Passend zum 25. Jubiläum hat Nipponart am 12. Dezember letzten
Jahres eine Jubiläums-Edition zu Ghost in the Shell im schicken
Mediabook auf Blu-ray veröffentlicht, die hier bereits ausführlich
vorgestellt und besprochen wurde. Nun wurde, nur knapp sechs Wochen
später vom gleichen Vertrieb eine weitere Mediabook-Edition
hinterhergeschoben, welche den Titel
Ghost in the Shell
2.0 trägt. Diese sollte man aber keinesfalls mit der
Fortsetzung zu Masamune Shirows Meisterwerk verwechseln, denn deren
Name lautet nämlich Ghost in the Shell 2: Innocence. Vielmehr
handelt es sich bei der 2.0-Variante um eine überarbeitete Fassung
des Originalfilms von 1995, welche erstmals am 12. Juli 2008 in
Japan, in wenigen ausgewählten Kinos, aufgeführt wurde.
Story
Im Jahr 2029 hat sich die Technik derart
weiterentwickelt, dass ein Großteil der Menschen Cyborgs sind und
ihre Körper ganz oder zum Teil durch künstliche Implantate ersetzt
haben. Selbst das menschliche Gehirn lässt sich teilweise durch ein
sogenanntes Cyberbrain ersetzen, mit dem das Leistungspotenzial
erheblich gesteigert werden kann. Verpackt in einer Biokapsel, der
sogenannten Shell, stecken so in jedem Cyborg menschliche
Gehirnzellen mit dem Geist (Ghost), der die Identität und
Persönlichkeit enthält. Die Shell ist allerdings nicht komplett
gegen Angriffe geschützt, denn einem unbekannten Hacker namens
Puppet Master gelingt es, die Sicherheitsbarrieren des künstlichen
Gehirns zu überwinden und seine Opfer zu manipulieren und zu
kontrollieren. Dies ruft die geheime Sektion 9 auf den Plan, deren
fähigste Einsatzkräfte Major Motoko Kusanagi und der Kriegsveteran
Batou dem Puppet Master das Handwerk legen sollen. Doch der geht
sehr geschickt vor, denn alle gefassten Personen haben keine
Erinnerungen mehr an ihre Taten.
Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei
Ghost in
the Shell um ein Meisterwerk, das auf einem Manga von
Masamune Shirow aus dem Jahr 1989 basiert und mehrfach als Anime
umgesetzt wurde. Die erstmals 1995 veröffentlichte Filmadaption von
Mastermind Mamoru Oshii zählt auch heute noch, zusammen mit Akira
aus dem Jahr 1988, zu den besten Science-Fiction-Animes und gilt
seither als wichtigster Wegbereiter für den internationalen
Durchbruch des Anime-Genres. Bis heute erschienen insgesamt ein
Fernsehfilm, zwei TV-Serien, diverse Videospieladaptionen sowie
drei Kinofilme – einer davon ist
Ghost in the Shell
2.0, der eine remasterte Version des ersten Films
darstellt. Die aufwendige Restaurierung aus dem Jahr 2008 wartet
mit knapp 50 neu gestalteten Szenen auf, die teilweise durch
3D-Computer-Animationen ersetzt wurden. Mindestens genauso
aufwendig ist auch die anspruchsvolle Geschichte des Films, die im
futuristischen Japan im Jahr 2029 angesiedelt ist. Alle darin
vorkommenden Charaktere, allen voran Major Motoko Kusanagi, welche
seit ihrer frühesten Kindheit einen vollständig künstlichen Körper
besitzt und sich bei Sektion 9 auf Nahkampf sowie Hacken
spezialisiert hat, sind hervorragend und mit viel Liebe zum Detail
herausgearbeitet.
Bei der Jagd nach dem Puppet Master ist es auch überaus interessant
zu sehen, welch kreative Ideen schon vor über 25 Jahren in diese
Produktion eingeflossen sind. Die Menschen verwenden thermooptische
Camo als Tarnung, es gibt künstlichen Augen, die wie aufgesetzte
Kameraobjektive wirken, futuristische Waffen sowie Kampfroboter und
auch die Darstellung der Cyborgs und ihrer künstlichen Körper ist
sehr gelungen. Man darf hier wirklich gespannt sein, wie die
demnächst anstehende Realverfilmung mit Darstellerin S. Johansson
(
Lucy) in der Hauptrolle aussehen wird,
für die sich Regisseur Rupert Sanders (Snow White and the Huntsman)
verantwortlich zeichnen wird. Über das Produktionsbudget wird
derzeit noch spekuliert, aber alleine die Tatsache, dass Steven
Spielberg mit seiner Firma DreamWorks involviert ist und auch
Paramount Pictures wohl mit an Bord sein wird, lässt auf etwas
Großes hoffen.
