In unserer hochtechnisierten Welt werden nur noch die wenigsten
Dinge dem Zufall überlassen. Der Kampf ums Überleben ist zwar auch
in der heutigen Zeit stets präsent, verlagerte sich im Zuge der
Evolution von der Nahrungssuche hin zu Arbeitsstress und
Erfolgsdruck im Büro. Doch dies gilt nicht für alle Menschen, allen
voran die Menschen, die es immer noch nach Gefahr dürstet.
Diejenigen, die in der freien Wildnis nicht nur mit sich alleine
sein möchten, sondern auch den ultimativen Adrenalin-Kick suchen.
Sie wachsen mit den Aufgaben und loten so ihre eigenen Grenzen aus
und erweitern diese. Eines ihrer Mottos lautet:
„Man lernt das
Leben wieder richtig zu schätzen, wenn man ab und zu Gefahr läuft,
es zu verlieren.“ Für viele sind sie Helden, für andere
einfach nur lebensmüde.
Story
Die zwei österreichischen Extrem-Skifahrer und Alpinisten Axel
Naglich und Peter Ressmann sowie der amerikanische Freestyler Jon
Johnston haben sich am Fuß des Mount St. Elias zusammengefunden, um
ihren gemeinsamen Traum der ultimativen Abfahrt zu planen. 35
Kilometer – so lange ist die Strecke vom Gipfel des 5489 Meter
hohen und damit zweitgrößten Berges der Vereinigten Staaten, bis
hin zur am Meer gelegenen Icy Bay. Diese Strecke soll nur mit
Skiern abgefahren werden. Davor allerdings muss das zur Eliaskette
gehörende Ungetüm erst bestiegen werden. Bereits 2002 versuchte ein
Team rund um drei Amerikaner, dieses Abenteuer zu bestehen. Das
Unternehmen schlug jedoch fehl und zwei Mitglieder stürzten in den
Tod. Umso mehr ein Ansporn für Naglich, Johnston und Ressmann, der
Gefahr ins Auge zu blicken und den Trip zu wagen. Die Gefahr lauert
ständig, das Wetter wechselt innerhalb von Minuten vom herrlichen
Sonnenschein hin zum extremen Schneesturm.
Nichts ist so spannend wie das reale Leben. Dieses Motto gilt nicht
nur für diverse Naturdokumentationen, sondern auch für
Mount St. Elias. Die teilweise lebensbedrohlichen
Umstände, in denen viele Bilder entstanden, sorgen daheim für
absolutes Gänsehautfeeling und lassen keinen Zweifel aufkommen,
dass diese drei Männer auf dem Berg ihr Leben riskieren. Dabei
nimmt der Film in Rückblenden immer wieder die tragischen
Ereignisse aus dem Jahr 2003 auf. Die damaligen Fehler werden genau
erörtert und zeigen auf, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod
doch ist.
Kommentiert wird die Dokumentation zumeist von Axel Naglich. Der
aus Kitzbühel stammende Österreicher dürfte vielen bereits ein
Begriff sein, schließlich war er auch vor dem Aufstieg auf den
Mount St. Elias kein Unbekannter. So fuhr er bereits im Himalaya,
am Mount McKinley (höchster Berg in den Vereinigten Staaten von
Amerika) und bezwang eine für unfahrbar gegoltene Strecke am
Kitzbüheler Horn.
„Wenn du oben stehst, bist du der Held – wenn
es schief geht, bist tot.“ Diese Einleitung, von Naglich
gesprochen, sagt im Grunde alles. Die Erlebnisse am Berg, bzw. in
den einzelnen Camps sind stellenweise angsteinflößend,
lebensbedrohlich und prägend. Die Abfahrten werden aus der
Hubschrauberperspektive gezeigt, oftmals erfolgt aber ein Schnitt
und Wechsel auf die Helmkamera.
Mehrfach werden Steilhänge gezeigt, welche niemals vermuten lassen,
dass sich hier jemals ein Mensch auf Skiern hinabstürzen würde.
