Zitat:
Zitat von VincentVinyl
Grundsätzlich stimme ich zu. Aber man kann etwa auch bei Musik das
Handwerk einbeziehen: Etwa ob ein Album gut abgemischt und
gemastert ist, wie das instrumentale Können der Musiker aussieht
(technische Fähigkeiten) und objektiv aufschlüsseln, ob die Songs
sich am klassischen Strophe- / Refrain- / Bridge-Prinzip
orientieren oder komplexere Strukturen nutzen.
Auch bei Filmen kann man eben relativ objektiv nachweisen, ob eine
Story logisch konsequent und kausal-linear aufgebaut ist oder aber
episodenhaft Szenen ohne Zusammenhang aneinanderreiht bzw. viele
Logiklücken aufweist. Und ob Charaktere stereotyp oder nichtssagend
gezeichnet sind oder facettenreichere Eigenschaften aufweisen. Auch
zu Schnitt, Effekten, Kamerarbeit und Co. kann man relativ objektiv
etwas sagen.
"Problem" ist, dass Kunst eben immer mehr ist, als zusammengesetzte
Fragmente. Deswegen bleibt es immer bis zu einem recht hohen Grad
subjektiv. Zumal es eben auch davon abhängt wo man seine
Schwerpunkte setzt und was man erwartet. Ich z.B. kann sehr gut
über physikalisch unlogische Spezialeffekte hinwegsehen, störe mich
aber extrem schnell an "out of character" Momenten, also wenn
Figuren unnachvollziehbar ihre Motivationen wechseln - ein sehr
verbreitetes Phänomen in den Serien des Senders The CW. Bei anderen
Zuschauern mag die Toleranzgrenze genau umgekehrt sein.
Was Turtles betrifft, hab ich den Originalfilm erst kürzlich
geschaut. Ich finde er ist relativ gut gealtert und heute noch sehr
sehenswert. Allerdings kann man das von Teil 2 und Teil 3 z. B.
weniger behaupten ^^.
Stimme Dir da vollkommen zu. Es gibt objektive bewertungskriterien
und subjektivere, je nach Wissensstand mehr oder weniger.
Bei Musik gibt es klare Regularien, wie Metrik bzw. rythmische
Komplexität, Schwierigkeit der spielerischen Umsetzung, aber eben
auch die Grundlagen der Musiklehre. Hieraus lassen sich oftmals
schon ohne genaue Kenntnis der Akordabfolge Standardschemen am
Klang erkennen. Aber hierbei unterscheidet sich dann eben oftmals
der reine Musikfan vom Musiker oder ähnlichen Extremen. Ich höre
Musik zwar auch mit meinen Bauch, aber seit ich mit 15 angefangen
hab mich mit der handwerklichen Umsetzung von Musik zu beschäftigen
höre ich viel analytischer. Bei Filmen ist dies teilweise ähnlich
aber da ich selbst keine Filme mache, bewerte ich insgesamt viel
mehr nach Bauch, als ich das bei Musik mache.
Letztlich ist erlaubt was gefällt und manchmal passiert es, dass
hierbei ein Meilenstein, ein Geniestreich entsteht, der sogar erst
Jahre später die verdiente Anerkennung erhält, da das Machwerk
seiner zeit unter Umständen eben auch voraus sein kann. Daher finde
ich es grundsätzlich auch spannend, wenn egal ob Musiker oder
Filmemacher mit eingefahrenen Mechanismen und Konventionen brechen
und etwas anderes erschaffen. Das muss nicht immer von Erfolg (auch
in künstlerischer hinsicht) gekrönt sein, aber genau diese
Ausbrecher sind unterm Strich die Faktoren, die ein Metier am leben
erhalten, weil sie die Impusle einbrigen, damit eine
Weiterentwicklung fern ab des Mainstream stattfinden kann und somit
auch neue Strömungen entstehen.
In dieses Thema passt beispielsweise auch gut mein Beispiel
X-Men-Movie-Franchise und die Erblasten der heutigen Filme.
Als X-Men herauskam musste Singer die Charaktere und die Welt der
Mutanten für das Publikum glaubhaft auf die Leinwand bringen und
musste hierführ Änderungen gegenüber der Vorlage eingehen.
Heutige Zuschauer kritisieren oftmals diesen Umstand, weil es heut
zu Tage nicht mehr so sehr ins Gewichht fällt, da die Kinozuschauer
ihre Sehgewohnheiten eben auch anpassen.
Würde Singer die X-Men heute starten, bin ich mir beispielsweise
ziemlich sicher, dass er manche Entscheidungen anders treffen
würde, wegen genau diesen Umständen.