Dune - Der Wüstenplanet (1984) (Collector's
Edition) Blu-ray ReviewFrank Herberts Science-Fiction-Saga
Dune gehört
sicher zu den einflussreichsten literarischen Werken der Neuzeit.
Von 1965 bis 1985 veröffentlichte Herbert insgesamt sechs Bände des
Zyklus, konnte ihn aber trotz allem nicht selbst abschließen, da er
vor der Fertigstellung des siebten und letzten Bands verstarb.
Jahre später sollten sein Sohn und Schriftsteller Kevin J. Anderson
(u. a. Erben des Imperiums) mit den abschließenden Bänden Jäger des
Wüstenplaneten und Die Erlöser des Wüstenplaneten das Mammutwerk
vollenden. In seiner Komplexität stellt Herberts Werk selbst
Tolkiens Herr der Ringe-Saga in den Schatten. Den Einfluss von
Dune auf die Popkultur im Allgemeinen und die
Science-Fiction im Besonderen kann man gar nicht hoch genug
einschätzen. Wer sich etwa fragt, warum ein gewisser Jabba the Hutt
aussieht wie ein Wurm und einen Wüstenplaneten beherrscht, findet
die Antwort in Herberts Geschichte, deren Handlung mehrere
Jahrtausende umfasst. Und wenn alleine der erste Band bis heute
rund 12 Millionen Mal verkauft wurde, weckt das natürlich auch
Begehrlichkeiten in anderen Bereichen der Unterhaltungsindustrie.
So arbeitete bereits Regie-Extremist Alejandro Jodorowsky in den
1970er Jahren an einer filmischen Adaption des ersten Bands, die
letztlich jedoch nie realisiert wurde. Interessant ist in diesem
Zusammenhang die im Jahr 2013 erschienene Dokumentation
„Jodorowsky’s Dune“, die sich ausführlich mit dem „größten
Science-Fiction-Film, der nie gedreht wurde“ auseinandersetzt. Als
Nächstes versuchte sich im Jahr 1979 ein gewisser Ridley Scott an
einer Adaption, warf aber bereits in der Frühphase der Produktion
das Handtuch, als er bemerkte, dass die Dreharbeiten wohl noch
mehrere Jahre seines Lebens in Anspruch nehmen würden. Nachdem die
Produzentin Raffaella De Laurentiis Der Elefantenmensch von David
Lynch gesehen hatte, unterbreitete sie ihm das Angebot, die
Sandwürmer endlich auf die große Leinwand zu hieven. Damit kam das
Projekt zwar zu einem Ende, doch bis heute tut sich die Filmwelt
schwer, Lynchs erste und einzige Mainstream-Produktion abschließend
zu bewerten.
Story:
Im Jahr 10191 n. Chr. hat sich die Menschheit längst im Universum
ausgebreitet. Das bekannte Weltall wird von Imperator Shaddam IV.
regiert, während mächtige Familien ganze Planeten beherrschen. Im
Zuge einer politischen Intrige überträgt der Imperator dem Haus
Atreides die Verwaltung über den wichtigen Planeten Arrakis. Auf
Arrakis, auch unter dem Namen Dune bekannt, wird die wertvollste
Substanz des Universums abgebaut, die einzig und allein auf diesem
desolaten Wüstenplaneten zu finden ist: das Spice. Das Spice ist
eine Droge, die unter anderem die Gilde der Raumnavigatoren dazu
befähigt, Raumschiffe über Lichtjahre hinweg zu bewegen. Da sich
die Menschheit bereits vor Jahrtausenden von hoch entwickelten
Computern emanzipiert hat, kommt dem Spice eine essentielle
Bedeutung zu. Denn ohne Spice keine Raumfahrt, und ohne Raumfahrt
würde das gewaltige Reich in viele bewohnte Einzelplaneten
zerfallen, ohne die Möglichkeit, jemals wieder Kontakt
untereinander aufnehmen zu können. Somit ist klar: Wer Arrakis
beherrscht, beherrscht das Spice, und wer das Spice beherrscht,
beherrscht das Universum. Es dauert nicht lange und der schurkische
Baron Harkonnen setzt seine Streitmacht in Bewegung, um den
Planeten zu erobern.
