Habe den Film gestern Abend in der Spätvorstellung gesehen
(OV).
Meine Erwartungen an die Fortsetzung des Überraschungshits
Kingsman waren relativ hoch, da ich mir wegen des
Aufeinandertreffens von britischen Kings- und amerikanischen
Statesmen ein Feuerwerk an Wortwitzen, Unverständis über die
jeweils anderen kulturellen Gepflogenheiten sowie sonstige
"Verständigungsschwierigkeiten" erhofft hatte, gerade in der OV.
All diese Elemente waren zwar enthalten, nur leider haben sie nicht
den Raum eingenommen, den ich mir vorher ausgemalt hatte. Als dann
mit eben diesen Unterschieden operiert wurde, zündeten die Gags zu
allem Überfluss nicht richtig.
Enttäuschend war auch die Geschichte: Während der erste Teil noch
auf charmante und unterhaltsame Weise den Aufstieg eines Verlierers
zum Gentleman und Geheimagenten in Personalunion erzählte, bekommt
man in der Fortsetzung eine plumpe Weltrettungs-/Liebesgeschichte
aufgetischt. Insgesamt schienen die sich daraus ergebenden
Herausforderungen zu leicht meisterbar und auch das Wohlergehen
Eggsys war nie ernsthaft bedroht. Folglich minderte das die
Spannung enorm. Letzteres lag aber auch daran, dass von der
Gegenspielerin und ihren Schergen keine ernstzunehmende Bedrohung
ausging, obwohl die Fähigkeit dazu zweifellos vorhanden war.
Überhaupt wirkte alles an
Kingsman: The Golden Circle ein
wenig zu bemüht: Poppy als Antagonistin und eiskalte
Drogen-Baronin, das Schrille durch Elton John, das Fantastische
durch Roboter-Wachhunde, -Personal und Kingsman/Statesman Gadgets,
die Kampfszenen (die in vielen Fällen ein Abklatsch vom ersten Teil
waren), der Versuch, der ganzen Handlung mehr Gewicht zu geben, was
sich auch in der übertriebenen Laufzeit widerspiegelte - gut 140
Minuten waren eindeutig zu lang. Dementsprechend skeptisch sehe ich
die Aussage von Regisseur Matthew Vaughn, evtl. einen (deutlich
längeren?)
Extended Cut nachzuschieben.
Und noch etwas: Auch wenn es bei einem Film wie diesem wahrlich
nicht darauf ankommt, muss ich trotzdem sagen, dass die
Computereffekte mitunter richtig schlecht aussahen und manche Szene
ruinierten.
Ich war übrigens nicht der einzige, der mit dem Film offenbar nicht
ganz glücklich war. Im gut zu einem Drittel besetzten Kinosaal war
nur selten ein Lacher zu vernehmen und auch die aufgeschnappten
Diskussionsfetzen beim Verlassen des Saales ließen eher auf eine
ambivalente Haltung zur
Kingsman Fortsetzung
schließen.
Sicherlich kein totaler Griff ins Klo, aber nach meinem Dafürhalten
doch eine Enttäuschung - da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Deshalb gebe ich nur
5/10 Whiskey-Gläser aus!
Übrigens: Wegen dieser an Peinlichkeit nicht zu unterbietenden
Szenen auf dem Glastonbury Festival würde ich dem Film am liebsten
noch ein Gläslein mehr abziehen... aber in der Gesamtschau wäre das
dann doch ein wenig unfair.