Geschrieben: 30 Mai 2022 14:44
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story:
7/10
Bild:
8/10
Ton:
8/10
Ausstattung:
6/10
Einleitung:
Wicked Vision überrascht immer wieder
mit der Veröffentlichung von längst vergessenen Klassikern, die
ansonsten vermutlich irgendwo in den Archiven verstaubt wären. Mit
„Doctor Detroit“ erscheint nun ein weiteres
1980er-Jahre-Comedy-Highlight, über welches sich insbesondere der
Rezensent dieses Reviews sehr gefreut hat. Was der Film zu bieten
hat und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt,
klärt die nun folgende Rezension.
Film:
Der spießige Universitätsprofessor
Clifford Skridlow (Dan Aykroyd) lebt ein ruhiges Leben, bis er
einiges Tages an den Zuhälter Smooth (Howard Hesseman) gerät, der
ihm einen Abend voller Freuden spendiert. Dummerweise hat Smooth
mächtig Ärger mit der Unterwelt-Chefin „Mom“ (Kate Murtagh), und um
diesem Ärger aus dem Weg zu gehen, erfindet Smooth den brutalen
Gangsterboss „Dr. Detroit“, der droht, ihr Geschäft zu übernehmen.
Dumm nur, dass dieser Dr. Detroit in Wahrheit gar nicht existiert.
Als Mom nun auf ein Treffen mit dem unbekannten Schurken drängt,
schlüpft der etwas naive Clifford in die Rolle des Obergangsters,
ohne zu ahnen, welchen Ärger er damit lostritt…
Anfang der 1980er Jahre war Dan
Aykroyd eine sichere Bank, wenn es um Komödien ging. Der Saturday
Night Live Star hatte gemeinsam mit John Belushi die „Blues
Brothers“ zum Leben erweckt, und stand in den Folgejahren gemeinsam
mit Eddie Murphy als „Die Glücksritter“ und als Dr. Ray Stanz neben
Bill Murray und Harold Ramis für „Ghostbusters“ vor der Kamera.
1983 spielte er unter der Regie des mehrfachen Emmy-Preisträgers
Michael Pressman eine weitere grandiose Rolle, die ihm zwar, wie
auf den Leib geschneidert war, aber weitestgehend in Vergessenheit
geraten ist: die des Doctor Detroit. Dabei handelt es sich
überhaupt nicht um eine echte Rolle, sondern um eine aus der Not
geborene Figur, die der spießige Langweiler Clifford Skridlow
verkörpert, um ein „Held in schimmernder Rüstung“ für ein paar
leichte Damen zu sein.
Die Filmhandlung basiert auf einer
Kurzgeschichte, die allerdings stark geändert und angepasst wurde.
Die Figur des Doktors kreierte Aykroyd selbst und gibt dem Affen
ordentlich Zucker, sobald er das Kostüm anlegt. Gerade in diesen
Momenten dominiert er die Leinwand in einem selten von ihm
gesehenen Umfang, und es ist eigentlich erstaunlich, dass der Film
so wenig Aufmerksamkeit bekam und heute bei vielen in Vergessenheit
geraten ist. Immerhin hat er alles, was eine 1980er-Jahre-Komödie
ausmacht.
Zugegeben, die Handlung ist ein wenig
vorhersehbar und nicht sonderlich interessant, aber letztendlich
punktet der Film mit einem gehörigen Witz und Charme, versprüht das
Feeling der 1980er-Jahre, und kann – insbesondere dank der
deutschen Synchronisation – ordentlich Boden gutmachen. Für einen
Nostalgieabend oder einen gemütlichen Feierabend ist „Doctor
Detroit“ auf jeden Fall geeignet, und einige Szenen wird man sich
sicherlich häufiger noch mal ansehen wollen. Schade, dass die
angeteaserte Fortsetzung nie entstanden ist, wobei man hier ohnehin
den Eindruck hat, dass es sich hierbei eher um einen Scherz
handelt. Für Dan Aykroyd Fans ist der Film ohnehin ein Must-See,
dabei sind auch seine Co-Stars ausgezeichnet aufgelegt. Warum man
beispielsweise von T.K.Carter, der hier den Chauffeur spielt, so
wenig gesehen hat (auf Anhieb fiele dem Rezensenten lediglich noch
„John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt“ ein) ist nach
diesem Auftritt schwer nachvollziehbar. Darüber hinaus sehen wir
noch Howard Hessemann in einer wunderbaren Performance und auch
Kate Murtagh macht als „Mom“ eine gute Figur. Fran Drescher, Lynn
Whitfield, Lydia Lei und Aykroyds langjährige Ehefrau Donna Dixon
machen als leichte Mädchen auch Eindruck und Georg Furth sorgt als
Cliffords Vater zusätzlich für einige Lacher.
