The Freigner (2017)
Spieldauer: 120 Minuten
Film: 7 von 10 Punkten
Bildqualität: 8 von 10 Punkten
Tonqualität: 7 von 10 Punkten
Ausstattung: 5 von 10 Punkten
Gesamt*: 7 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Mit fast 120 Filmen ist der chinesische Action-Darsteller Jackie
Chan einer der Fleißigsten seiner Zunft. Seit den frühen 1970er
Jahren agiert der Kampfsport-erprobte Mime nicht nur vor der
Kamera, sondern arbeitet ebenso als Regisseur, Drehbuch oder auch
als Stuntman. Dabei hat das Multi-Talent über die Jahrzehnte viele
Fans gewonnen, wenn er auch nie zu den großen Superstars gehörte.
In seinem neusten Film trifft der Chinese auf Ex-Bond Darsteller
Pierce Brosnan und liefert sich mit ihm zwischen London und Belfast
ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.
Film
Unter den tödlich verletzten Opfern eines Bombenanschlages in
London ist auch die Tochter des chinesischen Restaurant-Chefs Ngoc
Minh Quan (J. Chan). Zu dem hinterhältigen Anschlag bekennt sich
eine neue Organisation namens 'Kern-IRA'. Nachdem die örtliche
Polizei aber auch nach Wochen nicht an die Hintermänner der
schrecklichen Tat kommt, beginnt Quan auf eigene Faust nach den
Tätern zu ermitteln. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf den
nordirischen Politiker Liam Hennessy (P. Brosnan), der früher
selbst der IRA angehörte. Steckt dieser etwa zusammen mit den
Attentätern? Quan muss nun all sein militärisches Können einsetzen,
um die Mörder seiner Tochter zu entlarven.
Wenn ein Kampfsport-Ass aus zahlreichen Action-Komödien auf einen
ehemaligen Bond-Darsteller trifft, erwartet man womöglich zunächst
ein Action-Spektakel mit flotten Sprüchen. Das sich die beiden
Schauspieler Jackie Chan und Pierce Brosnan aber auch von einer
ganz anderen Seite zeigen können, hätte man beim Plot-Inhalt
weniger vermutet. So bekommt der Zuschauer mit dem hier
vorliegenden Werk einen äußerst spannenden Thriller geboten, in
welchem Action nur sehr dezent und als Mittel zum Zweck eingesetzt
wird. Liest sich die Inhaltsangabe zum Film zunächst eher wie ein
weiterer Film der derzeit angesagten Ein-Mann Rachethriller, so
steckt doch weit mehr hinter der neusten Arbeit von Regisseur
Martin Campbell. Zum einen kommt der Film mit einer durchaus
ernsten Grundstimmung daher - Klamauk oder Comedy, wie es in den
meisten von Jackie Chans Spielfilmen der Fall ist, sucht man hier
vergebens. Es geht zudem sehr politisch zu, in dem die Verhältnisse
des heutigen IRA-Terrorismus zum Hauptthema des Films gemacht
wurden. Erfreulicher Weise sind es hier somit nicht wieder
islamisch Antagonisten. Das Tempo des Films ist zudem sehr ruhig
und basiert größtenteils auf Dialogen zwischen den Schauspielern.
Zwar erhält man auch diverse Action-Szenen, diese sind allerdings
nur sehr kurz und wirken niemals überzogen, wie es auch schon mal
in Abenteuern des britischen Geheimagenten der Fall ist. Vielmehr
zeigt sich Jackie Chan hier von einer harten, aber auch sehr
verletzlichen Seite. Auch wenn er aus vielen Kämpfen als Sieger
hervorgeht, geschieht dies unter einem enormen Kraftaufwand und
sein Charakter wirkt niemals übermenschlich oder gar unbesiegbar.
Ihm nimmt man die ernste Rolle des trauernden Vaters, welcher
Gerechtigkeit für den Tod seiner Tochter will, sehr gut ab. Hier
geht es nicht um gnadenlose Rache, sondern schlicht und ergreifend
darum, den Attentätern ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen. Als
Gegenspieler wider Willen erfüllt Pierce Brosnan die Rolle des
irischen Politikers ebenso mit Bravour, scheint ihm solch ein
Charakter wie auf den Leib geschrieben. Beide Schauspieler beweisen
hier ihr Talent für ruhige und ernsthafte Rollen, in denen sie auch
ohne viele Explosionen oder Special-Effects von der ersten bis zur
letzten Minute überzeugen können.
In weiteren Nebenrollen sieht man zum Beispiel Michael McElhatton
als Brosnans rechte Hand, Orla Brady als Brosnans Ehefrau oder Rory
Fleck-Byrne als Ex-Ranger, der ebenfalls versucht, Jackie Chans
Charakter von den eigenen Ermittlungen abzuhalten. Dabei agieren
alle Schauspieler sehr überzeugend und treiben den Film mit
Spannung voran. Die eingangs schon erwähnte wohl dosierte Action
wurde sehr gut choreographiert und zeigt, dass Jackie Chan auch mit
über 60 Jahren noch nicht zum alten Eisen zählt. Auch hier hat er
wieder viele Stunts selbst durchgeführt, was dem Ganzen noch einen
realeren Touch verleiht. Lediglich in sehr gefährlichen Situationen
meint man hin und wieder, ein Stunt-Double erkennen zu
können.