Wer Frank Herberts Roman gelesen hat, weiß über die Komplexität der
Story nur allzu gut Bescheid. Das Haus Harkonnen, das Haus
Atreides, die Bene Gesserit Schwesternschaft, die Gilde der
Raumnavigatoren, und so weiter - schon die literarische Vorlage
erfordert, auch aufgrund Herberts nicht ganz einfachen
Schreibstils, höchste Konzentration, um nicht mittendrin den Faden
zu verlieren. Die Zusammenhänge und Motivationen der handelnden
Personen erschließen sich erst nach und nach. Hinzu kommen
religiöse, gesellschaftliche und ökologische Themenkomplexe, die
Herberts Welt zwar ungemein bereichern, dafür aber auch noch mal
komplexer machen. Wer das Buch (und wir reden hier lediglich vom
ersten Band) gelesen hat, dürfte sich die Frage stellen, wie um
alles in der Welt das alles in einen Film passen soll, der nicht
mehr als vier Stunden dauert. Eine berechtigte Frage, auf die
leider auch ein David Lynch keine befriedigende Antwort gefunden
hat. Den direkten Vergleich mit dem Buch kann seine Verfilmung also
nur verlieren. Was nicht an der technischen Umsetzung liegt,
sondern schlicht und einfach an der Komplexität der Handlung. Doch
das ist nur der eine Aspekt. Auch wenn ein Film auf einer
literarischen Vorlage basiert, der er vielleicht nicht gerecht
wird, ist es immer noch ein eigenständiges Kunstwerk, welches für
sich selbst bestehen muss. Dabei spielt der Vergleich mit der
Vorlage erst einmal keine Rolle. Es steht sowieso zu vermuten, dass
die meisten Leute, die sich den Film anschauen, das Buch gar nicht
gelesen haben. Für sie ist der Vergleich schlicht und einfach
irrelevant.
Ist David Lynchs
Dune – Der Wüstenplanet also ein
gelungener Science-Fiction-Film? Diese Frage darf man ohne Weiteres
mit einem „Ja“ beantworten. Lynch hat einen einzigartigen Film
inszeniert, der Bilder und Charaktere erschafft, die man so schnell
nicht vergessen wird. Doch auch wenn man das Buch nicht kennt,
kommt einem die Handlung, egal in welcher Fassung, seltsam unfertig
vor. Gerne würde man von manchen Dingen, die nur angerissen werden,
noch viel mehr erfahren. Der Film findet aus inszenatorischer Sicht
nie einen ausgewogenen Rhythmus, vieles wirkt auf der einen Seite
gehetzt, während andere Szenen unnötig in die Länge gezogen werden
oder gleich komplett überflüssig sind. Das fällt vor allem bei der
177-minütigen TV-Fassung auf, die noch erratischer daher kommt, als
die zwar kürzere, aber insgesamt homogenere Kinofassung. Trotzdem
werden Science-Fiction Fans an beiden Versionen ihre Freude haben,
auch wenn sie beide nicht der Weisheit letzter Schluss darstellen.
Dune – Der Wüstenplanet ist ein Unikum in der Welt
des Films, das ebenso fasziniert wie verwirrt. Vielleicht sollte
man den Film als Appetithappen verstehen. Wer sich am Hauptgericht
versuchen will, muss wohl oder übel zu Herberts Meilenstein der
Science-Fiction-Literatur greifen.
Bildqualität:
Das Ansichtsverhältnis beider Fassungen liegt in 2,35:1 vor. Das
Bildmaterial der Kinofassung erstrahlt in exzellenter Qualität,
womit nicht unbedingt zu rechnen war. Die Detailschärfe und
Durchzeichnung liegt über weite Strecken auf allerhöchstem Niveau.
