogen und man hat das Gefühl
irgendwo in eine Serie reingeschaltet zu haben, die bestimmt ganz
nett ist, aber die man auch nicht unbedingt weitergucken
müsste,
Fazit: Meine Punktzahl läge zwischen 5 bis 6 von 10. Aktuell würde
ich eher 6/10 geben. Der Film hat mich beileibe nicht so geärgert
wie Teil 1 damals - aber ich hatte auch dieses Mal eine ganz andere
Erwartungshaltung. Wie gesagt, ist der AoU ein Film, bei dem ich
mir schwer vorstellen kann, dass jemand ihn leidenschaftlich hasst
- aber genau so schlecht, dass jemand ihn leidenschaftlich liebt.
Der Film verströmt "ganz ok" aus jeder Pore und setzt nur selten
Tief- (Hammer-Szene) bzw. Höhepunkte (Anfang). Würde mich jemand um
einen Tipp bitten, wäre meine ehrliche Antwort: "Kann man sich
locker mal nebenbei am Sonntag-Nachmittag zum Kaffeetrinken
ansehen. Tut keinem weh, aber ist auch nix Besonderes".