Ich habe so den Eindruck, als wenn einige (viele) unter euch einen
kleinen "Schluckauf" bekommen, wenn es um diese berüchtigten
schwarzen Balken auf den Bildschirmen geht. Daher möchte ich, weil
bei einigen Usern diesbezüglich doch etwas Unklarheit herrscht,
etwas Licht in´s Dunkel bringen, woher dieser Blödsinn mit den
schwarzen Balken überhaupt kommt.
Über die Tatsache, das so gut wie alle auf DVD und BD
herausgekommenen Filme vorher in irgendwelchen Filmtheatern liefen,
brauchen wir uns, glaube ich, nicht weiter unterhalten.
Sehr viele (fast alle) Filme laufen (liefen) heutzutage in den
Kinos als sogenannte "CinemaScope"-Filme, (Seitenverhältnis
2.35:1). Diese Filme werden auf dem eigentlichen Filmstreifen, der
da durch die Vorführ-Maschinen rattert, anamorph aufgebracht, d.h.:
auf dem 35mm-Filmstreifen (dergleiche wie beim Kleinbild-Film) ist,
in diesem Fall, das Bild (Positiv) langgezogen (von oben nach
unten) und zusammengequetscht (von rechts und links), was recht
eigenartig aussieht. (Eben "anamorph"!)
Bei Durchlauf eines "normalen" Films durch den Kino-Projektor wird
das Filmbild, nachdem es von einer sehr hellen Lichtquelle über
Hohlspiegel durchleuchtet wird, mit Objektiven vergrössert, die das
Bild dabei aber in keinster Weise verändern. Will heissen: Das Bild
des Films wird nur vergrössert auf die Leinwand geworfen.
Ganz anders bei "anamorphen" Filmen. Hier wird an der Kino-Maschine
das "Normal"- (oder "Breitwand"-) Objektiv entfernt und durch einen
sogenannten "Anamorphoten" ersetzt. (Das Ding heisst tatsächlich
so! Und ist "sauteuer"!). Dieser Anamorphot hat, zusätzlich zum
"normal-vergrösserden" Objektiv, noch eine Art Vorbau, in dem sich
(einige) zylinder-förmig geschliffene Linsen befinden, die das
anamorphe Bild des Film (durch diesen Zylinder-Effekt) wieder
"entzerren". Deshalb hat die angestrahlte Leinwand eben jenes
Seitenverhältnis von 2.35:1.
Als Gegenpart dazu gibt es eben die "Normal"-Filme, welche auf dem
Film ein Seitenverhältnis von 4:3 (= 1.33:1) haben. Vereinfacht
gesagt: Ist das Bild auf der Leinwand z.B. 8m breit, ist es auch 6m
hoch. Dann gibt es noch die sogenannten "unechten" Breitwand-Filme,
die mit einem Seitenverhältnis von 1.66:1 daherkommen, in der Regel
aber 4:3-Filme sind, bei denen man oben und unten vom Bild ein
wenig "abgeknabbert" hat. (Wird im Kino mit einer speziellen
"Maske" an der Vorführ-Maschine gemacht.). Diese wären bei der
Ausstrahlung auf eben genannter 6m hoher Leinwand knapp 10m breit.
Die nächste Grösse wären die "echten" Breitwand-Filme, die ein SV
von 1.85:1 haben. (Vista-Vision)
Im Gegensatz zu den "anamorphen" Filmen, werden alle die im obigen
Absatz aufgeführten Filme auf den Filmstreifen auch "normal"
aufgebracht, (und haben sogar auf dem Filmstreifen breitere
Balken!).
Wenn es euch interessiert, woher der alte Fuchs das Alles
weiss:
Ganz einfach! Als ich 10 Jahre alt war, kaufte mein Herr Vater sein
erstes Filmtheater, ein Jahr später das zweite. Wieder ein Jahr
später (also mit 12 Jahren) war ich, was das Film-Vorführen angeht,
"perfekt", weil mich das ganz einfach interessierte. Ihr könnt es
mir ruhig glauben, dass das zu DER Zeit ganz bestimmt nicht ganz
einfach war. Der Lichtbogen, der den durch die Maschine laufenden
Film erhellen sollte, wurde mit Gleichstrom und Reinkohle-Stäben im
sogenannten Lampenhaus, welches hinter auf der Maschine ruhte,
erzeugt und über einen grossen Parabolspiegel gebündelt und durch
das gerade vor der "Maske" vorbeilaufende Filmbild geführt. Und
weiter durch die angesprochenen Objektive zur Leinwand (die damals
noch wirklich aus "Leinen" war) abgestrahlt.
Heutzutage erledigen "Xenon"-Lampen (die Elektroden befinden sich
in einem Glaskolben, in dem "Xenon!-Gas unter hohem Druck
vorherrscht!) die Lichterzeugung der modernen Maschinen. Alles
andere, (was die weitere Technik angeht), wurde kaum verändert,
höchstens verbessert. Und den Anamorphoten gibt´s immer noch! In
modernen Kinos allerdings auf "Objektiv-Revolvern", auf denen alle
zur Vorführung erforderlichen Objektive angebracht sind.
Es gibt heute allerdings auch Filmtheater, welche über
Spezialmaschinen verfügen, welche, ausser den "normalen"
35mm-Filmen, auch 70mm-Filme verarbeiten können. Auf diesen Filmen
sind die anamorphen Filme schon entzerrt und mit der richtigen
Aspect-Ratio aufgebracht. Da braucht es zwar keine
Entzerrer-Objektive mehr, aber dafür sind natürlich die Filmrollen
viel gewaltiger und grösser geworden. Aber das Bild ist dadurch
noch schärfer.
