Sucker Punch
Story 4
Bild 9
Ton 6
Extras 7
Gesamt 7
Zack Snyders
Sucker Punch ist eine actiongeladene
Fantasy-Mär, die sich laut Regisseur und Drehbuchschreiber mit der
Kraft der Frauen beschäftigt. Erstmals adaptiert Snyder hier keine
Comic- bzw. Literaturvorlage, sondern erzählt eine eigene
Geschichte. Dem Zuschauer steht gemeinsam mit der Protagonistin
Babydoll eine surreale Reise durch die Fantasie bevor.
Story
Grossansicht
Babydoll (E. Browning) steckt in einer psychiatrischen Anstalt der
1960er Jahre fest, die von dem geheimnisvollen Blue (O. Isaac) und
dem Psychiater Dr. Gorski geleitet wird. Babydoll hat sowohl ihre
Mutter als auch ihre Schwester verloren, was sie in die Depression
getrieben hat. Ihr Stiefvater hat sie in der Anstalt abgeladen, um
an das Vermögen der Familie zu gelangen. Zur Vollendung seines
Plans besticht er Blue, eine Lobotomie bei Babydoll durchzuführen,
um sie zum Schweigen zu bringen. Doch Babydoll versucht zu
fliehen.
Sucker Punch ist in gewisser Weise Zack Snyders
verdrehte Version von Christopher Nolans
Inception, der in ähnlicher Weise,
mit verschiedenen Erzählebenen spielt. Das große Problem des Films
ist nicht seine dünne Handlung, die teilweise durch die brillanten
Effekte kaschiert wird, sondern die geradezu naiv-frauenfeindliche
Moral. Snyder spielt mit visuellen Metaphern und Symbolik: Kämpfen
Babydoll und ihr Gefolge in den Fantasywelten um ihr Leben, beugen
sie sich in der Wirklichkeit die Willkür ihrer Peiniger, bis hin
zur stillschweigend ertragenen Vergewaltigung. Für Zack Snyder
steht eine starke Frau offenbar für eine Person, die all ihre Reize
bis hin zur eigenen Traumatisierung einsetzt, um in einer
traditionellen Geschlechterrolle männliche Bedürfnisse zu
befriedigen. Natürlich erreichen Babydoll und Konsorten auf diese
Weise ihre Ziele, im Ergebnis geben sie aber sich selbst auf.
Snyder gibt sich einer Verharmlosung sexuellen Missbrauchs hin und
inszeniert das Gegenteil starker Frauen. Entweder Snyder war
demnach sehr blauäugig bei seiner Konzeption der Geschichte oder er
sieht hautenge Latexkostüme, Schulmädchenuniformen und aufreizende
Tanzeinlagen wirklich als Höhepunkte der Frauenbewegung an.
Schwingt hier vielleicht unterschwellig Ironie mit? Dies ist im
Film nicht zu erkennen, so dass
Sucker Punch in
erster Linie für Kopfschütteln sorgt. Der einzige gute Grund, den
Film trotzdem zu mögen, sind die rasanten Fantasy-Sequenzen, die im
18 Minuten längeren Extended Cut dezent verlängert wurden. Neu sind
zudem eine Tanzeinlage der Babydoll-Truppe und ein düsteres
Intermezzo zwischen Emily Browning und Mad-Men-Star Jon Hamm.
Grossansicht
Die Action in den Fantasy-Szenen ist atemberaubend: Snyders
visueller Bombast erreicht Höhepunkte, die selbst Watchmen blass
erscheinen lassen. Wer also die bedenklichen Untertöne des Filmes
ignoriert und den Film entweder mit Kumpels oder einer nicht allzu
Gender-sensiblen Freundin schaut, wird eventuell gut unterhalten.
Sucker Punch ist einer dieser Blockbuster, dessen
dünne Geschichte man bei einem Bier und Popcorn durchaus ignorieren
könnte, denn das Special-Effects-Feuerwerk entschädigt für
vieles...Wäre da eben nicht der fade Beigeschmack des stillen
Chauvinismus, der den gesamten Film verklebt. Im Ergebnis ist
Sucker Punch eine gnadenlose Enttäuschung, die an
den US-Kinokassen floppte und weltweit zu Recht bei Kritikern
durchfiel.
Bildqualität
Technik: Videocodec MPEG4-AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p Wo
Sucker Punch bei der Geschichte
strauchelt, macht der Film bildtechnisch eine umso bessere Figur.
Speziell das Spiel mit der Inszenierung der verschiedenen
Erzählebenen ist gelungen: In der Anstalt sind die Farben
verwaschen, Blau- und Grautöne dominieren. Bereits im Bordell
ändert sich die Farbgebung und Braun und Rot sorgen für eine
organischere Optik. Richtig bunt wird es in den Action-Szenen, in
denen neue Farbpaletten in den Vordergrund rücken und das Ansehen
zum Spektakel machen. Die Schwarzwerte sind stets stabil, auch wenn
sie manchmal einige Details verschlucken – dies ist auf
stilistische Entscheidungen Snyders zurückzuführen und ein
gewollter Effekt. Die Hautfarben sehen an sich natürlich aus,
verändern sich aber natürlich jeweils in den verschiedenen
Erzählebenen – auch dies ist gewollt und kein technischer
Mangel.
