Ironclad Blu-ray
ReviewUm den ersten Jahrtausendwechsel endete in England die
angelsächsische Vorherrschaft, die seit der Beendigung der
römischen Besetzung Bestand hatte. Der normannische Herrscher
Wilhelm der Eroberer unterwirft den einstmals relativ autark
agierenden englischen Adel und errichtet eine streng zentralistisch
ausgerichtete Monarchie, die die Barone zu abgabenpflichtigen
Vasallen degradiert. Unter Wilhelms Enkel, Heinrich II., erreicht
das Angevinische Reich seine größte Ausdehnung und umfasst neben
England, den Osten Irlands und das komplette Westfrankreich. Im
Jahre 1199 fällt dem jüngsten Sohn Heinrichs, Johann Ohneland
(engl.: John Lackland) die Krone zu, nachdem seine vier älteren
Brüder allesamt eines frühen Todes starben. Erfolglose Kriege gegen
die Franzosen und Streit mit dem Papst schwächten Johanns Stellung
jedoch erheblich, was letztlich in einer Rebellion des Adels
gipfelt. Hier beginnt die Geschichte von
Ironclad – Bis zum
letzten Krieger.
Story:
Am 15. Juni 1215 unterzeichnet der politisch stark angeschlagene
König John von England (P. Giamatti) die Magna Carta, einen
Vertrag, der dem englischen Adel weitreichende Freiheiten gegenüber
der Krone gewährt. Doch diese Demütigung lässt John nicht lange auf
sich sitzen. Er rekrutiert ein Heer aus Dänischen Söldnern und
stattet jedem Baron, der ihn zur Unterschrift des Dokuments zwang,
einen rachsüchtigen Besuch ab. Das ruft den Erzbischof von
Canterbury (C. Dance) auf den Plan, der unbedingt verhindern will,
dass John London erreicht. Er beauftragt den Baron von Albany (B.
Cox) damit, Johns Vormarsch zu stoppen. Mit sechs Getreuen,
darunter der Tempelritter und kampferprobte Kreuzfahrer Thomas
Marshal (J. Purefoy), verschanzt sich der Baron in der strategisch
entscheidenden Burg von Rochester, während der Erzbischof um
Unterstützung beim französischen Prinzen Ludwig ersucht. Den
mutigen Sieben steht ein entbehrungsreicher Kampf bevor, denn die
Burg muss um jeden Preis gehalten werden.
Vor dem Hintergrund realer historischer Ereignisse entwirft der
Film ein blutiges Schlachtengemälde, welches die mittelalterliche
Action in den Vordergrund stellt. Die Prämisse des Films bedient
sich dabei bewusst bei Werken wie
Die Sieben
Samurai oder
Die glorreichen Sieben. So sind es
auch hier sieben unerschrockene Haudegen, die Burg Rochester gegen
eine überwältigende Übermacht verteidigen. Die Charakterisierung
der Protagonisten bleibt dabei jedoch oberflächlich und
eindimensional. Nicht einmal die Rolle des wortkargen Templers
Marshal erfährt eine gewisse Vertiefung. Seine Vergangenheit als
Kreuzritter im Heiligen Land wird nur am Rande erwähnt. Persönliche
Hintergründe werden ebenfalls nicht näher beleuchtet. Die Rollen
seiner sechs Gefährten fallen noch substanzloser aus. Somit gelingt
es dem Film auch nicht, eine gewisse Verbundenheit mit den Helden
zu entwickeln. Dafür fehlt in erster Linie natürlich einfach die
Zeit, denn es verbleiben nur wenige ruhige Momente zwischen den
zahlreichen Kämpfen.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen sind dann auch der größte
Vorzug des Films. Die Schlachtszenen sind aufwändig und realistisch
inszeniert. „Realistisch“ ist in diesem Zusammenhang durchaus
wörtlich zu nehmen. Denn wer bis jetzt noch nicht wusste, welche
Wunden beispielsweise ein mit brutaler Wucht geführter Zweihänder
verursacht, bekommt hier eine äußerst plakative und plastische
Nachhilfestunde erteilt.
