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Hacksaw Ridge - WW2 Drama von Mel Gibson

Gestartet: 05 Feb 2015 09:14 - 159 Antworten


Veröffentlichung:
09.06.2017
Laufzeit:
139 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
Geschrieben: 07 Feb 2017 19:30

hibb

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Die erste Hälfe fängt wie eine grausame Nicholas Sparks Verfilmung mit kitschiger Liebesgeschichte und Familiendrama an. Die Liebesbeziehung verschwindet anschließend immer mehr aus dem Fokus, der Kitsch jedoch bleibt. Die darauf folgende Ausbildung schwankt irgendwo zwischen Außenseiterdrama, humorvollen Einschüben und Moralpredigerei. Ich denke es ist kein Spoiler wenn man verrät, dass seine Kameraden und Ausbilder ihn anfangs noch aufgrund seiner Ansichten verabscheuen, im späteren Verlauf aber ihr Verhalten ihm gegenüber bedauern. Gibson legt seine Story-Finten einfach zu offensichtlich. Auch warum die Figur jede Form von Gewalt strikt ablehnt wird denkbar simpel dargestellt: Ein Streit eskaliert und dann hängt da plötzlich ein Gemälde mit christlichen Geboten. Fertig.

Wenn Doss anschließend in den Krieg zieht, wird es zwar thematisch ernster, aber die Umsetzung wird nicht weniger problematisch. Gibsons Darstellung des Krieges ist zwar schonungslos, doch wird Gewalt und Chaos fast schon ästhetisiert. Es folgen dutzende Zeitlupeneinstellungen von sterbenden Soldaten, Dauerfeuerwerk und Zerstörung, meist von theatralischer Streichermusik unterlegt. Das sieht handwerklich zwar sehr gekonnt aus, bleibt aber moralisch fragwürdig, inwiefern hier nicht eine gewisse Faszination für das Geschehen erreicht werden soll. Die wahre Grausamkeit wird fast ausschließlich über graphische Gewalt und Splatter visualiert, was zwar authentisch anmutet, zugleich aber etwas plump wirkt.

Gerade während der Kriegshandlungen trägt Gibson ganz dick mit Pathos auf. So verschiebt sich der Fokus immer mehr auf Heldenmut, Hingabe und Glaube: Es werden Befehle verweigert, aufopferungsvoll dutzende Soldaten gerettet (egal ob Freund oder Feind), Granaten weggetreten und sich an Gott geklammert („Please lord, help me get one more!“). In einer Szene wäscht sich Desmond den Dreck und das Blut nach einer Schlacht ab. Gibson inszeniert diese Nichtigkeit wie eine seelische Reinigung indem er die Kamera sehr lange draufhält, die durchscheinende Sonne bildet einen Heiligenschein. Der Film ist voll von solchen religiösen Anspielungen. Desmond Doss wird zu einem religiösen Heilsbringer erhoben, der Zuschauer soll möglichst bekehrt werden. Die schwülstige Musikuntermalung diktiert dem Zuschauer immer genau was er fühlen soll. Die Manipulation ist hier besonders störend, da sie nicht nötig gewesen wäre. Die Geschichte um die Figur -sofern sie nur annährend wahr ist- sollte ausreichen um den Ausnahmestatus dieses Helden zu zementieren. Dass die Figur selbst ein strenger Christ ist wird mehrfach aufgegriffen, was für die Charakterzeichnung auch wichtig ist, aber man hätte diese Glaubenstreue nicht in den Mittelpunkt rücken müssen, immerhin rettete Desmond die Soldaten und nicht sein Glaube. Wenn die Soldaten ihn mustern wie ein Märtyrer und noch den Einsatz verzögern bis er das Gebet beendet um dann anschließend mit neuem Elan in die Schlacht zu ziehen, hätte Gibson ein wenig Distanz zum Glauben wahren können.

Was macht Hacksaw Ridge dann eigentlich gut? Einen Kriegsfilm über einen Pazifisten zu machen ist eine frische Idee und schon längst überfällig gewesen. Zwar hat der Film Probleme in nahezu allen Bereichen, aber der Mix aus Familiendrama, Liebesgeschichte, Ausbildung mit Außenseiterproblematik und Kriegsgeschehen ist selten langweilig. Des Weiteren ist die handwerkliche Qualität auch nicht von der Hand zu weisen. Man ist auch gewillt manchen Fauxpas zu ignorieren, da die vermittelten Werte trotz problematischer Darstellung immer noch ehrenwert sind. Hätte Gibson sich weniger auf simple Denkmalsetzung und Glorifizierung von christlichen Werten versteift, sondern den Sonderstatus der realen Figur authentischer und pathosfreier umgesetzt, wäre es wohl ein richtig guter Anti-Kriegsfilm geworden.

(6/10)

P.S. zum Thema Oscarnominierungen:
Ich halte fast alle Nominierungen für ungerechtfertigt. Andrew Garfield spielt nicht mehr als solide, hat aber den großen Vorteil einen amerikanischen Helden spielen zu dürfen. Gibsons Regie ist nie dezent, sondern ständig drüber. Leise Töne schlägt er nie an. Thematisch kann der Film nicht näher an den Vorlieben der Academy liegen (amerikanisch, religiös, Heldentum, basierend auf wahrer Begebenheit, moralisierend) was vermutlich auch die Nominierung als besten Film erklärt. Wie bereits viele andere Filmformate statierten: Gibson kann froh über die Nominierung sein und es als Rehabilitierung in Hollywood ansehen. Für mehr Zuspruch wird es nicht reichen.
Geschrieben: 08 Feb 2017 10:44

ReVo

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|+ Schlachtszenen intensiv, brutal und inszenatorisch auf dem Gipfel! Audiovisueller Schmaus
|+ Die Ausbildung ist eine angenehme Mischung aus Situationskomik und Belastungsprobe für Doss
|+ Die Motivation, die Prinzipien sowie der Glaube von Doss sind glaubwürdig erzählt und dem Zuschauer einleuchtend mit genügend Vergangenheitsaufarbeitung nahe gebracht
|+ Hugo Weaving nach langem noch mal in einer positiven Erscheinung
|+ Vince Vaughn ist eine mutige Wahl, die mir gefiel - ich kann aber auch verstehen das die Wahl häufig von vielen kritisiert wird


|- Patriotismus und Religion bekommen eine Menge Raum, jedoch entsprach das vorab auch meiner Erwartung und passt zu dem Film bzw. Thema!


09 / 10 Punkte
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Geschrieben: 20 Feb 2017 22:31

agentsands

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Dank iTunes nun meine Wertung.
Ein Film wie ein Faustschlag in die Magengrube, denn an einem der schlimmsten Orte zeigt er tiefste Menschlichkeit im Angesicht der Entmenschlichung der Materialschlacht, in welcher Menschen eher Verfügungsmasse denn Lebewesen sind.
Ja, er erzählt eine unfassbare Heldengeschichte, aber das macht die Geschehnisse nicht weniger wahr. Mel Gibson kann keine schlechte Regie führen, denn hier ist wieder einmal alles grandios. Die Darstellerriege spielt intensiv, zutiefst menschlich und die 140 Minuten fliegen nur so dahin in diesem intensiven Werk. Andrew Garfield zeigt wieder einmal was er kann und brilliert in der Rolle des leicht ungewöhnlichen Mannes, der seiner Überzeugung folgt wie kaum ein anderer. Seine Art zu spielen macht Desmond Doss leicht zugänglich und das ohne groß effekthaschend Reden zu schwingen. Die Dialoge sind erfrischend realistisch und fernab jeglicher Actionschiene.
Großartig fand ich auch Hugo Weaving und Vince Vaughn, die ihre Rollen extrem überzeugend spielen und gerade Weaving ist so greifbar real dass es faszinierend ist, diesem Mann zuzuschauen.
Die Schlachtszenen sind so ziemlich die besten Weltkriegsszenen, die jemals gedreht wurden. Intensiv, grafisch und so lebendig, dabei stets mit ruhiger Hand ohne Schnittgewitter. Das Grauen ist greifbar.
Patriotismus konnte ich überhaupt nicht in ungesunden Dosen entdecken, denn hier wird nicht polemisch instrumentalisiert oder heroisch fabuliert, hier wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der tut was er für richtig hält.
Nah an der Perfektion.
9,5/10
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Geschrieben: 21 Feb 2017 10:54

hibb

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An diejenigen, die von dem Film begeistert sind:

Empfandet ihr nicht es nicht als störend, dass Gibson extrem intensive Kriegsszenen mit B-Movie Material mischt? Mal im ernst, in einer Szene nimmt ein Soldat den Torso eines gefallenen Soldaten als Schutzschild, trägt mit seinem anderem Arm ein fettes Gewehr und läuft ballernd auf die gegnerische Stellung zu und trifft auch noch sämtliche Soldaten. Sowas könnte auch 1 zu 1 in einem Rambo-Film vorkommen, hier wirkt es eher unpassend und befremdlich. In einer anderen Szene wird ein verwunderter Soldat auf eine Art Trage gelegt und von Doss aus dem Kriegsgebiet herausgezogen, während der Verwunderte im Dauerfeuer sämtliche Verfolger abknallt. Das wäre eine nette Szene in einem Action-Blockbuster, in einem ernsten und realistischen Kriegsfilm hingegen wirkt das zu choreographiert. Auch Hinducken und Deckung nehmen wird nur sehr spärlich genutzt, angesichts des Chaos drumherum ist so ein Verhalten wenig nachvollziehbar und wirkt fast schon unrealistisch. Die Szene wo er eine Granate wegkickt wirkte auch eher unfreiwillig komisch als dramatisch. Solche Szenen kamen mir einfach zu oft vor, sodass ich ständig aus dem Geschehen gerissen wurde.

An einer Stelle weiteren Stelle regnet es Blut von einer Klippe. Bei Evil Dead sah das auch ganz witzig aus, hier wirkt es eher abgedroschen. Gibson will mit aller Härte unterstreichen, wie grausam doch Krieg ist, außer über graphische Mittel weiß aber nicht so recht wie er das Gefühl transportieren soll. Außerdem wird sehr krampfhaft Desmond zu einem Helden gemacht, das hat man aber schon recht früh kapiert, weshalb es irgendwann eher nervig wird. Von der schwülstigen Musikuntermalung ganz zu schweigen. Emotionen werden dadurch schon sehr stark diktiert anstatt sie sich entfalten zu lassen.

Mich hat der Film eher an ein Action-Film vor realem Hintergrund als an ein Kriegsdrama erinnert. Hacksaw Ridge ist mMn deutlich näher an sowas wie Windtalkers als an einem der großen Klassiker... und Windtalkers zählt bestimmt nicht zu den Sternstunden des Genres.
Zitat:
Zitat von agentsands
Seine Art zu spielen macht Desmond Doss leicht zugänglich und das ohne groß effekthaschend Reden zu schwingen.
Hmmm schwierig. Viele Dialoge wirkten mMn so, als wenn der Autor unbedingt noch einen gefühlsduseligen Spruch einbauen wollte, den Doss wohl nie so gesagt hätte.
SPOILER! Inhalt einblenden
 
("With the world so set on tearing itself apart, it don't seem like such a bad thing to me to want to put a little bit of it back together.", "Most of these men don't believe the same way you do, but they believe so much in how much you believe." "I don't know how I'm going to live with myself if I don't stay true to what I believe.")
Nicht weil ein einfacher Bauern- bzw. Handwerkerlümmel war, sondern weil Menschen umgangssprachlich nicht so reden. Das sind halt typische Filmdialoge, die inspirierend wirken sollen und das Verhalten einer Figur näherbringen soll. Und ja, ich musste die Dialoge nochmal googlen. :)

Fandet ihr den wirklich kein bisschen cheesy oder dick aufgetragen? Bin sehr überrascht, dass das hier bisher keiner außer mir wenigstens mal erwähnt hat. Man darf den Film ja trotzdem mögen.
Geschrieben: 21 Feb 2017 13:56

agentsands

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Du weißt schon dass der Spruch so passiert ist? Ist ja protokolliert.
Und die Szene mit Vince ist ebenso so ähnlich passiert, nur das man sicher nicht diese Menge an Feinden hatte.
agentsands
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Geschrieben: 21 Feb 2017 18:32

hibb

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Weiß ich nicht. Eine kurze Recherche hat mir auch nicht die passenden Antworten geliefert, das Zitat taucht nur im Zusammenhang mit dem Film auf. Aber auch wenn es stimmt, es wären mir dann immer noch zu viele massengefällige Elemente vorhanden. Die Szene mit Vaughn ist ein gutes Beispiel für Gibsons Umgang mit wahren Begebenheiten. Kann natürlich alles wirklich so passiert sein, aber er muss diesen Moment wieder filmisch übertreiben bzw. -inszenieren. Ist halt spektakulär statt packend. Sehen viele wohl als kleinlich an, aber bei der Combo Biographisch + historischer Kriegshintergrund finde ich so eine Herangehensweise eher unpassend.
Geschrieben: 25 Feb 2017 23:22

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Ich denke nicht, dass Gibson unbedingt einen superrealistischen Film abliefern wollte. Die erste Hälfte ist ja auch schon sehr überzogen, nur in die andere Richtung halt. Finde das passt insgesamt gut zusammen. Harter Kontrast der beiden Filmhälften.
Geschrieben: 21 März 2017 12:29

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Hoffe es wird noch eine UHD mit Atmos angekündigt :mad:
Geschrieben: 30 Mai 2017 15:41

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Geschrieben: 30 Mai 2017 16:28

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Freue mich so auf den Streifen in UHD. Egal ob Atmo oder nicht, der Sound passt auch so ganz gut.


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