Snyders digitale Spielereien, was Farbgebung und Schwarzwerte
betrifft, mustern in einzelnen Szenen zwar Details aus, insgesamt
ist der Detailgrad des Bildes aber sehr hoch. Das offenbart sich
besonders bei den Nahaufnahmen der Hauptdarstellerinnen. Hautporen,
Haare, kleinste Verwebungen in den Kostümen der Protagonistinnen,
diese Blu-ray zeigt jedes Detail. Selbst der intensive
Green-Screen-Einsatz sieht in HD immer noch fantastisch aus, so
dass man vor dem Special-Effects-Team den Hut zieht. Im Ergebnis
sieht
Sucker Punch auf Blu-ray erstklassig aus und
sollte jeden Fan zufrieden stellen.
Tonqualität
Grossansicht
Technik: Kinofassung: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (DTS-HD
Master Audio 5.1), uvm. Extended Cut: Deutsch (DTS-HD Master Audio
5.1), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1) Online herrscht
Kontroverse um die Sucker-Punch-Tonspuren der Extended Version: Ab
der Spielzeit von 1:19:25 bemerken einige Zuschauer ein „Knacken“
im Hintergrund. Tatsächlich lässt sich ein „Ticken“ ausmachen, das
allerdings nur denjenigen auffällt, die konzentriert darauf achten.
Da selbst die Anwender, die es nach eigenen Aussagen als störend
empfinden, raten den Kopf an den Lautsprecher zu legen, kann es für
den normalen Zuschauer vernachlässigt werden. Vorhanden ist es
jedoch. Schwerer wiegt, dass die dt. Tonspur des Extended Cuts in
Passagen mit hoher Lautstärke, wie den Actionsequenzen und
emotionsgeladenen Dialogen, übersteuert klingt. Diese Probleme
betreffen nur den Extended Cut und nur die deutsche Tonspur. Wären
diese Mängel nicht, wäre eine höhere Wertung möglich, denn die
Räumlichkeit ist ausgezeichnet. Die Dialogverständlichkeit ist sehr
gut und auch die Dynamik sowohl beim DTS-Mix der Kinofassung als
auch bei der verlustfreien Extended-Spur ausgezeichnet.
Der englische Tonspur ist qualitativ bei Kino- und Extended-Fassung
identisch und auf Referenzniveau: Die Action-Sequenzen strotzen vor
Surround-Effekten, die jederzeit klar im Raum zuzuordnen sind.
Jeder Effekt kommt mit der nötigen Wucht daher, seien es
dramatische Explosionen, sich verbiegendes Metall oder der Schuss
einer Waffe. Wer einen leistungsstarken Subwoofer in Betrieb hat,
kann diesen bei
Sucker Punchs Audiopräsentation
richtig auskosten. Zudem stechen die Stimmen der Darsteller trotz
allen Audiobombasts stets ausreichend hervor. Kurzum: Der englische
Mix ist perfekt.
Ausstattung
Warners Blu-ray enthält
Sucker Punch sowohl in der
Kino- als auch der Extended-Fassung – das ist in Deutschland alles
andere als selbstverständlich, wenn man an Watchmen zurückdenkt.
Wer sich dafür entscheidet die Langfassung zu genießen, darf sich
über den Maximum Movie Mode freuen: Regisseur Zack Snyder begleitet
den Zuschauer durch den gesamten Film und liefert zahlreiche
Hintergrundinformationen. Der Maximum Movie Mode ist ein tolles
Extra und jedem, der den Film ein zweites Mal sehen möchte, sehr
ans Herz zu legen. Snyder schöpft aus dem Vollen und beleuchtet
jede Einzelheit des Films. Seine Präsentation wirkt sehr glaubhaft
und auch wenn man über den Film
Sucker Punch
geteilter Meinung sein kann, ist dieses Extra sehenswert.
Die „animierten Kurzfilme“ bezeichnet Warner fälschlicherweise als
solche, denn es handelt sich dabei um vier Motion Comics (in HD)
mit insgesamt 11 Minuten Spielzeit. Alle vier Sequenzen liefern
Hintergrund zu den Fantasy-Sequenzen. Nur drei Minuten, immerhin in
HD, widmet Behind the Soundtrack der Musik des Filmes und kratzt
dabei lediglich an der Oberfläche. Dank des Maximum Movie Modes,
der inhaltlich mehr bietet als viele quantitativ umfangreichere
Extrapakete anderer Filme, verdient sich
Sucker
Punch dennoch eine hohe Bewertung für sein
Special-Paket.
Fazit
Grossansicht
Die deutsche Sucker-Punch-Blu-ray bietet fabelhaftes Bild und ein
Extra-Paket, das besonders durch den Maximum Movie Mode zu gefallen
weiß. Die deutsche Tonspur des Extended Cuts ist leider von
technischen Unzulänglichkeiten geplagt, über deren Gewichtung jeder
Zuschauer selbst urteilen muss. Wer des Englischen mächtig ist,
erfreut sich dagegen an neuem Referenzmaterial. Der Film an sich
ist ein unbeabsichtigt chauvinistisches Machwerk, das lediglich
durch seine visuelle Perfektion noch eine Existenzberechtigung hat.
Wer perfekt inszenierte Action-Sequenzen auf dem neuesten Stand der
Technik erleben will, kann
Sucker Punch einen
Abend spendieren. Wer sensibel für die Darstellung von
Geschlechterrollen ist und dreidimensionale Charaktere oder eine
gute Story wünscht, ist an der falschen Adresse. (anw)
Kaufempfehlung6 von 10
Die Kaufempfehlung der Sucker Punch Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
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