Der Film, welcher auf dem Roman 'The Chinaman' des britischen
Autors Stephen Leather basiert, wurde zu großen Teilen in London
und Nord-Irland gedreht und versprüht daher auch zu jeder Sekunde
das dortige Flair. Martin Campbell wählte hier passende Locations,
wie zum Beispiel das Anwesen, auf das sich Brosnan und seine Männer
später zurückziehen. Das verhältnismäßig kleine Budget von 35
Millionen Dollar sieht man dem Film zu keiner Zeit an. Das mussten
beim Dreh auch einige Passanten feststellen, als sie den Stunt
eines explodierenden Busses auf einer Londoner Brücke für einen
realen Anschlag hielten. Man sieht also, der Film kann durchaus
überzeugen.
Bildqualität
Der Film wurde komplett digital gedreht und liegt in einem
Ansichtsverhältnis von 2.40:1 vor. Die Farben sind dabei sehr
natürlich gehalten. Der Schwarzwert liegt auf einem sehr guten
Niveau. Das Bild überzeugt mit vielen Details, die vor allem in
Nah- oder Landschaftsaufnahmen besonders gut zur Geltung kommen.
Auch der Schärfewert bewegt sich in einem sehr guten Bereich, so
dass man hier von einer sehr ordentlichen und zeitgemäßen
Produktion sprechen kann. Während der gesamten Laufzeit konnten
keine Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel Kompressionsfehler oder
Artefakte, ausgemacht werden.
Tonqualität
Der Zuschauer hat die Wahl zwischen folgenden Tonspuren:
Wie schon erwähnt, ist ein Großteil des Films sehr ruhig gehalten.
Die Dialoge sind dabei immer sehr gut und klar zu verstehen, sowohl
in der englischen Tonspur, als auch in der deutschen
Synchronisation. Bei den wenigen Action-Szenen verteilen sich die
Effekte gut über alle Kanäle, der Subwoofer darf allerdings nur bei
ein oder zwei Explosionen zur Tat schreiten und das dann auch nur
sehr zaghaft. Bei Schusswechsel ist die Ortung der Geschosse jeder
Zeit möglich. Der Ton bleibt ansonsten recht frontlastig, lediglich
der unauffällige Score ist dann noch dezent über die hinteren
Lautsprecher zu hören.
Ausstattung
Das Bonusmaterial bringt es zusammengerechnet auf ca. 35 Minuten
und enthält folgende Extras:
In den Interviews spricht Jackie Chan über die für ihn bisher eher
ungewöhnlich ernste Ausrichtung des Films. Dies wurde aber auch
bewusst so von ihm gewählt, da er nicht schon wieder eine
Action-Komödie drehen wollte. Chan war von Brosnan begeistert, der
zum Beispiel auch extra zum Sprechen von Telefondialogen an das
Film-Set kam, was sonst durchaus auch von anderen
Produktionsmitarbeitern übernommen wird. Campbell und Brosnan sind
schon seit dem Dreh zu
James Bonds 007 – Goldeneye
befreundet und würden gerne auch zukünftig wieder miteinander
arbeiten. Campbell war zudem begeistert durch Chans ernstere Rolle
in der Karate-Kid Neuverfilmung, weshalb er ihn gerne für sein
Projekt haben wollte. Weiter erfährt man, dass bei Dreharbeiten in
London zur Winterzeit immer ein sehr straffer Drehplan herrschte,
damit man nicht in die früheinsetzende Abenddämmerung geriet. Unter
dem Strich also ein paar interessante Informationen, mit denen der
Zuschauer allerdings auch schnell durch ist.
Die Blu-ray Disc steckt in einem normalen blauen Amaraycase und
verfügt leider weder über ein Wendecover, noch über einen Code zum
digitalen Download des Films.
Fazit
Vermittelt einem der rasant geschnittene Trailer einen weiteren
simplen Rachefeldzug, entpuppt sich der Film bei genauerer
Betrachtung als ernster und spannender Thriller, der das
Katz-und-Maus-Spiel der beiden Hauptakteure Jackie Chan und Pierce
Brosnan in den Vordergrund stellt. Dabei wird der Film mit wohl
dosierten Action-Einlagen zwischendurch immer wieder aufgelockert
und bietet mit der IRA-Thematik auch politisch eine Abwechslung, zu
den ansonsten aktuell vorherrschenden Nahost-Konflikten. Auf
technischer Seite erwartet den Zuschauer eine zeitgemäße Umsetzung,
die sowohl auf Seiten des Bildes als auch beim Ton keine
nennenswerten Beanstandungen zu verzeichnen hat. Der Subwoofer
könnte zwar etwas mehr Druck vertragen, da es aber insgesamt nur
wenige effektvolle Szenen gibt, fällt dies weniger ins Gewicht. Der
Thriller legt den Focus eindeutig auf die Dialoge zwischen den
Kontrahenten, was die Handlung allerdings nicht minder spannend
macht.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Lautsprecher: Canton Chrono 509/507/505 - Canton InCeiling
989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn