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The Amazing Burned-Out Generation
Sam Raimi schaffte 2002 in Grunde erst mit dem 2.Teil seiner
Trilogy einen halbwegs annehmbaren Spiderman-Film aus dem Boden
zustampfen, aber nur weil er sich für seine Fortsetzung auf das
wesendliche konzentrierte, einfach mit Action und Humor zu
unterhalten und den Held Anerkennung zu bringen. Allerdings ist die
Geschichte der ganzen Trilogy nicht überzeugend gewesen, sondern
war nur oberflächlich.
Amazing Spider-Man sollte für Raimi ein neuer Anlauf werden, er
sprang aber vor dem Dreh noch ab und es wurde mit Marc Webb ein
Videoclip Regisseur verpflichtet, der zuvor unter anderem für Green
Day und 3 Doors Down Clips zusammenstellte. Das Sagen hatte dabei
natürlich mehr das Produzenten Team der Raimi Spiderman Reihe, Iron
Man und The Avengers.
Der Stift Max Charles läutet als Peter Parker den Vorspann ein, wo
unser zukünftiger Held also kurz als Kind angerissen wird, ein
süßer Fatzke mit TV Erfahrung, wo aber nicht geklärt wird, was mit
dem Vater im Vorspann nun los ist und plötzlich ist der Junge schon
im Teenageralter und wird geärgert von den Klassenkameraden, aber
warum bloß? Immerhin ist der Film soweit aber immer mal etwas
witzig. Der neue Spiderman ist zumindest ersichtlich bemüht den
Charakteren Tiefe zu verleihen, dass dies nicht gelingt liegt auch
weniger am Regisseur, sondern mehr an der schwachen Besetzung. Die
Eltern sind viel zu weich und die Jüngeren, inklusive Spiderman
selbst, wirken eher fremd und etwas verkrampft in ihren Rollen. Die
schreckliche Emma Stone, hier im Schokoladenhaus geboren, wirkt wie
eine verwöhnte Göre, ich mag schon ihren Blick nicht, als
Schauspielerin kann man sie nun wirklich nicht bezeichnen, da war
ja sogar Kirsten Dunst zuvor noch attraktiver. Dazu passt dann aus
heutiger Sicht auch der arg blasse und liebe Partner, der von
Andrew Garfield (Alles, was wir geben mussten / Social Network)
zwar sehr zu Emma Stone passend erscheinen mag, die sich auch real
dann verliebt haben, aber dieses Milchgesicht ist in etwa genau so
ein unpassender Peter Parker wie Tobey Maguire zuvor. Den Spiderman
selbst hat Maquire zuvor aber sogar noch besser verkörpert, denn
die Sprüche wie „Krass“ und das sehr dürre Erscheinungsbild, wo man
meinen könnte ein Kind wäre im Kostüm von Spiderman, ist hier ja
wohl ein schlechter Scherz. Andrew Garfield macht auf mich sogar
ein regelrecht stetig nervösen Eindruck, was nicht durchweg mit
seiner Rolle zu erklären ist.
Suchprogramme im Internet und Smartphones bekommen eine größere
Bedeutung diesmal, somit der Film auf die junge Generation sehr gut
abgestimmt ist. Wobei das Suchprogramm „Bing“ sogar deutlich
ersichtlich ins Bild rückt und wahrscheinlich mit Geldern hier
zugesteuert haben dürfte, denn einen größeren Werbeplatz also so
ersichtlich in einem erfolgreichen Sommerblockbuster gibt es nicht.
Kommen wir zum Bösewicht. Das Monster schaut langweilig aus und auf
böser Seite fehlt komplett der Charakter, bei der ganzen
Vorstellung von Spideman wurde die böse Seite also vergessen.
Szenen wie Parker der mit dem Skateboard durch die Schule fährt,
sind schon das emotionale Highlight, allerdings ist Andrew Garfield
alles andere als ein rebellischer Jugendlicher, der gerne bei
seinen Klassenkameraden aneckt, sondern eher genau der selbe blasse
Typ wie Thomas Müller unser Nationalspieler, mit dem Garfield (was
für ein Name :D) optisch auch Ähnlichkeiten aufweist, so gesehen
wirken auch die Skatebordszenen nicht mal ansatzweise so, wie bei
einem Michael J. Fox bei Zurück in die Zukunft, da er nicht mal
ansatzweise frech und somit interessant wirkt.
