American History X Blu-ray
ReviewHollywood ist bekannt für Blockbuster, die mit ihren meist
fantastischen Geschichten den Bezug zur Wirklichkeit auf ein
Minimum beschränken. Auf diese Weise werden regelmäßig Millionen
Menschen in die Kinos dieser Welt gelockt. Was auch keineswegs
verwerflich ist. Schließlich wollen nicht wenige durch spannende,
spektakuläre und kurzweilige Unterhaltung einfach nur für die Dauer
eines Films ihrem Alltag entfliehen und sich in den überbordenden
Fantasiewelten der Traumfabrik verlieren. Daraus folgt aber auch
unweigerlich die Tatsache, dass sich die Kreativen der
kalifornischen Filmschmiede nur äußerst selten Themen zuwenden, die
fest in unserem Alltag verwurzelt sind und vorhandene Probleme
unserer Gegenwart behandeln. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt
das im Jahr 1998 veröffentlichte Drama
American History
X dar, das sich mit einem Thema beschäftigt, mit dem wir
in Deutschland leider nur allzu vertraut sind.
Story:
Derek Vinyard (E. Norton) ist Neonazi aus tiefster Überzeugung.
Sein Denken und Handeln wird vom Hass auf alles Andersartige
bestimmt. Afro-Amerikaner, Asiaten und Latinos sieht Derek als
Menschen zweiter Klasse, die lediglich den Sozialstaat ausbeuten
und sein geliebtes Amerika mit Kriminalität überziehen. Dabei ist
Derek kein tumber Mitläufer. Dank seiner überdurchschnittlichen
Intelligenz und Redegewandtheit steigt er schnell zum Rädelsführer
der lokalen Neonaziszene von Venice Beach auf und stachelt seine
Gesinnungsgenossen zu Gewalttaten an. Die Situation eskaliert, als
eines Nachts drei schwarze Jugendliche versuchen, Dereks Wagen zu
stehlen. Derek überrascht sie dabei auf frischer Tat und tötet zwei
von ihnen auf äußerst brutale Weise. Da seine Tat weit über reine
Notwehr hinausgeht, wird er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Doch hinter Gittern herrschen andere Gesetze, die sein scheinbar
unerschütterliches Weltbild bald ins Wanken bringen.
American History X ist ein wichtiger Film, der sich nicht
nur auf Grund seiner Thematik vom üblichen Hollywood Mainstream
abhebt. Er zeigt auf beeindruckende Art und Weise die innere
Zerrissenheit, der auf den ersten Blick so weltoffenen
amerikanischen Gesellschaft. Der Film stellt viele Fragen und
versucht im gleichen Maße, ebenfalls Antworten zu finden. Was macht
einen Menschen zu dem, was er ist? Ist es die Erziehung im
Elternhaus? Ist es das soziale Umfeld? Oder wird ein Mensch gar
„böse“ geboren? Hier bezieht der Film klar Stellung. Demnach wird
der Mensch hauptsächlich durch äußere Einflüsse geprägt. In diesem
Fall ist es der Tod von Dereks Vater. Der Feuerwehrmann wurde im
Dienst von einem Schwarzen erschossen. Damit bricht für Derek eine
Welt zusammen. In gleichem Maße verliert er dadurch jeden
vernünftigen Blick für die Realität und kanalisiert seine Trauer
und Wut in Gewalt und Hass.
Von nun an gibt es für Derek sprichwörtlich nur noch schwarz und
weiß. Völlig verblendet flüchtet er sich in eine abstruse
Weltanschauung. Erst im Gefängnis, das in einer gewissen Weise als
mikroskopisches Abbild der Gesellschaft dient, erfährt Derek, wie
eine Gemeinschaft ihr Gleichgewicht behält. Nämlich nicht durch
Konfrontation, sondern durch Kooperation. Letzten Endes ziehen alle
an einem Strang, mögen sie dem ersten Anschein nach auch noch so
unterschiedlich sein. So unterhält die Arische Bruderschaft einen
regen Drogenhandel mit den verhassten Latinos und Derek selbst
überlebt diese Hölle letztlich nur dank seiner Freundschaft zu
einem schwarzen Mithäftling. So erkennt er, dass das Leben viel zu
komplex ist, um es in irgendeine starre Ideologie zu pressen, die
in ihrer Beschränktheit Menschen lediglich auf ein äußerliches
Merkmal oder eine Religion reduziert.
