Der Adler der Neunten Legion Blu-ray
ReviewNachdem Regisseur Ridley Scott mit seinem monumentalen Spektakel
Gladiator im Jahr 2000 wie aus
dem Nichts das klinisch tote Genre des Sandalenfilms wiederbelebte,
folgten in den Jahren danach einige weitere erfolgreiche Beiträge
zum Genre. So zog vier Jahre später Wolfgang Petersen mit einer
Armada griechischer Krieger in den Kampf gegen
Troja oder einmal mehr Ridley
Scott versuchte mit verwegenen Kreuzfahrern das
Königreich
der Himmel zu erobern. Damit hatte sich der Historienfilm
abermals als eigenständiges Genre etabliert. Das Schicksal der 9.
Römischen Legion scheint die Filmemacher in diesem Zusammenhang
besonders zu faszinieren. Bereits im Jahr 2009 stellte der
actionreiche Historienfilm
Centurion die Hypothese auf,
die Neunte sei im Norden Britanniens von einheimischen Stämmen
vernichtet worden. Bereits ein Jahr später nahm sich Regisseur
Kevin MacDonald mit seinem Film
Der Adler der Neunten
Legion des Themas erneut an.
Story:
Um 140 n. Chr. tritt der junge römische Zenturio Marcus Aquila (Ch.
Tatum) seinen Dienst als Kommandant eines römischen Kastells an der
britannischen Nordgrenze an. Hier trennt der befestigte
Hadrianswall das Römische Reich von den einheimischen keltischen
Stämmen, die den Invasoren erbittert Widerstand leisten und den
Vormarsch der Eindringlinge erfolgreich zum Stillstand bringen.
Eine nahezu traumatische Erfahrung für die Römer, die 20 Jahre
zuvor eine komplette Legion von 5.000 Mann gegen die „Barbaren“
verloren. Seitdem besteht eine Pattsituation, die immer wieder
durch kleinere Scharmützel unterbrochen wird. So wird Marcus gleich
bei seinem ersten Kampfeinsatz so schwer verwundet, dass er seinen
Dienst quittieren muss. Damit rückt sein Plan in weite Ferne, den
Namen seiner Familie wieder rein zu waschen. Sein Vater war es
nämlich, der als Zenturio der 1. Kohorte für den goldenen Adler der
9. Legion verantwortlich war, der nunmehr seit 20 Jahren verloren
ist. Diese Standarte ist das Heiligtum einer jeden römischen Legion
und ihr Verlust eine unaussprechliche Schande. Doch Marcus lässt
sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. Gegen jede Vernunft
begibt er sich zusammen mit seinem britannischen Sklaven Esca (J.
Bell) auf die gefahrvolle Suche nach dem verschollenen
Relikt.
Auch wenn die Vermutung nahe liegt, so ist
Der Adler der
Neunten Legion keine Fortsetzung des kurze Zeit vorher
entstandenen Films
Centurion mit dem Deutschen
Michael Fassbender in der Hauptrolle. Er basiert vielmehr auf dem
gleichnamigen Jugendbuch von Rosemary Sutcliff, welches bereits im
Jahr 1954 erschien und die Beziehung der beiden ungleichen
Hauptcharaktere Marcus und Esca in den Vordergrund stellt. Dies ist
auch der Ankerpunkt der aktuellen Verfilmung. Der schottische
Regisseur Kevin MacDonald (u.a.
Der letzte König
von Schottland,
State of Play –
Stand der Dinge) legt den Schwerpunkt seiner
Verfilmung auf die komplexe Beziehung der beiden Männer.
Esca, der die Römer hasst, ist Marcus durch eine Lebensschuld
verbunden, da dieser ihm den Tod in der Arena ersparte. Durch diese
Ausgangslage bezieht der Film einen großen Teil seiner Spannung, da
Marcus nie sicher ist, wie weit er seinem Begleiter wirklich
vertrauen kann. Bis es soweit ist, nimmt sich der Film allerdings
sehr viel Zeit, den Protagonisten Marcus einzuführen. Die
Exposition erstreckt sich auf nahezu die gesamte erste dreiviertel
Stunde. Dadurch erhält der Charakter zwar eine erstaunliche Tiefe,
es entsteht zugleich aber auch die ein oder andere Länge.
Sind die beiden erst einmal in die schottischen Highlands
aufgebrochen, steigt auch die Spannungskurve des Films merklich an.
Auch für den Zuschauer bleibt lange unklar, auf welche Seite sich
Esca in letzter Konsequenz schlägt. Beide Hauptdarsteller liefern
zwar eine schauspielerisch überzeugende Leistung ab, besonders
Channing Tatum fehlt es aber an der nötigen Ausstrahlung, um seiner
Hauptrolle vollauf gerecht zu werden. Da der Film seine Charaktere
eindeutig in den Mittelpunkt rückt, bleiben großformatige
Actionszenen, bis auf die anfängliche Schlacht Mangelware, was dem
Film als Ganzes aber nicht schadet. Besonders Dank des Drehs an
Originalschauplätzen und einer gewissenhaften und historisch
größtenteils korrekten Ausstattung, ist
Der Adler der
Neunten Legion ein sehr gelungener und spannender
Historienfilm, der zwar nicht das epische Format seiner großen
Vorbilder erreicht, dafür aber realistische und facettenreiche
Charaktere bietet.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1,
Auflösung 1080p
Der Bildtransfer ist sehr gelungen und wird einer aktuellen
Kinoproduktion vollauf gerecht. Die allgemeine Bildschärfe bewegt
sich durchgängig auf sehr hohem Niveau und offenbart Dank einer
guten Durchzeichnung auch kleinste Details. Dadurch profitieren
nicht nur Nahaufnahmen, in denen die in aufwändiger Handarbeit
gefertigten Rüstungen sehr gut zur Geltung kommen, sondern auch die
beeindruckenden Panoramaaufnahmen des schottischen Hochlands, das
hier in all seiner neblig-düsteren Pracht den Weg ins heimische
Wohnzimmer findet. Dazu passend zeigen sich die Farben gedeckt und
entsättigt, was gut zur Grundstimmung des Films passt. Die
Kontrastwerte sind allerdings eher mau, wodurch auch die
Plastizität etwas leidet. In einigen dunklen Szenen zeigt der
Schwarzwert ein dunkles grau, in dem Details verloren gehen.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Das bereits hohe Niveau des Bildtransfers wird von der deutschen
Tonspur sogar noch übertroffen. Einmal mehr bleibt es den
„kleineren“ Filmlabeln vorbehalten, die Vorzüge einer HD-Tonspur
voll auszureizen. Der Ton begleitet die Handlung des Films in
nahezu perfekter Weise. In Kampfszenen offenbart sich eine sehr
gute Dynamik, die den Zuschauer praktisch mit in das Getümmel
hineinzieht. Alle Kanäle werden angesprochen, der Subwoofer setzt
darüber hinaus einige starke Akzente (Kampf im Wald gegen die
„wilden Krieger“). Surroundeffekte werden differenziert abgebildet
(verräterisches Rascheln zu Beginn). Die Sprachverständlichkeit ist
zu jeder Zeit gegeben. So muss HD-Ton klingen.
Ausstattung:
Kernstück der Sonderausstattung bildet ein knapp 50minütiges
Making-Of, das die Produktionsphase des Films in nahezu allen
Facetten beleuchtet. Es wird das Kampftraining der Schauspieler
angesprochen, die Herstellung der zum großen Teil originalgetreuen
Bauten und Requisiten beleuchtet und ein Augenmerk auf die
schwierigen Dreharbeiten im verregneten Schottland gelegt.
Insgesamt ein gelungener Blick hinter die Kulissen. Ein
Audiokommentar von Regisseur Kevin MacDonald liefert noch tiefer
gehende Informationen. Ebenso enthalten die Extras sowohl ein
alternatives Ende, als auch zwei entfallene Szenen. Leider sind der
deutsche und der US-Kinotrailer die einzigen Inhalte, die in HD
vorliegen.
Fazit:
Auf technischer Seite gibt es nicht viel zu kritisieren. Bild und
Ton bewegen sich voll und ganz auf HD-würdigem Terrain. Besonders
beim Ton können sich so genannte Major Label einmal mehr eine
Scheibe abschneiden. Die Extras geben durch ein ausführliches
Making-Of und einen fundierten Audiokommentar informative Einblicke
in die Produktionsphase.
Der Adler der Neunten Legion legt seinen
Schwerpunkt klar auf die Hauptdarsteller und ihre komplexe
Beziehung zueinander. Zu Beginn lassen sich einige Längen zwar
nicht verleugnen, insgesamt ist der Ansatz aber gelungen. Lediglich
Channing Tatum vermag trotz einer guten schauspielerischen Leistung
nicht die Leinwandpräsenz zu vermitteln, die seine Rolle verlangt.
Bei Kosten von „nur“ 25 Millionen Dollar darf man natürlich auch
keine epischen Schlachten in der Größenordnung einer Big Budget
Produktion erwarten. Die Actionszenen sind eine Nummer kleiner,
dadurch allerdings nicht weniger intensiv und brutal. Auf
lächerliche CGI-Blutfontänen, wie in
Centurion etwa, wird hier zum
Glück verzichtet. Für knapp zwei Stunden entführt der Film den
Zuschauer auf eine spannende Reise in die archaische Welt von vor
2000 Jahren.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 8/10
Ton: 9/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Der Adler der
Neunten Legion - Steelbook Blu-ray wird anhand der technischen
Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)