Die aufwendigen Kulissen und Kostüme der Darsteller kommen voll zur
Geltung. Teilweise ist der Detailgrad so hoch, dass man gar nicht
jede Einzelheit aufnehmen kann. Altersbedingte Verunreinigungen
wurden vollständig entfernt. In vereinzelten Szenen wird leichter
DNR-Einsatz sichtbar. Darüber hinaus sind die Farben und
Kontrastwerte natürlich und ausgewogen. Filmkorn ist nicht zu
erkennen. Die zusätzlichen Szenen der TV-Fassung liegen lediglich
in hochskalierter Standard Definition vor. Der Unterschied zum
restlichen Bildmaterial ist allerdings erstaunlich gering.
Auffällig sind die fehlenden visuellen Effekte in diesen Szenen. So
fehlen den Fremen etwa die blauen Augen oder Waffen das
Mündungsfeuer. Insgesamt kann man mit dem Bildtransfer sehr
zufrieden sein. Der recht unoriginelle Spruch auf dem Cover „Beste
Fassung weltweit“ ist daher gar nicht mal unberechtigt.
Tonqualität:
Klarer Schwachpunkt dieser Veröffentlichung ist der deutsche Ton
der Kinofassung. Dieser klingt dumpf, altbacken, undynamisch und
ist unterlegt mit beständigem Rauschen. Bedingt durch die Codierung
bleibt der Ton frontlastig. Besser macht es in dieser Hinsicht der
deutsche Ton der TV-Fassung. Wer sich einmal mit der ungewohnten
Neusynchronisation angefreundet hat, für die nicht gerade die Crème
de la crème der Synchronsprecher verpflichtet wurde, kommt in den
Genuss einer frischen und klaren Dialogverständlichkeit. Sogar eine
gewisse Dynamik lässt sich vernehmen. Darüber hinaus wird ein
munteres Stereopanorama geboten, dass sogar noch um eine
hörenswerte Räumlichkeit erweitert wird, wenn man am Receiver eine
Surroundmatrix wie Neo:X zuschaltet. Insgesamt klingt die
Neusynchronisation allerdings recht künstlich und aufgesetzt.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial präsentiert sich recht mager. Mehr als einen
Trailer und rund 14 Minuten entfernte Szenen gibt es nicht zu
sehen. Das ist bei einem Film mit einer derartig turbulenten Genese
natürlich enttäuschend.
Fazit:
Vor allem die Bildqualität der vorliegenden Blu-ray kann sich sehen
lassen. Das Material der Kinofassung hat man wohl noch nie in
besserer Verfassung erlebt wie hier. Die TV-Fassung wird durch
hochskaliertes SD-Material ergänzt. Der Qualitätsunterschied zu den
exzellent aufbereiteten Szenen der Kinofassung ist allerdings
geringer als man erwarten würde. Der deutsche Ton der Kinofassung
enttäuscht komplett, wohingegen die Neusynchronisation der
TV-Fassung vieles richtig macht – bis auf die befremdlichen neuen
Stimmen natürlich. Das Bonusmaterial ist kaum der Rede wert. Stand
heute stellt diese Ausgabe des Films tatsächlich die „Beste Fassung
weltweit“ dar.
David Lynchs
Dune – Der Wüstenplanet war
seinerzeit weder beim Publikum, noch bei den Kritikern ein Erfolg.
Objektiv betrachtet haben sich die Produzenten mit Frank Herberts
literarischer Vorlage schlicht und einfach übernommen. Dem Film
gelingt es nur sehr eingeschränkt das komplexe Geflecht der
Handlung in filmischer Form angemessen aufzubereiten. Daran ändert
auch die rund 30 Minuten längere TV-Fassung nichts. Fans sollten
sich zum Vergleich die beiden TV-Mini-Serien aus den 2000er Jahren
ansehen, die manches besser machen als der Kinofilm. Den Vergleich
mit dem Buch außen vor gelassen, liefert
Dune
dennoch hervorragende und teilweise inspirierende
Science-Fiction-Unterhaltung, die man nicht so schnell
vergisst.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 8/10
Ton: 5/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Dune - Der
Wüstenplanet Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und
unter Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)