Also nur mal das zur Klärung; es gab auch Mitte der 60er Jahre
schon Mehrkanalton bei Filmen. Sogar lossless. Nannte sich 70 mm
6-Kanal-Magnetton. Quasi 6.0 auf analogen Spuren. Zum Einsatz kam
solche Technik auch tatsächlich bei Filmen wie Spartacus oder Ben
Hur. Und da gibts wirklich sogar noch Kopien davon, die tatsächlich
diesen DAMALS original abgemischten Ton enthalten.
Nebenbei bemerkt. Die erste wirkliche Ambition in Sachen
Mehrkanalton zeigte (wer hätts gedacht) Walt Disney. Der ließ 1940
für seinen "Konzertfilm" FANTASIA Musikaufnahmen in 7-Kanalton
anfertigen und abmischen (quasi 7.0 analog). Wobei einer der 7
Kanäle für die Saaldecke bestimmt war, um den Surroundsound nicht
nur in einer Ebene, sondern wirklich 3-dimensional
abzubilden.
Die damals in 7 Kanal aufgenommene Musik fand aber nie den Weg auf
eine Kinokopie, da in keinem Kino die erforderliche Abspieltechnik
vorhanden gewesen wäre, und niemand bereit war experimentellerweise
so etwas mal spaßeshalber zu installieren.
Die Originalbänder existieren allerdings noch und sollte eine
Version von FANTASIA auf BD rauskommen, bin ich mir ziemlich
sicher, daß wir dann 7.1 Ton bekommen. Dazu muß weder eine Upmix,
noch eine Neuabmischung, oder gar eine Neuaufnahme der Musik
gemacht werden. Die Bänder müssen einfach nur überspielt werden -
fertig ist das Gartenhäuschen.
Die deutschen Synchronisationen wurden in der Vergangenheit (70er
Jahre) sehr oft nur in Mono angefertigt, oder bestenfalls in
Stereo. So Geschichten wie Dolby Stereo (Surround) kamen IN
DEUTSCHLAND erst Mitte der 80er.
Davon abgesehen: wenn von einem Film die Original Bänder auf denen
nur die Sprachtakes drauf sind noch existieren, kann dieser Film
komplett neu abgemischt werden (kein Upmix, sondern eine echte neue
Abmischung meinethalben auch mit neuen räumlichen Effekten und
allem drum und dran).
Rauschen und dumpfen Ton kann man damit zwar nicht bekämpfen, aber
eine schlechte Kanaltrennung oder spärliche räumliche Effekte
kommen dann nicht vor.
Leider liegen die Originalbänder der Sprachtakes meist NICHT vor,
sondern nur die Tonspur des fertig abgemischten Tons. Dann wird die
Tonrestauration ein bißchen komplizierter. Mit einem dicken Budget
im Hintergrund, uneingeschränktem Zugang zu Originalmaterialien,
-skripten, -schnittlisten und -gerätschaften kann man (wie man bei
Dornröschen sieht/hört) auch dann eine gut klingende
Mehrkanaltonspur machen, wobei man sich nun drüber streiten kann,
ob man das als Upmix, oder als Neuabmischung bezeichnet. Irgendwie
steckt beides drin. Es ist mehr als ein Upmix, aber eigentlich
weniger als eine komplette Neuabmischung. Wobei der Arbeitsaufwand
eher noch höher ist.
Upmix: Arbeitsaufwand gering
Neuabmischung: Arbeitsaufwand mittel
Restauration (quasi-Neuabmischung, aber ohne die Originalbänder mit
den Sprachtakes): Arbeitsaufwand riesig
So und nu seid friedlich!