Der Film erzählt Dereks Werdegang nicht linear, sondern enthüllt
dem Zuschauer durch Rückblenden die prägenden Ereignisse in seinem
Leben. Somit setzt sich der Film letztlich wie ein Puzzle Stück für
Stück zusammen und ergibt am Ende ein stimmiges Gesamtbild, welches
verdeutlicht, dass ein friedliches Zusammenleben nur dann möglich
ist, wenn die Spirale der Gewalt durchbrochen wird.
Bildqualität:
Technik: Videocodec VC-1, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung
1080p
Wie bereits erwähnt, erzählt der Film Dereks Geschichte in
zahlreichen Rückblenden. In diesen Szenen wechselt das Bild in
finsteres schwarz/weiß. Als Stilmittel ist dieser Kniff durchaus zu
begrüßen, denn so wird immer deutlich, auf welcher Zeitebene sich
der Film gerade befindet. Leider zeigt sich der Transfer darüber
hinaus als äußerst schwach. In vielen Szenen ist ein deutliches
Flackern wahrnehmbar, das sich immer wieder unangenehm in den
Vordergrund drängt. Ebenso hat das Bild unter einem groben Filmkorn
zu leiden, dass besonders zu Beginn des Films auffällt. Schwache
Kontraste und eine unzureichende Gesamtschärfe sorgen dafür, dass
zu keiner Zeit ein plastischer Eindruck entsteht. Nur in
vereinzelten Szenen ist das Bild wirklich HD-würdig.
Tonqualität:
Technik: Deutsch Dolby Digital 5.1
Zu allererst fällt der niedrige Pegel auf, mit dem die Tonspur
abgemischt wurde, wodurch teilweise auch die Dialogverständlichkeit
leidet. Hier muss die Lautstärke deutlich nachreguliert werden.
Insgesamt präsentiert sich der Ton sehr frontlastig. Nur selten
entsteht eine diffuse Räumlichkeit. Differenzierte Surroundeffekte
sind nicht zu vernehmen. Der Subwoofer bleibt über weite Strecken
ohne Beschäftigung. So verwundert es auch nicht, dass das veraltete
Tonformat jegliche Dynamik schuldig bleibt. Die deutsche Tonspur
klingt in jeder Hinsicht altbacken und wird somit der veralteten
Codierung mehr als gerecht. Mit etwas größerer Mühe wäre hier mit
Sicherheit mehr möglich gewesen.
Ausstattung:
Neben dem US-Kinotrailer, der immerhin in HD vorliegt, beschränkt
sich das Zusatzmaterial auf drei zu Recht entfernte Szenen, welche
sich auf eine Spielzeit von insgesamt ca. 7 Minuten summieren und
lediglich in Standard Definition vorliegen.
Fazit:
Auf der technischen Seite versagt die vorliegende Blu-ray fast
vollständig. Sowohl das Bild, als auch der Ton erfüllen bestenfalls
niedrige Erwartungen. Wirklich HD-würdig sind beide nicht. Auch die
Extras enttäuschen. Zu einem thematisch derart anspruchsvollen Film
wäre ein fundierter Blick hinter die Kulissen wünschenswert
gewesen.
American History X ist ein anspruchsvolles Drama,
welches in eindringlichen Bildern beweist, wie leicht sich Menschen
in einem Strudel aus Hass und Gewalt verlieren. Es ist ein Aufruf
zur Wachsamkeit, sich und seine persönliche Meinung immer wieder
aufs Neue kritisch zu hinterfragen und nicht der Versuchung zu
erliegen, „bequemen“ Vorurteilen zu folgen. Auch wenn Ansätze dazu
natürlich vorhanden sind, liegt hier in erster Linie kein
politischer Film vor, sondern stellt die Menschen in den
Mittelpunkt, die je nach Sichtweise Täter und Opfer zugleich sind.
Getragen wird der Film von exzellenten Darstellern, allen voran
natürlich Edward Norton, der für seine Rolle völlig zu Recht mit
einer Oscarnominierung belohnt wurde. Auch 13 Jahre nach seiner
Entstehung vermittelt der Film Erkenntnisse, die heute noch genauso
relevant sind wie damals.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 5/10
Ton: 5/10
Extras: 2/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der American
History X Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)