Ich habe mir den Film gerade eben angesehen und größtenteils ist
Suicide Squad in meinen Augen eins: belanglos. Hier ist einfach
nichts dabei,was irgendwie Potential hat. Nein, und ich empfand
auch weder Margot Robbie noch Jared Leto als mehr als zweckmäßig.
Robbie etwa spielt Harley Quinn mit deftigem Overacting, so wie es
wohl nahe liegt, ohne aber für mich die Akzente zu setzen, die ihre
Leistung hier als mehr als "in Ordnung" durchgehen lassen würden.
Ähnlich Leto: Sein Joker ist weder so intelligent-charismatisch
voller bitterböser Philosophie wie Ledgers noch so durchgeknallt
unberechenbar wie Nicholsons. Eher ist Letos Version eine Mischung
aus Al Pacinos Scarface und einer Prise übermotiviertem
Football-Coach. Ist für mich eher ein Joker auf TV-Niveau und eben
auch "in Ordnung", aber kein Vergleich zu dem,was Nicholson oder
Ledger auf ganz eigene Weise aus dem Charakter zaubern
konnten.
Die Handlung des Films läuft dann im Grunde ohne Sinn und Verstand
ab und wäre auch eines Transformers würdig: Warum ausgerechnet ne
Hupfdohle mit Baseballschläger, ein Attentäter,der gut ballern kann
und der Rest der Truppe es mit zwei gottähnlichen Wesen aufnehmen
sollen, bleibt das Geheimnis der Drehbucherschreiber - Sinne ergibt
es auch für die Charaktere des Filmsnicht, denn es wird nie recht
begründet. Den Joker hätte man aus der Handlung rauslassen können
ohne das die spärliche Hauptstoryline gelitten hätte - nie ein
gutes Zeichen. Dazu haben die Charaktere alle bis auf Harley Quinn
und Deadshot keinerlei Profil und agieren allesamt extrem
sprunghaft:
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Joa, wenn Deadshot sentimental wird wegen den
Briefen seiner Tochter, ist das schon ne Nummer,damit auch die
restlichen Schurken fast losheulen und plötzlich ihren voherigen
Entschluss rückgängig machen, aufzugeben. Dann zieht man halt doch
wieder gemeinsam los.
Überhaupt wirkt alles an den Haaren herbeigezogen: Die Charaktere
interagieren fast nicht, Deadshot nervt El Diablo sogar...Trotzdem
spricht letzterer wenige Minuten später davon die Truppe sei seine
neue Familie...Whoa,das kam aus dem nichts. Genau so Harley: Auf
einmal sind alle ihre Freunde und für sie wird sie zur Heldin: Why?
Sprunghafter geht es nicht, extrem schlecht geschrieben.
Auch Flagg und Waller agieren mal so, mal so:
SPOILER! Inhalt
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Den einen Typie bringen sie sofort um, als er
abhauen will...Boomerang aber nicht,denn der war im Drehbuch ja
wohl weiter eingeplant. Und als Deadshot einen direkten Befehl
verweigert - nämlich Quinn zu töten - hat das keinerlei Konsequenz
für ihn. Obwohl er damit als komplett unzuverlässig und als Gefahr
gelten müsste. Aber passte wohl auch nicht ins Drehbuch,also zuckt
man mit den Schultern und lässt ihn eben machen worauf er Bock
hat.
Dazu kann der Film sich für keinen Stil entscheiden. Es wirkt als
hätten zwei oder drei Regisseure rumgemacht:
Regisseur Nummer 1 dachte: "Also eigentlich will ich ein cooles
Musikvideo machen. Ich hab aber seit 30 Jahren keine neuen Songs
mehr angehört, also baller ich mal die ganzen Klassiker meiner
Jugend rein, egal ob das nun passt oder nicht und bastel mir
jeweils ein paar Szenen dazu zurecht."
Regisseur Nummer 2 war ne ziemliche Heulsuse und wollte einfach
ohne Vorlauf klischeehaftes Melodrama drehen. Dafür hat er dann
schmalzige Musik hergenommen und kam bei den Rückblenden und im
finale um Enchantress zum Zug.
Regisseur Nummer 3 hatte Lust auf ne Comic-Verfilmung mit
Action,wollte aber eigentlich keinen Blockbuster, sondern was mit
Indie-Stil machen...Daher gibts dann auch nur ne extrem düstere,
generische Stadt als Setting und die Action wirkt eher leicht
billig.
Ja, was denn nun? Der Film macht mal dies, mal das, aber nichts ist
zuende gedacht: Anfangs fliegen da etwa bei der Vorstellung der
Charaktere lustige Texte rein wie bei Scott Pilgrim...Paar Minuten
später heulen Flagg und diese Dr. Heulsuse (Name schon vergessen)
sich aus, weil Enchantress ran muss. Dann kommt wieder ne
überkandidelte Comic-Szene mit Harley...So wird das nix, Leute.
Einen gewissen, trashigen Unterhaltungswert kann ich dem Ergebnis
nicht absprechen, würde Suicide Squad in Punkten ausgedrückt aber
so bei Batman v Superman sehen - 4/10. Erstaunlich ist für mich,
dass Warner hier wirklich konsequent eine Gurke nach der anderen
rauspumpt.