Technisch hat der Film zumindest etwas zu bieten, wie vereinzelte
Slowmotion und einige gute Spezialeffekte, richtig viel Action
sollte trotzdem erst im letzten Drittel mal erwartet werden, dass
hätte den Film aber auch nur noch schlechter gemacht, ihn mit
dauerhaften Effekten zuzustopfen, wenn die so hektisch geschnitten
sind, da kann man sicher sein. Spaß macht die Action hier nämlich
nicht, weil bei dem Schnittgewitter die Freude doch mal wieder viel
zu kurz kommt, ähnlich wie bei Transfomers 2+3 oder The Avengers
zuletzt. Immerhin das auf die Charaktere so schlecht sie auch
besetzt sind, doch drauf eingegangen wird, macht den Film bis zum
letzten Drittel nicht uninteressant, auch wenn alles sehr
vorhersehbar ist und Spannung nicht entsteht, dazu muss man nicht
mal die Originalgeschichte kennen, um den Ablauf bis zum Schluss
schon vorauszusehen. Wobei das seelenlose Actiongekloppe im letzten
Drittel, mit dem ich hier nichts anfangen kann, absolut noch
notwendig war, um den Mainstreamjünger zufrieden zu stellen.
Bei Sam Raimis Spiderman waren die Charaktere kitschig, die Kulisse
bunt, hier ist die Kulisse kalt und die Charaktere sogar noch
kitschiger und irgendwie darin seelenlos verschmolzen, es könnten
genau so gut täuschend echte, glatte Computeranimationen sein, denn
wirklich ein wenig emotional ist hier einzig, wenn Parker mit dem
Skateboard was unternimmt, ansonsten ist es alles sehr gemächlich
und artig, trotz des Humors auf dem immerhin wie bei The Avengers
drauf geachtet wird und wo man auch ein paar mal Schmunzeln kann,
so wirken die Charaktere zu leer, zu lieb, zu schüchtern. Allgemein
wird nicht mal so viel geredet, besonders zwischen dem Liebespaar
Stone und Garfield, beide kommen nicht richtig zu Wort und nicht
zum Schuß. Da haben mir sogar die schnulzigen Charaktere von Sam
Raimi noch etwas besser gefallen, haben jedenfalls lockerer gewirkt
als die steife Besetzung hier. Die an sich Old School ausgerichtet
Geschichte tümpelt mit wenig Charaktere mehr dahin, ist aber ganz
sicher besser als die Geschichte von Raimi zuvor, man kann immerhin
als Fan alter Comics doch in den oft ruhigen Film in alte
Comic-Zeiten schwelgen, ohne vom eigentlichen Film etwas zu
verpassen. Aufgefallen sind mir auch stetige Stöhngeräusche von
Garfield als Spiderman, sobald er sich antrengen muss, kommen immer
kurze Laute zu stande, reden tut er dabei sehr selten, dass
übernimmt einzig vereinzelt mal der Bösewicht, der aber völlig
platt gezeichnet ist und das Spiderman öfter mal Wörter wie „Krass“
in den Mund nimmt, weil tolle Spezialeffekte zu sehen sind, macht
den Spiderman eher noch lächerlicher. Vom Unterhaltungswert her ist
der Film über 2 Stunden trotz der zu schnellen Schnittechnick
anhand der Action im letzten Drittel zwar nicht langweilig, aber
trotzdem in den meisten Belangen einfach nur schlecht. Eine
schwache und stetig unpassende Sounduntermalung wird auch noch
geliefert und die Schauplätze sind nur bescheiden. Da kann
Spiderman auch ein Kind retten, emotional lässt es einen hier
komplett kalt.
Der neue Spiderman ist genau so schwach wie der von Raimi einst und
nur aufgrund der deutlich besseren Geschichte, ist er überhaupt
noch auf diesem niedrigen Niveau und nicht noch schlechter. Eine
gute Comic-Verfilmung ist es nur oberflächlich gesehen, wenn die
Geschichte an die Vorlage erinnert, man sollte sich also die
Kinokarte sparen, dafür wirkt das alles viel zu glatt und lieb, da
schüttet man nicht die Cola auf den Sitz, wie sicher in den
zahlreichen anderen Kritiken hoch angepriesen, man kommt höchstens
eher zum Knutschen mit der Nachbarin oder dem Nachbar, weil das
alles so schön kitschig ist.
Bezeichnend für den ganzen Film der heftigste Spruch, vorgetragen
vom Bösewicht: „Armer Peter Parker, keine Mutter, kein Vater, kein
Onkel, ganz allein“ ..Heul und Schluchzt, die Tante und Freundin
hat man leider dabei vergessen zu erwähnen, die hat er ja noch als
Halt. Dieses ganze Geschnulze am Ende, schon mit dem ableben des
Bösewichts geht hier gar nicht mehr, dass ist genau auf dem Level
wie Twilight und verhindert auch eine geringfügig bessere
Bewertung, denn so vollgesabbert wie hier aus dem Kino rausgelassen
zu werden, da musste ich erstmal loskotzen.
Für den Mainstreamjünger sicherlich der beste Spiderman (Comic,
Verfilmung, Animation) überhaupt, da er sich vor allem mit den
Charakteren identifizieren kann. Piep, Piep, Piep, ich liebe dich
und ja wir haben dich alle sehr lieb.. Piep, Piep