Ironclad ist unglaublich
brutal und blutig. Die Intensität des Gemetzels lässt dagegen
selbst artverwandte Filme wie
300 oder
Centurion verblassen. Die FSK
beweist in diesem Zusammenhang durchaus einen gewissen Sinn für
Humor, denn die Einstufung ab 16 ist nichts anderes, als ein
schlechter Witz. Die wenigen ruhigen Momente verbringt
Ironclad hauptsächlich mit den Nachstellungen der
jungen Lady Isabel, die mit einiger Ausdauer versucht, den zur
Keuschheit verpflichteten Tempelritter zu verführen. Diese
Penetranz entwickelt sich im Laufe des Films zu einem unfreiwillig
komischen Running Gag. Dennoch punktet
Ironclad
als geradliniges, mittelalterliches Gemetzel ohne großen Anspruch,
dessen Ausgang bis zum Schluss spannend bleibt.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1,
Auflösung 1080p
Der Bildtransfer leistet sich keine gravierenden Mängel. Bis in den
Hintergrund bleibt das Bild scharf und sehr gut durchzeichnet. Die
Details der Rüstungen und der mittelalterlichen Kleidung werden
dadurch sehr gut sichtbar. Die Farben sind stilbedingt entsättigt
und unterstreichen damit den zeitgenössischen Eindruck. Die
Kontrastwerte sind recht steil, teilweise entwickelt sich sogar ein
plastischer Eindruck. Einziger Kritikpunkt ist der nicht immer
deckende Schwarzwert. In vielen dunklen Szenen zeigt sich lediglich
ein milchiges Grau. Details bleiben aber auch dann meist sichtbar.
Ein etwas stärkeres Filmkorn hätte dem Film gut zu Gesicht
gestanden und seinen düster-schmutzigen Charakter zusätzlich
unterstrichen.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1 Die Tonspur überzeugt
vollständig und wird dem actionreichen Schlachtengetümmel mehr als
gerecht. Auch in lauten Passagen bleibt das gesprochene Wort immer
klar zu verstehen. Die Abmischung ist dynamisch und wuchtig. Die
hinteren Lautsprecher bleiben stets in das Geschehen involviert und
vermitteln gut differenzierte Surroundeffekte. Das Klirren der
Schwerter oder zu Bruch gehendes Mobiliar wird akustisch
überzeugend vermittelt. Das Geschrei der Schlacht geht durch Mark
und Bein. Lediglich der Subwoofer hält sich über weite Strecken
bedeckt. Hier wäre noch mehr präziser Druck wünschenswert gewesen.
Insgesamt bewegt sich der Ton aber auf hohem Niveau.
Ausstattung:
Die Ausstattung präsentiert sich eher mager. Die Interviews mit den
Schauspielern und den Verantwortlichen hinter den Kulissen
gestalten sich bruchstückhaft und oberflächlich. Insgesamt
summieren sie sich auf eine Laufzeit von gut 30 Minuten. Das B-Roll
Material gewährt Einblicke in die Dreharbeiten und die Umsetzung
einiger Spezialeffekte. Mit 15 Minuten ist dieser Blick in die
Entstehung des Films allerdings ebenfalls zu knapp bemessen. Ein
Trailer und ein BD-Live Zugang runden das Angebot ab. Alle Extras
liegen in HD vor. Neben der Version im normalen Keep-Case, nimmt
Universum den Titel des Films wörtlich und kleidet ihn parallel
dazu in ein limitiertes Steelbook.
Fazit:
Aus technischer Sicht gibt es nur wenig zu kritisieren. Bild und
Ton bewegen sich auf einem hohen Level. Lediglich ein nicht immer
optimaler Schwarzwert und die fehlende Tiefbasspräzision verhindern
höhere Wertungen. Die Extras vermitteln keine substanziellen
Einblicke in den Entstehungsprozess des Films.
Ironclad legt seinen Schwerpunkt auf
kompromisslose Mittelalteraction, die in ihrer blutigen Intensität
selbst Freunde des gepflegten Splatterfilms zufrieden stellen
dürfte. Zartbesaitete sollten sich von der unverständlichen
Einstufung der FSK nicht in die Irre führen lassen. Hier fließt
reichlich Blut! Die Charakterzeichnung tritt dadurch zwangsläufig
in den Hintergrund. Einzig Paul Giamatti als am Rande des Wahnsinns
agierender König John liefert eine überzeugende Leistung ab. Alle
anderen tragenden Rollen agieren blass. Trotzdem bleibt der Film
durchweg spannend und garantiert bis zum Schluss kurzweilige
Unterhaltung.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 8/10
Ton: 9/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.
Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Ironclad
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.
Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)