Bildqualität:
Das feinkörnige Bild liegt im
Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und
hinterlässt einen sehr guten Eindruck, sofern man das Alter in die
Rechnung mit einbezieht. Die Schärfe bewegt sich auf einem
ordentlichen Niveau und bildet auch kleinere Details zumeist sauber
ab. Die Farben sind für einen Film aus dieser Zeit etwas
zurückhaltend, wobei es hie und da natürlich auch Ausnahmen gibt.
Sobald „der Doktor“ in Erscheinung tritt, wird es etwas
farbenfroher und intensiver, wobei die Farben jederzeit sehr sauber
und natürlich bleiben. Der Kontrast ist gut eingestellt, der
Schwarzwert gibt keinen Anlass zur Kritik und erfreulicherweise
wurden altersbedingte Mängel fast vollständig entfernt. Wenn man
zum Vergleich die alte DVD von MIG einlegt, bemerkt man einen
echten Quantensprung.
Tonqualität:
Akustisch wird das bestmögliche aus
der dts-HD Master Audio 2.0 Tonspur herausgeholt. Dass wir keinen
Surroundton bekommen, versteht sich von selbst, trotzdem breitet
sich der Ton der deutschen Synchronisation breit im Heimkino aus.
Auch die tiefen Töne kommen, obwohl der Subwoofer nicht angesteuert
wird, gut zur Geltung, wovon insbesondere der Soundtrack
profitiert. Der Score ist zwar weitestgehend unauffällig (mit
Ausnahme des ersten Auftritts des Doktors auf dem Autofriedhof),
klingt aber fabelhaft. Die Dialoge sind ebenfalls wunderbar
verständlich und klingen frisch wie am ersten Tag. Dies gilt
allerdings primär für die deutsche Synchronfassung, bei welcher die
Dialoge klar priorisiert werden, wie es damals üblich war. Der
englische Originalton klingt zwar ebenfalls sauber, allerdings sind
die Dialoge dort nicht immer ganz so gut verständlich. Die deutsche
Synchronisation setzt zudem auf eine „milde“ Art des Brandtschen
Schnodderdeutsch und haut einige Zoten und Kalauer raus, die im
Original nicht vorkommen, den Film aber noch witziger und alberner
machen als er ohnehin schon ist. Die Sprüche der deutschen Synchro
genießen in Fankreisen mitunter einen gleichen Kultstatus wie der
Film selbst. Etwas untypisch ist, dass Dan Aykroyd nicht von seinem
Stammsprecher Thomas Danneberg, sondern von Hans-Werner Bussinger
synchronisiert wurde, der seinen Job aber ebenfalls versteht.
Weiterhin dürfen wir uns über bekannte und beliebte Stimmen wie die
von Ronald Nitschke über T.K. Carter, Jürgen Thormann über Howard
Hessemann, Tilly Lauenstein über Kate Murtagh und Friedrich W.
Bauschulte über George Furth freuen.
.
Ausstattung:
Neben den informativen und recht
interessanten Audiokommentar mit Regisseur Michael Pressman und dem
Popkultur-Historiker Russel Dyball ist vor allem das rund
halbstündige Interview mit Regisseur Pressmann aus dem Jahr 2018
sehr interessant und unterhaltsam. Darüber hinaus warten auf den
interessierten Zuschauer noch ein paar Interviews, Trailer,
TV-Spots und ein Musikvideo, welches von Wicked Vision herrlich
eingebettet wurde. Unnötig zu erwähnen, dass sämtliches
Bonusmaterial optional deutsch untertitelt wurde. Auch hier ist
Wicked einfach so nah an seiner Kundschaft wie
möglich.
Fazit:
Technisch überzeugt die Blu-ray aus
dem Hause Wicked Vision auf ganzer Linie. Das Bild ist gut
gelungen, die deutsche Tonspur klingt frisch wie am ersten Tag und
für interessierte Zuschauer gibt es Interviews und einen
erhellenden Audiokommentar. Eingepackt ist das Ganze in ein
schickes und hochwertige Mediabook mit einem Booklet von Christoph
N. Kellerbach – da kann man absolut nicht meckern.
Der Film bietet harmlose und
gefällige 1980er-Jahre-Comedy mit einem gut aufgelegten Cast und
einigen verrückten Ideen. Insbesondere die deutsche
Synchronisation, die in vielen Punkten cooler, witziger und
kultiger ist als die Originaltonspur, macht den Film auch rund 40
Jahre später noch zu einem Vergnügen. Für Fans von Dan Aykroyd
ebenso zu empfehlen wie für all jene, die Filme aus dieser Zeit
lieben.