Entgegen vieler Meinungen handelt es sich es hier um klassisches
Science-Fiction Kino, während man Invasionsfilme wie
Independence Day eher als Actionfilme mit Sci-Fi Elementen
ansehen sollte.
Arrival ist sowas wie der genaue
Gegenentwurf zu diesen lauten und krawalligen CGI-Schlachten und
ist gerade deshalb so eine Wohltat. Würde ihn stilistisch irgendwo
in der Schnittmenge zwischen
Interstellar,
Contact,
Close Encouters of the Third Kind und
Solaris einordnen (richtig,
2001 gehört nicht
dazu, dazu aber später mehr).
Im Vorfeld wurde viel über den philosophischen Background
gesprochen, der leider aber nicht die erwartete Tiefe besitzt,
sondern vielmehr eine spannende Randnotiz bleibt. Nach den vielen
Lobeshymnen habe ich mit etwas gerechnet, was
2001 oder
Blade Runner auf Augenhöhe begegnet, was aber hier
eindeutig nicht der Fall ist und auch nicht beabsichtigt wurde.
Sicherlich werden einige interessante Fragen zu weltpolitischen
Themen gestellt und Villeneuve räumt dabei der Bedeutung von
Sprache einen hohen Stellenwert ein (dazu mal Saphir-Whorf-Theorie
googlen), dennoch will er im Kern lieber eine intime und emotionale
Geschichte erzählen, ähnlich wie es Zemeckis mit
Contact
getan hat. Die enthaltenen Botschaften gehen dabei nicht tiefer als
es bereits viele andere Filme getan haben
SPOILER! Inhalt
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(z.B. Kommunikation ist die größte Stärke der
Menschheit, warum scheitern wir schon am Beginn eines Dialoges?
Welchen Einfluss hätte es sein Schicksal zu kennen?),
reichen aber aus um „zwischen den Szenen“ aber auch mal über
Gesagtes nachzudenken.
Zwar verschiebt sich der Fokus zwischenzeitlich auch mal in
Richtung Wissenschaft und Sicherheitspolitik, dennoch bleibt es
unterm Strich aber eine persönliche Geschichte. Die emotionalen
Momente sitzen dabei erstaunlich gut und schrammen zwar denkbar
knapp am Kitsch vorbei, driften aber nicht in eine plumpe
Gefühlsduselei ab, da sie wohl dosiert eingesetzt werden (was
Interstellar nicht immer hinbekam). Villeneuve streut
gelegentlich auch die globalen Auswirkungen der Alien-Ankunft mit
ein, ohne diese zu einem zentralen Thema werden zu lassen. Es fällt
nicht schwer sich vorzustellen, wie das Thema Alien-Ankunft in den
Händen eines weniger talentierten Regisseurs mit mehr Paranoia und
Chaos ausgeschlachtet hätte werden können. Durch die eher spärliche
Schilderung der Weltgeschehnisse werden uns ausreichend
Status-Updates gegeben, ohne jemals seine Figuren aus dem Fokus zu
verlieren. Eine sehr smarte Entscheidung, die spätestens am Ende
Früchte trägt. So dienen die außerirdischen Ankömmlinge vielmehr
als ein McGuffin um eine Geschichte über Sprache, menschliches
Verhalten und Krisenmanagement zu erzählen.
Die größte Stärke ist aber ganz klar die Atmosphäre und die dichte
Inszenierung: Es ist eine riesige Erfrischung im Jahre 2016 einen
Film mit Außerirdischen sehen zu dürfen, der die Handlung aber
nicht mit Dramatik und CGI-Effekten überlädt, sondern seine Bilder
für sich sprechen lässt. Die absolut hervorragende Kameraarbeit
stammt von Bradford Young und lässt sich stilistisch mit der Arbeit
von Roger Deakins vergleichen (besonders aus seinen Werken mit
Terrence Malick). Er hat ein gutes Gespür für Perspektive und ist
mit der Kamera immer sehr nah bei seinen Figuren, was die Prämisse
unterstreicht, wir erleben die Geschichte aus der Sicht seiner
Hauptfigur (persönliche Erzählweise und so). Jóhan Jóhansson
liefert die passende Musik dazu. Das Sounddesign ist nicht
innovativ aber sehr zweckdienlich und ist in Verbindung mit dem
tollen Produktionsdesign ein Ereignis für die große Leinwand.
Während das Raumschiff optisch sehr abstrakt wirkt, orientierte man
sich bei den militärischen Einrichtungen und Anzügen an der
Realität um somit einen schönen Kontrast zwischen den beiden
Spezies zu schaffen. Villeneuve hüllt die Szenen dabei in kühle
Farben, was die Bilder nüchterner und nicht so künstlich wirken
lässt. Zumindest Young darf sich Hoffnung auf eine
Oscar-Nominierung machen.
Ich weigere mich zwar immer noch ihn als eine Parabel auf die
menschliche Natur anzuerkennen, so ist er dennoch herausragendes
Erzählkino. Ein tolles Kinoerlebnis, dessen verhältnismäßig geringe
philosophische Tiefe durch superbe Inszenierung, Spannung und
wohldosierte Emotionen wieder ausgeglichen wird.
(8/10)
P.S.: Zu der Performance von Adams kann ich nichts sagen, da ich
ihn in der Synchro gesehen habe.