Vielfach kommt Höhenangst auf, wiederholt zittert man mit den drei
Männern mit und drückt sämtliche Daumen. Einige inmitten eines
Schneesturmes gemachten Sequenzen verdeutlichen, wie schnell sich
zum einen das Wetter in solchen Regionen ändern kann, zum anderen
auch wie brutal und tödlich ein solcher Orkan auf 5.000 Meter Höhe
werden kann – die Sichtweite beträgt kaum fünf Meter. Trotzdem
dürfen die Abenteurer nicht einen falschen Schritt machen, sonst
droht der sichere Absturz. Inmitten der Aufnahmen dieser
lebensfeindlichen Umgebung werden immer wieder herrliche
Panoramabilder eingestreut, die die Schönheit des Ortes exzellent
zur Geltung bringen. Eine Dokumentation, so hautnah, als wäre man
selber mit im Team gewesen und eines der Genre-Highlights des
aktuellen Jahres.
Bildqualität
-
MPEG-4/AVC Codec – 23,976fps, 1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1 –
16:9
-
die wenigen Archivaufnahmen bewegen sich qualitativ nur auf DVD
Niveau
-
stellenweise digitales Rauschen sichtbar (v.a. im Dunkeln ab und
an richtig heftig)
-
Farbgebung sehr natürlich, Farben gut gesättigt
-
guter Kontrast
-
immer wieder Treppeneffekte sichtbar
-
Schärfe und Durchzeichnung bei Close-Ups sehr gut, ebenso bei
den Helikopter-Aufnahmen
Das Bild hat zwar ab und an ein paar Schwächen, von den
Archivaufnahmen und dem Rauschen abgesehen ist der Transfer aber
sehr gut. Vor allem die eindrucksvolle Farbenpracht während der
untergehenden Sonne ist umwerfend. Bei Besitzern von großen
Leinwänden könnte zeitweise Höhenangst aufkommen. Durch die vielen
langsamen Schwenks ist der Film außerdem eine Herausforderung für
jede Zwischenbildberechnung.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD MA 5.1
-
ganz vereinzelt leichtes Rauschen feststellbar
-
Dialoge sehr gut verständlich – die einzige Ausnahme sind
einzelne Funksprüche
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tolle Räumlichkeit, besonders während dem Schneesturm
-
Subwoofer sporadisch und präzise im Einsatz (zum Beispiel
während Lawinenabgängen)
-
Score extrem gut unterstützend
Die Tonspur gibt sich keine Blöße. Die Räumlichkeit ist sehr gut,
die Effekte klar und exakt. Dass von Zeit zu Zeit Funksprüche der
drei Extremsportler schwer zu verstehen sind, da sie mitten in der
Abfahrt gemacht wurden, ist nachvollziehbar.
Ausstattung
Nach dem Hauptfilm bleiben einige Dinge ungeklärt, wie zum Beispiel
die Frage, wie die drei Helden überhaupt auf den Mount St. Elias
aufmerksam wurden und welche Motivation dahinter steckt. Diese und
noch einige andere Fragen werden im Making Of und im Portrait von
Axel Naglich erörtert. Daher sollte man diese beiden Features in
jedem Fall nach dem Hauptfilm begutachten, wodurch ein deutlich
besserer Gesamtüberblick entsteht. Ebenfalls mit an Bord sind
verschiedene Featurettes und weitere Filmtrailer.
Fazit
Technisch wird wirklich gute Kost serviert. Das Bild ist bis auf
die Archivaufnahmen sehr gut. Bedenkt man die Umstände, unter denen
viele der Aufnahmen entstanden sind, kann man vor dem Kameramann
nur seinen Hut ziehen. Auch der Ton ist auf einem extrem hohen
Niveau und vermittelt eindrucksvoll dank der guten Räumlichkeit und
des tollen Scores ein einmaliges Gefühl. Auch an Extras wird viel
und vor allem wirklich interessantes Material geboten.
Sowohl für die Sportfans, aber auch für die Fraktion der
Anti-Wintersportler ist diese Blu-ray in jedem Fall ein Kauf wert.
Die Bilder sind unverfälscht, real und immer eindrucksvoll.
Wunderschöne Sonnenaufgänge entfachen ein beeindruckendes
Farbenspiel – zehn Minuten später herrscht dichtes Schneegestöber.
Mittendrin ein paar Männer, die nach dem Extremen lechzen und den
Berg besiegen wollen. Alles in allem eine phantastische
Dokumentation, die im Zusammenhang mit den oben erwähnten Extras
ihr ganzes Potential ausspielt.
Story 10/10
Bild 8/10
Ton 9/10
Extras 8/10
Overall 8/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE / 110“ Leinwand
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC