Zitat von AlexTaylor22
@pierre und HighDef: Ich hoffe aber, dass
irgendwann noch mal ein richtiger Score zum Film kommt. Was da an
Klassikern drin war, trieb einem die Freudentränen in die Augen.
Was Cube angeht, so hat der seit knapp über einem Jahr nen neues
Album in der Mache (Everythang`s Corrupt), was leider aber immer
wieder verschoben wird. Hatte gehofft, dass es ggf. im Zuge des
Film-VÖs kommt, aber leider nicht. Das Album von Dre hab ich noch
nicht gehört, bin aber gespannt. Auffällig ist aber, dass weder
Yella noch Ren in das Album involviert waren.
Nun aber zum Film:
Ich bin am Samstag mit extrem viel Spannung und Vorfreude in den
Film gegangen und wurde nicht enttäuscht: Deswegen hier mal ein
kurzes Review:
Story:
Die Story des Films hält sich sehr
authentisch an die originalen Geschenisse, was mich doch sehr
positiv überrascht hat. Ich hatte schon befürchtet. dass man hier
und da etwas ausschmücken würde, aber das blieb weitestgehend aus.
Einige kleinere "Fehler" gibt es dennoch: So passen die
Frauengeschichten von Dre nicht ganz, da seine Freundin, die ihn im
Film verlässt eine Tochter hat. Dres 2 Kinder, die in den 80er
geboren wurden, waren Söhne. Von seinem ersten Sohn erfuhr er auch
erst, als dieser 20 Jahre alt war. Ausserdem war seine Freundin
Anfang der 90er die Sängerin Michel'le. Im Film heißt sie aber
anders. Etwas ausgeschmückt wurde ggf. auch die Versöhnung von Dre,
Cube und Eazy-E kurz vor E's Tod:
SPOILER! Inhalt
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Bekannt war weitestgehend bisher nur, dass
sowohl Dre, als auch Cube und Snoop Dogg E an seinem Sterbebett im
Krankenhaus besuchen. Über ein Telefonat zwischen Dre und E bzw.
einen Clubbesuch von E bei Cube gab es eigentlich keine Infos.
Jedoch kann es sein, dass Cube und Dre diese Erinnerungen auch
bislang nicht mit dem Rest der Welt teilten.
Lässt man diese Kleinigkeiten aussen vor, so spinnt sich ein klares
und auch starkes Bild um die Jungs von N.W.A., was auch mehr als
realistich ist. Lediglich die Rollen von MC Ren und DJ Yella ist
meiner Meinung nach zu kurz gekommen. Gründungsmitglied The Arabian
Prince wird quasi komplett unter den Tisch gekerrt. So stammen die
meisten Lyrics des ersten N.W.A.-Albums zwar von Cube, aber gerade
bei "Fuck tha Police" und "Straight Outta Compton" stammen einige
Rhymes eben auch von Ren und The D.O.C. Hier hätte ich gehofft,
dass Rens Rolle etwas größer gewesen wäre. Zumal auch er sich
später von Eazy-E etwas abwandte. Gut war allerdings, dass man
nicht 1991 nach dem letzten Album von N.W.A. endete, sondern die
Story bis zum Tod von E (dem eigentlichen Ende von N.W.A.) weiter
erzählte und so auch den weiteren Lebensweg der Mitglieder
aufzeigt. Auch hier kamen die weiteren Lebensläufe von Ren und DJ
Yella etwas zu kurz.
Alles in allem 9,5/10
Der Sound:
Das Wichtigste bei
einem Music-Biopic ist immer der Sound bzw. die Stücke. Man will
aufzeigen, welche "Klassiker" der/die Künstler geschaffen haben und
wie bzw. warum sie überhaupt entstanden sind. Dies wird im Film an
mehreren Songs gezeigt. So werden Eazy-E's erste (wohl sehr
lustige) Rap-Versuche beim Song "Boy's in he Hood" beschrieben oder
auch die Entstehung von "Fuck the Police". Gerade die Szene führt
einem auch aufgrund der aktuell immer wieder geschehenen Übergriffe
weißer Polizisten auf Schwarze vor, dass sich in den letzten über
25 Jahren nicht viel getan hat. Es wird aber auch nach Cubes die
Entstehung des ultimativen Diss-Songs "No Vaseline" gezeigt und die
"vemeintliche" Reaktion der verbliebenen N.W.A.-Mitglieder gezeigt.
Nicht fehlen darf hierbei auch die Entstehungsgeschichte der
Dre-Klassiker "Nuthing but a G-Thang" bei der man auch im Film
schon die besondere Beziehung von Dre und Snoop Dogg spüren kann,
sowie von Kulthit "California Love". Hier sieht man auch den
Einfluss von Dre, Cube und der Witwe von Eazy-E als Produzenten. Da
nicht alle Darsteller nebenbei auch Musiker sind, war ein Vocal und
Rap-Coach von Nöten. Hier konnte man Cubes Kumpel WC gewinnen, der
selbst dank der Westside Connection eine Legende im West-Coast-Rap
ist und dafür sorgte, dass die Darsteller allesamt eindrucksvoll
performten.
Ganz klar 10/10
Die Darsteller:
Für die Rolle
von Ice Cube war es recht leicht, einen geeigneten Darsteller zu
finden, da sein Sohn O'Shea Jackson Jr. ihm wie aus dem Gesicht
geschnitten ist. Auch die Rollen der anderen wurden nehezu perfekt
besetzt. Sei es der junge Dre oder Eazy-E und auch Yella und MC Ren
man erkennt sofort, um wen es geht. Dank WC sitzen die Texte und
die passenden Schritte für die Bühne hat ihnen der Meister des
Crip-Walk auch gleich mitgegeben. Positiv zu erwähnen ist hier auch
Paul Giamatti als Jerry Heller, der hier einmal mehr beweißt, warum
er neben den William H. Macy und den bereits verstorbenen Michael
Jeter und Phillip Seymour Hoffman zu den Königen der
Nebendarsteller zählt. Ebenfalls möchte ich den Darsteller von Suge
Knight hervorheben, der diesen eindrucksvoll darstellte und damit
auch aufzeigte, wie "hart" das Rap-Business vor allem in den 90er
Jahren war.
Fazit 10/10
Der Regisseur:
Mit F. Gary Gray
hat man zum Glück eine gute Wahl getroffen. Als Regisseur von vor
allem Hip-Hop und R&B-Visdeos oder Filmen wie Friday, Set it
Off oder Be Cool weiß er genau, worauf es in der Rap-Szene ankommt.
Er schafft es immer wieder, die Figuren trotz einer Filmlänge von
147 Minuten nicht langweilig lassen zu werden und trotzdem nicht
den historischen Hintergrund aus den Augen zu verlieren. Einziges
Manko ist, dass auch er sich weitestgehend auf die 3
erfolgreichsten Mitglieder der Gruppe konzentiert und die anderen 3
etwas aussen vor lässt. Hier ist zu hoffen, dass der Director's Cut
zumindest auf die Rollen von MC Ren und DJ Yella etwas mehr
eingeht. Gern auch mit über 3 Stunden Länge. Dann wäre es
perfekt.
9/10
Die deutsche Synchro
Leider war
es mir nicht möglich in O-Ton zu gucken, aber ich muss sagen, dass
die deutsche Synchro nicht grottenschlecht war. Sicher geht an
einigen Stellen im Bezug auf den O-Ton in der Übersetzung einiges
verloren (was ich aktuell nicht nachprüfen kann), aber man hat sich
diesmal Mühe gegeben, dass die Stimmen zu den Charakteren halbwegs
passen. Die Rap-Parts wurden (zum Glück) nicht synchronisiert, so
dass man diese in Reinkultur erleben kann.
7/10
Gesamtfazit:
Dieses Bio-Pic wird
wohl wie seinerzeit die Gruppe die Massen spalten.
Sex, Gewalt, Drogen und eine mit Sicherheit nicht jugendfreie
Sprache werden die Sittenwächter sicher wieder auf den Plan rufen.
Aber es zeigt auch eindrucksvoll, was vor allem in den USA zur
damaligen Zeit im Argen war (und heute noch teilweise ist) und
warum die Gruppe mit dieser brachialen Art der Musik überhaupt
Erfolg. Gangsta-Rap scheint heutzutage fast ausgestorben zu sein,
aber anhand des Films und seiner einzelnen Themen (z.B. der zur
damaligen Zeit vorherrschende und im Film thematisierte Fall Rodney
King) weisen große Parallelen zur heutigten Zeit auf und werden
auch wieder Gangst- oder Protest-Raps über kurz oder lang entstehen
lassen.
Die Rap-Fans wird es freuen und der Film ist für Sie garantiert ein
Schmaus für die Augen und vor allem die Ohren. Hier werden
Erinnerungen an die eigene Jugend und Klassiker des Hip-Hop
wach.
Klare Empfehlung für alle Rap-Fans und alle Nicht-Rap-Fans die sich
trauen ;).
Endwertung (Durchschnitt):
9,1/10P.s. versucht es in O-Ton zu gucken. Tonwertung wäre dann 10/10
und die Endwertung 9,7/10.