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Dunkirk (Weltkriegs-Actionthriller von Christopher Nolan)

Gestartet: 09 Sep 2015 15:38 - 422 Antworten

Geschrieben: 28 Juli 2017 13:07

movieguide

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steht heute auch auf dem Plan.
Die Kritiken hier stimmen mich jedenfalls schon sehr zufrieden.
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Geschrieben: 28 Juli 2017 20:52

hibb

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Wenn man Dunkirk in einem Wort beschreiben sollte, dann wäre Purismus dafür wohl am besten geeignet. Nolan verzichtet auf jeglichen Schnörkel und reduziert das Thema Krieg auf einen reinen Überlebenskampf. Keine Charaktereinführung und -entwicklung, kein Spannungsbogen, kein gekünstelter Höhepunkt und keine vertraute Erzählstruktur sollen von dem ablenken, worum es bei einem Antikriegsfilm eigentlich gehen sollte: Das Grauen und die Angst der Beteiligten für den Zuschauer nachvollziehbar und fühlbar zu machen. Dunkirk ist unbarmherzig und zermürbend. Mancher Zuschauer wird gelegentlich den Spaß am Spektakel vermissen, aber genau das ist der Punkt an der Sache. Ein Hollywood-Blockbuster, der sich möglichst wenig wie einer anfühlt. Nolan schildert uns anhand von 3 unterschiedlichen Perspektiven den Horror des Schlachtfeldes und muss dafür nicht mal auf grafische Gewalt zurückgreifen.

Diese 3 Episoden haben zwar alle eine ähnliche Laufzeit und werden wechselhaft erzählt, die Krux dabei ist aber, dass sie jeweils einen unterschiedlichen Zeitraum abdecken und somit nicht parallel verlaufen (Eine Woche vs. einen Tag vs. eine Stunde). Je länger der Film läuft, desto mehr nähern sich die einzelnen Stränge an und münden gemeinsam in dasselbe Finale. Somit ist man auch gelegentlich als Zuschauer gefordert gewisse Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven in einen Kontext zu setzen.

Die Art der Inszenierung bietet zwar durchaus Spektakel, ist aber zur jeder Zeit einem erkennbaren Konzept unterworfen: Wir sehen ausschließlich die Perspektive der Briten, der Feind taucht immer nur sporadisch aus dem Nichts aus, ohne dass wir ihnen richtig sehen können. Dunkirk hat aus inszenatorischer Sicht mehr mit einem Horrorfilm als mit einem Kriegsfilm gemein. Das ist es auch, was das Erlebnis so intensiv macht. Wir wissen nicht, wann und wo der Feind als nächstes auftauchen wird. Somit überträgt sich ein Teil der Paranoia auch auf den Zuschauer. Auch wenn die Nazis hier gesichtslos und unsichtbar sind, so ist ihre Präsenz durchgehend spürbar. Diesen Erzählstil könnte man beinahe schon dokumentarisch nennen (auch wenn das optisch überhaupt nicht zutrifft). Nolan will uns damit lieber ein Gefühl näherbringen als eine gekünstelte Geschichte über Heldenmut zu erzählen. Und genau in diesem Punkt brilliert er: Man fühlt sich als Zuschauer ebenfalls ausgeliefert wie die Protagonisten, die Ohnmacht gegenüber dem Feind wirkt stets greifbar.

Auch wenn die Evakuierung aus Sicht von einzelnen Personen geschildert wird, so bleiben diese Personen größtenteils anonym. Charakterisierung wird hier weitestgehend vermieden, die allgemeine Stimmung & Verfassung der Soldaten soll im Mittelpunkt stehen. Dünkirchen ist keine persönliche Geschichte, sie ist die Geschichte von rund 300.000 Menschen. Diese sind bereits sichtbar vom Krieg gezeichnet und mürbe geworden, verhalten sich deshalb in mancher Situation nicht unbedingt sympathisch, dadurch aber immer nachvollziehbar und somit auch menschlich. Es ist fast schon ein surrealer Moment, wenn sich direkt nach einem Bombeneinschlag die Überlebenden wieder erheben und stur weiter in Richtung Evakuierungsunkt gehen, ohne dabei auch nur einen Moment die gerade getöteten Kameraden zu betrauern. An solchen Momenten wird deutlich, wie sehr diese Männer bereits vom Kriegsgeschehen gezeichnet sind und wie wenig emotionale Anteilnahme sie noch füreinander übrig haben. Das Glück, dass es einen nicht selber getroffen hat, überwiegt in solchen Momenten. Solche Momente sind es auch, die dem Szenario eine gewisse Kühle und Distanziertheit verleihen, letztendlich zur Authentizität beitragen.

Leider kann Nolan auch nicht komplett ohne Pathos. So trägt das Ende dann doch ein wenig zu viel auf und möchte nochmal an die Geschlossenheit der Briten appellieren. Als wenn Nolan damit auch einen Kommentar auf Englands aktuelle Situation nach Brexit und Terrorismus abgeben will und hierfür auf düstere Zeiten der Vergangenheit verweist. So will dieser Anflug von Hoffnung nicht ganz zum grimmigen Rest des Films passen, hält sich aber glücklicherweise in Grenzen.

Dunkirk ist mehr Erfahrung als historische Schilderung. Optik und Sounddesign vermitteln das Gefühl von andauernder Schutzlosigkeit und Beklemmung. Eine unblutige, aber gewiss nicht blutleere Version von Mittendrin-statt-nur-dabei, mit all der Unbequemlichkeit, die das Thema mit sich bringt. Definitiv ein Erlebnis für's Kino.

(8/10)
Geschrieben: 28 Juli 2017 23:29

Shao

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Shao Zeitgeist

Ich möchte ja ungerne hier den Buhmann spielen, mir hat der Film aber gar nicht gefallen. Das einzig gute an dem Film war, dass ich jetzt nicht mehr den Drang habe unbedingt ins Kino zu müssen (durch den verursachten Hype):D - die Stimmung im Kino, dem Gemurmel in meiner Reihe entnommen, waren einige meiner Meinung (meine weibliche Begleitung ist sogar kurz eingenickt).

Wenn ich den Film kurz und knapp bewerten müsste, würde ich einfach nur sagen: langweilig. Ich weiß auch gar nicht, wo ich anfangen soll. Der Film wirkte auf mich surreal.

Es kam zu keiner Zeit für mich Spannung auf und ich konnte zu keiner Zeit mich in die Soldaten hineinversetzen. Beim letzten Kriegsfilm den ich gesehen habe, "Hacksaw Ridge", saß ich angespannt im Sitz und war richtig gepackt - die Spannung, die Emotionen - es hatte alles gepasst. Bei Dunkirk kam für mich einfach gar nichts rüber.

Im Heimkino hätte ich den Film wahrscheinlich nach 30min. abgebrochen und der Film kommt definitiv nicht auf die Liste der Filme, die ich nochmal angucken werde.

Ich bin auch eigentlich ein richtiger Nolan-Fan, umso enttäuschter bin ich aus dem Kino am Ende gegangen. Für mich, Nolans schlechtester Film.

4/10.
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Geschrieben: 28 Juli 2017 23:49

ds1

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mal wieder ein typischer nolan film. entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn ;)
Geschrieben: 28 Juli 2017 23:53

agentsands

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Nein, das ist es nicht allein. Dunkirk hat wirklich keinen Wiederschauwert, nicht einmal wenn man den Film gut findet (so wie ich). Ich werde diesen Film nie wieder schauen, es gibt keinen Grund dazu. Der Film ist wie eine Doku aus einem Museumsbildschirm, wo man ein paar Infos erzählt kriegt, nur eben intensiv und in Filmlänge.
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Geschrieben: 29 Juli 2017 00:10

hibb

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Es geht bei Dunkirk doch wirklich nicht um historische Fakten, vielmehr steht das Seh-Erlebnis im Vordergrund. Und das ist durchaus etwas, was ich nochmal erleben will (auch wenn der im Heimkino stark verlieren wird). Den Film guckt man für die audiovisuelle Erfahrung und nicht für Interesse an Operation Dynamo (hierfür wird er sich eh nicht genau genug an die Fakten gehalten haben). Wer hier klassisches Erzählkino und Easy Watching erwartet, ist hier falsch. Das ist immer noch ein Antikriegsfilm, die Guten werden eher durchlebt als einfach konsumiert.
Geschrieben: 29 Juli 2017 00:49

AmazinMazen

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Habe den Film vorhin im Kino gesehen.

Das Wichtigste wurde schon gesagt, und kann es nur bestätigen. Dunkirk ist absolut beklemmend, und stellenweise deprimierend. Man kann fast spüren und vor allem nachvollziehen, wie die Soldaten sich damals in der schier ausweglosen Situation gefühlt haben müssen.
SPOILER! Inhalt einblenden
 
Was den Film ausmacht, ist das Aufzeigen von möglichen Auswegen und im nächsten Moment wird die ganze Hoffnung wieder genommen - z.B. in der Torpedoszene. Die Ungewissheit, was im nächsten Moment geschehen wird, bei den wartenden Soldaten am Strand, und auch bei dem Piloten, der immer wieder seinen Kerosinstand überprüft.

Optisch wie klanglich ist der Film über jeden Zweifel erhaben - die Musik ist die ganze Zeit über im Einklang mit der Soundkulisse des Filmes und mit den Geschehnissen, stellenweise sind sie eines. Die musikalische Untermalung kurz vor Ende des Filmes erinnert stark an Interstellar.

Einziger Kritikpunkt: die doch ein wenig fehlende Charakterisierung einzelner Protagonisten. Da der Fokus mehr auf sämtlichen betroffenen Soldaten liegt, ist diese Kritik auch fast hinfällig.

SPOILER! Inhalt einblenden
 
Die herannahenden Flugzeuge kann ich bis jetzt noch hören.

SPOILER! Inhalt einblenden
 
Der gesamte Kinosaal war die ganze Zeit über vollkommen ruhig - das habe ich zuletzt bei The Revenant erlebt.

Neben Wonder Woman für mich bisher Film des Jahres! Unter den Nolan Filmen ist er auch sehr weit oben, auch wenn eine genaue Platzierung schwer fällt.

9,5/10
Geschrieben: 29 Juli 2017 01:51

Arieve

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Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Filme habe, die in der Zeitperiode des 1. oder 2. Weltkrieges spielen. Ich habe sogar eine ganze Menge Filme gesehen, die in dieser Zeit spielen. Aber ich habe eine ausgeprägte Abneigung gegen Kriegsfilme, die im 20./21. Jhd. spielen. Egal wie gut die betreffenden Filme auch sind, egal wie hoch die z.B. auch als Antikriegsfilm gelobt werden, egal ob Soldat Ryan, Apocalypse Now, Good Morning Vietnam, Full metal Jacket oder wie auch immer, ich habe keinen davon gesehen, will auch keinen davon sehen.

Ein Name hat mich jetzt dazu gebracht ins Kino zu gehen und einen Kriegsfilm im WW2-Setting zu sehen, der kein Kriegsfilm ist: Christopher Nolan. Nicht weil ich ein unkritischer Fanboy bin, sondern weil er mich mit seinen letzten mindestens 4 oder 5 Filmen überzeugt hat. Weil er mich oftmals auch überrascht hat, mit Themen und unkonventionellen Dingen, dass ich wusste, dass mir Dunkirk gefallen würde, auch weil ich natürlich im Voraus gelesen habe, was Nolan über diesen seinen neuesten Film gesagt hat (vor allem darüber was er nicht ist).