Bildqualität
Bei
Ghost in the Shell 2.0 scheint
das gleiche Bildmaster verwendet worden zu sein, das auch bei der
25 Jahre Jubiläums-Edition des Originals zum Einsatz kam. Der
Transfer im Seitenverhältnis von 1.85:1 (16:9) ist – unter
Berücksichtigung dass es sich hier um einen älteren Film handelt –
erstaunlich gut ausgefallen. Sicher, der Kontrast als auch der
Schwarzwert sind nicht immer optimal, dafür stimmen aber die Farben
und auch die Bildschärfe kann sich, wenn auch nicht in allen
Szenen, sehen lassen. Allerdings wird die 2.0-Version überwiegend
von dunklen Braun- und Orange-Tönen dominiert, während die
Original-Version durch kühle Grün- und Blau-Töne besticht. Dies
wird vor allem in den knapp 50 neu gestalteten Szenen mehr als
deutlich, die sich nicht nur dunkler, sondern auch leicht
verwaschen präsentieren. Die digitalen Änderungen sind meistens
auch passend gewählt und wirken authentischer, beispielsweise in
der Anfangssequenz des Films, wenn Major Motoko Kusanagi einen
Blick auf die futuristische Stadt wirft und danach ihren berühmten
Skydive ausführt. Diese gravierenden Änderungen des
Originalmaterials sind natürlich Geschmackssache, sehenswert sind
diese aber allemal.
Tonqualität
Der deutsche, genau wie der japanische Ton, liegt
hier jeweils in einer DTS-HD Master Audio 6.1-Abmischung vor, die
kaum Wünsche offen lässt. Der Surround-Mix nutzt sämtliche Kanäle
perfekt aus, bietet dynamisch klingende Effekte und wartet mit
einem ordentlichen Bass auf. Der komplette Soundtrack wurde hier
vom mehrfach oscarprämierten Tontechniker Randy Thorn (Star Wars:
Das Imperium schlägt zurück, Indiana Jones und der Tempel des
Todes) neu eingespielt und abgemischt und stellt die bislang beste
Vertonung des Films dar. Dieser hat dem Original-Soundtrack von
Kenji Kawai einen alternativen Mix beschert, der in George Lucas´
Skywalker-Sound entstanden ist und obendrein der Tonkulisse von
Ghost in the Shell 2: Innocence angepasst wurde. Die neue
Abmischung bringt auch eine wichtige Änderung in der japanischen
2.0-Sprachfassung mit sich, denn der Puppet Master hat in dieser
sein Geschlecht gewechselt und wartet nun mit einer sinnlichen
Frauenstimme statt – wie in der Originalfassung – einer
Männerstimme auf. Ärgerlich ist hier eigentlich nur, dass es die
früheren Sprachfassungen der 25 Jahre Jubiläums-Edition nicht auf
die 2.0-Variante geschafft haben.
Ausstattung
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Trailer zu „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“ (SD; 1:37
Min.)
-
Trailer zu „Ghost in the Shell: Solid State Society“ (SD; 2:41
Min.)
-
Trailer zu „Ghost in the Shell“ (SD; 1:57 Min.)
Das Bonusmaterial von
Ghost in the Shell 2.0 ist,
abgesehen vom wirklich sehr schön gestalteten Hauptmenü, ein Witz.
Anstatt ein paar Specials oder ein informatives Making-of über die
Entstehung der 2.0-Version auf die Disc zu packen, liefert
Nipponart hier lediglich drei japanische „Ghost in the
Shell-Trailer“, welche in SD-Qualität vorliegen. Zumindest wertet
man die Blu-ray mit einem schön gestalteten Slim-Mediabook und
einem fest integrierten sechsseitigen Booklet auf, das unter
anderem auch die Unterschiede zwischen dem Original und der
2.0-Variante bebildert darstellt.
Fazit
Auch die 2.0-Variante von Ghost in the Shell liefert eine solide
Qualität ab, genau wie auch die kürzlich erschienene 25 Jahre
Jubiläums-Edition. Der stark überarbeitete Transfer, in dem es
knapp 50 neu gestaltete 3D-Computer-Animationen zu sehen gibt,
bietet eine gute Schärfe, die aber leider nicht immer auf gleichem
Niveau bleibt. Die Farben sind ebenfalls gelungen, allerdings sind
der Kontrast und auch der Schwarzwert nicht immer ganz ausgewogen.
Vorbildlich ist hingegen der deutsche sowie japanische Sound im neu
abgemischten DTS-HD MA 6.1-Ton, der eigentlich keine Wünsche offen
lässt. Weniger vorbildlich ist aber die Tatsache, dass Publisher
Nipponart darauf verzichtet hat, die Original-Tonspuren der
Jubiläums-Edition mit auf die Scheibe zu packen. Abschließend
stellt sich aber die Frage, ob man diese überarbeitete Fassung des
Originals, die auch ohne technische Aufwertung bereits hervorragend
funktioniert, überhaupt braucht? Tatsächlich muss sich jeder Fan
diese Frage selbst beantworten, definitiv Fakt ist aber, das beide
Versionen etwas für sich haben und man auch diese zumindest einmal
gesehen haben sollte. (ron)
Wertung:
Story 10
Bild 7
Tonqualität 7
Ausstattung 1
Gesamt * 5
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte