Buried - Lebend begraben
Was ist wohl die schlimmste Situation, in die ein Mensch je geraten
kann? Lebendig begraben zu werden zählt sicher zu den Favoriten.
Man liegt in einer engen und dunklen Kiste, die klaustrophobische
Zustände auslöst. Sicher wissend, dass man sich aus eigener Kraft
nicht befreien kann und Hilfe ebenso unwahrscheinlich ist. Ein
einsamer, qualvoller Tod scheint unumgänglich. Diesem
Horrorszenario hat sich der junge Regisseur Rodrigo Cortés
angenommen und auf eine ungewöhnliche Weise umgesetzt. In nur 17
Tagen und mit einem Budget von 3 Millionen Dollar produzierte er
mithilfe von Schauspieler Ryan Reynolds einen beachtlichen
Film.
Story
Als der amerikanische Truckfahrer Paul Conroy zu sich kommt ist er
in vollkommener Dunkelheit gehüllt. Die erdrückende Enge und
stickige Luft lassen ihn wissen, dass er sich in einer Kiste
irgendwo unter der Erde befindet. Warum er in dieses Szenario
geraten ist oder wer dafür verantwortlich ist weiß Paul nicht.
Seine einzige Hoffnung sind das Handy und sein Feuerzeug, die er
bei sich trägt. Doch der nur wenig vorhandene Sauerstoff, ein fast
aufgebrauchter Handy-Akku und schlechter Netzempfang lassen seine
Überlebenschancen zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden. Die
schlimmsten Augenblicke seines Lebens stehen dem Truckfahrer jedoch
erst noch bevor...
Einen eineinhalb Stunden langen Film auf die Leinwand zu bringen,
der nur von einem Mann in einer Kiste handelt, ist eigentlich total
verrückt. Eine interessante Story oder gar fesselnde Handlung
aufzubauen scheint bei diesen minimal eingesetzten Mitteln geradezu
unmöglich zu sein. Auf den ersten Blick macht
Buried daher den Anschein eines Films, den man
getrost mit einem amüsanten Lächeln ignorieren kann. Doch wenn man
einen näheren Blick wagt und sich auf Rodrigo Cortés' Inszenierung
einlässt, wird man schnell vom Gegenteil überzeugt.
Zunächst fällt bei dieser Produktion die intensive und
herausragende Atmosphäre auf, die den Zuschauer innerhalb weniger
Sekunden vollkommen in seinen Bann zieht, obwohl es außer
Dunkelheit und der wenigen Beleuchtung eines Feuerzeugs und
Handydisplays nichts zu sehen gibt. Ganz unvorbereitet erwacht der
Zuschauer zusammen mit Paul in dem finsteren Horrorszenario, wo es
erst einmal heißt, sich zu Recht zu finden. Die raffinierten
Kamerafahrten und cleveren Perspektiven vermitteln dabei einen
perfekten Eindruck der unangenehmen Enge des hölzernen Sarges und
lösen schon beim bloßen Anblick Unbehagen aus. Hinzu kommt die
schauspielerische Glanzleistung von Ryan Reynolds, dessen panische
und zitternde Atmung geradezu ansteckend ist und dem Publikum im
wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubt.
Natürlich kann niemand wissen, wie man selbst in der Situation
Lebendig Begraben reagieren würde, das Handeln von
Charakter Paul ist aber zu jeder Zeit realistisch und
nachvollziehbar, so dass man sich mit dessen Verhalten und
Gefühlsausbrüchen hervorragend identifizieren kann. Auch wenn es
zunächst nicht den Anschein hat, so bietet dieses minimalistische
Kammerspiel eine extreme Achterbahnfahrt der Gefühle, wie sie
intensiver nicht sein könnte. Von Hoffnung, Glück und Enttäuschung
bis hin zur Verzweiflung wird der Cineast emotional komplett
mitgerissen und letztendlich mit einem flauen Gefühl in der
Magengegend zurückgelassen. Der hohe Selbsterkennungswert mit Paul
und das realistische, total überzeugende Schauspiel Reynolds machen
dies möglich.
Die verzweifelten Rettungsversuche des Truckfahrers sind zudem so
überraschend und unvorhersehbar gestaltet, dass die Handlung von
Buried bis zu allerletzten Sekunde zum Zerreißen
spannend bleibt. Logikfehler, wie zum Beispiel das schier unendlich
brennende Zippo im sauerstoffarmen Sarg und der Streitpunkt mit dem
Netzempfang unter der Erde stören kaum. Der Wiederanschauungswert
ist bei
Buried hingegen überhaupt nicht gegeben.
Der Film lebt von seinen unvorhersehbaren Überraschungen und
Wendungen, die ihren Reiz nach einmaligem Ansehen komplett
verlieren.