Antikriegsfilme erzählen meist eine emotionale Geschichte, indem sie uns einen oder mehrere Protagonisten näherbringen, sie kennen lernen lassen, ihren Hintergund, ihr Schicksal, ihren Charakter. Sie zeigen den Schrecken des Krieges oft grausam und drastisch, eben damit man sieht, was Krieg ist, was ihn ausmacht und warum er so schrecklich ist.

Nolan macht alles anders! Völlig anders! Er nimmt die in GB allgegenwärtige Geschichte der Operation Dynamo als Aufhänger für sein mMn geglücktes Experiment. Er läßt uns mindestens drei Personen folgen, einem einfachen jungen Soldaten, einem Kampfpiloten und einem älteren Skipper, der helfen möchte die Soldadaten zu evakuieren. Alle drei "Handlungsstränge" spielen innnerhalb dreier völlig unterschiedlicher Zeitfenster, sind jedoch geschickt ineinander verwoben und kreuzen sich gegen Ende auch.

Mindestens diese drei Gesichter sind sozusagen die Anker, anhand denen man durch die jeweilige Handlung geführt wird. Nolan verzichtet bewusst darauf ihnen Tiefe zu geben, ihnen einen Hintergrund zu geben. Sie bleiben trotz aller Sympathien, die man für sie vielleicht empfindet mehr oder weniger anonym, wie auch die übrigen Soldaten und Personen in diesem Film. Denn Nolan möchte nicht, dass wir übertrieben anhand des Schicksals dieser Personen mitfühlen, die dienen lediglich als Anker bzw. Führer durch die entsprechenden Teile und Situationen die rund um die Evakuierung von Dünkirchen spielen. Genauso wie man sich, wenn man in eine unbekannte, vielleicht furcherrengende Sitation gerät, an jemand hängt, dessen Gesicht einem bekannt oder zumindest sympathisch vorkommt.

Nolan legt es auf etwas anderes an, als großes, episches Storytelling und mMn gelingt ihm das auch voll. Man IST an diesem Strand! Man SITZT in diesem Flugzeug! Man FÄHRT auf dieser Yacht! Jeder Bombenangriff, jede pfeifende Kugel, jeder Torpedo, jedes mit Wasser vollaufende Schiff läßt einen in den Sitz pressen! Man ist mitten drin. Statt nur mit einem Protagonisten mitzuleiden, leidet man selbst. Solch ein intensives Kinoerlebnis hatte ich bisher selten und ich werde mir diesen Film deshalb auch fürs Heimkino kaufen.

Nolan schafft das alles durch seine geschickte Erzählweise, durch die tolle Kameraführung und durch den perfekt passenden Score von Hans Zimmer. Natürlich erfindet Nolan das Kino damit nicht neu. Sicherlich gab es diese Kniffe, Perspektiven etc. bereits in anderen Filmen, aber er hat wieder mal die richtigen Register und Werkzeuge genommen um etwas für mich außergewöhnliches zu schaffen!

Am Ende bricht er dann allerdings etwas aus seinem Schema aus, indem er jeden Storyfaden zu einem mehr oder weniger befriedigenden Ergebnis bringt, aber das habe ich trotzdem sehr positiv empfunden, was zeigt, dass es ihm trotz allem gelingt eine Bindung zu dem einen oder anderen Gesicht herzustellen. Wie das gemeinsame erleiden extremer Sitautionen auch in der Realtität Bindungen zu fremden Menschen, Leidensgenossen,schafft.

Der Film zeigt aus einer Art Third-Person- oder auch Ich-Perspektive, ohne auf Goreeffekte, oder andere Blutige Bilder zurückzugreifen, Dinge, die einen alles hautnah erleben lassen. Zwar ist der Film ab 12, aber ein Kind von 12 Jahren wäre damit hoffnungslos überfordert, eventuell genauso verstört wie einige der ums pure Überleben kämpfenden Soldaten.

Dunkirk ist ein Kriegsfilm und ist eigentlich doch keiner. Er ist das was Nolan angekündigt hat: Suspence! Pures Erleben! Emotional fordernd! Ein außergewöhnlicher Film, wenn man sich darauf einläßt.

Und auch diesmal hat er wieder Szenen eingebaut, die jenseits des puren Erlebnisses auch moralisch/etische Themen anreißen. Dinge die man nach dem Film gerne mal diskutieren kann und sollte. Diesmal aber können diese Themen neben der intensiven Erfahrung des Filmes nicht wirklich mithalten. Aus diese Themen kommt man dann erst so richtig zurück, wenn man den Film sacken lässt und im Nachgang analysiert, imho.

Ich wurde entlassen mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube und verkrampften Händen. Ich WAR in Dünkirchen, für 107 Minuten und verstehe meinen mitlerweile verstorbenen Opa jetzt besser, der mir auf meine Frage, wie er den Kreig erlebt hat, bis auf 1 oder 2 Anekdoten nie etwas erzählen wollte.

Ich vergebe 9 von 10 Marmeladenbroten
Herzliche Grüße

Arieve

______________________________________

Geschrieben: 29 Juli 2017 11:38

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D U N K I R K

Christopher Nolans neuestes Werk widmet sich zur Abwechslung mal nicht dem Sci-Fi Genre, sondern beruht auf einer wahren Begebenheit im Zweiten Weltkrieg. Sieht man hier in der Regel bei Hollywood-Blockbustern immer nur etwas von der Landung in der Normandie oder Besetzung Deutschlands, geht es hier um ein Ereignis das noch vor Beteiligung der USA passierte, nämlich als die britischen und französischen Truppen von den Deutschen in kürzester Zeit zurückgedrängt und an der Küste des Ärmel-Kanals eingeschlossen wurden. 300.000 Soldaten die jeden Augenblick um ihr Leben fürchten mussten. Da keine US-Truppen beteiligt waren, ist dies üblicherweise auch kein Ereignis für das man das wichtige US-Publikum gewinnen kann, aber Christopher Nolan ist Brite und ging das Risiko ein.

Wie die Belagerung von Dünnkirchen ausgeht kann man in jeden Geschichtsbuch nachlesen und daher ist das Ende auch kein wirkliches Geheimnis. Nolan schafft es aber trotzdem aus dem eigentlich bekannten Stoff einen sehr packenden Film zu machen. Auch wenn es sich um einen Kriegsfilm handelt, typisch ist er nicht.

Nolan teilt seinen Film in drei Handlungsebenen: zu Wasser, am Boden und in der Luft. Durch jede dieser 3 Handlungsstränge führt eine andere Figur. Da wäre der britische Bomberpilot (Tom Hardy) der den Ärmelkanal von feindlichen Stukkas beschützt, die Bootsmänner (Mark Rylance) in ihren kleinen Fischerbooten, die zur Küste von Dünnkirchen aufbrechen und natürlich die Soldaten (u.a. Harry Styles) selbst, die verzweifelt versuchen auf das rettende andere Ufer zu gelangen.
Alle diese Episoden sind miteinander verwoben und die Handlung wechselt immer recht schnell von der einen Figur zu anderen, trotzdem sind diese Wechsel fließend so das kein Bruch entsteht. Hier zeigt Nolan auch sein außergewöhnliches Talent zum Filmemachen, nicht jeder Regisseur vermag es einen so stringenten Fluß zu er erzeugen. DUNKIRK konzentriert sich auch vornehmlich auf diese Einzelfiguren und weniger das große Ganze, so sieht man die deutschen Truppen überhaupt nicht, trotzdem sind Sie als unsichtbare Bedrohung immer präsent.

