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Harry Brown

Gestartet: 21 Juni 2011 10:12 - 7 Antworten


Veröffentlichung:
21.10.2010
Laufzeit:
103 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 21 Juni 2011 10:12

Breiti

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Ein Film der trotz kleinerer Schwächen ein größeres Publikum verdient; hier mein Review zu Harry Brown


Harry Brown

Rachefilme gibt's wie Sand am Meer. Spätestens seit Charles Bronsons Auftritt in Ein Mann sieht Rot steht die Genreformel fest: Unschuldige(r) / Freund(in)/Angehörige(r) des Opfers wird Opfer eines Gewaltverbrechens, die Polizei ist machtlos, worauf der zornige Hinterbliebene das Gesetz selbst in die Hand nimmt und getreu dem biblischen "Auge um Auge" Prinzip dafür sorgt, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.
Dabei reicht die Palette der filmischen Racheakte von brutalen Appellen an die blutrünstigsten Instinkte bis hin zu subtileren Ausflügen wie etwa Die Fremde in mir. Nur ganz selten gelingt es einem Film allerdings, bestehende Genreformeln zu durchbrechen und eigene Schwerpunkt zu setzen. Dies gelang zuletzt Clint Eastwood mit Gran Torino - und genau mit diesem Film wird auch Harry Brown auf dem Cover beworben. "Die britische Antwort auf Gran Torino" - nur ein Werbespruch oder tatsächlich ein eigenständiger europäischer Genrebeitrag?

Story -7P

Harry Brown ist Rentner. Nach dem Tod von Frau und Kind ist er allein auf der Welt. Seine einzige Ablenkung besteht darin, sich mit seinem Freund Len im örtlichen Pub, auf ein Pint und eine Partie Schach zu treffen. Der Weg zum Pub ist allerdings nicht ungefährlich: In dem heruntergekommenen Wohnviertel in einer Sozialsiedlung vor den Toren Londons, herrschen Jugendbanden. Drogenhandel, Terrorisierung von Schwächeren und anarchische Gewaltausbrüche sind an der Tagesordnung und die Behörden sind machtlos.
Sein Schachpartner und Freund Len wird Opfer einer Jugendgang, nachdem er deren aggressives Verhalten nicht länger erträgt und wird buchstäblich totgetreten. Auch in diesem Fall ist die Polizei hilflos, selbst nachdem ihnen die Täter bekannt sind, bleiben die Ermittlungen ergebnislos. Der Zufall will es, dass auch Harry nach einem Pubbesuch überfallen wird, doch seine jahrzehntealten Reflexe als Ex-Royal Marine sorgen dafür, dass er nicht Opfer, sondern Täter wird. Das bringt Harry auf die Idee, die Zustände nicht länger hin zu nehmen. Um seinen Freund Len zu rächen, beginnt er den Krieg mit den Jugendbanden. Außer seinem Leben hat der einsame Pensionär nämlich nichts mehr zu verlieren und sein Leben bedeutet ihm nicht allzu viel...

So viel vorweg: Den Vergleich mit dem auf dem Cover erwähnten Gran Torino verliert Harry Brown um Längen. Da wo Altmeister Eastwood seinen ganz eigenen Akzent setzte und mit einem überraschenden Ende dem Genre frisches Blut einhaucht, bleibt Harry Brown doch zu sehr in den Genrepfaden. Das ist nicht per se schlecht, nicht jeder Film muss die Welt gleich neu erfinden. Das versucht Harry Brown auch erst gar nicht. Die fantastische Leistung von Michael Caine macht aus Harry Browns eine Figur aus Fleisch und Blut mit der der Zuschauer sich identifiziert. Die anderen Darsteller können da nicht im Geringsten mithalten, selbst Emily Mortimer steht deutlich in Caines Schatten.
Der Spannungsaufbau ist klasse, nach einem Beginn mit Schockeffekt, lässt sich der Film auf die Figuren und ihr Alltagsleben ein, nur um dann plötzlich zu explodieren. Dabei verzichtet das englische Rachedrama auf blutige Gore Effekte und übertriebene Gewaltdarstellungen. Das würde auch nicht zum Film passen, der ein absolut realistisches Bild vom Leben in britischen Sozialsiedlungen skizziert. Ärgerlich ist halt, dass mit ein wenig mehr Mühe der Drehbuchautoren, deutlich mehr drin gewesen wäre. Kaum eine der Haupt- und Nebenrollen besitzt eine spürbare Tiefe die über oberflächliche Charakterisierungen hinaus geht; hier verschenkt der Film viel Potenzial. Aber: Am Ende des Tages liegt mit "Ein Rentner sieht Rot" bzw. Harry Brown, ein Film vor, der das Zeug zu einer Charakterstudie und echtem Sozialdrama gehabt hätte, sich dann aber lieber doch auf die klar vorgegeben Genrepfade des Rachedramas beschränkt. So wird wenig überraschend ein eindeutiges und positives Urteil über die Vorzüge der Selbstjustiz getroffen, hier macht es sich der Film zu einfach und differenziert zu wenig - unterhaltend ist er trotzdem, denn Michael Caine "kicks asses" - und das ist immer sehenswert.

Bildqualität - 7P

Technik: Codec – MPEG4-AVC, Aspekt Ratio HD 16:9 2,35:1, Auflösung – 1080p
Realistisch - natürlicher Look
gute Detaillierung und Durchzeichnung bei Nahaufnahmen
natürliche Farben
mangelnde Plastizität
Unschärfen
schwaches Graining
mittelmäßiger Kontrast und Schwarzwert (teilweise Blackcrushing)

Die britische Produktion hat ein ordentliches HD Bild, das vor allem in Nah- und Innenaufnahmen überzeugt. Kleinere Schwächen sind eher dem geringen Budget, als einem schlechten Transfer geschuldet.


Tonqualität -7P

Technik: Deutsch, Englisch DTS-HD MA 5.1
gute Dialogverständlichkeit
wenige, aber gut akzentuierte Effekte
gute Dynamik
gelungene Abmischung
Synchronisation teilweise etwas dumpf

Die Tonspur ist dialogorientiert und bietet wenig Abwechslung. Die wenigen Action-, bzw. Effektszenen werden allerdings klasse transportiert. Lobenswert: Deutsche lossless Tonspur.


Ausstattung - 4

Originaltrailer, Trailershow
Deleted Scenes
Interviews
Beim Dreh

Karge Zusatzausstattung, die wenig Mehrwert bietet und zudem in SD ist. Einzig die Deleted Scenes sind einen Blick wert, das ist insgesamt zu wenig.


Fazit

Die Technik stimmt: Bild und Ton überzeugen mit guten Eigenschaften, wenngleich hier zu keiner Zeit Blockbuster Feeling auftritt. Das kann man zum einen wegen des geringen Budgets kaum erwarten, zum anderen stünde es auch der Absicht der Filmemacher entgegen, ein realistisches Bild der Verhältnisse zu zeigen. So aber passen Bild und Ton perfekt zur Geschichte. Die Extras sind nur Füllstoff und bieten keinen Mehrwert.