Ich habe dies alles aus dem Grunde so genau erklärt, damit man sich
vorstellen kann, wie die gleichen Filme, welche nach den obigen
Voraussetzungen auf eine DVD gebracht werden, auf einem "normalen"
Fernseher, der ja auch ein Seitenverhältnis von 4:3 (1.33:1) hat,
aussehen.
Bei einem SV von 4:3 ist der Bildschirm natürlich "voll". (Daher
"Vollbild"-Modus, = Bild, bei dem absolut NICHTS geschnitten
wurde!). Um ein "Voll"-Bild, welches ein SV von 1.66:1 oder 1.85:1
hat, auf dem gleichen Fernseher zu zeigen, lässt es sich daher
garnicht vermeiden, oben und unten schwarze Balken anzufügen, weil
ja sonst, wenn das Bild so vergrössert würde, das es am oberen und
unteren Bildrand anstösst, rechts und links "abgeschnitten" werden
müsste, da die Mattscheibe sich beharrlich weigern wird, sich auf
die erforderliche Breite auseinanderziehen zu lassen. Ganz schlimm
wird die Geschichte bei den 2.35:1-Filmen (CinemaScope) auf dem
Normal-Fernseher. Da sind die Balken oben und unten dermassen
breit, dass einem das eigentliche Bild in der Fernseher-Mitte eher
wie ein etwas breit geratener Bildbalken vorkommt.
Findige Leute kamen daher auf die Idee, Fernseher zu bauen, die ein
Seitenverhältnis von 16:9 (1.77:1) aufweisen. Die Teile sind zwar
auch wieder irgendwie ein Kompromiss, da es aber heutzutage
wesentlich mehr "Breit-" als "Normal"-Filme gibt, sind diese
Fernseher zumindest eine gute Alternative.
Aber, (was man sich auch hier nur zu gut vorstellen kann):
Irgendwo und irgendwie wird auch hier immer "geschnippelt" oder
"angeklebt" usw., um die Bilder einigermassen gut darzustellen.
Das, in diesem Fall, ein 4:3-Film auf einem solchen Fernseher
ziemlich "bescheiden" aussieht, liegt also in der Natur der Sache.
Strahlt man das Bild "normal" aus, d.h.: Bild oben und unten am
Rand, hat man rechts und links "schwarze Flächen". Zoomt man das
Bild soweit auf, das es den rechten und linken Bildrand erreicht,
wird natürlich oben und unten von Bild ´ne ganze Menge
"weggeschnitten".
Jetzt kann sich jeder vorstellen, wie es denn wohl bei den anderen
genannten Formaten aussehen würde. Ein 4:3-Fernseher ist für ein
4:3-Bild natürlich ideal. Kommen die anderen Formate daher, werden
die "schwarzen Balken" oben und unten immer grösser, je höher die
erste Zahl vor dem ":1" des Seitenverhältnisses wird. Bei einem
16:9 Fernseher wirkt sich das so aus, dass sich die vorhin
angesprochenen schwarzen Seitenflächen immer mehr "verkleinern", je
grösser die Zahl ist, bis schliesslich, beim richtigen
Seitenverhältnis, auch dieser "Breit-Fernseher" ein volles Bild
ohne Balken zeigt. Naja, und bei richtiger Darstellung dieser
sogenannten "Überbreiten-Filme" (CinemaScope), welche mit einem SV
von 2.35:1 daherkommen, haben (oder hätten (wird meisst
"abgefangen")) diese schon wieder oben und unten zumindest schmale
schwarze Balken.
Alles in Allem haben diese neuen Breit-Fernseher aber Tricks drauf,
ein korrektes Bild darzustellen, dass einem, wenn man dahinter
steigen möchte, was die alles können, ganz schwindlig wird. Lassen
wir sie also machen; denn das was sie können, machen sie wirklich
sehr gut.
Die von Fachleuten so oft angesprochene "Aspect-Ratio" sagt ja
nichts Anderes aus, als wie das Seitenverhältnis aussehen muss,
damit das Bild auf einem Bildschirm im richtigen Verhältnis
dargestellt wird, also weder "Eierköppe" noch "Plattköppe" zu sehen
sind.
Eine Ausnahme bieten auch hier wieder die "anamorphen" Filme.
(Deren Erstellung ist mit Vorsicht zu geniessen!) Es gibt durchaus
einige von diesen "Breit-Fernsehern", die in der Lage sind, ein
anamorphes Bild zu erkennen und im richtigen Verhältnis
darzustellen. Gerade DIESE Filme kann lange nicht jeder Fernseher
richtig zeigen, und so gibt es, wenn man´s denn DOCH so gemacht
hat, im wahrsten Sinne des Wortes "lange Gesichter" auf (und VOR)
dem Bildschirm.
Die ganze Angelegenheit ist und bleibt, was also die Balken auf dem
Bildschirm angeht, immer ein Kompromiss, weil es im Grunde jeder
selbst in der Hand hat, sich seine Bildgrösse beim Umwandeln so
einzustellen, wie er´s denn gerne hätte, solange das richtige
Seitenverhältnis (die Aspect-Ratio) eingehalten wird. Den eigenen
Experimenten sind hier Tür und Tor geöffnet.
Ich hoffe, mit diesem kleinen Bericht denen geholfen zu haben, die
sich über diese verflixten Balken schon ein Loch in den Bauch
geärgert haben. Aber, solange es die von Kinofilmen erstellten DVDs
geben wird, werden wir uns mit eben jenen Balken abfinden
müssen.
(Und weit und breit (noch) keine Besserung in Sicht!) :o
Mit freundlichen Grüßen
With kind regards
Dario Pressa
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