Der Film schafft es aber dennoch zu fesseln, da die Ausweglosigkeit der Figuren von Minute zu Minute größer wird. Das ganze wird durch Hans Zimmers gekonnte akustische Untermalung die an den Nerven zerrt nochmal verstärkt - die Bezeichnung Musik wäre hier in meinen Augen nicht der richtige Begriff.
Die Episode der Soldaten am Boden ist defintiv auch der stärkste Part im Film und wird von den Schauspielern sehr gut getragen. Man hat das Gefühl das jeder neue Strohhalm nach dem man greift, die Soldaten kein Stück näher an ihr Ziel bringt. Das Kapitel an Bord der Fischerboote dient dem Verständnis, ist aber schon weniger packend. Den Part von Cilian Murphy hätte man auch streichen können, daher er eigentlich wenig zur Handlung beiträgt, schade eigentlich. Eher störend fand ich die Episode in der Luft die zwar tolle Aufnahmen bietet, aber bis auf Hardy mit Fliegermaske und Maschinengewährsalven recht eintönig ist und sich eigentlich auch immer wiederholt. Hätte man sich mehr auf die Soldaten am Boden fokussiert und dieses Kapitel außen vor gelassen, der Filme wäre sicherlich noch intensiver und hätte das Zeug zum Meisterwerk. So ist DUNKRIK zwar definitiv ein sehr sehenswerter Film, aber bleibt etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der Preis für den bessten Kriegsfilm dieses Jahr wenn man den deutschen Start als Maßstab nimmt, geht bei mir dann doch an HACKSAW RIDGE.

8/10
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Geschrieben: 29 Juli 2017 19:51

schneijo

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Ich komme eben aus dem Kino (OV) zurück, nach Schlumpfmasters Tipp:

Zitat:
Zitat von Schlumpfmaster
Wenn DU den Film auf IMAX-Format sehen willst, versuche doch mal dein Glück in Karlsruhe.

... diesmal nicht Mannheim, sondern tatsächlich im IMAX-Kino in Karlsruhe gesehen (Filmpalast am ZMK). :)
Eins vorweg: IMAX ist schon ... geil. Dieses fantastische, riesige Bild, verleiht der Floskel "larger than life" tatsächlich auch noch einen abbildnerischen Niederschlag, wow. Allerdings Notiz an mich: In Zukunft unbedingt einen Sitzplatz so weit nach hinten wie irgend möglich buchen; ich saß etwa in der Saalmitte, leicht versetzt Richtung Rand. Das war für meinen Geschmack schon zu nah, bei dieser enorm großen Leinwand. Gerade bei den Trailern (The Last Jedi :love:!) war das ziemlich augenscheinlich, weil diese im "Sehschlitz"-Format gezeigt wurden. ;) Da habe ich mich ein ein wenig über meine Wahl geärgert, v.a., weil ich noch einen Platz in der letzten Reihe hätte haben können... nunja, fürs nächste Mal weiß ich nun Bescheid. IMAX ist also definitiv toll, aber dennoch das wird bei mir die Ausnahme bleiben, weil der Zeit- und Geldaufwand doch recht hoch ist. Nun aber genug des Vorgeplänkels, und rein in den Film.

Aufgrund der zahlreichen positiven Kommentare hier, von Kritikern im Netz und in Zeitungen hegte ich hohe Erwartungen an den Film. Dazu trug auch bei, dass bei Dunkirk mein persönlich großes Interesse am Zweiten Weltkrieg auf einen meiner Lieblingsregisseure trifft. Obwohl ich im Vorfeld viel dazu gelesen habe, war ich dennoch weitgehend ahnungslos, wie Nolan den Stoff anpackt. Bis heute hatte ich keine klare Vorstellung davon, was mich tatsächlich erwartet (das spricht m.E. für den Film). Einzig, dass es keine Schlachtplatte à la Hacksaw Ridge werden würde, war mir aufgrund des Regisseurs, der Freigabe und natürlich der historischen Gegebenheiten bewusst; obwohl die Evakuierung der britischen Expeditionsstreitkräfte und Teilen der französischen 1. Armee trotzdem teuer bezahlt wurde, was der Film auch nicht ausblendet, aber nicht zu seinem Hauptthema macht.
Stattdessen gab es knapp zwei Stunden eine unfassbar beklemmende, spannende Darstellung vom Durchhaltewillen einer Handvoll Soldaten, die sowohl akustisch als auch optisch ihresgleichen sucht. Tatsächlich entwickelten v.a. die Aufnahmen des Meeres eindrucksvoll das Bild eines schier unüberwindlichen Hindernisses zwischen sicherem Untergang "hier" und Sicherheit "dort". Mir hat es außerdem extrem gut gefallen, dass Dunkirk den Zuschauer nach einer minimalistischen historischen Kontextualisierung einfach mitten ins Geschehen wirft und auch gar nicht erst versucht, das große Ganze weiter zu erklären. Dafür applaudiere ich Nolan lautstark. Auch die Spielzeit ist in meinen Augen genau richtig, denn mehr wäre überhaupt nicht notwendig gewesen, um eben dieses Gefühl des "dem Feind Ausgesetztseins" zu vermitteln. Und auch die Aufsplittung in drei separate Geschichten, die am Ende alle zusammenfinden, ist ein feiner Kniff. Am beeindruckendsten fand ich dabei die "The Air" Sequenzen und auch (zum wiederholten Male) Tom Hardy. Aber nicht nur er, sondern auch der Rest des Casts hat toll aufgespielt. Zwar bleiben die Soldaten am Strand, trotz der Fokussierung auf zwei/drei Männer, weitgehend anonym, aber das wird wohl auch die Intention gewesen sein. Wie hibb schon anmerkte, stehen diese nämlich nur beispielhaft für die gesamte Armada, die den Rückzug nach Großbritannien antrat.
Was mir allerdings nicht gut gefallen hat, war die Musik bzw. die permanente Unterlegung des Geschehens mit Hans Zimmers Klängen. Stellenweise hat der treibende Soundtrack sicherlich dazu beigetragen, dass die Intensität noch weiter gesteigert wurde; ich hätte mir allerdings noch viel lieber eine gänzlich "musikfreie" Fassung gewünscht. Denn ich glaube, der Film hätte es gar nicht nötig gehabt, dass mit einem solch "billigen Mittel" zusätzliche Spannung erzeugt wird. Abgesehen von der Erinnerung an das recht generisch erzeugte "Treibende" blieb mir von diesem Soundtrack auch nichts länger einzigartig im Gedächtnis. Weiterhin fließt in meine leichte Kritik ein, dass die Idee der drei Plots zwar wirklich gut ist, aber mitunter die Schnitte ein wenig zu hart sind. Da hätte Nolan meiner Meinung nach gerne mitunter auch etwas länger dranbleiben können, bevor er wieder zu einer der anderen Figuren/Geschichten wechselt.
Der Wiederschauwert mag tatsächlich begrenzt sein, aber dennoch werde ich diesen Film bei Erscheinen der Heimkino-Auswertungen mit Sicherheit in meine Sammlung aufnehmen. Dunkirk ist definitiv ein Filme fürs Kino. Kann mir nur schwer vorstellen, dass am heimischen TV eine ähnliche Intensität erreicht werden kann, ausgenommen eventuell die High-End Heimkinos einiger weniger. Deswegen: Klare Kino-Empfehlung, der Film ist eine audiovisuelle Wucht! 9/10 Punkte.

Um übrigens nochmal auf das (IMAX-)Kino zurückzukommen: Der Saal war sehr gut ausgelastet (vielleicht zu 70% besetzt). In Anbetracht der Spielzeit (14 Uhr) und des traumhaften Wetters hat mich das echt überrascht. Das Publikum war auch total gebannt und die Gesprächsfetzen, die ich beim Verlassen des Kinos aufgeschnappt habe, spiegelten dies auch wider.
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