Dieser Film ey...
The Book of Henry veranschaulicht sehr gut wie "Lazy
Filmmaking" funktioniert: Wir nehmen ein paar aufstrebende
Kinderdarsteller und packen diese in eine sympathische Familie,
geben dieser noch ein paar ernste aber dennoch unterhaltsame
Probleme mit auf den Weg, fügen einen Schicksalsschlag ein,
untermalen alles dauerhaft von Pianoklängen, packen ein paar
pseudo-anspruchsvolle Kommentare auf menschliches Miteinander drauf
und hoffen, dass das Publikum auf diese einfachen Mechanismen
hereinfällt.
Eine alleinerziehende Mutter erlangt natürlich deutlich eher die
Sympathien des Publikums als es eine perfekte Familie schaffen
würde. Das eine Kind muss natürlich begabt sein und ständig die
Erwachsenen um sich herum in seiner Intelligenz 'outmatchen', denn
viele finden es sicherlich total drollig wenn ein 11-jähriger wie
ein erwachsener Professor selbstgefällig daherredet. Das andere
Kind hat es da schon etwas schwerer, es muss sich mit seinem
Niedlichkeitsbonus begnügen.
Ab der Hälfte wird es dann so richtig abenteuerlich, von da an kann
man das ganze Konstrukt so gar nicht mehr ernst nehmen. Sicherlich
nimmt sich der Film und seine Figuren zu keiner Minute ernst -wie
sonst würde so wenig nachvollziehbare Reaktionen erklären können-
aber dann sollte man auch nicht erwarten, dass der Zuschauer diesen
Figuren irgendwelche Emotionen entgegenbringt. Ein Nebenschauplatz
um eine weitere kaputte Familie wird lediglich dafür verwendet um
den Protagonisten wieder möglichst 'smart & smug' dastehen zu
lassen. Das Drama soll sich also gar nicht erst entfalten, es
könnte sonst noch den Zuschauer seiner (oberflächlichen)
Unterhaltung berauben. Der Film deutet ein Drama an, spart dieses
dann so gut es geht aus um dann doch lieber eine
Vigilante-Geschichte zu erzählen, bei der sich alle Probleme
schließlich wie von selbst in Luft auflösen.
Am Ende ensteht dabei nur ein emotionales Bermuda-Dreieck aus
kitschiger Gefühlsduselei, haarsträubenden Thriller-Einschüben und
trivialer Botschaften. Dieser Film ey...
(3/10)