Harry Brown bekommt keinen Preis für Originalität; Überraschungen und unerwartete Wendungen bleiben aus. Dafür bekommt man einen gradlinig erzählten Thriller vorgesetzt, der beweist, dass Alter nicht vor Klasse schützt. Und klasse ist vor allem eines: Die darstellerische Leistung von Michael Caine hebt den ganzen Film aus dem Mittelmaß heraus. Er spielt den geriatrischen Rache-Rentner so glaubwürdig und intensiv, dass es der gesamten Geschichte mehr Tiefgang verleiht. Dabei bleibt der Film doch recht oberflächlich: Zu keiner Zeit ist ehrliches Interessen an den sozialen Zuständen, bzw. deren Entwicklung festzustellen, diese dienen doch allzu plakativ als Vorwand, um die Segnungen der Selbstjustiz zu preisen.
Die Polizei als Ordnungsmacht ist bestenfalls ein Witz, ein anderer Ausweg als Gewalt wird gar nicht erst gesucht oder angeboten. Lässt man das ganze soziokulturelle Geschwafel beiseite, bleibt ein gradlinig erzählter Spannungsfilm mit - trotz beschränkter Mittel - eindrucksvoll inszenierter Action. Und eine filmische Warnung an alle, zu ihren Großeltern lieber nett zu sein. (fb)

Bewertung:
Story - 7P
Bild - 7P
Audio 7P
Extras - 4P
Gesamtbewertung:* 6

*= In die Gesamtwertung fließt die Story nicht mit ein
Equipment:
Full- HD Beamer: Epson TW 4400 LPE, Celexon Leinwand 2,70*1,58m
Player: Panasonic BD-80
AV-Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 21 Juni 2011 10:19

Sawasdee1983

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Sehr gut geschriebenes Review, der den Film genau trifft, ich selbst musste mich bei dem Streifen erst mal an die Kamera gewöhnen, war der erste Film seit langem wo die Kamera nicht gewackelt hat und kaum Schnitte hatte.
Und der Vergleich mit Gran Torino auf dem Cover passte wirklich absolut gar nicht.
MfG Pierre

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#3
Geschrieben: 21 Juni 2011 11:09

chill phil

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wohlgemerkt einer der besten Filme die ich dieses Jahr gesehen habe. Hatte mir die Blu blind im MediMAx für 7,99€ gekauft.

Dein Review ist soweit in Ordnung...bis auf die Extras.
Also die von Dir erwähnten Extras verdiehnen nicht einmal den Hauch von 3 Punkten, geschweige denn 4...
aber warum hast Du das absolute Highlight bzw. das wichtigste Extra unter den Tisch fallen gelassen...den AK!
Der ist sehr gut geworden und besonders Michael bietet sehr interessante Eindrücke und Ansichten, die den Film auch in einem anderen Licht erscheinen lassen.

nichts desto trotz...danke fürs Review

PS: eine Frage am Rande

Zitat:
schwaches Graining
ist das ein positiver oder negativer Aspekt bei Deiner Besprechung? Das geht nicht wirklich hervor.
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#4
Geschrieben: 21 Juni 2011 11:55

Breiti

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Zu Graining: Das ist weder positiv, noch negativ wertend, sondern einfach nur eine Feststellung.
Generell fand ich keines der Extras besnders bemerkenswert. Aber immerhin ist einiges vorhanden, das man sich zumindest anschauen kann. Und das ist mir dann doch einige Punkte wert, insbesondere wenn man bedenkt wieviele teurere Produktionen \ Releases gar keine Extras mitliefern - daher finde ich die 4/10 durchaus gerechtfertigt.
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#5
Geschrieben: 21 Juni 2011 13:03

Schlumpfmaster

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Harry Brown habe ich mir aus verschiedenen Gründen vor einigen Monates aus der Videothek ausgeliehen.

Zum einen weil viele ihn tatsächlich mit Gran Torino verglichen haben und zwar nicht nur auf dem Cover der DVD, sondern auch weil Michael Caine wirklich ein grandioser Darsteller ist und die beschriebene Crux in Verbindung mit britischem Sozial-Drama/Rachefilm und eben besagtem Schauspieler Lust auf mehr machten.

Ich kann meinen Vorrednern hier auch nur zustimmen, den Vergleich zu Eastwoods Meisterwerk verliert Harry Brown um Längen! Dabei ist der FIlm ziemlich gut. Sher sehr ruhig mit deutlich weniger Humor, aber realistischer und trister Note, welche eine andere Facette von Menschlichkeit pur und unverfälscht darstellt.

Caine spielt grandios auf und verleiht dem Film eine Würde, die den Streifen von anderen mehr oder weniger ambitionierten europäischen Filmen dieser Machart nochmals positiv abgrenzt.

Kann Dir und deiner Review in jedem Punkt zustimmen, wobei ich die technische Qualität der Disc hierbei außen vorlassen muss, da ich nur die DVD gesehen habe.

Der Film ist eine Empfehlung wert wie ich finde und man sollte sich an den Film durchaus rantrauen, solange man von dem Vergleich, der einem vom Cover entgegenspringt, abstand nehmen kann.

Insgesamt wäre dem Film trotzdem ein wenig mehr Tempo und Suspence zu wünschen gewesen.

Zwar wird der Film somehr als deutlich als europäisches Werk erkannt, doch insgesamt hat der Film zwischendurch leider auch die ein oder andere Länge zu verzeichnen, welche hätte vermieden werden können.

Die Wertung mit 7 von 10 Punkten halte ich daher für angemessen.
#6
Geschrieben: 21 Juni 2011 13:44

Marc Renton

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Schönes Review Frank..

ich bin scheinbar der Einzige der Harry Brown noch eine Stufe über Gran Torino einordnet.. GT war mir ein wenig zu "nett".. Da wirkte Harry Brown einfach viel kompromissloser und hat mich emotional mehr beansprucht bzw. fertig gemacht..

Längen konnte ich für mich nicht feststellen, aber vermutlich ist das wieder das alte Lied, das manche halt auf ruhigere Sachen stehen und andere mögen es eben ein bißchen flotter..

Das Ende hat mir selbst allerdings auch nicht zugesagt..
#7
Geschrieben: 21 Juni 2011 14:24

Schlumpfmaster

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Zitat von Marc Renton
Schönes Review Frank..

ich bin scheinbar der Einzige der Harry Brown noch eine Stufe über Gran Torino einordnet.. GT war mir ein wenig zu "nett".. Da wirkte Harry Brown einfach viel kompromissloser und hat mich emotional mehr beansprucht bzw. fertig gemacht..

Längen konnte ich für mich nicht feststellen, aber vermutlich ist das wieder das alte Lied, das manche halt auf ruhigere Sachen stehen und andere mögen es eben ein bißchen flotter..

Das Ende hat mir selbst allerdings auch nicht zugesagt..

Ich kann nichteinmal pauschal sagen, ich mag es ruhiger oder flotter. Das kommt immer ganz spezifisch auf den Film selbst an.
Bei manchen Streifen wünsche ich mir mehr Ruhe und bei anderen eben ein wenig mehr Tempo, Suspence, Thrill...das komtm eben immer darauf an, was ein Film meines Erachtens braucht.

Nehmen wir mal ein gängiges Beispiel: The Fountain - der Film ist meines Erachtens ja noch ruhiger aber eben perfekt so wie er ist hinsichtlich Tempo usw...

Gran Torino hat seinen ganz eigenen Charme, den hat Harry Brown nicht. Soll er auch nicht haben, denn während sich Gran Torino in erster Linie um Freundschaft und dem Frieden und der Aufgabe eines alternden verbitterten Mannes ahndelt ist Harry Brown für mich viel mehr auch eine Art Milieustudie über die teilweise vorherrschenden Zustände in England und der dadurcha ftretende Konflikt zwischen Gesetz und Gesetzlosen, sowie den opfern dieses Krieges, der in diesem Fall von einem alten Mann reflektiert wird. Dabei könnte dieser Harry brwon aber auch fast 40 sein und keine 70 oder 60.

Die eigentliche Botschaft und Inhalt des Films würde sich dadurch eigentlich nicht verändern...
#8
Geschrieben: 28 Juni 2011 09:34

Gandalf123

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Das Review bringt es auf den Punkt! :)


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