Ich durfte ihn schon sehen, denn am 27.06. wurde er bei uns in
Bremen gesneaked. Eine Rezension dazu hatte ich auch schon
verfasst, die ich auch gerne mit Euch teilen möchte:
Das ist mal echt anderes Kino, ein Film der auf die typischen
Kinomechanismen von heute, sprich schnelle Kameraführung, Schnitte,
aber auch daramtische Musik, etc. verzichtet. Das fällt alleine
schon dadurch auf dass der Film in 4:3 geschossen wurde, was
zunächst für mich eine völlig fremdartige und dadurch eigenartige
Stimmung ausgelöst hat (und das obwohl ich als Kind der 80er noch
damit groß geworden bin und die weit länger ertragen habe, als das
Widescreenformat); unterstützt wird das historische Setting und die
Atmosphäre durch einen alten Stil, alte Farben, hier und da gab es
Helligkeitsflackern in Stillbildern, ab und zu waren Dinge leicht
unscharf - wüsste man es nicht besser, könnte man meinen eine
Amateurarbeit, die hier aber sehr bewusst zum Unterstützen der
Atmosphäre verwendet wird, und zusätzlich ein historisches Feeling
aufkommen lässt. Man kommt aber schnell wieder rein, und Sofia
Coppola weiß das Format auch effektiv einzusetzen. Der Film zeigt
viele ruhige lange Aufnahmen, mit teils wirklich grandiosen
Bildern, die unglaublich atmosphärisch sind, einen etwas düsteren,
etwas bedrohlichen Look haben, der fast schon ins Horrorhafte geht.
Die Kompositionen sind klasse, und gerade auch das eingeschränkte
Bild in die Weite verschärft hier und da die bedrohlich wirkende
Atmosphäre, dieses versteckte Haus, das oft nur in kleinen Teilen
hinter mosbewachsenen, verfallenen Bäumen zu sehen ist. Oft wird
die Kamera lange drauf gehalten, etwa bei Dialogen, oder bei Dingen
die getan werden (die Gartenarbeit, das Wegtragen eines Körpers,
der Mühselig hochgehieft werden muss, worüber vorher länger
diskutiert wird, etc.).
Trotz alle dem wird der Film nie langweilig. Das ins insbesondere
deshalb verrückt, weil der Film so gut wie garkeine Musik hat, was
mir noch nicht einmal wirklich bewusst geworden ist, bis ich mich
dran zu erinnern versucht habe, und dann in anderen Reviews gesehen
hatte, dass die Musik tatsächlich fehlt.
Das er trotzdem so verdammt spannend ist, liegt insbesondere auch
daran, dass dieser Cast einfach grandios spielt - mit Nicole
Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning auf der einen - und Colin
Farrell auf der anderen Seite haben wir hier ja auch vier
hochkarätige Schauspieler, und wie viel diese es schaffen, allein
durch Mimiken und Blicke zu sagen, ohne das Worte Fallen müssen,
alleine das ist schon grandios.
Colin Farrell ist hier der Fremdkörper der alles aufwühlt und es
ist verdammt genial, wie - ohne es explizit zu tun, oder durch
Handlungen oder Dialoge - der Film es schafft, bei allen Anwesenden
zu zeigen, wie sehr diese Präsenz ihr bisheriges Leben und Glauben
in Frage stellt, wie sehr diese Personen alle unterschiedlich und
doch gleich auf seine Präsenz reagieren, und wie verdammt gut diese
Schauspieler doch sind; gerade Nicole Kidman spielt eine total
zerrissene Persönlichkeit, was grandios rüber kommt. Aber auch
Kirsten Dunst ist absolut genial - gerade bei diesem an für sich
sehr minimalistischen sehr subtilen Schauspiel. Dabei tut auch
Colin Farrell sehr wenig; in dem wenigen was er tut, erkennt man
aber deutlich sowohl Verlangen als auch (zumindest interpretiere
ich das so) einen Plan, er lotet aus, wie er sein eigenes Ziel
realisieren kann, auch das wird einem klar, wenn man sich in den
vielen Stellen zum Nachdenken darüber wundert, was er da eigentlich
gerade tut.
Dazu kommt für mich der authentische Südstaatenbürgerkriegslook,
der noch was leicht gothisch-victorianisches hat; auf sowas fahr
ich sowieso total ab. Und das Setting ist wie gesagt ebenfalls
super.
Hier und da gibt es auch wunderbar ungewollt humoristische Szenen,
die den ansonsten eher düsteren Film aufheitern; einschätzen kann
ich den übrigens recht schwer, insgesamt ist es eher ein Drama,
welches aber ein bisschen in eine Art Thriller übergeht.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, ich kann ihn aber nicht jedem
empfehlen. Wer nichts mit eher kammerspielartigen Filmen anfangen
kann, mit ruhigen Aufnahmen mit wenig expliziter Handlung, und
wenig Action, der wird sich hier eventuell langweilen. Wer aber
auch die Feinheiten eines solchen Filmes zu schätzen weiß, wer die
Ästhetik atmosphärischer Stillbilder schätzt, sich für
scharfsinnige Dialoge Interessiert und auch gerne mal Ruheszenen in
Kauf nimmt, um über das geschehene nachzudenken, der wird hier
seine Freude haben.
Von mir gibt es
8/10 Punkte. Toller Film, tolles
Schauspiel, den werd ich mir auch gerne wieder mal anschauen.
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