Bildqualität
Video-Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung: 1920x1080p , Ansicht: 2.35:1
Das mit feinem Filmkorn versehene Bild ist in einem natürlichen,
erdfarbenen Braunton gehalten. Dies stellt die sandige,
staubtrockene und stickige Atmosphäre in dem hölzernen Sarg perfekt
dar. Der Schärfegrad ist ebenso einwandfrei und reicht durchaus an
Referenzniveau heran. Jede einzelne Schweißperle jedes noch so
feine Sandkorn wird messerscharf dargestellt, so dass es möglich
wäre, diese einzeln zu zählen.
So gesehen lässt die Videospur keine Wünsche offen. Einen Haken
gibt es aber leider doch zu vermelden: Der Schwarzwert. Dieser ist
nur in den wenigsten Momenten akzeptabel. Unter der Erde herrscht
schließlich vollkommene Dunkelheit, wie sie Schwärzer nicht sein
könnte. Die im Film vorhandenen Schwarzwerte stellen diese
intensive Finsternis aber leider nicht überzeugend dar, sondern
fallen viel zu oft unschön hell aus. Dadurch hat auch die
Atmosphäre stark zu leiden.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD MA 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1 Viel zu hören gibt es
zwar nicht, dafür ist das Gebotene aber sehr intensiv und effektiv.
Jedes noch so kleine Geräusche, wie das Vibrieren des Handys, der
rieselnde Sand und die knarzenden Holzbalken sind perfekt
aufeinander abgestimmt und lassen den Zuschauer beim Einsetzen
jedes Mal erneut aufschrecken.
Die Totenstille wird nur durch die panische Atmung des Charakters
Paul durchbrochen, was zur erdrückenden Stimmung beiträgt. Die
Dialogverständlichkeit ist sehr deutlich, dramatische
Sounduntermalungen gibt es nur wenige, diese sind dafür aber
perfekt auf die jeweiligen Situationen angepasst. Auch der
Subwoofer erklingt gelegentlich mit einem sauberen, intensiven
Bass.
Ausstattung
Neben verschiedenen Trailern und Teasern zu
Buried
liegt auch noch ein zwanzigminütiges Featurette bereit, das vor
allem Interviews mit Regisseur, Produzenten, dem Schauspieler und
vielen anderen Verantwortlichen bereithält. Darüber hinaus gibt es
noch das sehenswerte und ausführliche Making Of- Material zu
bestaunen, das in einzeln abrufbaren Stichpunkten angeordnet ist.
Von der Entstehung der Musik, digitale Effekte, Dreharbeiten bis
hin zu Schnitte, Masken uvm. ist alles wissenswerte
vorhanden.
Die separat auswählbaren Kategorien geben in wenigen Minuten
direkte Einblicke in die Arbeit der Filmcrew, was interessant
anzusehen ist. In den zwei vorhandenen Interviews geben Ryan
Reynolds und Regisseur Rodrigo Cortés schließlich noch ihre eigene
Meinung über das Projekt
Buried ab. Ein deutscher
Untertitel ist ebenfalls an Bord. Die Extras liegen zwar in
Vollbild vor, jedoch nur in SD Qualität.
Fazit
Die Technik der Blu-ray ist eindeutig im oberen Bereich des
Möglichen anzusiedeln. Die Schärfe des Bildes ist zweifelsohne sehr
gut. Diese nützt aber nur wenig, wenn die wichtigste, für die
Atmosphäre unentbehrliche Eigenschaft zu wünschen übrig lässt: Der
enttäuschende Schwarzwert trügt den Filmgenuss spürbar, ist aber
der einzige Mangel, der im technischen Bereich festzustellen ist.
Auch die HD-Tonspuren erfüllen ihren Zweck und schaffen durch die
gelungene Abmischung eine dichte Atmosphäre. Die ausführlichen
Extras geben zudem noch sehenswerte Einblicke hinter die Kulissen
und runden den Umfang der Blu-ray vorbildlich ab.
Tief Luft holen und ruhig bleiben heißt es, wenn man sich für
Buried entscheidet. Regisseur Rodrigo Cortés
bietet ein intensives, packendes und zum Zerreißen spannendes
Kinoabenteuer, das den Zuschauer von der ersten bis zur letzten
Sekunde völlig in seinen Bann zieht. Die mit minimalsten Mitteln
erzeugte Atmosphäre ist so dermaßen gut gelungen, dass man
zeitweise meint, sich selbst in der ausweglosen Situation des
Truckfahres zu befinden. Atemnot, Herzrasen und Schweißausbrüche
sind daher fast schon garantiert, wenn man sich auf diesen Film
einlässt.
Bewertung
Story: 8/10
Bild: 8/10
Audio: 9/10
Extras: 7/10
Gesamt (ohne Berücksichtigung der Story):
8/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Philips 37 PFL 8404 H
Player: Philips BDP 7300
AV-Receiver: Onkyo TX-SR508
Lautsprecher: Teufel Concept R2
EllHomer
Filmreview