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Standard Operating Procedure [aK] @ Tsungam

Gestartet: 25 März 2009 19:07 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
15.01.2009
Laufzeit:
116 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 25 März 2009 19:07

Tsungam

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Standard Operating Procedure

Achtung: enthält gewissermaßen Spoiler!

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Inhalt
Am 20. März 2003 haben die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten ohne offizielle Kriegserklärung den dritten Irakkrieg begonnen, mit dem Ziel, Saddam Hussein zu stürzen.
Im April des Jahres endete der Krieg scheinbar mit der Kapitulation der irakischen Streitkräfte.
Mai 2004 gelangten Fotos an die Öffentlichkeit, die Folter und Erniedrigung irakischer Häftlinge im Gefängnis Abu-Ghuraib durch amerikanische Soldaten dokumentierten.
Nach einer weltweiten Welle der Empörung haben sich der damalige Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld öffentlich für die Vorfälle entschuldigt.

Regisseur Errol Morris versucht sich an einer Aufarbeitung der Vorgänge in der irakischen Haftanstalt.
Im Dokumentarfilm Standard Operating Procedure lässt er vor allem Täter zu Wort kommen, darunter Lynndie England, die auf vielen der bekanntesten Fotos zu sehen und nach ihrer Haftstrafe wieder in Freiheit ist.
Die (ehemaligen) Militärangehörigen erzählen, wie es zur Eskalation der Situation im völlig überfüllten Gefängnis kommen konnte - und immer wieder richtet sich der Aufgenmerk auf den Haupttäter Charles Graner, der zwischenzeitlich zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde und zu keiner Aussage für den Film bereit war.
Zu Wort kommt aber ein Spezialist, der die Fotos ausgewertet hat - und hier wird dann der Bogen zum Filmtitel gespannt: Handelt es sich beim gezeigten um einen kriminellen Akt oder um eine Standardvorgehensweise?
Gefangener wird geschlagen = krimineller Akt, Gefangener wird nackt angekettet = Standardvorgehensweise...

7/10

Bild
Errol Morris hat sich bei seinem Film für das Breitbildformat 2,40:1 entschieden. Meines Erachtens eine eklatante Fehlentscheidung, die ich hier begründen möchte.
Der Film besteht aus mehreren Komponenten: Den Interviews, die den Hauptteil ausmachen, Fotoeinblendungen und - in geringerem Maße - Spielszenen und Effekten. Keine dieser Komponenten profitiert vom Breitbild, die Köpfe der Interviewten werden oben abgeschnitten, die Fotos haben breite Ränder an den Seiten und die übrigen Szenen sind für den Film kaum von Relevanz.
Die verschiedenen Stücke unterscheiden sich auch visuell deutlich voneinander, Interviewszenen scheinen leicht weichgezeichnet und in gedämmten Farben, Spielszenen sind absichtlich mit hohem Kontrast und Körnung. Teilweise werden Diagramme eingeblendet, bei denen es zu Kantenflimmern und Moiré-Effekten kommt.

7/10

Ton
Sinnvollerweise wurde der Film im Originalton mit Untertiteln belassen, lediglich in französisch und portugiesisch gibt es Voice-Over-Tonspuren.
Eine professionelle Synchron wäre ebenso unangebracht wie unüblich bei Dokumentarfilmen, eine Voice-Over-Tonspur zwar möglich, aber ein nicht unwesentlicher Bestandteil des Films ist die Gefühlswelt der Interviewten, die nur beim Originalton richtig vermittelt wird.
Wie nicht anders zu erwarten, sind die Dialoge gut verständlich. Musikalische Unterstützung, die auch von den Surround-Lautsprechern Gebrauch macht, wird vor allem in den Spielszenen und bei der Präsentation der Fotos eingesetzt. Die Musik stammt übrigens von Tim Burtons Haus- und Hofkomponist Danny Elfman, der hier ein absolut untypisches Werk vorlegt.

8/10

Extras
Zum Film gibt es eine ganze Reihe Extras, welchen die Dokumentation gut ergänzen. Zuerst sei der Audiokommentar von Errol Morris genannt, der
erfreulicherweise deutsch untertitelt ist. Neben den Trailern als einziger Bonus ist in HD ist eine Frage"stunde" mit Errol Morris zur Premiere des
Film (10:52). In Standardauflösung folgen dann: Morris und seine Produzentin Julie Ahlberg geben eine Pressekonferenz (31:36),
eine Podiumsdiskussion zum Thema "Diplomatie in Zeiten des Terrors" (45:13), zusätzliche Szenen (26:00).
Am interessantesten sind die Langfassungen der Interviews mit fünf Interviewpartnern, die insgesamt 112 Minuten und 25 Sekunden laufen. Hierbei kommen vor allem Personen zu Wort, die im Film etwas kurz gekommen sind.
Wie bei aktuellen Sony-Titeln üblich, gibt es wieder eine BD-Live-Anbindung, und das Booklet hält noch ein Kurzinterview mit Morris bereit.

9/10

Fazit
Was bleibt? Leider ein etwas schaler Nachgeschmack. Der Schilderung nach sehen sich alle Befragten mehr als Opfer denn als Täter - Opfer der
Umstände, von Vorgesetzten oder Personen, die auf andere Weise Macht über sie ausgeübt haben.
Hätte es keine Fotos gegeben und jemanden, der sie veröffentlicht hat, wäre keinem der Täter etwas passiert.
Gebüßt haben auch nur die niederen Dienstgrade. Stimmen die aufgestellten Behauptungen, ist das, was die Welt gesehen hat, nicht mehr als eine Aktion übermütiger Soldaten gewesen - die wahren, schlimmeren Folterungen wurden von anderen Tätern, darunter auch von CIA und FBI, verübt, ohne dass eine
Kamera dabei war...
Ob es einem gefällt oder nicht, Morris erhebt mit seinem Film nicht Anklage, sondern lässt das Gesagte so stehen.



"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."
(F. W. Bernstein)

#2
Geschrieben: 26 März 2009 10:19

Schlumpfmaster

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Den Film habe ich noch nicht gesehen. Aber deine Schilderung wirkt neutral und sachlich ohne wirklich Wertung des Films ansich, was aufgrund der Thematik des Stoffes sehr gelungen ist.

Die Bereiche Bild und Ton wurden schön detailiert und sachlich aufgearbeitet und begründet. Dabei knackig und prägnant.

Tolle Review! :thumb:


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